Noch einmal zum ’Archaeopteryx der Audioorganologie
(Ende 2012/Anfang 2013 in Hinsicht auf den 80sten Geburtstag von Herbert Hörz entstanden.)

Den Begriff ’Archaeopteryx der Audioorganologie’, habe ich zur aphoristisch-analogiesierenden Charakterisierung der Problematik die sich angesichts von Bemühungen zur genaueren systematischen und entwicklungsgeschichtlichen Einordnung von bestimmten Tongeneratoren innerhalb der Gesamtheit von Musikinstrumenten ergibt, schon seit vielen Jahrzehnten immer wieder gerne verwendet.
Es geht dabei um Musikinstrumente, bei denen eine Zunge in ’doppelspaltverkoppelter’ Weise zum tonerzeugenden Schwingen angeregt wird. Ein entsprechendes Ein- oder auch Durchschwingen einer solchen Zunge, innerhalb eines entsprechend effektiv-präsise angelegten Doppelspaltes.
Dabei haben wir es – ob nun bei entsprechenden Zupf- oder auch Blasinstrumenten - mit einem besonders bemerkenswerten und bis heute physikalisch noch keineswegs völlig geklärten akustischen Vorgang zu tun, welcher zudem in besonderer Weise mit bislang noch ebenfalls weitgehend ungeklärten Fragen audioorganologischer Evolution und entsprechend aufschlussreichen Entwicklungsübergängen verbunden ist.
Mir begegneten bei dieser Art von Begriffsbeanspruchung, welche ich auch gerne speziell auf Maultrommelinstrumente bezog, allerdings auch immer wieder ein spezifisch ’biologie-arrogantes’ Unverständnis sowie die verschiedensten sonstigen Unwilligkeitsreaktionen, letztlich aber auch (zumal innerhalb wiederum ganz andersartiger sonstiger „Verzwicktheiten“) weitere spezifisch hinderliche Begleitbedingungen zu meinen sonstigen philosophischen Forschungen.(01)
Aber auch mit meinen späteren wissenschaftlichen Aktivitäten und Arbeiten zur methodologisch-systematischen Bedeutung der Funktionsweise von Maultrommeln, die sich keineswegs nur an philosophisch orientierte Biologie-Spezialisten, sondern eher im Sinne eines prinzipiell besseren Musikinstrumentenverständnisses, an die Musikinstrumentenkunde und die Musikethnologie richteten, stieß ich immer wieder auf (dort freilich wieder anders geartete) Formen von Ablehnung, und vornehmlich bei dem akademisch spezifisch etablierten Spezialisten für Volksmusikinstrumente, Erich Stockmann, aber dann insbesondere auch bei den Musikethnologen Josef Kukertz, und Marianne Bröcker (sowie auch wieder anderen Systematikern und Musikwissenschaftlern), auf demonstrative Formen von akademischer Verstehensunwilligkeit und fachspezifischem Unverständnis.(02)
Einen Weg, um mich aus diesen Wissenschaftsverklemmtheiten vielleicht herauszuhebeln, glaubte ich damals auch darin zu sehen, dass sich die Akzeptanzbedingungen zu meinen diesbezüglichen Auffassungen und Forschungsergebnissen, vielleicht auch mittels einer ingenieurtechnischen Verwirklichung meiner entsprechenden Vorstellungen zur Verbesserung der Funktionsbesonderheiten solcher Instrumente und ihren von daher dann auch abzuleitenden Weiterentwicklungsmöglichkeiten, ebenfalls verbessern lassen könnten, wobei mir dazu eine Zusammenarbeit mit dem professionellen Maultrommelhersteller Frieder Schlütter aus Zella-Mehlis, zunächst als besonders geeignet erschien.
Ein Musikant und Metallfacharbeiter wie ich, ein solide akribischer Hersteller von verschiedenen Volksmusikinstrumenten (womit auch ich mich, wenn auch mit anderen Motivationen, schon lange befasst hatte) und ein handfester Ingenieur, welcher mir letztlich auch insofern nahe stehen konnte, als dass ich nach Auffassung meiner Maschinenschlosser-Lehrmeister, eigentlich auch unbedingt ein solcher hätte werden sollen.(03) Ich hatte also vor, ihn in diesem Sinne mit bestimmten, mir mit Gewissheit als erfolgversprechend und auch patentwürdig erscheinenden technischen Ideen zur Herstellung neuartig verbesserter Maultrommelinstrumente, - so wie ich sie schon seit Langem gedanklich und auch physikalisch-experimentell entwickelt hatte - näher vertraut zu machen.
Ein Vorhaben, welches ich dann aber wieder aufgab, als sich für mich immer deutlicher abzeichnete, dass dies wohl inzwischen mit ihm, insbesondere durch das fatale Einwirken bestimmter musikethnologischer Wissenschaftspersönlichkeiten, aussichtslos geworden war. Ein Vorgang der mir, als deutliches Beispiel für entsprechend verfehltes Wirken von Wissenschaft, auch hier als erwähnenswert gilt, zu dem ich mich allerdings schon an anderen Stellen, eingehender geäußert habe.(04)
Ein nächster, dann etwas anders angelegter Versuch in dieser Richtung, bestand für mich darin, dass ich für das Jahr 2003 vorhatte ein solide selbst hergestelltes Experimentalmodell(05) eines entsprechend weiterentwickelten Maultrommelinstrumentes, anlässlich eines geplanten Beitrages zum 70. Geburtstag von Herbert Hörz vorzustellen und ihm dann als Geschenk zu übergeben, zumal dies bei mir damals, als sich noch keinerlei Hoffnung für eine wissenschaftliche Rettung meiner Musikinstrumentensammlung (und also auch aller meiner darin enthaltenen Maultrommelinstrumente) absehen ließ, mit dem Gedanken verbunden war, dass ein solches, dann auch entsprechend gründlich dokumentiertes Experimentalmodell, doch im Professorenhaushalt von Herbert Hörz mit entsprechend großer Sicherheit erhalten bleiben könnte.
Dieses Vorhaben hat sich allerdings im Zusammenhang mit meiner damals plötzlichen schweren Erkrankung nicht mehr verwirkliche lassen, und ich konnte dies dann Herbert Hörz nur noch mit dürren Worten im Nachhinein erklären,(06) wobei ich, im Zusammenhang mit den im Verlaufe meiner dann längerwährenden Krankenhausaufenthalte erfolgenden mehrfachen Einbrüchen in der zuvor seit Jahren von mir eingerichteten ’Forschungsstelle für Vergleichsanalytische Organologie’ sowie entsprechender Zerstörungen meiner Experimentalwerkstatt, niemals wieder in die Lage kam, ein derartiges Experimentalmodell wenigsten noch nachträglich herstellen zu können.
Dann hatte ich mir, nachdem ich mich zwischendurch gesundheitlich allmählich wieder etwas aufrappeln konnte, vorgenommen dies vielleicht (wenn nun auch in nicht so akribischer Form wie zuvor angestrebt) zu seinem 80.Geburtstag nachholen zu können, bin inzwischen aber gesundheitlich wiederum in eine noch viel schwierigere Lage geraten, und habe mich also in dieser wiederum neuen Situation, - aber immer noch im Sinne meines entsprechend alten Ansinnens - entschlossen, nun zu versuchen, meine näheren Vorstellungen zu einem solchen, meiner Auffassung nach auch in ingenieurtechnisch effektiver Weise als Massenartikel herstellbaren und auch innerhalb aller Kulturen auf unserem Planeten effektiv zu vertreibenden Musikinstrument, hier in entsprechend verbal-komprimierter Form ’offen zu legen’.
Also:
Wenn man akzeptieren kann(07) das die jeweilige Spaltpräzision zwischen schwingender Zunge und den entsprechend gestalteten Innenrahmenseiten von Maultrommelinstrumenten(08) für deren Funktionsweise von jeweils besonderer Bedeutung sind, und damit im Zusammenhang, in der Geschichte des Gebrauchs solcher Instrumente, auch immer wieder das musikantische Bedürfnis zu vermerken ist, jeweils solche, verschieden gestimmt doppelspalteingerahmte Zungen in möglichst effektiv-enger akustischer Ankopplung vor der Mundhöhle, auch kurz hintereinander oder eben auch nahezu gleichzeitig, anzupfen zu können,(09) so sollte - zumal auf der Grundlage meiner dazu entsprechend vorliegenden Maultrommelanalysen(10) - auch der dann letztlich doch einfache Gedanke nahe liegen, etwa in einer entsprechenden Kombination von einer mittleren langen Maultrommelzunge und an deren beiden ’Wurzel-Kanten-Seiten’ jeweils rechts- und linksseitig eng-naheliegend (aber nicht berührend - sondern eben nur ’spaltbildend’) angebrachten kürzeren Zungen, ein mit derartig nahe nebeneinander liegenden drei Zungen ausgerüstetes und insofern dann auch über drei entsprechende Tonarten verfügendes, völlig neuartiges Maultrommelinstrument zu entwickeln: Eine entsprechend komprimiert-kombinierte ’Mehrfachmaultrommel’, bei welcher innerhalb des dafür speziell zu konstruierenden geschlossenen Rahmens, die erforderliche beidseitige Spaltpräzision für die lange Zunge im oberhalb der kurzen Zungen liegenden Rahmenbereich (ganz so wie etwa bei gut konstruierten europäischen Metallmaultrommel bislang ohnehin schon) doppelseitig innerhalb des Rahmens realisiert wird und die ebenfalls erforderliche Spaltpräzision für die beiden kürzeren Zungen dann eben unter entsprechender Ausnutzung der beiden ’Wurzel-Kanten’ der längeren mittleren Zunge im dort jeweils darunter liegenden Bereich einzurichten wäre. Auf diese Weise können diese beiden mittleren Wurzelzungenkanten (vor allem wieder im oberen Bereich der beiden kürzeren Zungen) eben auch für die kurzen Zungen als entsprechend spaltwirksame ’Innen-Rahmenkanten’ genutzt werden. Die dann noch seitens der anderen beiden Kurz-Zungenseiten andererseits zu gestaltende Spaltpräzision (bzw. die dabei dort entsprechend zu vollendende ’Doppelspaltigkeit’), müsste dann jeweils wieder an den entsprechenden beiden inneren ’Außenrahmenbereichen’ der entsprechenden Rahmenkonstruktion eingerichtet werden.(11)
Wenn man dazu dann auch noch die in meiner speziellen Abhandlung „Über die Wechselseitigkeiten von Instrumentalkonstruktion und Klangmöglichkeiten bei Maultrommeln“ wiederum ausführlich dargelegte Bedeutung von ’Massenproportioniertheit’ für Maultrommelinstrumente akzeptieren kann,(12) so liegt auch auf der Hand, dass ein dementsprechend ’gewichtig’ konstruiertes Instrument dann auch geeignet ist, nötigenfalls weitgehend berührungsfrei vor der Mundhöhle, und so insbesondere auch ohne das für europäische Maultrommelinstrumente doch ansonsten traditionell vorwiegend übliche Anlegen an die Zähne des Spielers, effektiv genutzt zu werden.
Eine Nutzung, welche dann auch wieder ganz andere (von mir in meinen Arbeiten dazu ebenfalls eingehend erläuterte) Spieltechniken und dabei auch musikantisch neuartige Harmoniekombinationen und Harmonie-Wechsel, beim Spiel mit solchen Instrumenten ermöglicht.
Ein solches Instrument stünde damit ganz zweifellos auch auf einer gänzlich neuartigen Entwicklungsstufe von Maultrommelinstrumenten.
Dabei kann aus meiner Sicht zunächst nahe liegen, dass ein derartiges, zunächst vielleicht in der geschilderten Art ’dreistimmig’ (aber in entsprechender Kombinationserweiterung natürlich auch noch ’mehrstimmiger’) zu konzipierendes Instrument, etwa mit seiner großen mittleren Lamelle für das Spiel der Tonika (beispielsweise der entsprechenden Töne der C-Natur-Tonleiter) und des Weiteren mittels der beiden kurzen Zungen für entsprechendes Spiel von Dominante und Subdominante (also dann der G- und der F-Naturtonleiter) eingerichtet werden sollte.(13)
Es wären aber - mit wieder anderen Zungenkombinationen - auch ganz andere Harmoniekombinationen zu gestalten und im Weiteren auch ein ganz anderes Problem bisherigen Maultrommelspiels, nämlich die bei diesen Instrumenten grundsätzlich vorliegende Armut an Spielmöglichkeiten in Richtung auf Molltonarten, nun ebenfalls besser zu bewältigen und entsprechend reichhaltig zu gestalten.
Die zur effektiven Nutzung und Entfaltung derartiger besonderer Entwicklungsmöglichkeiten entsprechend erforderliche ’Massenproportioniertheit’, also eine dabei jeweils entsprechend erforderliche ’Gesamt-Schwergewichtigkeit’ solcher Kombinationsinstrumente, wäre dann vor allem im Zusammenhang mit dem deutlich gewichtig zu konzipierenden Grundkörper des Instrumentes, also dem, die ganze übrige Konstruktion tragenden Element,(14) zu gestalten, welches jeweils sowohl den geschlossenen Rahmen als auch die dann innerhalb dieses Rahmens entsprechend spaltpräzise einzurichtenden Zungen, aufzunehmen hätte.
Soweit mein Versuch einer verbal-komprimierten Darstellung, zu der ich denke, dass
sie bei letztlich akribisch unternommener Zurkenntnisnahme dieses Textes, gerade auch im Zusammenhang mit meinen anderen Arbeiten zu diesem ’Archaeopteryx-Instrument’, genügend exakt-eindeutig ist, und als solche auch wissenschaftlich exakt zur Kenntnis genommen werden kann, wozu ich mir allerdings, auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen hinsichtlich gegenwärtiger Musikwissenschaften, wohl nur geringe Hoffnungen machen kann.
Dass aber die hier vorgelegte Konzeption zur Herstellung ganz neuartiger Maultrommelinstrumente gerade auf dem Wege einer ingenieurtechnisch-industriell gesicherten Massenproduktion durchaus erfolgreich verwirklicht werden könnte und dabei, eben auch auf Grund der wohl immer währenden und auch immer wieder erweiternd neu anzuregenden, weltweiten Popularität dieses, doch stets faszinierend wirkenden Kleininstrumentes, auch höchst erfolgreich und geldeinbringend, sowie gegebenenfalls auch ’millionärsbildend’ gestaltet werden könnte, ist für mich völlig unzweifelhaft;(15) - auch wenn ein dementsprechendes Projektvorhaben hinsichtlich seiner unmittelbaren Verwirklichungschancen vielleicht von manchem doch eher als fragwürdig und vielleicht auch als letztlich eben doch „utopisch“ angesehen werden mag.
Ich möchte entsprechende Projektüberlegungen aber eher für eine sachlich konzipierte ’Real-Utopie’ (und dabei auch nicht etwa für „science fiction“) halten wollen und kann dazu auch sogleich anmerken, dass Jeder, der diese, von mir als durchaus ’millionenträchtig’ einzuschätzende Chance, nun alsbald im Sinne einer entsprechend unverzüglich anzugehenden ’Unternehmens-Verwirklichung’ eines solchen, eben auch entsprechend kommerziell zu gestaltenden, (und dann auch noch zu meinen Lebzeiten entsprechend detailliert zu konzipierenden) Projektes, hier ergreifen möchte, in entsprechend genauer Absprache mit mir, meinerseits keinerlei spätere Patentrechtsstreitigkeiten zu befürchten hätte…
Denn ich persönlich habe - wie ja eingangs bereits verdeutlicht - dabei doch etwas letztlich ganz anderes, nämlich ein aus meiner Sicht grundsätzlich erforderliches, besseres Wissenschafts-Verständnis zu audioorganologischer Technikentwicklung in ihrer systemischen Gesamtheit sowie hinsichtlich ihrer grundsätzlichen philosophischen Bedeutung, im Sinn. Und mein Nachdenken dazu, geht im Sinne meines eben auch musikantisch-philosophisch begründeten Verständnisses zu den Möglichkeiten humanadäquater Weltveränderungen, auch darüber wiederum weit hinaus, was zwar keineswegs etwa irgendwie ’zu weit’, aber von meinem hier anstehenden ’Archaeopteryx-Thema’ doch allzu leicht ’weg’, führen könnte.
Auf dieses aber möchte ich wieder zurückkommen, nachdem ich mich jetzt zu einem scheinbar ganz anderen ’Real-Utopie-Projekt’, welches ich bei all dem hier bislang Dargelegten doch viel tiefer im Sinn habe, äußern möchte.

*
Es geht mir dabei (ganz im Sinne meines ’Maultrommel-Archaeopteryx-Verständnisses’) um ein meiner Meinung nach ’real-utopisch’ denkbares Forschungsprojekt zur Erarbeitung einer bislang fehlenden, aber doch unweigerlich erforderlichen, exakt naturwissenschaftlich begründeten und entsprechend sach-logisch zu gestaltenden Systematik der ’natürlich-akustischen Musikinstrumente’, welche meiner Auffassung nach inzwischen in verbindlich weltweiter wissenschaftlicher Zusammenarbeit konzipiert und detailliert erarbeitet werden sollte.
Dazu müsste meiner Auffassung nach zunächst die Gesamtheit aller sich auf dem Gebiet entsprechender Systematikforschungen genauer abzeichnenden Forschungsinteressiertheiten weltweit erfasst werden.
Dabei kann nun natürlich auch das Internet hilfreich sein.
Es sollten da aber auch unmittelbare Anfragen innerhalb dessen, was auf diesem Forschungsgebiet möglicherweise als entsprechend ’wissenschaftsqualifizierte Gemeinschaft’ gelten kann, auch unabhängig von den doch immer wieder allzu leicht in Oberflächlichkeit abgleitenden Darstellungen und Informationen des Internets, unternommen werden.
Im Zusammenhang damit sollten meiner Meinung nach sogleich auch gezielt Fragen zu unterschiedlichen Auffassungen über die Möglichkeit der Existenz eines „Natürlichen Systems der Musikinstrumente“ bearbeitet werden, um gerade auch unter diesem Aspekt bereits anfänglich entsprechend mögliche Forschungspartner mit eventuell auch ganz unterschiedlichen Konzeptionsgesinntheiten, zu ermitteln.
In diesem Sinne wäre in dieser Anfangsphase von weltweit näherer Zurkenntnisnahme und entsprechend intensiv sammelndem Gedankenaustausch, vielleicht auch schon an die Bildung einer ersten, zunächst vielleicht noch weitgehend losen, Arbeitsgruppe zu ’methodologischen Grundproblemen’ der später in abzusprechend organisierterer Form zu gestaltenden Forschungsaktivitäten zu denken, wobei die Hauptorientierung wohl zunächst in Richtung auf genauere Forschungen zu den natürlich-akustisch wirkenden Tongeneratoren ausgerichtet sein sollte. Hier würde ich dann gerne auf einer gründlichen, aber vor allem ergebnisorientiert ausgerichteten Diskussion zu der meinerseits seit Langem dazu vorgelegten Liste von ’methodologischen Grundsätzen zur Systematisierung natürlich-akustischer Instrumente’(16) bestehen wollen.
Es sollten dabei aber keinesfalls Schranken hinsichtlich der Zusammenarbeit und einem permanent notwendigen Gedankenaustausch mit Forschungsaktivitäten zur Systematisierung auch darüber hinausgehender Musikinstrumentenentwicklungen, errichtet oder hingenommen werden.
Damit im Zusammenhang würde ich mir auch eine gründliche Erfassung bzw. Überprüfung der inzwischen bestehenden Akzeptanzmöglichkeiten zu meinem ebenfalls schon seit vielen Jahren dazu vorliegenden grundsätzlichen ’Zwei-Klassen-Vorschlag’,(17) als einem dabei vielleicht zunächst zu beschreitenden Forschungsweg, wünschen, bzw. entsprechend einfordern, wobei dazu dann auch alle entsprechend alternativen Klassifizierungskonzeptionen im Sinne des (eingangs) konzeptionell grundsätzlich formulierten Forschungsansatzes, ermittelt und vergleichend abgewogen werden müssten.
Von daher wäre dann auch die Herausbildung von möglicherweise ganz verschiedenartig konzipierten bzw. dann auch entsprechend konkurrierend agierenden - aber weiterhin durch zusammenarbeitlichen Kontakt zu verbindende, Forschungsgruppen zu befürworten, und entsprechend zu unterstützen.
Bezüglich des meinerseits bereits vorliegenden Grundgerüstes einer ’Zweiklassen-Systematik’, wäre dann – unter Berücksichtigung der dazu erfolgten Akzeptanzabwägungen bzw. entsprechender Empfehlungen und/oder Entscheidungen - auch an eine dementsprechend orientierte Forschungsgemeinschaft mit speziellerer Aufteilung in inhaltlich verschiedenartig zu gewichtende Forschungsgruppen zu denken.
Aus meiner Sicht zunächst vielleicht an eine sicherlich weniger umfangreich anzulegende Forschungsgruppe zur genaueren Erforschung und Systematisierung der im Sinne meiner Zwei-Klassenteilung als externent wirkend zu verstehenden Minderheit von Tongeneratoren. (Also solchen, wie etwa das brummende Schwirrholz, die knallende Peitsche, oder auch die heulende Lochscheibensirene usw., mit welchen entsprechende Schallereignisse letztlich auch ohne eigene oszillatorische Erschütterungen ihrer instrumentalinternen Materialien erzeugt werden können.)
Zur wohl weitaus schwieriger zu systematisierenden Mehrheit demgegenüber internent wirkender Musikinstrumente, wären dann wiederum verschiedene weitere Arbeitsgruppen zu konzipieren, welche zunächst aber nicht nur einfach unter dem Aspekt der dazu von mir bereits vorgenommenen weiteren systematischen Unterteilungen,(18) sondern eher nach entsprechenden Systematisierungs-Schwierigkeitsgraden von entsprechend auszuwählenden Musikinstrumenten aus den verschiedensten System- Bereichen der Internenten erfolgen sollte, denn sowohl auf den Gebieten der allgemeiner geläufigen modernen akustischen Musikinstrumente als auch unter den bislang eher als exotisch-ethnisch oder spezifisch folkloristisch-volksmusikantisch verstandenen Musikinstrumente, werden uns einerseits Exemplare die sich zunächst unproblematisch einordnen und systematisieren lassen als auch verschiedenartig weniger unproblematische Konfliktfälle, bis hin zu bislang wohl immer noch physikalisch sehr schwierig zu erfassenden bzw. entsprechend systemisch schwierig einzuordnenden, Tongeneratoren begegnen, so dass dazu auch entsprechend unterschiedlich konzipierte Forschungsgruppen zusammenfinden müssten.
Andererseits sollte sich da auch mindestens eine Forschungsgruppe mit den wiederum besonderen Tongeneratoren befassen, welche weder einfach zu den uns bekannten modernen natürlich- akustischen Instrumenten, noch zu entsprechend „historisch“ oder dann auch eher „ethnisch“ oder „folkloristisch“ zu interpretierenden Musikinstrumenten zu zählen wären, wobei ich dazu insbesondere auch an die von mir unter konfiguratorischem Aspekt vorgenommene Abteilung von akustisch relevanten ’Zwischenformen’, aber natürlich auch an ’Rheophone’ (also ’Flüssigkeitsklinger’) und weitere entsprechend problematische, entsprechend neuartige sowie eben auch physikalisch noch unklare(19) Schallgeneratoren denke.
Und gerade dabei würde spätestens auch deutlich werden, dass wohl auch der Aspekt der systematischen Suche nach bislang noch gänzlich unbekannten, - also entweder noch nicht erkannten existierenden, oder auch nach bislang tatsächlich noch nicht existenten, aber physikalisch eben doch möglichen, Tongeneratoren, auch im Sinne von bislang noch ganz ’unbedachten’ Tongeneratorenmöglichkeiten (also etwa im Sinne einer entsprechenden Suche nach dem, was sich noch als ’weiße Flecken innerhalb der Landkarte des natürlichen Systems der natürlich-akustischen Musikinstrumente’ befinden oder eben auch als weitere Entwicklungsmöglichkeit noch entdeckt und entfaltet werden kann bzw. könnte) eine dementsprechend orientierte Forschungsgruppe erfordern könnte, zu der aus meiner Sicht dann allerdings auch besonders zu empfehlen wäre, dass dort, abhängig von der bei derartigem ’Suchen’ entsprechenden Entstehung neuer Problemsichten; jeweils auch (sozusagen ’operativ’) Mitglieder aus allen anderen hier bislang umrissenen Forschungsgruppen einzubeziehen wären.
Vergleichbare Integrationsüberlegungen wären - abhängig von der weiteren Entwicklung all der hier entsprechend erforderlichen Forschungsentwicklungen - dann auch stets bezüglich wieder anderer, dann bereits installierter oder auch desweiteren zu etablierender Forschungsgruppen zu erwägen.
Bei all diesen Orientierungen derartig spezialisierter Forschungsgruppen auf verschiedene Instrumentenbereiche, sollte aber auch stets die kritische Sicht auf die letztlich erst im Zusammenhang und im Verlaufe mit dortigen jeweils spezifischen Forschungsaktivitäten genauer zu ermittelnde (und also insofern auch in jedem Einzelfalle stets weiterhin kritisch neu zu überdenkende) Geeignetheit der dabei bislang zu Grunde gelegten Systematisierungskonzeption(en) erhalten bleiben.
Und dies sollte sowohl im Sinne der konsequent weiterzuführenden systematisch platzierenden Einordnung aller wesentlichen und dann auch spezifizierter anstehenden Instrumentalfälle als auch immer wieder im Sinne der von Fall zu Fall dann möglicherweise auch in ganz neuer Weise anstehenden und entsprechend neu entstehenden Forschungsfragen, mitbedacht werden, wobei dazu auch immer wieder an eine Neuaufnahme entsprechender Aktivitäten der bereits in der Anfangsphase all solcher Forschungen doch grundlegend erforderlichen ’Arbeitsgruppe zu methodologischen Grundproblemen’, zu denken wäre.
Denn ich meine, dass sich die von mir zwar erhoffte, aber eben auch immer wieder (so auch meinerseits) ’in Frage’ zu stellende, wirkliche Tauglichkeit, des in der bislang konzipierten Form meines ’Zweiklassen-Systematisierungs-Vorschlages’ vorgelegten Grundgerüstes, erst im Zusammenhang mit all diesen detailliert zu erforschenden Systematisierungsschritten, genauer verifizieren lassen wird.
Also nicht nur systematisch-systemisches ’Einordnungsforschen’ im Sinne eines dazu vielleicht geglückt vorgelegten Grundentwurfes (bzw. „Versuchs“), sondern vielmehr ständiges Überprüfen der systemisch-grundsätzlichen Tauglichkeit eines solchen Entwurfes, von Instrumentalfall zu Instrumentalfall.
Denn ein immer wieder auch ’infragestellend’ motiviertes Forschen, scheint mir oftmals wissenschaftsadäquater als ein ansonsten vielleicht ’wissenschaftsüblicheres’, aber auch allzu leicht apologetisch erstarrendes Beharren auf einmal eingeschlagenen Forschungswegen.
Gerade auch in diesem Sinne bestünde dabei aus meiner Sicht eine der wichtigsten praktisch organisatorischen Aufgaben all dieser unterschiedlichen Forschungsgruppen auch darin, für alle speziell anstehenden Fragen und Systematisierungsfälle, jeweils wieder spezifisch geeignete Forschungspartner aus verschiedenen anderen Wissenschaftsbereichen, insbesondere aber aus Physik und Technikwissenschaften etc., zu finden. Auch um bei diesen nun doch vornehmlich naturwissenschaftlich zu fundierenden Systematisierungsbemühungen nicht wieder in die bislang traditionell doch oftmals nur musikinstrumentenkundlich-oberflächlich beschreibenden Betrachtungsweisen bisheriger Musikwissenschaft (siehe dazu gerade auch den immer noch in dieser Weise kultivierten Umgang mit der inzwischen nahezu hundertjährigen, aber in verschiedener Hinsicht eben auch schon ebenso lange völlig falsch angelegten und entsprechend fehlorientierenden, Systematik von Sachs und Hornbostel) zu verbleiben bzw. in diese zurück zu verfallen.
Das unsere Zivilisation in dieser Hinsicht schon lange über eine Vielzahl hoch entwickelter physikalisch-technischer und auch anderer Forschungsmethoden, aber inzwischen auch über fortgeschrittenere Methodologien des Forschens verfügt, welche bislang allerdings für systematisch-systemische Forschungen auf dem Gebiet audioorganologischer Technikentwicklung kaum, oder eben zu wenig zur Anwendung gebracht wurden, habe ich bereits verschiedentlich betont. Dass deren nunmehr auch auf diesem Gebiet entsprechend gezielt mögliche Anwendung sicherlich auch entsprechend kostenaufwändig ausfallen könnte, kann dabei jedoch - zumal angesichts der dort schon seit vielen Jahrzehnten so überdeutlich vernachlässigten Forschungsaktivitäten – (20) kein Argument für entsprechende weitere Wissenschafts-Unterlassungen sein.
Im Sinne meiner hier vorzutragenden ’Real-Utopie’, welche ich nun ja auch in Form entsprechend realer Denkmöglichkeiten unter den gegenwärtigen sozialökonomischen Bedingtheiten, auf eine vielleicht auch denkanregende und adäquat vorstellungseinbindend-kommunizierbare Weise, ins Nachdenken Anderer zu rücken habe, möchte ich also – wie angekündigt - auch auf meine eingangs bereits erläuterte ’Real-Utopie’ in Hinsicht auf die Verwirklichung eines weiter zu entwickelnden Maultrommelinstrumentes zurückkommen.
*
Es könnte da also unter nunmehrigen sozialökonomischen Verhältnissen etwa das Folgende vorstellbar sein:
Bekanntlich kann man doch in Deutschland, zumal in Schwaben, - woher ja auch viele meiner Vorfahren stammen - immer wieder dem besonderen Typ von „deutschem Ingenieur dem nichts zu schwer“ ist, begegnen.
Wenn ich dabei dann auch an die besondere schwäbische Mentalität, die mir schon als Kind seitens bestimmter meiner atheistisch und wohl auch antikapitalistisch gesinnter Verwandten, mit der Sentenz „schaffe, raffe, Häusle baue, sterbe“ verdeutlicht wurde, denke, so wäre doch auch an einen entsprechend schaffensgewillt-pfiffigen schwäbischen Metall-Ingenieur zu denken, der sich dabei (im Sinne des hier Formulierten), unter Nutzung meiner ihm dazu auch im Sinne ihrer Patenwürdigkeit gerne überlassenen Maultrommelideen, alsbald auf den Weg des Millionärwerdens begibt.
Man möge sich dazu aber auch die Möglichkeit vorstellen, dass es sich dabei vielleicht außerdem noch um einen Unternehmergeist handelt, welcher auch ein bisschen mit der eher schwäbisch-weltoffenen Wissenschaftsmentalität etwa des Schwaben Albert Einstein begabt ist und also dann vielleicht auch dem Gedanken nahe stehen könnte, einige von den vielleicht alsbald ’schaffend zusammengerafften’ und auf diesem Wege mit hoher Sicherheit weiter zu erwartenden ’Maultrommelmillionen’, auch zur Erforschung der genaueren Positionierung dieses Archaeopteryx der Audioorganologie innerhalb des Systems der Musikinstrumente, und also dann vielleicht auch im Sinne des soeben von mir erläuterten Forschungsprojektes, einzusetzen.
Ob nun seinerseits im Sinne eines edel-selbstlosen Förderungsbestrebens von Wissenschaft und Kultur, oder etwa eher im Sinne von wissenschaftsgestützt-hochangebundener „Öffentlichkeitsarbeit“ für sein weltweit geldbringendes Unternehmen, muss dabei zunächst nicht unbedingt entscheidend sein.
Derartiges wäre mit Hilfe von genügend optimistischer Vorstellungskraft nun auch ganz realistisch denkbar und möglicherweise auch auf den patentschützenden Wegen einer entsprechend wissenschaftsfördernd anzulegenden Stiftungsgründung in juristisch abgesicherter Weise realisierbar und also auch insofern eben nicht einfach nur als „utopisch“ anzusehen.
Meinerseits vielleicht auch gerade eingedenks bestimmter meiner schwäbischen Vorfahren und Verwandten, unter denen sich eben auch pfiffige firmenbegründende Ingenieursmentalitäten ausmachen lassen und mir so also auch von diesem Hintergrunde her, eine solche, eben auch als realisierbar vorstellbare Utopie, umso leichter als Denkmodell in meine Sinne geraten konnte.
Ich bin dabei aber zugleich - offenbar auf Grund einer doch wieder ganz anderen Mentalität in Verbindung mit ganz anderen Vorstellungen von gesellschaftszuverantwortender Wissenschaftsförderung - dem Empfinden ausgeliefert, dass sich ein solches, keineswegs völlig realitätsfernes Real-Utopie-Denken (eben wieder abhängig von den sozial-ökonomischen Bedingungen innerhalb derer es sich zuweilen auch ganz optimistisch entfalten lässt und dann darin vielleicht sogar leichter und geschmeidiger kommunizieren lassen wird, als etwa die wirkliche Problematik bislang vernachlässigter Forschungen zur Spezifik audioorganologischer Technikentwicklungen), letztlich eben doch in einem bedenklichen Spannungsverhältnis befindet, von dem her ich dann wieder darauf verweisen muss, dass die möglicherweise tatsächlich bestehende Anmutungskraft einer solchen optimistisch konzipierten Utopievorstellung, zu dem entsprechend ungelösten Wissenschaftszustand den ich hier doch eigentlich zu beklagen habe und welcher, wie ich bereits verschiedentlich dargelegt habe, doch auch in ganz bestimmter Weise mit verschiedenen markanten Sündenfallen und Versagensleistungen bisheriger, aber eben auch gegenwärtiger, spezifisch deutscher Wissenschaftsgestaltungen zusammenhängt, letztlich unter den gegenwärtigen Wissenschaftsverhältnissen in Deutschland, doch eher als ein Symptom für bestimmte, gegenwärtig doch weitaus realere Wissenschaftshoffnungslosigkeiten zu den von mir hier vorgestellten Ungelöstheiten, gelten kann.
*
Anmerkungen/Quellen:
(01)
Dazu ist mir, gerade auch im Zusammenhang mit seinem damaligen sonstigen politisch-philosophisch-dogmatischen und dann, vor allem ab 1990 auch ungehemmt denunziatorisch-verleumderischen Verhalten, heute noch vor allem mein damaliger Kollege Peter Beurton in Erinnerung. (Siehe dazu auch die Anmerkung Nr.15 in meinem Beitrag „Kurzgehaltener Vortrag zur Systematisierung natürlich-akustischer Musikinstrumente“, in: www.bhje.de).
Eine Erinnerung, welche mich aber auch in weiteren Zusammenhängen, und so auch von vielen anderen Aspekten her, als ein vielfach geradezu unvermeidlich zu bedenkender und mir auch als typisch-symbolisch erscheinender Modellfall innerhalb bestimmter politischer Entwicklungen, immer wieder mehr oder weniger unmittelbar betrifft und Peter Beurton mir insofern, auch gänzlich unabhängig von seiner möglicherweise sonstigen wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung (die ich wohl kaum einzuschätzen vermag), als ein durchaus spezifisch bedenkenswerter und vielleicht auch aufschlussreicher Modell- und Symbol-Fall von Verhaltensweisen innerhalb bestimmter ’DDR-relevanter Verhältnisse’ erscheinen muss; - wobei mir für die Zeiten danach, so gut wie gar nichts über die Entwicklungen seines weiteren wissenschaftlichen Werdeganges bekannt ist.
Als ich nach meinem 1990 gehaltenen Vortrag zur Problematik audioorganologischen Systematisierens (siehe „Mutwillige Betrachtungen zum Schwirrholz“ in: www.bhje.de) im ZIfPh vorschlug, auch einen entsprechend weiterführenden Vortrag zum Thema „Die Maultrommel als Archaeopteryx der Audioorganologie“ zu halten, reagierte er in prompter Empörung, mit der erregt vorgetragenen Erklärung, dann aber zwingend einen Vortrag über den „wirklichen Archaeopteryx“ zu halten.
Dazu ist es dann allerdings in diesen politischen Zusammenbruchszeiten nicht gekommen.
Meinerseits nicht, weil mir ein entsprechendes Wissenschaftswirken an diesem Institut unter der neuen Leitung von Peter Ruben nun ohnehin nicht mehr ermöglicht wurde und andererseits nicht, weil da bei Peter Beurton (für den sich nun, wo es ihm offenbar zunehmend gelang, sich als ein in der DDR politisch diskriminierter Wissenschaftler darzustellen, auch ganz neue Karrieremöglichkeiten abzeichneten) wohl ohnehin kein diesbezüglich entsprechend philosophisches Reflexions-Interesse zum Archaeopteryx vorlag, - zumal er als promovierter Biologe ohnehin beanspruchte, dabei doch stets über mehr Fachwissen als seine sonstigen Philosophenkollegen zu verfügen…
Allerdings konnte ich mir nach einiger Zeit doch wieder einen Vortrag von ihm anhören, der ihm nun wieder aus anderen politischen Gründen sehr wichtig war.
Ich hatte meine Partei bereits im September 1989 verlassen, aber später noch lange als nunmehriger „Parteiloser“, an den dann im Institut stets öffentlichen SED- und späteren PDS-Versammlungen, die von bestimmten meiner Kollegen dann auch außerhalb des Institutes weitergeführt wurden, teilgenommen. Sozusagen aus ’kommunistischer Solidarität’ mit Gesinnungsgenossen, die sich nun auf einen, meiner Meinung nach doch eher sozialdemokratischen Weg begeben wollten; - aber eben auch auf Grund meines entsprechenden politisch-philosophischen Interesses.
Auf einer dieser späteren Versammlungen erschien dann ganz überraschend Peter Beurton als ein, auf seinen Wunsch hin, speziell eingeladener ’PDS-Referent’, um nun auf der Grundlage der inzwischen von Peter Ruben theoretisch begründeten Unmöglichkeit einer kommunistischen Gesellschaftsperspektive, über entsprechende Fehler in der Theorie von Marx vorzutragen. Damit geriet ich nun plötzlich wieder einmal (wie schon so oft in meinem Leben) in eine der für mich besonderen ’Auseinandersetzungs-Situationen’, innerhalb derer ich doch immer wieder dazu tendiere Einspruch zu erheben. Auch wenn da alle Anderen, oder die Meisten, und auch alle mir ähnlich- oder gleich-Gesinnten, sich doch eher zurückhaltend und schweigend verhalten wollen, neige ich – auch auf die Gefahr hin da vielleicht der Einzige zu sein oder dann auch zu bleiben – oftmals doch eher zur Widerrede und manchmal auch zu entsprechend demonstrativem Ablehnungs-Eifer und einem eben dann doch ’Nicht Anders Können’.
So also auch damals.
Darauf möchte ich nun auch deswegen näher eingehen, weil es in diesem Falle wieder in einem deutlichen Zusammenhang mit der hinter all meinen ’Archaeopteryx-Reflexionen’ anstehenden philosophischen Grundproblematik zu bedenken ist.
Ich versuchte also vor Peter Beurton und der Versammlung darzulegen, dass aus meiner Sicht, - ganz anders als bei seinen, letztlich auf dem ökonomischen Versagen bisheriger sozialistischer Staaten beruhenden und dementsprechend kommunismus-negierenden Argumentationen, - doch gerade die von mir schon lange betonte Forderung der Überwindung bisheriger Wissenschaftsvernachlässigungen in Hinsicht auf musikinstrumentelle Technik, letztlich auch für weiteres und weiterführend prokommunistisches ’Real-Utopie-Denken’ relevant sein kann. Die Theorien von Peter Ruben werden solche, aus meiner Sicht geschichtlich unausweichlich immer wieder entstehende Entwicklungen und Bewegungen, wohl kaum beenden, zumal diese gerade unter Berücksichtigung meiner audioorganologisch-philosophischen Forschungen, auch in einer Nachfolge kommunismus-theoretischer Ansätze von Marx bedacht werden können. So beispielsweise in Bezug auf bisherige Reflexionen zur ’Entfremdung’ und entsprechender Utopievorstellungen zur ’Befreiung der Arbeit’, zur Überwindung von ’Lohnsklaverei und profitorientierter Ausbeutung’, zu den entsprechenden Möglichkeiten einer ’Aufhebung der Trennung von Kopf- und Handarbeit’, bzw. der ’Trennung von Freizeit und Arbeitszeit’ usw…
Eine gesamtwissenschaftlich eingehendere Beachtung der Spezifik von musikinstrumenteller Technikentwicklung und Musik, wird auch da ganz neue Denkdimensionen und eben unweigerlich auch entsprechend weitere, auch künftig nicht so einfach abweisbare Real-Utopie-Vorstellungen und Konzepte hervorbringen. So hat beispielsweise hinsichtlich der ’Freizeit-Arbeitszeit-Problematik’ in bisherigen marxistisch-kommunistischen Überlegungen, vor allem immer wieder das Modell wissenschaftlicher Arbeit eine wichtige konzeptionelle Rolle gespielt. (Gerade doch auch bei Peter Ruben im Zusammenhang mit seinem Kult um die marxsche Formulierung zur Wissenschaft als „allgemeine Arbeit“.) Dazu sollte künftig aber eben auch Musik und die Entwicklung musikinstrumenteller Technik entsprechend bedacht werden, zumal die philosophische Überwindung der doch so offensichtlichen Vernachlässigung (bzw. des bisher vollständigen Fehlens) eines diesbezügliche Besonderheiten bedenkenden Nachdenkens, uns auch in vielerlei anderer Hinsicht, und in vielleicht ganz anderer Weise als bisher, gründlicher über uns selbst und über künftig befreiende Gesellschaftsperspektiven, nachdenken lassen wird usw…
Dazu unterbrach mich dann Peter Beurton mit der Bemerkung, dass sich meine Argumentationen doch aber offensichtlich nicht auf dem gleichen Niveau wie seine theoriekritischen Darlegungen bewegten…
Da habe ich ihm dann freilich ohne weiteres Argumentieren sofort zugestimmt.
Aus meiner Sicht ein durchaus analoger (oder vielleicht auch homologer?) Niveauunterschied, wie der, den ich bereits hinsichtlich der vormals doch so unterschiedlichen Vortragsambitionen zum ’Archaeopteryx’ erleben musste.
Und auch wenn ich all dies keineswegs vorschnell einfach nur als ’typisch’ auffassen möchte, so sehe ich es doch als eine bemerkenswert ’verzwickte Zufallsentwicklung’ innerhalb gerade der geschichtlichen Verzwicktheiten an, zu denen ich mich hier auch in der Anmerkung Nr.3 äußere, oder auch schon in den Anmerkungen Nr.76 und 98 in: „Über bestimmte Eigentümlichkeiten im Umgang mit der deutschen Cister…“, in: www.bhje.de (siehe dazu wiederum Anmerkung Nr.2) geäußert habe.
Ich neige nun aber auch noch dazu auf solche Verzwicktheiten nicht nur in Form derartiger, in gewisser Weise als ’Meta-Anmerkungen’ zu verstehender Ausführungen zu verweisen, sondern dem nun auch noch weitergehende, dann vielleicht oft auch eher als ’Sub-Anmerkungen’ zu interpretierende, Ausführungen anzufügen. Darlegungen zu Tatsächlichkeiten, die wiederum auf weitere Verzwicktheiten von Sachlagen und Situationen verweisen, welche aber bei allen damit naturgemäß wiederum verbundenen Verunklarungsmöglichkeiten, vielleicht auch zur weiteren Klärung von Positionen und Sachlagen und möglichst auch zu entsprechend weiterführenden Bedenken und entsprechendem Nachdenken, anhalten können, wobei ich meine, dass alle diese eben auch in Hinsicht auf die generellen kulturellen, geistig-mentalen bzw. entsprechenden politisch-ideologischen Bedingungen unter denen letztlich auch alle meine entsprechenden „Maultrommelforschungen“ etc. erfolgten, mit-bedacht werden können.
In diesem Sinne möchte ich zunächst auf meinen damals vorgetragenen Einwand zur von Peter Beurton vorgetragenen Kommunismuskritik von Peter Ruben, und dann aber auch auf mich betreffende und mir keineswegs einfach nur als zufällig erscheinende, sonstige Hintergründe und Argumentationsbedingungen hinsichtlich bestimmter Verhältnisse und Verhaltensweisen innerhalb des damaligen ZIfPh eingehen.
Auf der ’Meta-Ebene’ meiner dazu vorzubringenden Anmerkung kann ich dazu zunächst etwa Folgendes formulieren:
Natürlich muss mein eher agitatorischer Hinweis, dass die damals von Peter Beurton dargelegten kommunismuskritischen Ansichten wohl kaum weiteres prokommunistisches Hoffnungsdenken zu verhindern vermögen, nicht unbedingt als zwingend zu berücksichtigendes Argument akzeptiert werden. Schließlich lässt sich leicht darauf verweisen, dass auch die allersachlichste Illusionskritik, wohl kaum zur grundsätzlichen Verhinderung neuer illusionärer Hoffnungen führen wird. Aus Sicht meines Wissenschaftsverständnisses sind derartige Problemkonstellationen aber weiterhin im Verbund von möglicher Wissenschaftsentwicklung und humanorientierter Hoffnungsentwicklung zu bedenken und zu erforschen, wobei sich wieder die Frage ergibt, in welcher Weise man sich da jeweils selbst, innerhalb der dabei unvermeidlich real entstehenden Parteiungen, engagiert.
Wer den Unterschied zwischen illusionär-utopischem und real-utopischem Hoffnungsdenken akzeptieren kann, muss bestimmte bisherige Hoffnungen auch unter diesbezüglich veränderten Verhältnissen, keineswegs grundsätzlich aufgeben. Wer aber - aus welchen Gründen wohl auch – (ob nun aus persönlicher Abneigung und/oder entsprechendem Unverständnis, oder eher aus scheinbar wissenschaftsorganisatorisch rationalen Gründen) geradezu programmatisch von bestimmten, (zumal bislang offensichtlich vernachlässigten) Wissenschaftserfordernissen weiterhin absehen will, mag zwar auf bestimmten Karrierepfaden eingewöhnter Wissenschaftsbetrieblichkeiten möglicherweise weiterhin erfolgreich agieren, wird dabei aber bestimmte Erkenntnisse und Hoffnungsmöglichkeiten, selbst da wo sie nahe liegen, doch nicht wahrzunehmen vermögen und auf diesem Wege auch viel leichter zu ausgeprägt darzustellenden Ansichten über ‘nun erkannte‘ Unmöglichkeiten gelangen. Und auch wenn ich dazu diese eher abstrakte These formuliert habe, so scheint sie mir in diesem speziellen Falle von Kommunismuskritik doch auch als weitgehend durch konkretes persönliches Wissenschaftlerverhalten belegt. Aber ob da tatsächlich einfach der persönliche ’Wille zum Absehen’ dominierte und dann auch ’kein entsprechendes Wahrnehmungsvermögen’ mehr vorhanden war usw., ist eben doch nicht so einfach konkret festzumachen. Da würde ich dann doch eher zu verbaler Zurückhaltung neigen. Meine diesbezügliche Formulierung bleibt eben doch eine irgendwie abstrakte These, welche in dieser Abstraktheit auch als möglicherweise ungerechtfertigte Unterstellung hinsichtlich der hier in Rede stehenden kommunismuskritisierenden Wissenschaftlerpersönlichkeiten bewertet werden kann. Eine dabei vielleicht doch eher allgemeine Zusammenhänge verdeutlichende These, als eine wirklich konkret im Detail belegbare Aussage zu konkreten Personen.
Viel konkreter würde ich etwa zu Peter Beurton – und dies dann durchaus auch ohne Zurückhaltung – formulieren, dass in all diesen Zusammenhängern eben auch ein unverkennbar schurkenhaftes Verhalten in Verbindung mit gezielt denunziatorisch-verleumderischen Aktivitäten politischer Natur, eine unverkennbare Rolle spielte.
Damit befinde ich mich freilich nicht mehr auf der Ebene von eher abstrakten philosophischen Thesen, sondern in dieser Weise auch auf der oben angekündigten Ebene von nun eher subjektiv-persönlichen ’Sub-Anmerkungen’ zu entsprechend konkreten Verzwicktheiten unter den entsprechenden Verhältnissen im ZIfPh der AdW der DDR. Also im Wesentlichen zu Verzwicktheiten, die meine Person im vergleichenden Zusammenhang mit meinem damaligen Kollegen Peter Beurton, dann aber auch den mit ihm später ebenfalls im Sinne entsprechender gemeinsamer Peter-Ruben-Verehrung eng verbundenen Kollegen Ulli Hedke, sowie vielem, vielem Weiterem, betreffen.
Das von mir entsprechend als schurkenhaft bezeichnete Verhalten Peter Beurtons eskalierte vor allem in den Zeiten des Zusammenbruchs der DDR, hatte aus meiner Sicht aber bereits eine längere Vorgeschichte.
Dazu möchte ich mich auch zu einer unvermeidlich besonderen Verzwicktheit aus diesen Zeiten äußern, und also auch darauf verweisen, dass ich mich damals, als auch an unserem Institut einige Kollegen damit begannen ihre politischen Aktivitäten nun vor allem auf die Enthüllung von MfS-Aktivitäten und entsprechende Verdächtigungen und ‘Entlarvungen‘ zu fokussieren, entschlossen hatte, dieser alsbald zunehmend verlogener, aber eben auch immer mehr allgemein verängstigend geratenden Entwicklung, in folgender Weise entgegenzutreten: Immer dann wenn ich da in unserem Institut an einen entsprechenden Eiferer – ob nun einfach nur an einen entsprechenden Verleumder, oder auch an einen eher ehrlich gesinnten politischen Aktivisten – geriet, konzentrierte ich mich darauf, demjenigen jeweils fest in die Augen zu blicken (was keineswegs immer leicht gelang) und dann ganz unmissverständlich (auch unabhängig davon, wie viele Personen noch dabei waren), zu erklären, dass ich ebenfalls hauptamtlich beim MfS gearbeitet hatte. Und ich behielt mir stets vor jeweils in diesem Augenblick, für mich genau zu entscheiden, ob ich den so angesprochenen auch für Wert halten möchte, ihm nun zu sagen womit ich da befasst war und, dass ich dort schon vor nahezu zwei Jahrzehnten, in keineswegs gutem Einvernehmen, gekündigt hatte.
In verschiedenen Fällen zog ich es ganz bewusst vor, darauf gerade nicht hinzuweisen.
Jedenfalls war nun unvermeidlich, dass eine mich betreffende ’MfS-Vergangenheit’ alsbald wohl auch ’institutsweit’ bekannt wurde. Dabei habe ich dann allerdings auf die Tatsache meiner damals von mir keineswegs einfach durchzusetzenden MfS-Kündigung immer dann sehr deutlich hingewiesen, wenn – was ja in anderen Diskussionen immer wieder geschah – zur Tätigkeit beim MfS behauptet wurde, dass es doch ganz unmöglich gewesen wäre dort etwa zu kündigen…
Natürlich führte mein damaliges Verhalten auch zu entsprechend ’bestürzten’ und zuweilen auch geradezu entsetzten Reaktionen – entweder weil ich mich damit doch nun offenbar allzu unbedacht ins Unglück stürzte, oder eben weil man „das niemals von Jemandem wie mir gedacht hätte“ usw.…. Und mir wurde auch später – weder seitens meiner Feinde, noch seitens meiner Freunde – jemals ein bei ihnen entsprechend entstandener Verdacht vorgehalten.
Ich wurde allerdings in den Jahren nach meiner MfS-Kündigung immer wieder, und von den verschiedensten Seiten her, mit verschiedenen, offensichtlich gezielt lancierten Statements konfrontiert, aus denen wohl deutlich werden sollte, dass ’der Genosse Eichler eben doch in politisch entscheidender Hinsicht versagt habe’ usw., - was ich damals, wo ich mich natürlich zu entsprechendem Schweigen zu meiner vormaligen Tätigkeit verpflichtet hatte, als eine besonders perfide Art des Versuchens mich unter entsprechenden politischen Druck zu setzen, auffasste. Aber jetzt war ich natürlich in unvermeidlicher Weise bestimmten, nun politisch opportunen Verdächtigungen und entsprechenden Verleumdungen ausgeliefert, zu denen man freilich sagen kann, dass sie sowohl seitens meiner von da an nicht mehr verleugneten vormaligen Geheimdienst-Tätigkeit als auch seitens meiner dann von mir dazu beschlossenen ‘Offenheits-Verhaltensweise‘, vornehmlich von mir selbst verursacht oder eben auch ’verschuldet’ waren.
Hinsichtlich weiterer Verzwicktheiten, die sich dann jedoch von daher ergaben, verhält sich dies nun allerdings wieder ganz anders.
Kurze Zeit nachdem ich auf der Grundlage einer positiven Wissenschaftsevaluierung meiner bisherigen Arbeit als Wissenschaftler, dann bestimmte meiner Forschungsarbeiten innerhalb eines neuen Arbeitsverhältnisses weiterführen konnte, wurde ich, unter Bezug auf meine vormalige Tätigkeit beim MfS und der dann damit verknüpften (aber keineswegs irgendwie näher belegten) Behauptung von „zu enger Verstrickung in das politische Unrechtssystem der früheren DDR“, auf Grund einer besonderen Initiative zweier westdeutscher Juristen, welche sich damals als „Integritätskommission“ ausgaben, doch gekündigt und in eine dann letztlich langjährige Arbeitslosigkeit abgeschoben.
Als ich dann aber im Zusammenhang mit meinem Versuch gegen eine solche Kündigung zu klagen, wiederum später (also erst nach meinem dann gescheiterten Versuch beim Arbeitsgericht) doch Akteneinsicht bei der damaligen „Gauck-Behörde“ erhalten konnte, stellte sich heraus, dass dort nur eine „Opfer-Akte“ zu meiner Person vorlag, - in welcher freilich ebenfalls solche makaber-bedrohlichen Observations-Unsinnigkeiten zu finden waren, wie sie später auch immer wieder in Berichten von anderen Observations-Opfern, allgemein in den Medien verbreitet wurden. Es waren in meiner Akte aber weder irgendeine „Verpflichtungserklärung zur MfS-Mitarbeit“ (die damals ja stets als entscheidendes Indiz ausgegeben wurde) noch irgendwelche Angaben zu „IM-Aktivitäten“, aber eben auch keinerlei Angaben zu meinen vormaligen Geheimdienstaktivitäten zu finden. Und diese „Opferakte“ war auch in anderer Hinsicht überaus seltsam: Einerseits wurde ich nun mit Sachverhalten zu meiner Person konfrontiert die mir ganz überraschend und bislang gänzlich unbekannt waren, aber überraschend war dabei auch, dass da eine Vielzahl von zuvor völlig offensichtlichen Observationen zu meiner Person - so etwa in Hinsicht auf ’Terrorismusverdacht’ und mir vorgeworfene ‘Bombendrohungen‘, aber etwa auch zur von mir gegründeten „Dudelsackbrüderschaft der DDR“ oder zu bestimmten Kirchenauftritten der Gruppe Windbeutel und vielem anderen mehr, dort keinerlei Erwähnung fanden und auch Nichts zu meiner bereits zu DDR-Zeiten eingerichteten Forschungs-Werkstatt in der Uckermark, zu finden war, und dabei auch mein wirklicher Name nur unvollständig fixiert worden war usw…
Damit befand ich mich nun in einer wiederum mehrdimensionalen Verzwicktheit:
Von mir selbst weiß ich natürlich, dass ich während meines damals juristisch-vertraglich nicht anzuzweifelnden und wohl auch heuten noch genauso wie damals, mit aktenkundigem Arbeitsvertrag etc. zu belegendem Arbeitsverhältnis beim Innenministerium der DDR (welches ich ja unmittelbar nach meinem Studium aufgenommen hatte) sowohl als in entsprechend konzeptioneller Weise forschender Philosoph innerhalb meines Landes, aber eben auch außerhalb der DDR, in zweifellos ’nachrichtendienstlich spionierender’ Weise, mehrfach mit falschen Papieren und falschem Namen, für einen Geheimdienst aktiv war, dessen Anliegen ich freilich nicht für falsch hielt, da ich davon ausgehen konnte, dass es sich um das MfS der DDR handelte. Und, dass ich mich persönlich daran sehr gut, andererseits aber beispielsweise an das Unterschreiben einer entsprechenden „Verpflichtungserklärung“ überhaupt nicht entsinnen kann, hängt wohl damit zusammen, dass für mich damals sicherlich Beides, vor allem auf Grund meiner, während meines Studiums erworbener Spezialkenntnisse zu den durchaus unverhüllt kriegseinplanenden Global-Strategievorstellungen von Zbigniew Brzezinski, durchaus als politische Selbstverständlichkeit nahe lag. Und zweifellos habe ich mich auch damals, im konzeptionellen Nachdenken über Sinn und Unsinn geheimdienstlicher Aktivitäten, intensiv bemüht, all die spezifischen Qualitäten meiner persönlichen wissenschaftlichen Energien und entsprechender besonderer Initiativen, wie sie wohl auch in all meinen späteren Arbeiten und Aktivitäten aufzufinden sind, im Sinne eines sozialistischen Geheimdienstes fruchtbar werden zu lassen, wobei das eher operative Agieren mit falschen Papieren und entsprechenden Legenden usw. zweifellos nur einen sehr geringen Bruchteil meiner damaligen Tätigkeit umfasste, welcher dabei letztlich wohl eher ’Ausbildungs- und Übungscharakter’ trug. Dass sich für mich dann, sowohl innerhalb von Konflikten operativer als auch grundsätzlich-konzeptioneller Art, alsbald deutlich zeigte, dass dabei bestimmte, von mir für wesentlich und unverzichtbar gehaltene Prinzipien sozialistisch/kommunistischen Verhaltens und Handelns, intensiv missachtet wurden, musste zwangsläufig zu meinem späteren Kündigungsbestreben führen.
Im Zusammenhang mit der nun erfolgten „Akteneinsicht“ ergab sich aber, dass ich dies alles nun wohl kaum beweisen könnte.
Und ich kann es ja bis heute nicht.
Und selbst da, wo ich mir nun etwa vornehmen wollte, all die doch damals so offensichtlichen ’Überprüfungen’ und ’Sicherheits-Observationen’ zu meiner Person, die in dieser ’Opferakte’ überhaupt nicht dokumentiert sind, zu ‘beweisen‘, wäre dies wohl ein umständliches Unterfangen…
Damit sind aber wieder eine ganz Kette weiterer Verzwicktheiten verbunden...
Für welchen erstaunlichen Geheimdienst war ich damals wohl tatsächlich tätig und wirksam? Und in welch erstaunlicher Weise konnten sich die, meine Entfernung aus dem Wissenschaftsbetrieb veranlassenden westdeutschen Juristen dann mir gegenüber (aber eben auch vor den Institutionen der „Rechtsstaats-Justiz“!) als „Integritätskommission“ ausgeben und entsprechende Schriftstücke zu mich betreffenden ’Unrechtsverstrickungen’ verfassen? Erstaunlich dabei auch, dass mir selbst Peter Ruben, als ein im ZIfPh gewähltes Mitglied der tatsächlichen Integritätskommission damals, auf meine Anfrage hin, versicherte, dass diese Kommission niemals zu meiner Person irgendwie beraten oder getagt hatte.
In anderer Weise ebenfalls erstaunlich war bei alle Dem für mich aber wiederum auch ein bereits im Vorfeld all dieser Entwicklungen bemerkenswertes Verhalten von Peter Beurton,
welches mir dazu wieder in besonderer Weise als reflexionswürdig im Sinne von wiederum spezifischen ’Vergleichbarkeitszusammenhängen’ erscheinen musste.
Inwieweit es sich dabei damals vielleicht nur jeweils um symbolisch vergleichend zu bewertende Sachverhaltsmöglichkeiten oder eher auch um einen in handfesterer Weise als entsprechend ’analog’ zu verstehenden Vorgang handelte, könnte freilich nur eine wiederum eingehendere Betrachtung entsprechender Verzwicktheiten verdeutlichen.
Ich vermag dabei aber an bestimmten, von mir jeweils in bestimmter Weise als peinlich empfundenen Sachverhalten nicht vorbei zusehen und möchte dazu also nun in vergleichender Weise, auf eine aus der bislang dargestellten Entwicklung auch mich entsprechend betreffende Verzwicktheit eingehen:
So musste ich über meine damals durchaus gründlich bedachte Initiative zur Offenlegung meiner vormaligen Geheimdienstaktivitäten, später zwangsläufig in jeweils wieder durchaus anderer Weise nachdenken.
Denn mit meinem geradezu vorauseilendem ’Offenlegungs-Verhalten’ könnte ich ja auch als ’Spezial-Fall einer besonderen politischen Mentalität’ erscheinen: Möglicherweise ein sich innerhalb zuspitzender Verhältnisse plötzlich politisch übertrieben aufblähendes Selbstbewusstsein, welches sich dann auch noch in der selbstinszenierten Heldenrolle des zwar zu Unrecht behelligten ‘Treuen‘, aber gerade mit seinen eigenen Überzeugungen doch stets völlig ‘unerschütterbar Dastehenden‘, gefällt.
Ich möchte mir selbst zwar sicher sein, niemals tatsächlich in eine solche Rolle zu geraten, kann aber in Anbetracht der sich dann herausstellenden ’Akten-Unklarheiten’, keineswegs sicher sein, nicht doch gerade auch so gesehen zu werden.
Aber die unabweisbare Relevanz einer genau in diesem Sinne doch eher ganz realen und
keineswegs nur zu vermutenden Mentalität, ist mir bereits in überaus eindrücklicher Weise zu einem viel früheren Zeitpunkt – eben gerade im Verhalten von Peter Beurton - begegnet.
Damals habe ich im ZIfPh zu Denjenigen gehört, die in eigener Gewissheit (in meinem Falle in Verbindung mit dem durchaus befreienden Gefühl einer bestimmten politischen Erleichterung), für den Ausschluss von Peter Ruben aus meiner Partei gestimmt hatten, wobei ich es Jahre später, als er dort wieder rehabilitiert und also auch wieder aufgenommen wurde, wiederum als ’erleichternd’ empfinden konnte, diese Partei nun bereits längst verlassen zu haben. Im Zusammenhang mit seinem Ausschluss war für mich damals überaus beeindruckend, einen dabei plötzlich am Rednerpult der Versammlung laut schreienden Peter Ruben zu erleben, der in dieser Weise tatsächlich erklärte, dass das ZIfPh offenbar nur noch durch einen alles zurechtrückenden Eingriff seitens oberer ZK-Instanzen, wissenschaftlich zu retten sein wird.
Ganz anders hingegen war damals das vergleichsweise ruhig-gefasst-konzentrierte Auftreten von Peter Beurton, der in der gleichen Versammlun am gleichen Rednerpult, eine Erklärung abgab, die mir, durchaus im Sinne der soeben hypothetisch dargelegten Mentalitäts-Vergleichbarkeiten, aber eben auch diesbezüglicher politischer Ungeheuerlichkeit, wohl immer unvergesslich bleiben wird.
Zunächst erklärte er, dass „uns“ (womit wohl außer ihm und Peter Ruben wohl mindestens noch Ulli Hedke gemeint war) „Der Revisionismus-Vorwurf“ gemacht worden sei, was aber ganz unberechtigt wäre, und erklärte dann vor der Parteiversammlung des gesamten Institutes, dass er zwar immer ein Anhänger der Konzeption von Peter Ruben bleiben werde, aber nun gewillt sei jedes Verbot der Partei zu weiteren Forschungen auf der Basis dieser Konzeption, zu akzeptieren, und dementsprechend solche Forschungen auch niemals zu betreiben...
Als ich später verschiedentlich versuchte mit ihm über dieses (aus meiner Sicht freilich ohnehin überaus schändliche) Statement zu sprechen und dabei natürlich auch auf meine dazu vorliegenden Arbeiten und Argumentationen zum Prinzip der Parteilichkeit verwies, entgegnete er immer wieder, dass es hier nicht um abstrakte philosophische Prinzipien, sondern um die konkrete politische Notwendigkeit für einen politisch engagierten Wissenschaftler ginge, darauf zu achten, dass er „der Partei erhalten“ bleibe…
Es kann wohl kaum geleugnet werden, dass gerade eine solche politische Position stets auch mit einem bestimmten Maß an spezifischer Verlogenheit verbunden sein kann. Bei Peter Beurton erschien mir dies damals aber noch viel eher als Erscheinungsform eines spezifisch bornierten Polit-Dogmatismus. Und die mir damals so deutliche Begegnung mit Beidem, musste mich auch unweigerlich daran erinnern, dass doch gerade auch derartige Phänomene (freilich nicht als die einzigen) für mich bereits vor vielen Jahren, wesentliche Gründe für das Verlassen eines mir immer suspekter werdenden Geheimdienstes waren.
Neben der Bemerkenswertigkeit eines derart unsinnigen ’Treuebekenntnisses’ (bzw. einer entsprechenden ’Unterwürfigkeits-Erklärung’) zu einer politischen Partei, in Verbindung mit der Erklärung einer ’immerwährenden Konzeptionsanhängerschaft’, möchte ich im Sinne meiner hier formulierten ’Sub-Anmerkungen’, zur damaligen Erklärung von Peter Beurton aber auch noch zwei weitere Dinge vermerken:
Die Möglichkeit eines etwa ’durch Parteibeschluss zu erlassenden Verbotes’ von Forschungen zur (oder ’auf der Basis der’) Konzeption von Peter Ruben, war damals wohl nur in der besonderen politischen Vorstellungswelt von Peter Beurton denkbar.
Durchaus verbreiteter war meiner Erinnerung nach in dieser Parteiorganisation damals die Ansicht, das da von einer spezifischen „Peter Ruben Konzeption“ eigentlich doch gar keine Rede sein könne.
Die diesbezügliche Erklärung Peter Beurtons impliziert eben auch eine besonders infame Unterstellung, welche in der von ihm vorgetragenen Kombination auch als ein spezifisches Verlogenheitselement seiner ’Treue- und Unterwürfigkeitserklärung’ angesehen werden kann. Ob es sich damals bereits um eine entsprechend ’bewusst geschickt konstruierte’ Verlogenheitskombination handelte, vermag ich freilich nicht konkret zu beurteilen, was allerdings meine Einschätzung zu deren Verlogenheitssubstanz, wiederum nicht betreffen muss. Ich denke aber, dass derartige, unter DDR-Verhältnissen zelebrierte Verlogenheitskonstellationen, wohl auch im Zusammenhang mit, bzw. als eine der mentalen Voraussetzungen, für sein später wiederum ganz ungehemmtes und dann auch weitaus weniger verschleiert vorgetragenes (bzw.‚ nun eben ’freier’ zelebriertes) Lügenverhalten unter wieder anderen politischen Verhältnissen bedacht werden kann, und meine, dass man es wohl auch muss, sobald man selbst ein näheres Interesse am eingehenderen Verständnis entsprechender ’Wendeentwicklungen’ entwickelt hat. Aber auch dieses wird dann ohne das permanente Mitbedenken zur jeweils möglichen ’inneren Kontinuität’ entsprechender ’Wendungen’, kaum zu angemessen sachlichen Antworten führen.
Was die in diesen Zusammenhängen bereits erwähnte Vorstellung von ’Parteiverboten’ zu bestimmten wissenschaftlichen Forschungsmöglichkeiten betrifft, so kann ich dazu sagen, dass mir Derartiges, in der von Peter Beurton vorgetragen-unterstellten Art und Weise, in der DDR niemals begegnet ist. Ich kann aber auf Grund wieder anderer Erfahrungen, auch meine Meinung nicht verhehlen, dass die tendenzielle Gefahr bestimmter (meiner Auffassung nach eben ’pateipolitisch-parteiischer’ und keineswegs irgendwie wissenschaftlich-parteilich begründbarer) ’Verbotsbeschlüsse’ innerhalb bestimmter politischer Zuspitzungsentwicklungen von DDR-Verhältnissen, wohl keineswegs völlig auszuschließen war und zuweilen (oder auch immer wieder) auch von innerhalb entsprechender Verhältnisse entsprechend motivierten Wissenschaftlern durchaus derartige Verfahrensweisen angestrebt wurden. Was meine diesbezüglich konkreten politischen Erfahrungen am ZIfPh anbelangt, so ist für mich dazu ohne Weiteres vorstellbar, dass gerade solche Eiferer wie Peter Ruben und Peter Beurton (vielleicht aber auch noch manch anderer) gerade auch unter entsprechend möglichen DDR-Bedingungen, wohl keineswegs davor zurück geschreckt wären, gegebenenfalls auch auf dem Wege entsprechender ’Parteibeschlussfassungen’, etwa eine entsprechende Untersagung weiterer Forschungen zur Vergleichsanalytischen Organologie am ZIfPh herbeizuführen.
Und falls sie (also etwa P. Beurton und P. Ruben) bereits zu DDR-Zeiten in die Wissenschaftspositionen gelangt wären, die ihnen dann erst in den Zeiten des Zusammenbruchs der DDR zufielen, so wäre wohl auch nicht völlig auszuschließen gewesen, dass damals eine dafür jeweils entsprechend erforderliche Anzahl von Mitgliedern meiner Partei, zumal solcher die von meinen Forschungen ebenso wenig verstanden wie etwa P. Beurton und P. Ruben, oder denen diese Forschungen eher völlig egal waren (oder dann eben auch als philosophisch irrelevant und vielleicht sogar als politisch suspekt erscheinen konnten - was unter entsprechenden DDR-Verhältnissen ja durchaus effektiv hätte dargelegt werden können), dementsprechend mit-abgestimmt hätten. Allerdings gehört zu meinen konkreten Wissenschaftserfahrungen gerade an diesem Institut eben auch, dass solche ’Polit-Mentalitäten’ doch wohl stets deutlich in der Minderzahl waren.
Was nun das bereits erwähnte, später weitaus unverschleierter daherkommende Lügenverhalten von Peter Beurton betrifft, so muss ich dazu wieder auf seine damalige Erklärung vor der Parteiversammlung des Institutes zurückkommen, die er schließlich mit den Worten „Man hat uns den Revisionismus-Vorwurf gemacht…“ begonnen hatte. (Dazu konnte mir freilich, wohl auch auf Grund meiner diesbezüglichen Uninteressiertheit, keineswegs deutlich werden, worum es sich dabei vielleicht konzeptionell handeln könnte.) Unter den später ganz anderen politischen Verhältnissen, zu denen inzwischen zweifelsfrei klar war, dass die damalige Zuhörerschaft seiner Erklärung, gewiss niemals wieder - weder in damaliger Organisationsform, noch in damaliger Anzahl – zusammenkommen wird, erklärte er dann auf einer ganz anderen Versammlung im Institut (also nun vor einer Zuhörerschaft zu der er sicher sein konnte, dass ein beträchtlicher Teil davon seine damalige ’Revisionismus-Erklärung’ keinesfalls miterlebt haben konnte), dass ihm „niemals ein Revisionismus-Vorwurf gemacht worden sei – außer von Bernd Eichler“. Und das war natürlich, nun, gerade in Hinsicht auf meine Person, also einem seiner Kollegen welcher als Wissenschaftler an diesem Institut doch wohl kaum besondere Erfolge aufzuweisen hatte und inzwischen ja auch mühelos als „Stasi-Spitzel“ eingeordnet werden konnte, überaus effektiv, - wäre aber beispielsweise innerhalb des inzwischen am Institut etablierten „Wissenschaftsrates“, dem er nun angehörte, weniger leicht möglich gewesen, da dort wohl immer noch all zu viele Zeitzeugen seiner damaligen Erklärung zusammen kamen, zu denen dort wohl auch zu empfehlen war, sich da entsprechend ’moderater’ bzw. ’vergessender’ zu verhalten, - was zweifellos wiederum vielen von diesen, nun auch entgegen kam…
Aber im Sinne seiner nun unter neuen politischen Verhältnissen ebenfalls neu anstehenden Wissenschaftskarriere, schien ihm wohl das Verweisen auf einen zu DDR-Zeiten erfolgten „Revisionismus-Vorwurf“ als unverzichtbar.
Und näher betrachtet war dieser Bezichtigungsvorgang noch von einem weiteren perfiden Netzwerk damit verbundenen Lügenverhaltens umsponnen.
Damit beziehe ich mich sowohl auf seine Art der mich bezichtigenden ’Revisionismusvorwurf-Beweisführung’ als auch auf die Art seiner damals dazu siegesbewusst-triumphierend vorgetragenen Selbstdarstellung als Wissenschaftler an diesem Institut.
Zu Beidem muss ich nun weitere ’Sub-Anmerkungen’ formulieren, aber zu entsprechend notwendig näheren Darstellungen der sonstigen Vorgeschichte und der dann späteren ’geistigen Situation’ an diesem Institut, wohl auch im Weiteren ’noch weiter ausholen’.
*
Seine Bezichtigung bezog sich auf eine schon lange währende Differenz unserer jeweiligen Ansichten in Bezug auf die philosophische Relevanz der ’Subjekt-Objekt-Dialektik’.
Dazu hatte er sich bereits in den Anfangszeiten unserer damals am ZIfPh beginnenden Kollegen-Bekanntschaft, zunächst durchaus vertrauensvoll an mich gewandt, um insbesondere zu dieser Problematik – immer auch am Text bestimmter seiner Arbeiten - mit mir persönlich zu diskutieren. Es stellte sich aber schnell heraus, dass wir da doch ganz unterschiedlicher Meinung waren, aber eben auch von politisch durchaus unterschiedlichen Positionen ausgingen.
Er legte immer wieder größten Wert darauf Marxist zu sein und auf der Grundlage marxistischer Methodologie zu arbeiten, wohingegen ich bereits damals vorzog, lieber zu betonen, dass ich auf eine solche Selbstdefinition keinerlei Wert mehr lege, aber von mir weiß und wohl auch niemals leugnen könnte, dass ich als politisch engagierter Mensch und Wissenschaftler wohl zweifellos Kommunist bin und dabei der Marxismus aus meiner Sicht, das zweifellos bislang theoretisch bedeutendste Produkt kommunistischen Denkens innerhalb bisheriger Menschheitsgeschichte ist. Und dazu bemerkte ich immer wieder auch gerne, dass doch gerade angesichts des wissenschaftsumwälzenden Charakters dieses Denkens deutlich ist, dass kommunistisches Denken weder erst mit dem Marxismus beginnt, noch im Marxismus seine ’theoretische Vollendung’ oder etwa sein theoretisches Ende gefunden haben kann und es mir insofern ganz müßig erscheint belegen zu wollen, dass ich etwa „unzweifelhafter Marxist“ sei… Darüber mögen eher andere befinden, deren dann oft ganz abstruse pro- und contra-Beurteilungen, mir inzwischen auch oftmals ganz egal seien.
Diese, meine Haltung kann ihm bereits damals wohl kaum entgangen sein, zumal ich sie auch später innerhalb bestimmter Zuspitzungen von spezifisch politisch geprägten Wissenschaftsdiskussionen, bezogen habe und dabei auch immer wieder auf mich demonstrativ unterstützende Gesinnungsgenossen treffen konnte, - zu denen dann freilich Peter Beurton niemals gehörte.
Die Entstehung dieser meiner Haltung hängt ganz zweifellos auch damit zusammen, dass gerade mir, insbesondere seit meiner Dissertation, immer wieder, auch von verschiedenster Seite, „revisionistisches Denken“ vorgehalten wurde. In meinem Falle freilich auch ein durchaus leichtes Unterfangen für dogmatisches Denken. Der Vorwurf, dass sich meine philosophische Konzeption zur Parteilichkeit keineswegs deckungsgleich zu den entsprechend dazu immer wieder zitierten Formulierungen von Marx und Engels verhält, lässt sich ohne großen theoretischen Aufwand erheben und dann auch zu der Behauptung ausweiten, dass es sich dabei um eine Form von ’besonders gefährlichem Revisionismus ganz neuer Art’ handele. Alles Vorwürfe denen ich schon seit Jahren in verschiedenster Weise ausgesetzt war, aber schon allein auf Grund deren offensichtlicher Niveaulosigkeit keineswegs motiviert sein konnte, mich dazu dann auf weitere Wortgefechte einzulassen, oder etwa später daraus politische Vorteile zu erheischen, - was natürlich auch im Widerspruch zu meiner Gesinnung gestanden hätten. Ebenso konnte allein schon der von mir immer wieder betonte Hinweis, dass im Sinne einer philosophisch sauberen Biologismusforschung zunächst berücksichtigt werden muss, dass es sich doch gerade beim Marxismus selbst, ganz zweifellos, um die philosophiehistorisch erste Form von ’philosophisch auf den Begriff gebrachten’ Biologismus handelt, noch viel leichter als „Angriff auf den Marxismus“ interpretiert werden, wobei dann auch meine, mir sowohl philosophisch als auch politisch dringend erforderlich erscheinende Differenzierung von ’Biologisierung’ und ’biologistischer Ideologie’, nicht nur als „nutzlos im Kampf gegen unwissenschaftliches bürgerliches Denken“, sondern natürlich auch als „ideologisch nicht zu akzeptierendes Zurückweichen“ und als „Mangel an ideologischer Konsequenz“ diffamiert werden konnte. Und was meine späteren Forschungen zur Vergleichsanalytischen Organologie anbelangt, so ließ sich dazu dann der Vorwurf, dass diese doch aber offensichtlich mit Marxismus überhaupt nichts mehr zu tun haben, noch leichter erheben, wobei ich dazu eben auch anmerken kann, das gerade all diese, zweifellos immer wieder entsprechend verdächtigten Forschungsanliegen von mir, zu DDR-Zeiten keinen Eingang in deren offiziellen philosophischen Wissenschaftsbetrieb gefunden haben, - worauf hier freilich wieder zurückzukommen sein wird.
Nun muss ich aber auch auf die Subjekt-Objekt-Problematik bei Peter Beurton zurückkommen.
Ich habe ihm gegenüber – ganz entsprechend der von mir dargelegten ’Marxismus-Haltung’ - die Möglichkeit der von ihm beabsichtigten Erweiterung der Bedeutung entsprechenden Subjekt-Objekt Denkens keineswegs grundsätzlich abgelehnt, sondern nur darauf verwiesen, dass meine Haltung dazu doch eine bislang ganz andere ist, seinen Ambitionen nun aber keineswegs in der empirisch aufzählenden Meinungssammlung anderer Denker, oder entsprechend derzeit in Mode geratener Bedeutungsbehauptungen, sondern – zumal wenn er dazu doch immer wieder sein entsprechendes ’Marxist-Sein’ betont – letztlich doch nur in einer philosophisch sauberen kategorialen Ableitung bzw. einer denkerisch solide belegten Begründung der Erweiterung und Weiterführung ihrer entsprechenden philosophischen Bedeutung, entsprochen werden kann, und ich darüber auch gerne weiter mit ihm diskutieren möchte, um auch meine gegenwärtige Position entsprechend erneut zu überdenken - was ich selbst ja stets auch als ein denkerisches Vergnügen empfinden konnte.
Damals war ich auch offiziell mit einer Kritik zur Leugnung von Naturdialektik im Existenzialismus und der Frankfurter Schule beauftragt. Eine Abhandlung, die dann auch gedruckt wurde („Pseudodialektik im Existenzialismus und der Frankfurter Schule“ / 1981) zu der ich ihn also auch um seine entsprechende Meinung bat.
Bei allem von mir darin ausdrücklich hervorgehobenem Respekt vor den entsprechenden Marxismus-Initiativen dieser ’Frankfurter Philosophen’, verwies ich dazu freilich ebenfalls auf die mir dort philosophisch nicht sauber begründet erscheinende Auffassung zur dort behaupteten Bedeutung der Subjekt – Objekt Dialektik.
Ich entsinne mich sehr gut daran, dass mir Peter Beurton dazu in allen damaligen persönlichen Gesprächen, immer wieder deutlich zugestimmt hat, - dann aber niemals wieder entsprechend auf mich zugekommen ist und mit mir dann auch weder zu meinem diesbezüglichen Text, noch zu seinen weiteren Überlegungen, jemals wieder sprechen wollte.
Sein Verhalten änderte sich aber auch noch in ganz anderer Weise.
Sobald ich später, als die Besonderheiten der von ihm propagierten Subjekt-Objekt-Auffassung, auch zum Diskussionsgegenstand unseres Forschungsbereiches wurden, und ich also meine Position dazu in gleicher Weise vor entsprechend interessierten Kollegen darlegte, reagierte er dazu fortan vorwiegend in der Form von inhaltsleeren Zurückweisungen und entsprechenden Erregtheiten, aber ohne wirkliches Argumentieren. Im Zusammenhang mit dieser sich damals weiter zuspitzenden Diskussions-Situation, übergab ich ihm dann auch,
eine nun schriftlich eingehender formulierte Darstellung meines Standpunktes (für die sich freilich auch andere, ihm kritisch gegenüberstehende, Kollegen interessierten) und forderte ihn auf, dazu vielleicht doch wieder gemeinsam und sachlich-textbezogen, zu sprechen. Natürlich enthielt dieser Text keinerlei „Revisionismus-Vorwurf“, wurde aber nun, in den Wende- und Zusammenbruchszeiten des ZIfPh, von ihm als Beleg meines angeblichen Revisionismus- Vorwurfes genannt. Freilich ohne diesen Text (den ich ihm ja zusammen mit meiner Gesprächsaufforderung schon vor längerer Zeit persönlich übergeben hatte und den ich inzwischen meinerseits nicht mehr zur Hand hatte) dazu etwa genau zu zitieren oder auch jemals entsprechend vorzulegen.
Sowohl ein derartiges ’Verweisen auf Dokumente’ bzw. der entsprechende Umgang mit entsprechenden Texten, die doch eigentlich genau einsehbar und dementsprechend nachprüfbar sein könnten als auch seine damals dazu vorgetragene Selbstdarstellung (die freilich auch in bestimmter Weise ’nachprüfbar’ sein kann) waren innerhalb der damaligen Situation am ZIfPh durchaus charakteristisch.
Auf einer der damaligen Bereichsversammlungen hatte zunächst ich gesprochen und damals auch meinen ’Archaeopteryx-Vortrag-Vorschlag’ unterbreitet, wobei ich dann natürlich als Resümee meiner bisherigen philosophischen Wissenschaftsaktivitäten, auch darauf einging, dass alle diese letztlich innerhalb bisheriger DDR-Philosophie kaum akzeptiert wurden und nun auf Grund ihres besonderen philosophischen Anliegens wohl in noch stärkerem Maße einer entsprechenden ’Nichtzurkenntnisnahme’ innerhalb eines sich jetzt zunehmend verwestdeutschenden Wissenschaftsbetriebes ausgeliefert werden können.
Ich betonte dazu aber auch, dass ich nach wie vor denke, dass doch eigentlich gerade die DDR-Philosophie diese Wissenschafts-Initiativen hätte aufnehmen können und sollen, wobei ich auch - mit dem Verweis auf die Tatsache, dass immerhin doch einiges von mir in gedruckter Form erschienen ist - ein entsprechend reines Gewissen als Wissenschaftler habe, da ich wohl eindeutig niemals zu den in der DDR entsprechend politisch protegierten Philosophen gehört habe, von deren eher problemlos veröffentlichten Texten, inzwischen viele tatsächlich weitgehend belanglos geworden sind. Ich bin mir sicher, dass dies aber zu meinen Arbeiten keineswegs in wissenschaftlich objektiver Weise gesagt werden kann, auch wenn gegenwärtig politisch motivierter Subjektivismus, nun darauf aus sein wird.
Dazu äußerte sich dann sofort Peter Beurton, dem sicherlich nicht passen konnte, dass unter den nunmehrigen politischen Wende-Verhältnissen etwa über Objektivität und wissenschaftliche Integrität nachgedacht und diskutiert werden könnte.
Er betonte nun, dass er schließlich eine Habil-Arbeit verteidigt habe, was ja im Unterschied zu denen die Derartiges hier immer noch nicht vorweisen können (was nur allzu deutlich auf mich zutraf) ein ganz normaler Vorgang, aber eben auch Beleg für wissenschaftlichen Erfolg sei (den ich ja auch nicht vorweisen konnte) und verband dies dann mit seiner nun plötzlich in der geschilderten Weise nur noch auf mich bezogenen ’Revisionismus-Vorwurf-Behauptung’.
Dabei war letztlich seine entsprechende Selbstdarstellung noch weitaus verlogener als seine Verleumdungsinitiative.
Unabhängig von seiner damals, plötzlich nur noch mich betreffenden Behauptung, mag vielleicht doch irgendwie vorstellbar sein, dass nun letztlich jeder zu DDR-Zeiten erfolgte kritische Einwand gegen seine philosophischen Auffassungen, auch irgendwie als damaliger „Revisionismus-Vorwurf“ uminterpretiert werden könnte. Aber die von ihm nun vorgetragene Darstellung seines Wissenschaftlerdaseins in der DDR, war, zumal in Hinsicht auf die für Ihn damals in spezifisch privilegierter Weise speziell eingerichteten Habilitations-Bedingungen, keinesfalls irgendwie als „normal“ zu interpretieren. Und diese, wesentlich politisch bedingte ’Nicht-Normalität’ seines Lebens und seines Wissenschaftlerdaseins in der DDR, kann bei ihm auch in vielerlei anderer Hinsicht angemerkt werden.
Peter Beurton hat in der DDR zweifellos zu einer stets in besonderer Weise vorzüglich privilegierten sozialen Schicht gehört. Zu einem Personkreis, innerhalb dessen dann auch der Sinn für sonstige soziale Realitäten und etwa auch entsprechend eigentlich zu empfehlende Formen von Bescheidenheit und Zurückhaltung, allzu leicht verloren gehen konnten.
Im detaillierten Vergleich etwa meines und seines Weges zur Wissenschaft bzw. in unseren damaligen Forschungsbereich am ZIfPh, ließen sich sicherlich entsprechende - letztlich eben auch signifikant-soziale – Unterschiede verdeutlichen.
Vielleicht auch schon in den Unterschieden der Entwicklung und den Möglichkeiten unserer damaligen Wohnungssituationen:
Während ich als einer seiner unmittelbaren Philosophie-Kollegen am ZIfPh, noch jahrelang in der gleichen Hinterhof-Einzimmerwohnung mit Außen-WC lebte, welche ich bereits als Student, später als Mitarbeiter eines Geheimdienstes, dann als wissenschaftlicher Aspirant und dann eben immer noch als sein Kollege am ZIfPh, bewohnte, verfügte er schon längst über opulenten Wohnraum und konnte mir damals auch stolz, seine dort entsprechend umfangreich angelegte Bibliothek präsentieren, was mir, als seinem ansonsten doch eigentlich gleichstehenden Wissenschaftlerkollegen, keineswegs möglich gewesen wäre.
Allerdings war er an dieser spezifischen Wissenschaftseinrichtung keineswegs der einzige, auf Grund von Abstammung bzw. besonderer Verwandtschaftsverhältnisse, politisch privilegierte Wissenschaftler, aber unter diesen wohl doch einer der arrogantesten und in seiner spezifischen Selbstsicht wohl auch einer der unbescheidensten, was wohl auch wieder im Zusammenhang mit seinem dann so exzessiven Verlogenheitsverhalten zu sehen ist.
Ich denke nicht, dass es sich etwa nur aus einer vielleicht unweigerlich entstandenen persönlichen Abneigung erklären lässt, dass er dann gerade mich als besonders bevorzugtes Verleumdungsobjekt auswählte, mir scheint eher, dass da auch entsprechend kaltblütige Effektivitätserwägungen entscheidend waren: Niemand in seiner Umgebung konnte damals in diesem Sinne geeigneter sein, als eben ich: Ein „Stasi-Spitzel“, dem nun natürlich aus DDR-Zeiten jede politische Verleumdungsaktivität zugeordnet werden konnte und der wohl auch aus Gründen seiner doch allzu offensichtlichen Erfolglosigkeit als Wissenschaftler, jeweils um so eher dazu neigen musste, seine Kollegen entsprechend politisch zu diskreditieren…
Eine damals ganz mühelos zu rezipierende bzw. entsprechend leicht ’nahe zu legende’ Sicht der Dinge.
Als vielleicht doch weniger leicht zu rezipieren kann hingegen die wiederum geschichtsverzwickelnde Tatsache angesehen werden, dass damals ausgerechnet der bislang stets politisch-privilegiert-protegierte Sohn einer letztlich weltberühmt-verdienstvollen kommunistischen Geheimdienstspezialistin, sich nun für seine entsprechend karriereorientierte Lügen- und Verleumdungskampagne, auf einen dafür besonders geeigneten Geheimdienstler aus eigentlich gleicher Tradition, versteift.
Ich denke, dass wohl kaum mit Sicherheit zu entscheiden sein wird, ob ich in dieser Hinsicht für Peter Beurton letzten Endes tatsächlich nur als ein nun bequem-naheliegend-zweckdienlich geeignetes und von ihm dabei ohnehin nicht gemochtes Verleumdungsobjekt, oder vielleicht – etwa mit meiner damals deutlich erklärten MfS-Kündigung - doch eher auch als ein entsprechend zu verachtender politischer Verräter, angesehen wurde.
Von den signifikant polit-dogmatischen Erfahrungen her, die ich zu DDR-Zeiten immer wieder gerade mit ihm machen musste, kann ich eben auch Letzteres keineswegs ausschließen.
Es bleibt aber doch immer ein grundsätzlicher Unterschied zwischen entsprechenden Interpretationsmöglichkeiten zu Hintergründen und Tatsachen und den entsprechenden Hintergrund-Tatsachen innerhalb bestimmter Zusammenhänge selbst.
So wäre auch die Erwähnung all dieser ’Peter-Beurton-Zusammenhänge’ gänzlich unvollständig und einseitig, wenn sie nicht auch in weiteren Zusammenhängen, so etwa auch hinsichtlich des damaligen Agierens seines Gesinnungsgenossen Ulli Hedke und den sich dabei damals generell immer wieder neuartig anbietenden, aufdrängenden bzw. auch jeweils vorteilhaft nutzbaren Sichtweisen, sowie all den damit wiederum verbundenen neuen Verhaltensmöglichkeiten am ZIfPh, bedacht würden.
Dabei befanden sich beispielsweise die damaligen Politaktivitäten von Ulli Hedke zwar im deutlichen Einklang mit dem Verleumdungsverhalten von Peter Beurton, waren dabei aber doch auch von wieder ganz anderer Natur.
Dies möchte ich nun an einem in besonderer Weise wiederum mich betreffenden Beispiel schildern.
Ulli Hedke äußerte damals in den verschiedensten Gesprächen und Versammlungen immer wieder seine Empörung darüber, dass doch am ZIfPh, so viele „Wissenschaftskarrieren“ behindert und auch ’vernichtet’ worden seien…
Eine mir zwar völlig fremde, aber damals eben auch von anderen Kollegen gerne aufgegriffene Denkungsart.
Dabei verwies er auch immer wieder auf das entsprechend „verbrecherische Wirken“ der ehemaligen Konfliktkommission des Institutes, was damals, neben vielen anderen, politisch ähnlichen Empörungsäußerungen, freilich weitgehend als normal und nun keineswegs als irgendwie diskussionswürdig angesehen wurde. Er ging in seinem Eifer aber auch soweit, dann über diesbezüglich „klar dokumentierte Beschlüsse“ dieser Kommission (so zur „Staatsfeindlichkeit“ bestimmter Personen etc.) zu diskutieren, an die ich mich allerdings, als langjähriges Mitglied und späterer Vorsitzender, dieser Kommission, in keiner Weise entsinnen konnte. Als ich dazu wagte, dies auch einmal öffentlich anzumerken, war ich freilich sofort der Gefahr eines ’Ausgebuht-Werdens’ und dann natürlich auch solchen Zwischenrufen wie „Na klar will sich heute keiner mehr erinnern…“ usw., ausgeliefert…
Ich erbat mir also die Verhandlungs-Protokolle und Gewerkschafts-Unterlagen zur Arbeit dieser Kommission, von der nunmehrigen Gewerkschaftsleitung des Institutes und begann mit deren Durchsicht. Dies muss Ulli Hedke nun erfahren haben, und er stürzte wutentbrannt in das Zimmer wo ich mit entsprechender Akteneinsicht befasst war. Dabei wiederholte er einen Slogan, mit dem er bereits vorher mehrfach aufgetreten war: „Ich wurde in diesem Bereich jahrelang als Kriegsgefangener gehalten“ und versuchte dabei, mir diese Akten mit der Argumentation, dass ich doch eindeutig zu seinen früheren „Gefängniswärtern“ gehört habe und nun keinerlei Recht haben könne, solche Unterlagen einzusehen, wieder weg zu nehmen. Ich versuchte aber ihn doch zunächst zu beruhigen und verwies dabei darauf, dass ich diese Papiere doch ganz offiziell von der nunmehrigen Gewerkschaftsleitung erhalten hatte und sowohl er als auch ich, doch nun auch Mitglieder dieser (inzwischen freilich ganz anderen) Gewerkschaft seien, und er wohl kaum einen ’Gewerkschaftsauftrag’ habe, um diese Unterlagen nun einzuziehen etc., worauf er – offensichtlich noch wütender als zuvor - den Raum wieder verließ. Ich konnte an diesem Tage also noch ein bisschen weiter lesen, und übergab diese, mir ausgeliehenen Akten dann nachmittags, mit der Bitte um weitere Einsichtnahme am nächsten Tage, wieder der Gewerkschaftsleitung.
Es geschah dann aber Folgendes:
Zunächst wurde mir mitgeteilt, dass diese Unterlagen unmittelbar nach meiner ersten Sichtung von Peter Ruben, in seiner Funktion als Institutsdirektor angefordert worden waren und mir also erst später wieder zur Verfügung stehen könnten.
Dass musste ich – entsprechend meinem Rechtsverständnis - natürlich als überaus sonderbar empfinden. Dabei möchte ich freilich keineswegs bezweifeln, dass es auch schon zu früheren DDR Zeiten durchaus manchem Betriebs- oder auch Instituts-Direktor – auf welche Weise auch jeweils – möglich gewesen sein konnte, ebenfalls in entsprechend selbstherrlicher Weise Gewerkschaftsunterlagen ’anzufordern’, denke aber, dass dies kaum im Sinne der dazu bestehenden Gesetze der DDR geschehen konnte. Als Vorsitzender dieser DDR-Gewerkschaftseinrichtung; hätte ich mich damals einem solchen Anliegen jedenfalls nicht einfach gebeugt und es zumindest der Konfliktkommission als Problem vorgetragen, sowie mich dazu jeweils auch (wozu ich in meiner damaligen Funktion als Vorsitzender ja ohnehin stets gesetzlich verpflichtet war) von einem dafür zuständigen DDR-Juristen, entsprechend beraten lassen und mich natürlich auch bei meiner Gewerkschaftsleitung über diesbezügliche Zuständigkeiten entsprechend näher informiert.
Auf dem inzwischen allgemein angekündigten Wege in Richtung auf neue „rechststaatliche“ Verhältnisse, entwickelte sich dieser Vorgang aber weiterhin auf ganz besondere Art.
Nach wenigen Tagen wurde mir, auf meine erneute Anfrage hin, mitgeteilt, dass der Institutsdirektor diese Akten (wie mir dazu bestätigt wurde, ganz auf eigene Initiative und ohne eine etwa dazu entsprechend erfolgte Anforderung) inzwischen an das Archiv der Akademie übergeben habe, diese Unterlagen dort nun aber erst in einem unvermeidlich länger dauernden Vorgang ’aufgenommen, registriert und archiviert’ werden müssten und also in nächster Zeit nicht zur Verfügung stehen können, - ich dort aber zu einem späteren Zeitpunkt, auf entsprechend offiziellem Wege, sicherlich wieder Einsicht beantragen könne…
Mit Peter Ruben hatte ich freilich schon viele Jahre zuvor durchaus ähnliche Erfahrungen in Hinsicht auf offensichtlich gezielt manipuliertes „Verlegen“ und „Verlagern“ von Unterlagen, die damals aktuell dringend benötigt wurden und damals gerade auch von ihm zu bearbeiten waren, im Zusammenhang mit meiner, von ihm ganz offensichtlich nicht gewollten, damaligen Bewerbung zu einer wissenschaftlichen Aspirantur an der Sektion Philosophie der Humboldt-Universität machen müssen. Nun geschah etwas aus meiner Sicht durchaus Vergleichbares aber unter wieder ganz anderen politischen Verhältnissen, innerhalb einer ganz anderen wissenschaftlichen Einrichtung, innerhalb derer er nun auch über weitaus mehr Macht verfügte als ihm jemals zuvor innerhalb des Wissenschaftsbetriebes zugeordnet worden war. Soweit dazu.
Da ich mich hier doch aber eher zu den dann in vielerlei Hinsicht wiederum ganz anderen Verhältnissen bezüglich meiner vergleichsanalytischen ’Archaeopteryxforschungen’ am ZIfPh, sowie den zuvorigen spezifischen Besonderheiten meiner ersten Begegnungen mit Maultrommelinstrumenten, und den eben dann an diesem Institut dazu bestehenden Hintergrund-Verhältnissen, äußern möchte, möchte ich nun weiteren ’Sub-Anmerkungen’ dazu (welche sich schließlich auch allzu leicht in weitere Vereinzelungen verlieren könnten) auch eine möglichst überschaubare Struktur geben und mich also im Folgenden mit all meinen entsprechend vergleichend zu bedenkenden Interpretationen zu bestimmten, selbst erlebten und dabei von mir auch jeweils in bestimmter Weise als bedenkenswert empfundenen Zusammenhängen und Ereignissen, vor allem in Hinsicht auf drei unterschiedliche, sich dann freilich auch jeweils wieder gegenseitig durchdringende Bereiche, konzentrieren.
ERSTENS
möchte ich auf bestimmte Besonderheiten meiner damaligen Wirk- und Publikations-Bedingungen als Wissenschaftler an diesem Institut eingehen.
ZWEITENS
möchte ich mich kritisch-vergleichend zu bestimmten, mich wiederum in persönlicher Weise näher betreffenden Erfahrungen bzw. Erscheinungsweisen von damals wohl durchaus ’DDR-typischen Formen’, eines von mir als fatal empfundenem und sich wohl auch entsprechend fatal auswirkenden Rechtsbewusstsein, äußern und dazu näher auf die mich dabei jeweils betreffenden Konfliktkonstellationen eingehen, und damit im Zusammenhang auch mein damaliges Verhalten in Bezug auf die Übernahme politischer Funktionen verdeutlichen.
DRITTENS
möchte ich mich auch auf weitere, vergleichend-schlussfolgernde ’Sub-Anmerkungen’ zur bereits erwähnten ’Kette’, von mich, und meine Forschungen betreffenden geheimdienstlichen Verzwicktheiten einlassen. Dazu hatte ich mich in meinen bisherigen ’Sub-Anmerkungen’ bislang ja nur hinsichtlich ’einiger Glieder’ bzw. bestimmter Aspekte, des dabei von mir aber doch unvermeidlicher Weise entsprechend weiterverzweigend zu bedenkenden Netzwerkes, geäußert.
*
Hinsichtlich der unter ERSTENS zu verdeutlichenden Problematik kann ich zunächst auf das verweisen, was ich bezüglich meiner in der DDR letztlich doch immer wieder umstrittenen und eben auch entsprechend angefeindeten, Wissenschaftsaktivitäten bereits deutlich zu machen versucht habe. So wurde schon in den ersten Zeiten meiner Tätigkeit am ZIfPh überdeutlich, dass ich mich offenbar in einer gänzlich anderen Lage, als etwa (um nun auch weiterhin bei dem mir als besonders symbolisch und signifikant erscheinenden Vergleichs-Beispiel zu bleiben) mein Kollege Peter Beurton befand, dessen Arbeiten damals natürlich stets problemlos zum Druck gelangten. Meine damaligen Versuche, etwa zu aktuellen Problemen der Verhaltensforschung, zu philosophischen Besonderheiten der Biologismus-Problematik, oder etwa der philosophischen Differenzierung solcher Begriffe wie ’Biologisch’, ’Biotisch’, ’Biogen’, ’Bioanalog’ usw. sowie zur philosophischen Problematik der Parteilichkeit etc., zu publizieren, scheiterten immer wieder, wobei auch die damals zunächst als normale Buchpublikation geplante Veröffentlichung meiner dafür entsprechend mehrfach überarbeiteten und dann auch spezifisch gekürzten Dissertation, letztlich (dann auch im deutlichen Zusammenhang mit dazu jeweils plötzlich neu auftauchenden Gutachten) nicht gelang.
Als ein besonderes Beispiel von entsprechend vergeblichem Bemühen, möchte ich dazu aber meine wiederholten Versuche hervorheben, auf die eigentliche wissenschaftsgeschichtliche Leistung des US-amerikanischen Ornithologen Charles Otis Whitman, auch in Form von dann eigentlich zum Druck anstehenden Vorträgen hinzuweisen. Bereits während der Arbeiten zu meiner Dissertation, fielen mir in der Universitätsbibliothek seine Bände über das Verhalten von Tauben auf. Bücher von denen ich angesichts ihrer offensichtlich langjährigen Unbenutztheit und signifikanter Eingestaubtheit, annehmen konnte, dass ich vielleicht der Erste gewesen sein könnte, der die dortigen Bände damals zur Kenntnis nahm. C. O. Whitman hatte bereits Jahrzehnte vor Oskar Heinroth, der ja nun stets als der „Begründer der modernen Verhaltensforschung“ ausgegeben wurde, die Erkenntnis gewonnen, dass sich aus der näheren Analyse des Verhaltens bestimmter Arten, auch Schlussfolgerungen zu deren Verwandtschaft ziehen lassen. Aber die Bedeutung seiner Erkenntnisse wurde – so scheint mir – bislang nicht richtig begriffen. Ich denke, dass dies in Bezug auf ein genaueres Verständnis der entsprechenden wissenschaftsgeschichtlichen Position dieses Forschers, auch heute noch gilt.
Damals wurde ich in dieser Einschätzung auch im Zusammenhang mit einem längeren persönlichen Gespräch mit Konrad Lorenz bestärkt, welches mir nach einem seiner „Leopoldina-Vorträge“ in Halle (wo er C. O. Whitman auch ausdrücklich erwähnt hatte) möglich war.
Ich war damals natürlich der Meinung, dass es schön wäre, wenn eine entsprechend genauer belegte ’korrigierende Sicht’ auf die Wissenschaftsgeschichte und die Hintergründe der Entstehung des modernen ethologischen Denkens, nun gerade seitens der DDR-Wissenschaft eingebracht werden könnte, da dies seitens der Vielzahl damaliger westdeutscher Publikationen zur Ethologie, eben gerade nicht zu vermerken war. Aber im Zusammenhang mit dem damaligen Scheitern auch anderer Publikationsvorhaben von mir, gab ich auch meine diesbezüglichen Mühen zu C. O. Whitman, dann doch auf, und begann nun auch zunehmend Publikationswege zu nutzen, auf denen ich den mich diesbezüglich behindernden (so mein damaliger Eindruck) Verhältnissen und „Dienstgepflogenheiten“ am ZIfPh eher ausweichen konnte. Unter anderem in Form einer Vielzahl von gemeinsamen Rezensionen zu vorwiegend biologischen Fachbüchern, die meinem am Naturkundemuseum tätigen Vater weitaus schneller und problemloser zugänglich wurden, als etwa mir an der AdW. Dabei war dann für mich auch beeindruckend, dass die von mir zusammen mit ihm verfassten Texte oftmals ganz unproblematisch und in der Regel auch schon nach kurzer Zeit, gedruckt erschienen.
Einige davon auch in westdeutschen Fachzeitschriften. Also Möglichkeiten, die ich am ZIfPh in dieser Weise keineswegs haben konnte, so dass ich auch stets dazu neigte, derartige Aktivitäten dort nicht allzu deutlich werden zu lassen.
In Bezug auf Peter Beurton kann ich dazu wiederum zweierlei anmerken.
Die von mir damals intensiv gelesene Fachliteratur zum Archaeopteryx ist mir ebenfalls auf diesem Wege zugänglich geworden, wobei ich davon ausgehe, dass er dazu wohl sicherlich das Gleiche gelesen, aber wohl kaum wie ich rezensiert (beispielsweise „The Beginnigs of Birds“ / 1985) haben wird. Denn entsprechende Texte hätte er – entsprechend einer von ihm schon lange in unserer „Arbeitsgruppe-Biologie“ stets vehement vertretenen Maxime – dort auch entsprechend ’vorgelegt’. Ich wollte einem solchen ’Vorlegungszwang’ inzwischen aber eher ausweichen, wobei ich mich damit wiederum in einer inzwischen weiterwuchernden „Verzwicktheit“ befand. Ganz entsprechend auch seinem sonstigen politischen Eifern, argumentierte er dort immer wieder, dass „jeder von einem Mitglied unseres Kollektives verfasste Text, auf den Tisch dieser Arbeitsgruppe gehört“.
Mit derartigen Forderungen befand er sich dann später auch in der Nähe eines entsprechend mit gleicher Vehemenz von Petra Werner in dieser Arbeitsgruppe vorgebrachten ’Vorschlages’. Als ich damals, auf der Grundlage einer, in oben geschilderter Weise zusammen mit meinem Vater vorbereiteten Publikation zur DDT-Problematik (später veröffentlicht unter dem Titel „Aufstieg und Niedergang des DDT aus historischer und philosophischer Sicht“) dazu in dieser Forschungsgruppe vortrug, trat sie (mir schien auf Grund von diesbezüglich politisch effektiven Erfahrungen, die sie als entsprechend selbstbewusstes Mitglied des DDR-Schriftstellerverbandes wohl bereits dort erworben hatte) plötzlich mit der Forderung auf, künftig in dieser Arbeitsgruppe keine „fragwürdigen“ Vorträge mehr zu dulden und entsprechende Vorhaben zuvor gründlich zu überprüfen, wobei sie insbesondere darauf verwies, dass ich hier einen ihr sehr gut bekannten Dr. Müller, der sich mit der DDT-Problematik doch bisher am gründlichsten auseinandergesetzt habe und dabei auch zu der Erkenntnis gelangt sei, dass bislang noch kein einziger „Todesfall durch DDT“ nachgewiesen werden konnte…usw., in meinem Vortrage nicht berücksichtigt hatte…Künftig sollten hier nur „klar gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse“ vorgetragen werden…
Allerdings bestand zwischen diesem ’Vorschlag’ (über den dann ja auch – freilich ohne dass da etwa jemand wagte einem solchen Vorhaben nun einfach zu widersprechen - eher schweigend hinweggegangen wurde) und der von Peter Beurton vertretenen Forderung (zu der allerdings auch stets geschwiegen wurde) doch ein großer Unterschied.
Im Sinne eines eher von Vorurteilen freien und auch generell wissenschaftlich unbehinderter vorstellbaren sozialistischen Forscherkollektives, wäre ich zuvor noch durchaus geneigt gewesen einer solchen ’Vorlegungs-Forderung’ von ihm zuzuneigen, zumal ich natürlich an wissenschaftlich-sachlichen Diskussionen zu meinen Texten grundsätzlich interessiert war. Inzwischen zog ich es aber bereits vor, mich zu Peter Beurtons Forderung ebenso schweigend und weiterhin zurückhaltend zu verhalten, wie alle anderen Mitglieder dieser Forschungsgruppe, zumal abzusehen war, dass ein damaliges Eingehen darauf, gerade eben für mich, wiederum zur Einschränkung und Behinderungen bestimmter, mir inzwischen eben doch möglicher Wissenschaftsaktivitäten geführt hätte. Dies konnte ja auch später wieder in Bezug auf seine dann noch unverhüllter polit-dogmatisch motivierte Ablehnung meiner Texte zu musikinstrumentellen Forschungen, deutlich werden, zu der ich mich ja bereits an anderer Stelle (siehe dazu wiederum die bereits erwähnte Anmerkung Nr.15 aus meinem Betrag „Kurzgehaltener Vortrag zur Systematisierung natürlich-akustischer Musikinstrumente“, in: www.bhje.de) geäußert habe.
Die von mir dazu betonte ’Verzwicktheit’ bestand dabei eben auch darin, dass ich mich zu seiner von mir eigentlich zu akzeptierenden Forderung, nun schweigend und eben letztlich auch entsprechend zurückhaltend-unehrlich verhielt, wohingegen ich zu seiner später noch weitaus dogmatischer „polit-propagandistisch“ vorgetragenen Haltung, wiederum aktiv-offensiv-zurückweisend, aber letztlich doch wohl eher auf ’verlorenem Posten’, diskutiert habe.
Was nun wieder meine vormalige Wissenschaftsaktivität zu C. O. Whitman anbelangt, so entwickelte sich diese Angelegenheit viel später wieder in einer interessanten, mir wiederum institutsspezifisch erscheinenden, Weise weiter.
Als in späteren Jahre der US-amerikanische Wissenschaftler Bob Cohen unseren Forschungsbereich besuchte, fragte ich Ihn im Zusammenhang mit der damaligen, auch von mir philosophisch bearbeiteten, Diskussion um die Soziobiologie, ob dazu inzwischen in den USA auch die entsprechende Bedeutung von C. O. Whitman erkannt worden sei.
Ihm war dieser Biologe aber auch kein Begriff.
Einige Zeit später machte mich Peter Beurton darauf aufmerksam, dass sich in meinem Postfach ein Brief von Steven Jay Gould befand.
Der bereits entsprechend geöffnete Umschlag enthielt mehrere Sonderdrucke mit Arbeiten des Absenders zur Soziobiologie und eine kurze handschriftliche Notiz mit freundlichen Grüßen und der Anmerkung, dass diese Sendung auf Hinweis von Bob Cohen erfolgt sei. In meinem, kurze Zeit später dazu verfassten Antwortschreiben, welches, entsprechend den damaligen Gepflogenheiten und Dienst-Vorschriften als ’Dienstpost’ über das Sekretariat des ZIfPh zu versenden war, verwies ich dann natürlich wieder sehr deutlich auf die wissenschaftshistorisch so überaus interessante Problematik, die sich mit der Wissenschaftspersönlichkeit von C. O. Whitman verbindet und auf dessen entsprechende Publikation zum Verhalten von Tauben. Dabei ging ich natürlich von der Vorstellung aus, dass die gleichen Bände, welche ich in der Universitätsbibliothek in Berlin aufgestöbert hatte, sich wohl mit Sicherheit sofort im unmittelbaren Arbeitsbereich von S. J. Gould auffinden lassen werden, und wenn er diese einmal in der Hand hatte, so wird er sich, als ein schon damals so intensiv wissenschaftshistorisch engagierter Autor, der damit verbundenen ethologiegeschichtlichen Problematik wohl auch entsprechend eingehender zuwenden…
Meine diesbezüglichen, mit einer ‚Antwort-Erwartung’ verbundenen Hoffnungen, erfüllten sich dann aber nicht.
Aus heutiger Sicht meine ich dazu zweierlei:
Ich denke einerseits, dass an dieser DDR-Wissenschaftsinstitution wohl keine sonstigen Briefsendungen von diesem, schon damals weltberühmten Wissenschaftler eingegangen sind, und andererseits, dass mein Antwortschreiben dann wohl auch nicht bei ihm angekommen sein wird…
Im Nachhinein bedauere ich in diesem Sinne auch, dass ich damals nicht doch versucht habe ihn auch später auf entsprechend privatem Postwege anzuschreiben. Das wäre zwar gegen alle offiziellen Regeln, aber letztlich doch in Umgehung entsprechender ’Dienst-Gepflogenheiten’, möglich gewesen.
Ich kann meine nunmehrigen Vermutungen dazu aber auch im Zusammenhang mit sonstigen damaligen ’Gepflogenheiten’ und entsprechend üblichen, subjektiv-willkürlich-bürokratischen Verhaltensweisen und Entscheidungen am ZIfPh bedenken.
So geschah es immer wieder, dass mir dort beispielsweise Fahrtkostenrückerstattungen verweigert wurden, wenn ich diese auf Grund meiner Teilnahme an den (zuweilen eben auch außerhalb Berlins stattfindenden) Tagungen des DDR-Nationalkomitees für Traditionelle Musik (ICTM) beantragte. Nicht etwa weil ein mir vielleicht vorgesetzter Wissenschaftler des Institutes dazu seine ’Genehmigung’ verweigert hatte, sondern einfach weil eine dazu entsprechend ablehnend gesinnte Sachbearbeiterin der Meinung war, dass meine (ihr eben auch aus dem DDR-Fernsehen bekannten) Musikaktivitäten doch „Privatsache“ seien und sie sich dann auch mit entsprechenden Ablehnungs-Argumenten hinter allen möglichen Vorschriften verschanzte, wodurch wiederum ich gezwungen werden konnte, dann spezielle Begründungen und Berichte über meine entsprechende wissenschaftliche Tätigkeit und weitere umständliche Sonderanträge zu schreiben, was natürlich auch dazu führte, dass ich manchmal lieben auf Beides, also auf Geld und Berichteschreiberei, lieber verzichtete.
Mit einem ganz ähnlichen, aber wohl auch noch verheerenderem ’Büro-Amtswirken’ war ich aber auch seitens des Instituts-Sekretariates (also der Stelle über welche auch die gesamte Dienstpost des ZIfPh lief und geleitet wurde) konfrontiert.
So wurden in den Wende- und Zusammenbruchszeiten des Institutes alle Mitarbeiter aufgefordert dort eine Liste ihrer wesentlichen Arbeiten abzugeben. Meine entsprechende Aufstellung enthielt natürlich auch eine Reihe mir wichtiger musikologischer Arbeiten.
Nur angesichts der später vorliegenden Gesamtliste des Institutes erfuhr ich dann zufällig, dass damals alle meine musikologischen Arbeiten von den dortigen Sekretärinnen kurzerhand gestrichen worden waren. So wurden dann einige davon nur auf meinen deutlichen Protest hin wieder aufgenommen, wobei mir dazu versichert wurde, dass die zuvorigen Streichungen keinesfalls etwa auf Anweisung des Direktors (bei dem es sich meiner Erinnerung nach damals noch nicht um Peter Ruben handelte) sondern „versehentlich“ (oder eben eigenwillig) von den dortigen (natürlich auch ansonsten stets entsprechend machtbewusst agierenden) Sekretärinnen vorgenommen worden waren…
*
Zum ZWEITEN Bereich habe ich zunächst ’vor- zu bemerken’, dass ich bereits zu meinen Schülerzeiten, als mein Vater als Universitätsprofessor und meine Mutter (als eine in der DDR ausgebildete Juristin) als Richter berufstätig waren, immer wieder in Konflikte bezüglich meines, eben auch durch meine Eltern gestalteten Gerechtigkeitsbewusstseins, aber eben auch in bestimmte Konflikte hinsichtlich meines, da wohl vorwiegend durch meine Mutter beeinflussten Verständnisses von natürlich entsprechend zu differenzierendem, Rechtsbewusstsein, geraten bin. Dies hätte freilich in der politischen Realität des DDR-Alltages auch zu einem geradezu permanenten Konfliktgeschehen ausarten können, - entwickelte sich bei mir aber eher zu ganz bestimmten, von mir in besonderer Weise für unvermeidbar gehaltenen prinzipiellen Verweigerungs- und Protest-Haltungen, die dann auch bis hin zu späteren Befehlsverweigerungen während meinen Soldatenzeit und eben auch den später unvermeidlichen Kündigungsbestrebungen hinsichtlich meiner Geheimdiensttätigkeit, geführt haben. Zuspitzungen die zuweilen auch zu den dabei von mir jeweils im Sinne meines politisch engagierten DDR-Verständnisses für erforderlich gehaltenen Veränderungen geführt haben, auch wenn mir persönlich dabei natürlich immer wieder diverse Ungerechtigkeiten widerfuhren.
Diese Vorbemerkung kann ich in Bezug auf meine spätere Arbeit am ZIfPh nun mit der Anmerkung verbinden, dass mir dort, neben der von mir damals als überaus erfreulich empfundenen unmittelbaren Forschungsbereich-Kollegenschaft mit qualifizierten Physikern, dann auch (freilich aus anderen Forschungsbereichen des Institutes) juristisch qualifizierte Philosophen begegneten, welche mir allein schon in ihrer entsprechend fachlich-qualifiziert kritischen Haltung in Bezug auf bestimmte Widersprüchlichkeiten hinsichtlich DDR-Gesetzlichkeit und DDR-Rechts-Wirklichkeit, in ihrem politischen Denken sehr nahe standen, ohne dass ich mich etwa dazu für entsprechend fachlich qualifiziert halten mochte oder konnte und ja auch ansonsten philosophisch stets mit ganz anderen Dingen befasst war.
Die mir aber gerade auch an dieser Wissenschaftseinrichtung dann als besonders bedenklich erscheinenden Formen von entsprechend lädiertem (oder eben in kulturloser Weise unentwickeltem) Rechtsbewusstsein, möchte ich nun an zwei Beispielen kommentieren, zu denen ich freilich weiß, dass ich es mir da mit diesbezüglich ’einleuchtenderen’ Beispielen vielleicht auch viel leichter machen könnte.
Es geht mir dabei zunächst um den damals allgemein als „Sputnik-Verbot“ bezeichneten Vorgang. Da hatte in den Zeiten, der damals in der DDR höhererseits immer deutlicher werdenden ’Gorbatschow-Ablehnung’, der Postminister die „Streichung“ dieser zuvor in der DDR vertriebenen sowjetischen Zeitschrift von der bisherigen Vertriebsliste, angeordnet.
Ein Vorgang den ich in allen späteren Diskussionen dazu immer wieder gerne mit dem zuvor bereits so unsinnig übertriebenen Vorgehen, gegen die inzwischen immer zahlreicher gewordenen „Schwerter zu Pflugscharen“ Ärmelaufnäher verglich (siehe dazu auch: „Über bestimmte Eigentümlichkeiten im Umgang mit der deutschen Cister…“ in: www.bhje.de).
Im Unterschied dazu, wurden aber nun die oft empörten Diskussionen zu diesem „Sputnik-Verbot“ nicht etwa vorwiegend in Kirchenähe, sondern weitaus mehr innerhalb meiner Partei selbst geführt.
Rückblickend erscheint es mir dazu wieder als bemerkenswert, dass mich unmittelbar nach dieser ’Sputnik-Streichung’ Peter Beurton anrief und mich mit unverkennbar erregter Stimme und den Worten: „Genosse Eichler, wo bleibt jetzt dein Protestschreiben zum Sputnik-Verbot?“ anherrschte und dann zu weiteren Argumentationen darüber, dass ich nun meiner Verantwortung als Kommunist endlich einmal gerecht werden müsse und also zu protestieren hätte usw…’ ausholte. Ein solches, gezielt provokativ-übertreibend angelegtes Verhalten war bereits damals schon sehr ausgeprägt bei ihm und er führte es in ähnlicher Weise dann auch in den später dazu unvermeidlich ebenfalls entstehenden Diskussionen innerhalb unseres Forschungsbereiches fort. Dort begegnete mir aber eine wieder ganz andere Situation, zu der ich mich mental nicht mehr in der Lage sah, sie etwa in gleicher Weise als dogmatisch-alberne Entgleisung eines spezifisch übertreibenden Polit-Eiferns abzutun.
Meine zunächst nur nebenbei als Verwunderung angemerkte Frage, wieso hier immer von einem „Verbot“ die Rede ist (denn zweifellos könnte ich mir diese Zeitschrift doch auch legal von Freunden aus der Sowjetunion zuschicken lassen und dann auch in der DDR ganz ungehindert lesen), wurde zunächst wieder von Peter Beurton‚ als ein „Vernebelungsversuch“ zu einer nun doch nur noch mit Empörung aufzunehmenden Regierungsanordnung und als „deutliche Verkennung“ einer politisch nun allerdringlichst zu verurteilenden Lage, zurück gewiesen, wobei dann – nun für mich noch seltsamer – insbesondere die Logik-Spezialistin unseres Bereiches ebenfalls eifernd darlegte, dass es sich für sie hier auch um ein eindeutiges „politisches Verbot“ handele und die von mir hier dazu „vorgeschobene Argumentation“, nicht akzeptiert werden könne…
Dazu könnte ich nun auch anmerken, dass es sich in diesem Falle, um eine mir schon aus Studentenzeiten bekannte, stets unverhohlen karriereorientierte Kollegin handelte, bei der mir auch im Verlaufe einer damals bereits über mehr als zwei Jahrzehnte reichenden Bekanntschaft, niemals eine mir philosophisch irgendwie bedeutungsvoll oder ernsthaft problematisch-interessant erscheinende Position oder Diskussionshaltung begegnet ist. Durchaus in deutlichem Unterschied zu den meisten meiner anderen Kollegen, einschließlich Peter Beurtons. Aber eben ein ständig unverkennbar fleißig gestaltetes Streben auf den entsprechend nahe liegenden Ebenen von Partei-Funktionsübernahmen in Verbindung mit allen sonstig zu nutzenden Wissenschaftsaufstiegschancen. Und ich kann dazu auch anmerken, dass gerade diese Logik-Spezialistin, sich stets als gänzlich uninteressiert bzw. entsprechend verständnislos, hinsichtlich der philosophischen Relevanz, der auch ihr damals mehrfach vorgetragenen Logik-Problemstellungen des Systematisierens musikinstrumenteller Technik erwies. Aber nur dies zu vermerken, wäre zur hier zu bedenkenden Frage von diesbezüglichem Rechtsbewusstsein, ebenso einseitig, als wenn bestimmte Geisteshaltungen und politische Entwicklungen am ZIfPh etwa allein am Beispiel Peter Beurtons verdeutlicht werden sollten.
Weitaus schwerwiegender war für mich damals die nun in besonderer Weise deutlich werdende Sachlage, dass mir hier, auch im größeren Kreise von doch zweifellos hochqualifizierten Berufsdenkern, eine DDR-Mentalität begegnete, innerhalb derer das Bestreben jeweils bewusst bedenkend auf eigenen, persönlichen Freiheitspositionen zu bestehen und unzweifelhaft bestehende Rechte souverän und selbstverantwortlich zu behaupten, offensichtlich schwer beschädigt war. Und dies hier sogar in der Form einer offensiven Zurückweisung diesbezüglich weitergehenden Bedenkens, zu Gunsten, bzw. im Sinne der Bevorzugung eines nun als notwendig angesehenen politischen Gemeinschaftsaktivismus. Da überwog – ganz im Sinne einer dogmatisch nicht mehr differenzierenden, schein-parteilichen Anhängerschaftszuneigung zu einer politischen ’Anti-Verbots-Protest-Losung’ - nun ein (zweifellos eben auch irgendwie in dieser Form bereits ’DDR-eingewöhntes’) Aufgeben eigenverantwortlichen, persönlichen Nachdenkens, zu Gunsten von inzwischen aufquellender Mehrheitsmeinungen.
Aus meiner Sicht allerdings auch ein damit zwangsläufig verbundenes Aufgeben eigener persönlicher Würdemöglichkeiten.
Das mag nun vielleicht als ungerechte und nicht mehr genügend differenzierende Bewertung aufgefasst werden, zu der nun auch (vielleicht eher „verständnisvoll“?) angefügt werden könnte, dass „diktaturdeformierte DDR-Bürger“ eben nicht anders denken konnten, - ihnen aber doch gerade in solchen Zusammenhängen die ersten Schritte zur Eroberung der ihnen entsprechend versagten Freiheit gelungen seien...
Ich neige freilich weder zu einem derart demagogisiert-verlogenem Freiheitsverständnis, noch zu einem etwa ’rücksichtsvollerem Verständnis’ dieser mir damals begegnenden Formen von lädiertem Rechtsbewusstsein, welches freilich auch aus meiner Sicht – ich vermerkte es ja bereits – in spezifisch DDR-eigentümlicher Weise daherkam, was ich damals allerdings am ZIfPh keineswegs in dieser Weise erwartet hatte.
Dass sicherlich Millionen von DDR-Bürgern bereits ähnlich undifferenzierte Denkungsarten entwickelt hatten, entsprach durchaus meiner politischen Erfahrung, zu der nun aber auch noch die Erfahrung kam, dass entsprechende Trivialisierungen nun offenbar auch in der Gestalt einer unbestreitbar erfolgreichen Logik-Professorin aus den höchsten Akademie-Wissenschafts-Einrichtungen des Landes, Unterstützung finden können.
Ich kann auch heute noch nicht davon ausgehen, dass etwa nun mit viel höherer Wahrscheinlichkeit bzw. in größerem Maße, Verständnis für mein damaliges ’Unverständnis’ zu erwarten sein könnte. Aber ich kann auf mein weiteres Handeln in dieser Situation und auf bestimmte, in der weiteren Entwicklung für mich dazu wiederum deutlich werdende Zusammenhänge verweisen. Also auf mein Verhalten in den Zeiten des damaligen „Sputnik-Verbotes“ (innerhalb derer ich damals freilich noch keineswegs so vehement argumentiert habe, wie ich es jetzt hier tue) und auf mein entsprechend späteres Verhalten, in einer, aus meiner Sicht wiederum das Rechtsbewusstsein an diesem Institut betreffenden Situation, kurz nach dessen Übernahme durch (oder auch ’Übergabe an’) Peter Ruben.
Entsprechend meinem Rechtsverständnis, war ich damals entschlossen, mir umgehend das entsprechend „verbotene“ Heft des Sputnik zu besorgen und fragte in diesem Sinne zunächst bei mir befreundeten Theologen an, da es mir sicher schien, dass diese es inzwischen auf dem Kirchenwege aus Westdeutschland erhalten hatten. Das wurde mir auch bestätigt, aber ich konnte zunächst kein Exemplar erhalten. Dann ergab sich aber, dass mein Vater sich auf eine Dienstreise nach Österreich vorbereitete und ich bat ihn mir dieses Exemplar mitzubringen, welches er dort auch ohne weitere Umstände von der KPÖ erhalten konnte. Wenige Tage später konnte ich es dann meinen Kollegen am ZIfPh vorlegen, und damit jeweils meinen Rechtsstandpunkt verdeutlichen. Dazu bot ich nun auch eine ’Rundum-Ausleihe’ an, wozu sogleich eine ’Warteliste’ mit der Möglichkeit sich entsprechend einzutragen, (auf welcher sich dann freilich weder meine Logik-Kollegin noch Peter Beurton eintrugen) aufgestellt wurde.
Aus heutiger Sicht kann ich dazu wiederum anmerken, dass mir diese ’Aktion’ damals zwar als notwendige und auch sinnvolle Aktivität erschien, - vielleicht aber auch als eine letztlich doch überflüssige Form von ’Rechthaberei’ gewertet werden kann?
Denn das Interesse an diesem Heft und der dabei von mir damit verbundenen Problematik erlahmte alsbald und diese Demonstration meiner Haltung hat wohl auch kaum wesentlich zur Veränderung von entsprechenden, schließlich seit Jahrzehnten verfestigten Denkstrukturen meiner Kollegen beigetragen, - zumal dabei eben auch die so mit-organisierte Verbreitung des auch von mir als durchaus unwahr angesehenen Inhalts dieses Heftes, keineswegs als effektiv in meinem Sinne angesehen werden konnte. Wieder eine wohl nicht untypische Verzwicktheit innerhalb sich schnell ändernder politischer Verhältnisse, zu welcher dann auch angemerkt werden kann, dass damit wieder ein geradezu wunderbares Beispiel für eine wiederum später dazu überaus leicht nahe zu legende Interpretationsmöglichkeit gegeben ist: Da hat es doch ein wohl zweifellos entsprechend besonders raffiniert agierender „Stasi-Spitzel“ geschafft, eine sogar freiwillig zustande gekommene Liste (sogar mit Unterschriften) entstehen zu lassen, die dann seitens des allgegenwärtigen MfS, auch als besonders effektive Leistung des Aufspürens und Nachweisens von „negativ-eingestellten“ DDR-Bügern gewertet und ausgewertet werden kann…Im entsprechenden Vergleich von dieser doch eher ’klaren Interpretation’, zu den doch eher ’wortklauberisch-abwegigen’ und auch ansonsten schon allgemein abgewiesenen Argumentationen die dieser „Spitzel“ uns damals und heute dazu erzählt, muss eine entsprechende Entscheidung doch wohl nicht schwer fallen, zumal, selbst wenn man seiner ’Rechtsbewusstsein-Argumentation’ doch irgendwie folgen möchte, immer noch die ’klare Spitzel-Interpretation’ als möglich, und mit entsprechend politisch orientiertem weiteren Interpretationsaufwand, dann sogar als entsprechend ’noch MfS-wahrscheinlicher’ angesehen werden kann…
Alle diese, mit meinen, offenbar keineswegs ’mehrheitsfähigen’ Argumenten und entsprechenden Erfahrungen und den dabei nahe liegend-möglichen Interpretationen verbundene ’Verzwicktheitserfahrungen’ zu dieser damaligen Auseinandersetzungssituation erschienen mir später wieder als bedenkenswert für das Verständnis einer anderen ’Rechstbewusstsein-Sachlage’ unter den später „neuen“ politischen Verhältnissen, innerhalb derer ich dann zwar ein entsprechend besseres ’Verstehen’, aber wiederum keinerlei akzeptierendes ’Verständnis’, für das diesbezügliche Verhalten vieler meiner damaligen Kollegen, entwickeln konnte.
In der ersten Hälfte des Jahres 1990 wurde ich eines Tages in unserem Bereich von Petra Werner mit der Aufforderung angesprochen, dass ich nun einen in meinem Postfach bereitliegenden Text zu unterschreiben hätte. Ich sah mir das damals von Peter Ruben verteilte Schriftstück an und fragte sogleich, ob dazu nun eine Instituts- oder Gewerkschaftsversammlung vorgesehen sei. Sie verneinte und bemerkte dann in einer Weise, zu der es mir schwer fällt eine entsprechend zutreffende Charakterisierung zu formulieren: „Wir haben das alle unterschrieben, - hast du etwa Probleme damit?“
Ich sehe freilich, sowohl in dem mir damals zur Unterschrift vorgelegten Text als auch dem dazu oftmals wieder erfolgten Hinweis, dass da doch „alle unterschrieben“ hätten, schwerwiegende Probleme.
Zu meiner umgehend schriftlich formulierten Verweigerungshaltung habe ich dann darauf bestanden, dass diese meiner Personalakte beigefügt werden möge.
Ich möchte auch heute noch - ebenso wie damals - hoffen, dass sie dort in entsprechenden Archiv-Einrichtungen noch lange nachlesbar sein wird und muss nun nicht alle meine dort formulierten Argumente wiederholen, mich aber doch wieder im hier anstehenden Zusammenhang damit auseinandersetzen und dazu also den mir besonders empörend, aber eben auch entsprechend aufschlussreich, erscheinenden Teil des zu unterschreibenden Textes zitieren:
„Ich erkläre, dass ich zu keiner Zeit als hauptamtlicher oder informeller Mitarbeiter des MfS/AfNS auf Grund einer Verpflichtungserklärung oder gegen besonderen Vorteil, insbesondere Geld für das MfS/AfNS tätig gewesen bin.“
Aus meiner Sicht zunächst ein überaus aufschlussreiches Dokument zur Mentalität bestimmter, damals zu entsprechender politischer Macht gelangender Kräfte, zu welcher ich allerdings meinte, dass ein solcher Text wohl eher als typisches Produkt von spezifisch ostdeutschen Bürgerrechts-Rechtsvorstellungen und wohl kaum als Text aus der Feder von politisch-rechststaatlich qualifizierten westdeutschen DDR-Gegnern, angesehen werden kann. Meine kritische Sicht bezieht sich dabei keineswegs nur auf die Besonderheit einer sich redundant wiederholenden Satzkonstruktion, oder auf die Tatsache, dass bei all den in diesem Text eifrig (aber eben wiederum auch in durchaus redundanter Weise) aufgezählten Varianten von ’MfS-Mit- und Zu-Arbeit’, dann eigenartiger Weise an all die Zeitgenossen, bei denen etwa ein entsprechendes Informieren, durchaus ohne „Verpflichtungserklärung“, und keineswegs „gegen besonderen Vorteil, insbesondere Geld“, aber gegebenenfalls auf Grund offensichtlich denunziatorisch-verleumderischer Geneigtheiten (oder etwa auch entsprechend ’deutsch-tradierter Pflicht-Vorstellungen’) und dementsprechend auch im möglichen Verbund mit durchaus böswilligen Motivationen geschah, nicht zu denken war.
Wer etwa ein Arbeitsverhältnis als Reinigungskraft beim MfS auch in Verbindung mit einer entsprechenden ’informellen Verpflichtungserklärung’ eingegangen war und dabei - ob nun auf Grund völliger Ungeeignetheit oder auch entsprechender Uninteressiertheit seitens des MfS - niemals in die Lage gekommen war etwa entsprechend MfS-relevante Informationen zu liefern, war nun, gemessen an der mit diesem Text deutlich werdenden Mentalität, unweigerlich selbst geliefert, wohingegen (wiederum gemessen an diesem Text) jeder zu DDR-Zeiten in Richtung MfS denunziatorisch-verleumderisch aktive Zeitgenosse hier ein gänzlich reines Gewissen haben konnte, wenn sein Tun ohne entsprechende „Verpflichtungserklärung“ und in diesem Sinne zu erwartender Vorteile und/oder diesbezügliche Geldzuwendungen erfolgte.
Hier kann natürlich nahe liegen einzuwenden, dass mein dazu doch eher ausgedachtes Beispiel zu nun möglicherweise entsprechend diskriminierten Reinigungskräften o. Ä., doch sicher nur in ganz wenigen Fällen als real angesehen werden könnte. Demgegenüber scheint mir jedoch allzu offensichtlich zu sein, dass die dazu vergleichend gegensätzlichen ’Fälle’ keineswegs als unreal angesehen werden können und sicherlich auf eine große Anzahl von Personen (auch mit nun entsprechend reinem Gewissen und möglicherweise auch entsprechend kontinuierlich weitergeführtem ’Pflicht-Verhalten’ unter anderen politischen Verhältnissen) zutrifft.
Aber ich bemerkte ja schon, dass sich meine kritische Position zu diesem Text und der damit verbundenen Aufforderung, keineswegs vornehmlich auf solche, vielleicht auch nur als ’sprachliche Undurchdachtheiten’ zu interpretierende Besonderheiten konzentriert. Vielmehr geht es mir da um ganz andere ’Strukturbesonderheiten’, zu denen ich mich nun freilich wieder, ebenso, wie ich dies in den damals von mir dazu immer wieder provozierten Diskussionen getan habe, ebenfalls in vergleichender Weise äußern möchte.
Damals hatte ich dazu zunächst folgendes Vergleichsbeispiel konstruiert:
Man stelle sich vor, dass es, etwa auf dem Hintergrund entsprechend rechtsstaatlich abgesicherter Tierschutzgesetze, bestimmten Eiferern gelingt, nun größere Personengruppen unter den politischen Zwang des Unterschreibens folgender Erklärung zu setzen:
„Ich erkläre, dass ich zu keiner Zeit beruflich oder nebenberuflich auf Grund einer Verpflichtung gegenüber entsprechenden Organisationen oder gegen besonderen Vorteil, insbesondere Geld, mit dem Schächten von Tieren zu tun hatte.“
Könnte man eine derartige Erklärung etwa einfach konfliktlos unterschreiben?
Meiner Meinung nach nicht.
Meine weitergehenden „Verzwicktheitserfahrungen“ zu dieser Vergleichskonstruktion und meiner entsprechenden Haltung, gestalteten sich nun wieder in einer für mich aufschlussreichen Weise. Es begegnete mir eine erstaunlich hohe Anzahl von ’Warum nicht?–Meinungen’, und dann natürlich auch eine Vielzahl von eher abgewogen gut überlegten Argumentationen zur hier doch offensichtlichen ’Unvergleichbarkeit’ sowie der „politischen Unkorrektheit“ eines derartigen ’Vergleichs-Versuchs’. Dazu verwies ich dann immer darauf, dass man dies nun doch auch noch in folgender Weise weiter bedenken kann:
Auf der einen Seite etwa mit der Formulierung:
„Ich war niemals im Sinne einer Zuleitung bzw. Zusammenstellung von Informationen zu Personen'' ''oder Sachverhalten an einen Geheimdienst aktiv.“ (Wozu – um dazu mögliche Interpretationsunklarheiten zu vermeiden – auch problemlos eine Liste entsprechend beispielhafter und ohne Weiteres auch ganz unterschiedlicher, ’Dienste’ bzw. ’Dienststellen’, angefügt werden könnte.)
Und:
„Ich war niemals am Schächten von Tieren beteiligt“.
Beides wären aus meiner Sicht ’Erklärungsformulierungen’ von ganz anderer Qualität, zu denen freilich dann wieder in jeweils spezifischer Weise zu bedenken und abzuwägen wäre, inwieweit, und in Hinsicht auf welche Personenkreise, ein damit entsprechend verbundenes und einfordernd-befragendes Vorgehen, auch jeweils juristisch überhaupt zu rechtfertigen bzw. entsprechend zu begründen wäre.
Dass aber offenbar doch eine große Zahl meiner Kollegen, die ihnen damals vorgelegte „Erklärung“ einfach unterschrieben haben, sah ich dann sowohl im Zusammenhang mit meinen Rechtsbewusstsein-Erfahrungen zum „Sputnik-Verbot“ (und vielerlei Ähnlichem) als auch im Zusammenhang mit dem dann immer stärker demoralisierend wirkenden Druck neuer politischer Verhältnisse, als in spezifischer Weise bedenkenswert an.
Verhältnisse, innerhalb derer dann gerade auch solche, eben jeweils in ’DDR-spezifisch vorgeprägter Weise’ bestehenden Rechtsbewusstsein-Defizite, wiederum in spezifisch verzwickelnder Weise zusammen- und neu-wirken konnten, und nun wohl auch als entsprechend mit-bedingend für die dann, gerade auch am Beispiel Peter Beurtons, aber eben auch in weitaus allgemeineren Zusammenhängen, deutlich werdenden Verfallsentwicklungen in Hinsicht auf einfachste Anständigkeit, aber eben auch in Hinsicht auf Würdebewahrung und Aufrechterhaltung von persönlicher und wissenschaftlicher Integrität, entsprechend mitbedacht werden müssen.
In meiner damals meiner Personalakte beizufügenden eigenen Erklärung habe ich mich dazu zunächst in der Weise geäußert, dass mir sowohl diese Art der Befragung bestimmter Personengruppen als auch die Art der dazu vorgegebenen ’Erklärungsformulierung’, als fragwürdig im Sinne des demokratischen Grundgehaltes des Grundgesetzes erscheinen müssen und ich zudem der Meinung bin, dass eine solche Verfahrensweise auch eine schwerwiegende und systematische Demoralisierung bzw. moralische Deformation, weiterer Personenkreise zur Folge haben muss.
Worte, hinter deren Inhalt ich – durchaus im deutlichen Unterschied zu anderen Formulierungen aus meiner damaligen Erklärung, welche sich alsbald in einer zunächst ganz unabsehbaren Weise innerhalb von dann wieder ganz anderen ’Verzwicktheitszusammenhängen’, als in wiederum anderer Weise, als problematisch erweisen mussten, – auch heute noch stehe.
Auf solche „besonderen Verzwicktheitszusammenhänge“ muss ich dann auch unter
DRITTENS wieder zurückkommen.
Im Sinne der unter ZWEITENS einzuordnenden Sub-Anmerkungen, muss ich mich aber immer noch zu meiner Haltung in Bezug auf die Übernahme von Parteifunktionen während meines Arbeitsverhältnisses am ZIfPh äußern.
Seit meinem Eintritt in die SED, in welche ich damals vor fünfundzwanzig Jahren als Industriearbeiter aufgenommen wurde, wurde ich auch immer wieder in bestimmte Parteifunktionen gewählt – so dann auch von den SED-Mitgliedern unter den Philosophiestudenten der Sektion Philosophie an der Humboldt-Universität in die Funktion ihres APO-Sekretärs. Dass bereits eine solche Parteifunktion später ebenfalls als Entlassungsgrund für Wissenschaftler, im Sinne einer damit belegten „Unrechtsverstrickung“ gelten konnte, habe ich später zunächst nicht für möglich gehalten und erwähne dies hier zur Verdeutlichung entsprechender damaliger politischer Zuspitzungen, aber eben auch zur Verdeutlichung (aber keinesfalls etwa irgendwie im Sinne einer entsprechenden ’Nachhinein-Begründung’) der Veränderung meines späteren diesbezüglichen Verhaltens. Denn nach meiner Geheimdienst-Kündigung konzentrierte ich mich darauf, nun keine Parteifunktionen mehr anzunehmen, was ich ja dann auch bis zum späteren Verlassen meiner Partei durchgehalten habe.
Mein damaliges Bestreben wäre aber keinesfalls aus der Motivation einer damals vielleicht beabsichtigten ’Polit-Enthaltsamkeit’ zu erklären.
Vielmehr war mir von meinen vormaligen Geheimdienstaktivitäten und entsprechenden Erfahrungen im Zusammenhang mit den von daher dann entsprechend einzugehenden Verschwiegenheitsverpflichtungen sowie der Tatsache, dass meine dortige Kündigung keineswegs etwa einfach ’einvernehmlich und im Guten’ erfolgt war, klar, dass ich nun entsprechenden Observationen, aber auch spezifischen Druckwirkungen politischer Art - bis hin zu entsprechenden moralischen Erpressungen - ausgesetzt werden kann, welche sich unter DDR-Verhältnissen zweifellos besonders effektiv gegen Personen, die neben ihrer Mitgliedschaft in meiner Partei dort auch noch Wahlfunktionen übernommen haben, gestalten lassen konnten. Das ist im Nachhinein vielleicht nicht leicht zu verstehen oder zu erklären, war aber damals meine entsprechend ausgeprägte Meinung, die in meinem Falle auch mit der Auffassung bzw. der konkreten Erfahrung verbunden war, dass beispielsweise meine vormaligen ’legendengeschützt-grenzüberschreitenden’ Geheimdienst-Aktivitäten, nicht nur Gesetzesverletzungen im Sinne der Bundesrepublik Westdeutschland beinhalteten, sondern eben auch im Sinne der Gesetze der DDR durchaus illegal waren. Das mag wiederum manchem DDR-Bürger unverständlich erscheinen, war für mich aber immer völlig unzweifelhaft.
Darauf muss ich ebenfalls unter DRITTENS noch zurückkommen.
Während meiner Aspirantur konnte ich meine diesbezügliche ’Funktions-Vermeidungshaltung’ auch weitgehend konfliktfrei leben, und mich stets erfolgreich ablehnend verhalten, was wohl nicht nur mit der Tatsache zusammenhängt, dass sich unter den Doktoranden dieses, von Hermann Ley geleiteten und daneben wesentlich von Peter Ruben beherrschten Bereiches, ohnehin bereits parteifunktionserfahrene und eben auch entsprechend motiviert-geeignet-interessierte ’Wissenschaftskader’ befanden, sondern wohl vor allem dadurch zu erklären ist, dass seitens dieser Leitung, eine solche, mich betreffende Möglichkeit, sicherlich niemals geduldet worden wäre.
Mit Hermann Ley, befand ich mich (in ähnlicher, aber keineswegs gleicher, Weise wie in Hinsicht auf Peter Ruben) schon seit meinen Studentenzeiten in einem (aus meiner Sicht zunächst aus politisch-moralischen Gründen entstandenem) Spannungsverhältnis, welches – da ich dazu damals niemals offensiv-öffentlich diskutierte – zumeist als „persönliche Verfeindung“ etc. interpretiert wurde.
Dies änderte sich allerdings im Verlaufe meiner Aspirantur im Zusammenhang mit den dortigen Eigentümlichkeiten der von Hermann Ley immer wieder unternommenen Eingriffe in die Parteiarbeit dieses Bereiches. Und als ich dann einmal seiner Aufforderung (die freilich eher einer ’Anweisung’ entsprach) all die bislang nicht erfüllten, zuvor aber doch gemeinsam beschlossenen Wettbewerbsverpflichtungen seines Bereiches, nun besser aus dem vorliegendem Wettbewerbsprogramm wieder verschwinden zu lassen, um so auf der Grundlage eines entsprechend ’gereinigten Dokumentes’ effektiver um den Titel eines ’sozialistischen Wissenschaftskollektives’ kämpfen zu können, auf einer entsprechenden Parteiversammlung widersprach und darauf bestand, dass mein Einspruch sofort und entsprechend gründlich im Protokoll vermerkt wird, eskalierte sein Verhalten in folgender Weise: Unverhohlen aufgebracht erklärte er vor der gesamten Versammlung, dass ich nun ruhig zur nächsten Dienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit laufen möge um dort zu berichten was er hier so alles gesagt habe…
Dann wurde natürlich das alte ’Wettbewerbs-Programm’ seines Bereiches, auf den von ihm geforderten ’neuesten Stand’ gebracht und kurze Zeit danach geschah dies auch mit dem Protokoll der Parteiversammlung, welches später, in der nach seinen Anweisungen neu geschriebenen Form, nur noch eine Bemerkung darüber, dass ’Eichler gegen Ley’ aufgetreten sei, enthielt. Nähere Kenntnis auch über diesen Vorgang, erhielt ich später von Personen die jeweils selbst daran beteiligt waren, denn Hermann Ley leitete dann einen noch über viele Monate währenden Vorgang, des ’mich immer wieder Verwarnens’ ein:
Sowohl seitens bestimmter seiner ’Anhänger’ als auch seitens entsprechend von ihm ’Abhängiger’, wurde mir sein Statement, dass ’Eichler sich nun klar darüber sein müsse, mit seinen Angriffen auf Ihn, auch die DDR anzugreifen und sich so über kurz oder lang unweigerlich selbst zum Staatsfeind mache’, übermittelt. Teils in Verbindung mit der von den Überbringern dazu keineswegs verhohlenen Meinung zur Lächerlichkeit einer solchen Erklärung, aber andererseits eben auch immer wieder mit dem Hinweis, dass ich dies – welche Meinung ich dazu auch haben möge – lieber doch ernst nehme solle (und so dann eben auch mit dem Hinweis auf die mich betreffende Veränderung des ’Partei-Versammlungsprotokolls’…).
So sehr alle diese Vorgänge in diesem Bereich letztlich auch in weitgehend unverschleierter Weise abliefen, so hat es Hermann Ley doch niemals gewagt, eine solche ’Staatsfeindverwarnung’ mir selbst persönlich vorzuhalten. Wohl auch weil er wissen konnte – was ich dazu ja auch immer all denen erklärte, die sich hier ’beauftragt fühlten’ mich entsprechend zu warnen, - dass ich ihn dazu einfach nur ausgelacht hätte…
Rückblickend bin ich mir zwar sicher, dass ich das wohl tatsächlich getan hätte, aber keineswegs sicher, was dann geschehen wäre...
Es erscheinen mir aber auch zwei andere Sachverhalte dazu rückblickend anmerkenswert.
An all diesen Vorgängen war damals natürlich auch Peter Ruben – und wohl kaum nur als etwa ’passiver Zeitzeuge’ - unmittelbar beteiligt.
Und da Derartiges damals ja auch in entsprechend ’unverhohlen-offensichtlicher’ Weise betrieben wurde, musste es irgendwann auch zu Ohren des damaligen Parteisekretärs der Sektion Philosophie der Humboldt-Universität, Dr. H.-C. Rauh gelangen, welcher mich dann anlässlich eines ’persönlichen Zufallsgespräches’ auch dazu befragte. Als ich dazu entsprechend eindeutig antwortete, und darauf hinwies, dass ihm diese Sachverhalte zweifellos auch durch eine Vielzahl weiterer daran Beteiligter bestätigt werden können, äußerte er dazu zwar sofort seine Verwunderung und sein Erstaunen, aber mein weiterer (und auch heutiger) Eindruck dazu besteht darin, dass er wohl eher zu Denjenigen gehörte, die solche Entwicklungen im Agieren von Hermann Ley, eben doch für einen Ausdruck ’höherer politisch-wissenschaftlicher Einsichten und entsprechender Erkenntnisse’ nehmen wollten - ganz so wie eben auch in diesem Bereich selbst (und da nun wiederum vor allem von Peter Ruben) immer wieder diskutiert und argumentiert wurde: Es geht hier um die politisch unbedingt durchzusetzende Anerkennung einer neuen, von Hermann Ley getragenen philosophischen Initiative, die immer noch (auch an dieser Universität hier) von quasi „altstalinistischen Dogmatikern“ und bestimmten Tendenzen eines immer wieder aufkeimenden „Lyssenkoismus“ bedroht sei, und da müsse nun auch der „Kampf um diesen Wettbewerbstitel“ in diesen politisch höheren Zusammenhängen gesehen, und entsprechend konsequent geführt werden…
Ich kann dabei freilich nicht umhin, auch den mir später immer wieder in verschiedenen Gutachten und Beurteilungen zu meinen Arbeiten vorgehaltenen Vorwurf, dass auch meine philosophische Konzeption zur Biologismusproblematik, die Gefahr einer „Rückkehr zum Lyssenkoismus“ beinhalte, ebenfalls in diesem Zusammenhang zu sehen. Statements, die bei aller offensichtlichen Unsinnigkeit, eben auch auf diesem Hintergrund von Hermann Ley induziert wurden. Ein mir dabei zunächst besonders schwer begreifliches Statement dieser Art, war der damals auch auf einem „Kühlungsborner Kolloquium“ von Prof. H. D. Schmidt entsprechend vorgetragene Text zu meiner Biologismus-Auffassung, wobei mir dazu, als ein unter DDR-Verhältnissen quasi beruhigend wirkendes Gegengewicht, ein späteres Gespräch mit Prof. Günther Tembrock in Erinnerung ist, in welchem er - ohne dass ich etwa in dieser Richtung nachgefragt hatte – verdeutlichte, dass er entsprechenden Aufforderungen von Hermann Ley (Ablehnung meiner Dissertation, Lyssenkoismus-Vorwurf etc.) niemals nachgekommen ist.
Ich denke, dass gerade auch die Haltung dieses Verhaltensforschers, mit eine Bedingung dafür war, dass ich die im Zusammenhang mit meiner Dissertation begonnenen Forschungen, dann auch am ZIfPh weiterführen konnte.
Dort hatte ich es dann allerdings in Hinsicht auf meine Vermeidungshaltung hinsichtlich der Übernahme von Parteifunktionen wiederum schwerer, so dass ich die spätere Berufung zum Vorsitzenden der „ZAG- für Musikfolklore der DDR“ durch den Minister für Kultur, auch als diesbezüglich ’entspannend’ und entsprechend erleichternd empfinden konnte, dabei allerdings wiederum darauf bestand, dass ich diese Funktion letztlich nur übernehmen werde, wenn ich (obwohl so etwas völlig unüblich war) auch von den (freilich ebenfalls in entsprechender Weise ’berufenen’) Mitgliedern dieser ZAG, auch nachträglich zu ihrem Vorsitzenden gewählt werde, - was dann auch vom Zentralhaus für Kulturarbeit in Leipzig, akzeptiert wurde.
Mit der Übernahme dieser Funktion geriet ich dann auch (offenbar auf Grund eines entsprechenden Ansinnens seitens des Kulturministeriums) in den für mich am ZIfPh ansonsten keineswegs naheliegenden Status eines „Reisekaders“, welcher einigen meiner Philosophie-Kollegen (ich kann da als entsprechend sinnfällige Beispiele wieder auf Petra Werner und natürlich auch Peter Beurton verweisen) natürlich schon längst zugeordnet war.
Dabei war damals freilich noch nicht abzusehen, in welche Konflikte ganz anderer Art ich wiederum in dieser ZAG und insbesondere dann im „Zentralhaus für Kulturarbeit“ geraten musste und mich dort also alsbald gezwungen sah, diese Position zu verlassen - ohne allerdings meine entsprechenden kulturell-politischen Wissenschaftsaktivitäten dabei aufzugeben. Denn gerade damit im Zusammenhang hatten sich für mich auch wieder ganz andere wissenschaftliche Wirk- und Publikationsmöglichkeiten eröffnet, was ich bereits an anderer Stelle (siehe dazu wieder die hiesige Anmerkung Nr.2, bzw.: „Über bestimmte Eigentümlichkeiten im Umgang mit der deutschen Cister ….“, in: www.bhje.de) entsprechend beschrieben habe.
Im Sinne meiner hier vorgenommenen Unterteilung in drei zu unterscheidende „Interpretations- und Erfahrungsbereiche“ möchte ich innerhalb des noch nicht abgeschlossenen zweiten Bereiches nun auch auf damalige MfS-Observationen zu meiner Person, sowie zu der für mich, nach dem Niederlegen meiner ZAG-Funktion, dann wieder offenen ’Konfliktlage’ hinsichtlich der Übernahme von Partei-Funktionen am ZIfPh eingehen.
In Bezug auf die nach meiner Geheimdienstkündigung offensichtlich unvermeidlichen Observationen zu meiner Person, hatte ich mich alsbald darauf eingestellt nun keinesfalls in die Falle eines von daher vielleicht nahe liegenden „Doppellebens unterschiedlicher DDR-Verhaltensweisen“ zu tappen, und habe mich dann auch über viele Jahre hinweg stets darauf konzentriert, mich auch in all den Fällen, wo mir ein entsprechendes „Beobachten“ oder „Ausfragen“, als ’nahe liegend zu vermuten’ oder auch als ’unverkennbar offensichtlich’ erscheinen musste, doch möglichst normal-offen zu reagieren: Also möglichst nie in die nun weitere Falle des ’allseitig misstrauisch jedermann Verdächtigens’ zu geraten, als auch immer dann, wenn mir ein solcher Verdacht doch allzu offensichtlich erscheinen musste, diesen unmittelbar gegenüber dem Betreffenden auszusprechen und auch mit ihm möglichst weiter zu besprechen, ohne aber entsprechende, vielleicht auch als sehr ’nahe liegend’ erscheinende Verdächtigungen, dann einfach zu verbreiten.
Allerdings musste ich im Laufe der Jahre dabei auch den Eindruck gewinnen, dass entsprechend ’offensichtliche Observationen’ eher im Sinne entsprechend beabsichtigter (vielleicht auch als immer wieder ’verwarnend’ zu verstehender) Offensichtlichkeit, als etwa im Sinne wirklich neuen Informationsgewinns erfolgten, wobei ich andererseits auch mehrfach den Eindruck haben musste, dass entsprechende ’Observationsaktionen’ dabei offenbar nicht einfach in Hinsicht auf mich als „Observationsobjekt“, sondern wohl eher in einer mehrschichtig angelegten Orientierung auf meine Person, als einem möglicherweise gut geeigneten ’Übungsobjekt für Observationsunternehmungen’ angelegt waren und der dabei angestrebte Informationsgewinn, dann wohl auch (oder vielleicht noch viel mehr?) in Richtung auf die Geeignetheit diesbezüglich beauftragter Personen, sowie die Auskunftswilligkeit der dann entsprechend weiter zu befragenden Personen, konzipiert waren.
Dass Derartiges, über den ohnehin offensichtlichen Belästigungsaspekt hinaus, dann eben auch oft bis zur Lächerlichkeit geriet, war damals offensichtlich, konnte mir aber alsbald nicht mehr als wirklich ernsthaft bedrohlich erscheinen, zumal mir dann immer wieder, sowohl Freunde und Bekannte als zuweilen auch mir bislang völlig fremde Personen, erzählten, dass sich wieder mal das MfS über mich (sehr oft eben in Bezug auf die von mir gegründete „Dudelsackbrüderschaft der DDR“) erkundigt hatte…
Dies änderte sich allerdings, als derartige (nun auch gänzlich unübersehbar und aggressiv-lächerlich angelegte)‚ ’Observationen’ und Befragungen auch meine Arbeitsstelle erreichten, was dort dazu führte, dass ich mich nun auch auf den verschiedensten Ebenen der AdW dafür zu verantworten hatte, dass dort entsprechend unverhüllte MfS-Befragungen und Überprüfungen zu meiner Person durchgeführt wurden. Da ging es nun plötzlich darum, dass ich im Palast der Republik mit meinem Dudelsackkoffer als möglicher „Bombenterrorist“ verdächtigt wurde und, nachdem bereits eine Reihe meiner Musikantenkollegen dazu entsprechend befragt worden waren, dies nun auch im ZIfPh fortgesetzt wurde und ich dort dann mit weiteren, mir nun wiederum durchaus als bedrohlich und nicht nur als belästigend begegnenden Behelligungen, konfrontiert war. Meine bereits erwähnte ’Logik-Kollegin’, welche nun in ihrer entsprechenden Parteifunktion bereits zu mir befragt worden war, rief mich dann mit der dringenden Aufforderung an, sofort alles andere zur Seite zu legen und eine ausführliche schriftliche Darstellung und Stellungnahme in dieser Angelegenheit anzufertigen.
Ich habe mich damals sofort demonstrativ geweigert einer solchen Aufforderung – auch wenn sie mir nun als „Parteiauftrag“ übermittelt wird - nachzukommen, und erklärt, dass ich natürlich im Sinne einer baldmöglichsten Klärung, weiterhin für alle dazu erforderlichen Gespräche vor allen dazu denkbaren Gremien und Institutionen, zur Verfügung stehe und dabei vor allem auch endlich einmal mit den mich beschuldigenden sowie den mich nun observierenden Personen sprechen möchte, aber keinesfalls zu bewegen sein werde, diesem ganzen Unsinn nun auch noch in schriftlicher Weise zuzuarbeiten…
Neben der Lächerlichkeit eines derartigen „Parteiauftrages“, zu welchem ich mir nur schwerlich vorstellen kann, dass er damals als Idee im Kopfe meiner Kollegin entstanden ist, sondern dieser doch wohl eher als entsprechend zu übermittelnder Auftrag von höherer Seite induziert, und mir dann entsprechend übermittelt, wurde, war dieser damalige Vorgang noch von weiteren Lächerlichkeiten begleitet. Selbst in der Zeit als am ZIfPh entsprechende Befragungen zu meiner potenziellen Gefährlichkeit als „Bombenterrorist“ durchgeführt wurden, konnte ich im Palast der Republik alle meine bereits zuvor vertraglich vereinbarten Dudelsackauftritte weiterhin ungehindert absolvieren, wobei auch dabei niemals mein zuvor entsprechend verdächtigter Dudelsackkoffer kontrolliert wurde und ich stets, sowohl das Palastgebäude als auch die dort entsprechend sensiblen Vorbereitungs- und Auftrittsbereiche, ungehindert und entsprechend unkontrolliert, betreten und verlassen konnte. Und ebenso ist es dann auch niemals zu einem Gespräch zwischen mir und den mich im ZIfPh observierenden MfS-Spezialisten gekommen, obwohl ich – vor allem nach meiner demonstrativen Ablehnung des mir übermittelten Parteiauftrages und wohl auch im Zusammenhang mit einem inzwischen seit Jahren doch angesammelten Wutempfinden zu all den mich immer wieder behelligenden Observationen – dann am ZIfPh ganz demonstrativ immer wieder von einem ’Haufen Idioten’ und von ’offensichtlichen MfS-Schwachköpfen’, die ihre Aktivitäten doch lieber gegen die in der DDR immer wieder geleugneten Aktivitäten von ostdeutschen Neonazis richten sollten, gesprochen habe. Und in diesen Zusammenhängen mussten sich auch hier wieder meine bereits erwähnten Vermutungen zu den möglicherweise ’eigentlichen Zielstellungen’ derartiger Observationsaktivitäten, wieder verstärken. So auch, wenn ich dann später dazu bedenken konnte, wie mir meine Logik-Kollegin dann in den Zusammenbruchszeiten der DDR plötzlich, - da nun quasi ‘im Vorbeigehen‘ zwischen Tür und Angel - erklärte, dass sie damals natürlich deutlich gemacht habe, dass mir ein Bombenanschlag auf den Palast der Republik eigentlich nicht zuzutrauen sei, aber auch angegeben habe, dass ich doch tatsächlich einmal geäußert hatte‚ ’dass man da eine Bombe reinwerfen müsse’ - denn das hätte ich doch auch tatsächlich einmal gesagt…Und schwupp - schnappte die Tür vor meiner Nase wieder zu …
In Bezug auf die von mir stets bedachte Konfliktlage hinsichtlich der Übernahme entsprechender politischer Funktionen, konnte ich dazu wiederum bedenken, in welche Lage ich wohl hätte vergleichsweise geraten können?
Ob dann als ein terrorverdächtig-dudelnder Parteifunktionär, oder als ein entsprechend über terrorverdächtigte Kollegen zu befragender, und dabei mit „Parteiaufträgen“ zu beauftragender, Parteifunktionär?
Jedenfalls ergab sich nach dem Aufgeben meiner ’DDR-umfassenden’ ZAG-Funktion, dann zur nächstanstehenden Gewerkschaftswahl an unserem Institut, dass ich (ich weiß nicht genau in welcher Weise) als Mitglied der dortigen Konfliktkommission vorgeschlagen und gewählt wurde. Ein Vorgang der für mich zunächst überraschend war, mir dann aber auch als interessante Wirk-Möglichkeit erschien. Im Weiteren wurde ich dann aber auch zum Vorsitzenden dieser Gewerkschaftseinrichtung gewählt und hatte diese Gewerkschaftsfunktion dann auch bis in die Zusammenbruchszeiten des Institutes inne.
Dazu möchte ich zunächst auf die Besonderheiten des damaligen Wahlverfahrens eingehen: Die Mitglieder dieser Kommission wurden jeweils in geheimer Wahl von allen Gewerkschaftsmitgliedern des Instituts gewählt und das entsprechende Ergebnis wurde dann personenzahlgenau bekannt gegeben. Dabei war meiner Erinnerung nach über Jahre hinweg immer wieder zu bemerken, dass alle anderen Mitglieder mit jeweils höchstmöglicher Stimmenzahl gewählt wurden, nur zu mir wurden immer wieder zwei bis drei Gegenstimmen abgegeben, - worüber ja auch alsbald entsprechende Witze und vielerseits belächelte Vermutungen am Institut umgingen. Ich hatte dazu natürlich auch eine Meinung, die ich dann aber erst, als ich zur Wahl des Vorsitzenden vorgeschlagen wurde, detaillierter darlegte.
Dazu muss wiederum bedacht werden, dass die Wahl der Mitglieder in entsprechend geschilderter geheimer Form von allen Gewerkschaftsmitgliedern des Institutes vollzogen wurde, aber die Wahl zum Vorsitzenden der Kommission auf Grund von Vorschlägen seitens der gewählten Mitglieder der Kommission in jeweils offener Abstimmung unter diesen erfolgte. Ich denke, dass es seitens derer die zuvor bereits gegen mich gestimmt hatten, nun als klar gelten konnte, dass ich zur Wahl des Vorsitzenden nicht in Frage kommen könne und habe mich dann, als ich doch entsprechend vorgeschlagen wurde, dieser Konfliktlage in folgender Weise gestellt: Da ich nicht einfach davon ausgehen möchte, dass es sich bei den mich betreffenden Gegenstimmen vielleicht nur um eher zu ignorierende Böswilligkeiten, sondern eben um ein doch zu akzeptierendes Wahlergebnis unter Gewerkschaftsmitgliedern handelt, sehe ich mich dabei vor allem als ein Objekt sich entsprechend objektiv schärfender Demokratiebestrebungstendenzen und nehme gerade auch in diesem Sinne die Wahl zum Vorsitzenden an.
Zu meiner Zeit als Vorsitzender kann ich dann anmerken, dass es innerhalb dieser niemals zu entsprechenden „Konfliktsitzungen“ oder „Streit-Verhandlungen“ dieser Kommission gekommen ist, aber verschiedentlich von dort geführte Gespräche im Sinne von Problemklärungen oder auch der Vermeidungen von Zuspitzungen möglicher Konflikte etc., stattgefunden haben.
Das kann nun im Nachhinein wiederum ganz unterschiedlich interpretiert werden, so dass ich auch hier nicht umhin kann, dazu wieder auf das besondere Beispiel des spezifischen Verhaltens von Peter Beurton einzugehen, welcher damals der einzige „Antragsteller“ im Sinne einer „Konfliktkomissions-Sitzung“ war.
Mir ist sowohl während dieser Zeit als „Konfliktkommissions-Vorsitzender“ als auch in meinem ganzen sonstigen Leben in der DDR, niemals ein in vergleichbar arrogant-rücksichtsloser Weise bestimmte Sonderrechte einforderndes Verhalten begegnet (welches ich freilich wiederum in dem bereit dazu akzentuierten Zusammenhang des allzu leichten Verlorengehens von Bescheidenheit und Zurückhaltung, innerhalb einer politisch notorisch privilegierten sozialen Schicht sehen muss).
Eines Tages (meiner Erinnerung nach kurz nach meiner entsprechenden Wahl zum Vorsitzenden) rief mich Peter Beurton mit der heftigen Aufforderung zur Pflichterfüllung in meiner nunmehrigen Position als Vorsitzender dieser Kommission an, und wollte darauf bestehen, dass dort unverzüglich eine Entscheidung zu seiner nunmehrigen Beschwerde über die Behinderung seiner wissenschaftlichen Arbeit in Bezug auf die Nutzung der Institutsbibliothek getroffen werden müsse.
Ich schlug ihm zunächst vor, dazu einen vielleicht auch schriftlich und eingehender begründeten Antrag einzureichen um mir so auch die Arbeit zu erleichtern, sagte ihm aber sofort zu, seinem Anliegen nun auch mit Nachfragen in der Institutsbibliothek nachzugehen.
Dort stellte sich jedoch heraus, dass offenbar eher das Gegenteil der Fall war.
Mit einer ihm vor vielen Jahren, in damaliger Zusammenarbeit mit Peter Ruben innerhalb eines anderen Institutsbereiches vermittelten „Sonderbenutzungskarte“, über die ansonsten nur wenige Institutsmitarbeiter (wohl auch nur zeitweise) verfügen konnten, hatte er seither immer wieder auf entsprechenden Sonderrechten bestanden und darüber hinaus, in der für ihn besonders ausgeprägten Neigung auch immer wieder Leihfristen (zuweilen über viele Monate hin) zu überschreiten, immer wieder zu ernsthaften Behinderungen der Arbeit anderer Institutsmitarbeiter beigetragen. Dort stieß sein nunmehriges Begehren jetzt auch auf entsprechende Empörung…
Ich teilte ihm also umgehend meine Eindrücke zu diesen Gesprächen, aber auch meine Auffassung, dass damit sein Antrag keineswegs abgewiesen sei, mit, und bat ihn wiederum mir diesen in entsprechend begründeter Weise bitte auch schriftlich zu übergeben…
Die weitere, dann doch nur mündlich geführte Diskussion mit Ihm, gestaltete sich dann wieder seltsam: Ganz unabhängig davon was nun alles zu bisherigen Entwicklungen vorgebracht werden könne, sei doch die jetzige Einziehung dieser Karte in jedem Falle eine schwere Behinderung seiner wissenschaftlichen Arbeit. Und gerade ich müsste ihn hier doch - auch auf Grund meiner Kenntnisse zum offensichtlich ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen Niveau verschiedener Institutsmitarbeiter - schon aus politischer Verantwortung heraus, in seinem Anliegen unterstützen…
Eine näher begründete oder schriftliche Form seines damaligen Antrages hat mich dann niemals erreicht, - aber dieser damalige Vorgang hat eben auch einen wiederum sehr unangenehmen Eindruck in Bezug auf dabei deutlich werdende Formen von entsprechend verschrobenem Rechtsbewusstsein bei mir hinterlassen.
*

Zu DRITTENS, also zum dritten Komplex von Sub-Anmerkungen, muss ich mich nun unweigerlich den Eigenarten meiner ersten tatsächlich-gegenständlichen Begegnungen mit Maultrommeln zuwenden.
Man könnte diese zunächst in folgender Weise betrachten und darstellen:
Da betritt Anfang der siebziger Jahre ein erst kurz zuvor vom Geheimdienst der DDR angeworbener musikinteressierter ostdeutscher Philosoph einen Musikinstrumentenladen in Westberlin, um sich dort, in einer seinem eigentlichen Auftrage nicht unbedingt entsprechenden Weise, endlich auch einmal näher nach Maultrommeln zu erkundigen. Er lässt sich diese gründlich vorführen und erklären und hat dabei sogar Gelegenheit – hier das erste mal in seinem Leben - diese Instrumente auch selbst auszuprobieren. Aber trotz intensiver freundlicher Beratung und seines doch so offensichtlichen Interesses und des geringen Preises eines solchen Instrumentes, kauft er es dann doch nicht, - da ihm dies zuvor mit durchaus schwerwiegenden Argumenten ausdrücklich untersagt worden war…
Denn vor dieser Westberlinreise, zu der mir natürlich auch – so für Essen und Verkehrsmittel etc. - einige D-Mark zur Verfügung standen, hatte ich angefragt, ob ich mir bei dieser Gelegenheit vielleicht auch einen bestimmten musikinstrumentellen Pfennigartikel mitbringen könnte. Dazu war dann – neben den zu erwartenden obligatorischen Argumenten, dass für solche Privatwünsche doch keine Devisen verschleudert werden können etc, – vor allem das Argument, dass ich mich mit einem solchen, in der DDR offenbar nicht zu kaufenden Artikel, hierzulande doch auch „verdächtig“ machen könne, das schwerwiegendere.
Aber natürlich habe ich mir dann von späteren, dann auch länger dauernden „West-Reisen“, doch zwei Maultrommeln aus Westdeutschland mitgebracht und diese dann, sowohl intensiv ausprobiert als auch lange Zeit innerhalb meiner Instrumentensammlung stets bewusst ’im Hintergrund’ bewahrt und solche „West-Instrumente“ auch erst dann öffentlich gespielt, als ich mir später wieder über meine Tante in Schwaben entsprechende ’Kleininstrumentenwünsche’ erfüllen ließ…
Ich könnte dem nun noch anfügen, dass mir auch später in den Musikinstrumentengeschäften der DDR, niemals Maultrommeln begegnet sind, mir aber doch alsbald klar werden konnte, dass die damals in Westberlin und Westdeutschland angebotenen Maultrommeln von durchaus minderwertiger Qualität waren. Erst mehr als zwanzig Jahre nach meiner ersten Maultrommelbegegnung in Westberlin, sind mir dann erstmalig auch in einem westdeutschen Musikinstrumenten-Geschäft (zunächst in München), Maultrommeln in wirklich solider Qualität begegnet, bei denen es sich dann allerdings bereits um die Instrumente aus der ostdeutschen Werkstatt von Frieder Schlütter handelte und ich angesichts dieser Qualitätsexemplare, dann auch wieder an all die zuvor bereits in der DDR dazu verpassten Chancen und Möglichkeiten einer effektiven Weiterentwicklung derartiger Instrumente zu denken hatte.
Und neben dieser – eben keineswegs etwa einfach als „politikfern“ zu bedenkenden - Verzwicktheitsentwicklung, kann ich auch auf all die hier bislang kommentierten Verzwicktheitshintergründe zu meinen sonstigen Maultrommelforschungen in der DDR verweisen, zu welchen in der hier von mir zunächst dargestellten ersten wirklichen Begegnung mit dem Instrument, der ’MfS-politische Zusammenhang’ zwar offensichtlich ist, aber eben vielleicht doch auch (trotz aller offensichtlich politisch bestimmten Geschichtseingebundenheit) als nur „äußerlich–zufällig“ bewertet werden kann.
Jedenfalls würde ich – auch wenn für all meine späteren Maultrommelforschungen die immer wieder politisch relevanten Eingebundenheitsverzwicktheiten von entsprechenden Observationsaktivitäten geheimdienstlicher Art sowie späterer Wissenschaftsanfeindungen (dann etwa in spezifisch stockmannscher oder eben auch „philosophie-institutioneller“ Art etc.) nicht zu leugnen sind, keineswegs dazu neigen, etwa diese erste Westberliner Maultrommelbegegnung für einen signifikant-relevanten Ausgangspunkt meiner späteren Reflektionen und weiteren Forschungen zu Maultrommelinstrumenten bzw. zu meinen damit stets untrennbar verbundenen sonstigen vergleichsanalytisch-organologischen Forschungen zu halten.
Wenn ich die entsprechende Entwicklung heute zu bedenken habe, so wäre ein solcher, spezifisch politisch-reflexionswürdiger ’Maultrommel-Ausgangspunkt’, in ganz anderer Weise, zu einem schon einige Jahre zuvor liegenden Zeitpunkt, festzumachen.
Ich denke, dass ich die ersten „Maultrommelklangerlebnisse“ wohl wieder dem US-amerikanischen Soldatensender AFN, im Zusammenhang mit den von mir mit höchstem Interesse verfolgten Sendungen zu historischen „Folk&Country“ Aufnahmen verdanke
(siehe dazu beispielsweise auch Anmerkung Nr.4 in: „Über bestimmte Eigentümlichkeiten im Umgang mit der deutschen Cister…“ in: www.bhje.de) und weiß noch sehr gut, dass es lange gedauert hat, bis ich diese seltsam-rhythmischen Klänge, dann auch mit der Instrumentalbezeichnung „Maultrommel“ in Verbindung bringen konnte, - ohne dabei jedoch bereits eine genauere Vorstellung zu diesem Instrument und seiner spezifischen Spielweise entwickeln zu können.
Das änderte sich erst, als ich während meines Studiums zufällig eine Westberliner Rundfunksendung empfing, in welcher das Instrument genauer beschrieben und spieltechnisch eingehender vorgestellt wurde. Und das erste Klangbeispiel, welches der Rundfunk-Moderator des mit dem Instrument agierenden Musikanten dann auch entsprechend deutlich hervorhob, war damals die Internationale. In den Zeiten des damals gerade auch in Westberlin allgemeinen ’achtundsechziger-Anti-Vietnamkrieg-Protestes’ freilich keineswegs etwas Ungewöhnliches, wenn auch für mich doch Überraschendes.
Mein einige Jahre späterer „MfS-Wunsch“ zum Kauf eines solchen Instrumentes in Westberlin, rührte eben aus dem zuvor entsprechend erlangten Wissen, dass es dort ohne weiteres für wenig Geld zu kaufen ist. Mein sich dann später in der DDR dazu entfaltendes Wissen, machte mir allerdings zunehmend deutlicher, dass es sich bei den damaligen Maultrommeln nicht nur um qualitativ oftmals fragwürdig-minderwertige Billig-Instrumente, sondern auch bei dem damals dazu favorisierten Klangbeispiel, keineswegs um eine dafür sonderlich geeignete Melodie, gehandelt hatte. Darauf möchte ich nun auch wieder (eben wiederum in Form weiterer „Sub-Anmerkungen“) näher eingehen.
In meiner Beschäftigung mit dem Instrument musste ich alsbald unweigerlich zu der Erkenntnis gelangen, dass ein politisch durchaus anders einzuordnendes Klangbeispiel da weitaus besser geeignet ist, - allerdings damals für die Gestalter dieses Maultrommel-Rundfunkbeitrages wohl kaum nahe liegen konnte. Ich meine die US-amerikanische Nationalhymne, die in Hinsicht auf ihre anfänglich so signifikant-pentatonischen Tonfolgen, wohl eine der zweifellos am besten geeigneten Demonstrationsmelodien für Maultrommeln ist. Dies habe ich später auch immer wieder in meinen Musikinstrumenten-Vorlesungen zu verdeutlichen versucht. Da dann allerdings auf physikalisch-systematisch zweierlei Wegen:
Einmal eben mit Maultrommeln unterschiedlicher Art, und zum anderen auf einem physikalisch scheinbar maultrommelfernen Wege, welcher mir aber wiederum besonders geeignet erschien um auf diese Weise grundlegende akustisch-physikalisch-systematische Zusammenhänge innerhalb audioorganologischer Technikentwicklungen, sowohl in genereller Weise als auch in Richtung auf bestimmte Aspekte des „Archaeopteryxcharakters“ von Maultrommelinstrumenten, sinnfällig werden zu lassen.
Bereits während meiner Berufsausbildung und in meinem späteren Maschinenbauer-Arbeitsalltag, war mir, von meinem musikantisch-philosophisch-physikalischem Interesse her klar, dass auch im ohrenbetäubensten Lärm aller mich chaotisch umgebender Maschinengeräusche, doch die Konstruktions-Proportionen (insbesondere ’Zahnrad- und Kraftübertragungs-Verhältnisse’ etc.) all dieser Technik, zwangsläufig auch von bestimmter, harmonisch geordneter und insofern eben auch ’musikalischer’ Art sind.
In Hinsicht auf die Gestaltung meiner späteren Musikinstrumentenvorlesungen suchte ich also dann zur Verdeutlichung derartiger ’technik-harmonikaler’ Zusammenhänge auch nach entsprechend ’alltagsbezogen-eindrücklichen’ Demonstrationsbeispielen, welche mir dann insbesondere anhand von damals allenthalben in jedermanns Küche üblichen ’Schaumlöffeln’ als gegeben erschienen.
Zu diesen, damals zumeist in Form von exakt kreisrunden und entsprechend genau mit mehreren ’Loch-Kreisringen’ durchstanzten Blechscheiben (deren in der Küche zwar erforderlicher, aber in meinen Vorlesungen dann eher störend wirkender Griff-Stiel von mir jeweils entfernt wurde), war ich mir also (eben aus mathematisch-mechanisch-physikalischen Gründen) völlig sicher, dass sich deren Lochkreis-Einstanzungen letztlich auch in maultrommelanaloge Tonfolgen umwandeln lassen werden. Diese etwa CD-großen ’Schöpf-Blechscheiben’ mussten dazu nur noch entsprechend genau platt gehämmert werden, um dann auf der Achse einer Lochscheibensirenenvorrichtung aufgebracht, und entsprechend gedreht, angeblasen zu werden. Und das stets klare Musik-Ergebnis derartiger Experimentalvorführungen war immer eindrucksvoll exakt ’stimmig’ – ganz unabhängig davon, aus welchen doch so ganz unterschiedlichen Ländern oder Fabrikationsstätten diese Küchengeräte auch jeweils stammten. Es handelte sich eben um „de facto Schallplatten“ die auf eine quasi ’natürlich-technische’ Weise ’naturnotwendig’ zustande gekommen waren, ohne dass dazu etwa die dafür zuständigen Maschinenkonstrukteure, noch die Maschinenbauer, noch die jeweiligen Hersteller dieser Küchengeräte, oder gar deren spätere Nutzer in vielerlei Küchen, irgendwie an die auf diesen Scheiben dann de facto eingespeicherten Musikmöglichkeiten je zu denken hatten. Auf derartigen Klangscheiben mit einer nur geringen Anzahl von eingestanzten ’Lochkreisen’, ließen sich in der Regel zumindest die ersten Töne solcher Melodien wie, „Auf, auf zum fröhlichen Jagen…“usw. realisieren, aber auf Scheiben mit einer höheren Anzahl solcher ‘Lochkreise‘ konnte dann auch die US-amerikanische Hymne bis zum siebenten Ton abgespielt werden – was eben auch auf soliden Maultrommeln entsprechend vergleichbar möglich ist, bzw. naturgemäß nahe liegt. Und so ergab sich auch ’naturgemäß’, dass in meinen Vorlesungen, diese ursprünglich aus England stammende Melodie, nun notwendigerweise aus audioorganologischen Gründen stets ‘obligatorisch‘ erklang , und die Internationale dann sozusagen nur ‘fakultativ‘ zu hören war, wenn etwa einer der Besucher meiner Vorlesungen dann unter den zu meiner Sammlung gehörenden Schweitzer Spieluhren, ein entsprechendes Exemplar mit dieser Melodie anspielen wollte. Denn solche Exemplare hatten sich natürlich im Laufe der Zeit als entsprechende Geschenke von Freunden und Bekannten, denen sowohl mein Musikinstrumenteninteresse als auch meine politische Gesinnung bekannt waren, bei mir angesammelt…
Ich könnte dem nun noch hinzufügen, dass ich persönlich die Internationale damals dann auch auf den von mir weiterentwickelten Dudelsackpfeifen entsprechend erprobt und gespielt habe, mir dazu aber selbst keinesfalls sicher sein kann, ob dies nun vornehmlich (so wie vergleichsweise bei dem erwähnten Rundfunkbeitrag zur Maultrommel) auf dem Hintergrund einer diesbezüglich politisch favorisierenden Motivation, oder doch eher aus dem audioorganologisch motiviertem Bedürfnis, die Geeignetheit meiner nunmehrigen Dudelsack-Instrumentalentwicklung wiederum in Bezug auf diese, hinsichtlich ihrer Ton-Intervall- und Harmonie-Kombinationen doch eigentlich für bisherige Dudelsackinstrumente keineswegs sonderlich geeigneten Melodie, zu ertesten, erfolgt ist.
Aber das diesbezüglich eben auch ’maultrommel-tangierte’ Netzwerk von entsprechend ’politisch-bedingten’ (bis hin zu geheimdienstlich mitbedingten) ’Ketten-Vergliederungen’, muss ich in Hinsicht auf meine späteren Existenz- und Wirkbedingungen als politisch engagierter Wissenschaftler, hier auch in ganz anderer Hinsicht weitergehend bedenken, und hatte ja auch darauf schon in Bezug auf die damals meiner Personalakte beizufügende ’persönliche Erklärung’ aufmerksam gemacht.
Um meine prinzipiell ablehnende Haltung zu der mir damals vorgelegten „Erklärung“ in entsprechend unübersehbar-demonstrativer Weise zu verdeutlichen, hatte ich dann meine dazu eigene Erklärung zunächst mit den Worten:
„Ich erkläre, dass ich zu keiner Zeit in irgendeiner Weise als Mitarbeiter oder Informant für den Verfassungsschutz, den BND oder den MAD tätig war.“,'' begonnen, und anschließend betont, dass ich dies nötigenfalls auch beeiden könnte, dabei aber auch meine grundsätzlichen Zweifel an der Rechtmäßigkeit einer entsprechend pauschal gegen größere Menschengruppen vorgehenden Verfahrensweise, betonen möchte.
Ganz ähnlich wie ich mein vormaliges ’Offenlegungs-Verhalten’ zu meiner zuvorigen Geheimdiensttätigkeit dann nach Kenntnis meiner „Opfer-Akte“ auf neue Weise zu überdenken hatte, so musste ich mich später dann auch veranlasst sehen, meine damalige ’Beeidigungs-Formulierungen’ entsprechend kritisch zu überdenken, und würde nun, nach dem immer deutlicher Werden aller dabei auch als Imponderabilien zu bedenkenden ’Verwirr- und Verzwicktheits-Entwicklungen’ und den damit wiederum zwangsläufig verbundenen Entwicklungen in Richtung auf weitere Verunklarungen, bestenfalls noch beeiden, dass ich gegenüber Verfassungsschutz, BND und MAD, niemals entsprechende Verpflichtungserklärungen unterschrieben habe und damit im Zusammenhang dann auch die bereits geäußerte Frage „''Für welch seltsamen Geheimdienst ich denn wohl damals tatsächlich tätig war?“'' noch eingehender bedenken müssen. Und zu einem solch ’eingehenderem Bedenken’ sehe ich mich auch veranlasst, wenn ich den Gesamtkomplex all der Besonderheiten die damals zu meiner Entfernung aus dem normalen Wissenschaftsbetrieb geführt haben, eingehender rekapituliere.
Der erste Schritt in dieser Richtung wurde ja zunächst von Peter Ruben in seiner Funktion als neuer Direktor des ZIfPh, mit seiner mir damals mündlich und schriftlich übermittelten Kündigung unternommen, welche dann freilich unter damaligen ’Noch-DDR-Verhältnissen’, nicht rechtswirksam werden konnte.
Später wurde dann – eben auch im Sinne der Vorbereitung von künftig entsprechend politisch zu organisierenden Wissenschaftler-Entfernungen – am ZIfPh eine Wahl von ostdeutschen Mitgliedern für die nun anstehende Errichtung einer „Integritätskommission“ durchgeführt.
Auf der dazu durchgeführten Institutsversammlung, hatte ich dann deutlich erklärt, dass ich mich an einem solchen, aus meiner Sicht demagogisch-verlogenen Wahlvorgang, nicht beteiligen werde, worauf dann gerade wieder Peter Beurton (ich kann mich dazu an keinen anderen diesbezüglich argumentierenden Redner erinnern) ausführlich darlegte, dass in diesen, nun letztlich westdeutsch gestalteten Integritätskommissionen, unbedingt auch ostdeutsche Vertreter, welche „die Verhältnisse in der DDR persönlich erlebt haben und beurteilen können“ mitwirken müssten, und hat sich dabei dann natürlich für die entsprechende Wahl von Peter Ruben ausgesprochen.
Die dann installierte Integritätskommission hatte nun über einen längeren Zeitraum Gelegenheit die entsprechende Liste der ihr doch wohl zweifellos vorliegenden ’Überprüfungsfälle’ abzuarbeiten; - unter denen aber ich (wie mir ja Peter Ruben später selbst bestätigte) offensichtlich niemals zur Debatte stand.
Insofern muss es mir also auch als eigenartig erscheinen, dass ich, nachdem ich bereits ein neues Arbeitsverhältnis als Wissenschaftler hatte aufnehmen können, plötzlich doch noch, - sozusagen ’im allerletzten Moment’ - als ein entsprechend zu kündigender Wissenschaftler vorgeladen wurde. Gerade so, als ob neben den zuvor ohne Zeitdruck durchgeführten Befragungen zu entsprechend aufgelistet anstehenden Problemfällen, nun noch schnellstens ein keinesfalls zu vergessender, besonderer Fall erledigt werden muss. Und dies dann auch in Form einer offensichtlich speziellen ’Sonderbehandlung’ durch zwei entsprechend eifrige westdeutsche Juristen, welche sich, obwohl doch nun nur als ’westdeutsches Duo’ agierend, als die zuvor so plakativ als quasi ’gesamtdeutsch zusammengesetzte’ (nämlich auch ausdrücklich mit ostdeutscher Beteiligung installierte) „Integritätskommission“ ausgeben konnten und dabei dann offenbar auch beliebig willkürlich formulierte Kündigungs-Empfehlungen zur Wirksamkeit bringen konnten. Und die mir daraufhin schriftlich übermittelte Kündigung erreichte mich dann damals tatsächlich gerade noch am allerletzten Tage ihres entsprechend rechtsmöglichen Wirksamwerdens…
Daraus kann sich für mich auch die Frage ergeben, ob diese, ’fast verpasste’, dann aber doch noch in spezieller Weise erfolgende ’Überprüfung’, damals erst auf Grund einer entsprechend verspätet zu Kenntnis gelangten Verleumdungsdenunziation, oder eher auf Grund entsprechend höhererseits ausgegebener Weisungen erfolgte, wobei die offensichtliche Begründungsarmut zu der dann behaupteten ’Unrechtsverstrickung’ eher die zweite Interpretation nahe legen könnte und so wiederum die letztlich vielleicht doch noch irgendwie denkbare Interpretation, dass alle diese bereits genannten Besonderheiten eben doch nur aus einem Konglomerat von damaligen Zufälligkeiten zu erklären seien, als besonders unwahrscheinlich da stehen lässt.
Dazu kann ich dann auch auf weitere Besonderheiten verweisen.
In dieser Überprüfungsvernehmung selbst, ist mir seitens des ’Vorsitzenden’ dieser ’Zwei-Personen-Kommission’, letztlich nur vorgehalten worden, dass ich nun, auf Grund der doch offen zugegebenen Tatsache, mich vor zwanzig Jahren auch mit dem geheimdienstlichen Anlegen von „Toten Briefkästen“ befasst zu haben, die Möglichkeit mich weiterhin als Wissenschaftler zu bezeichnen sowie weiterhin als Wissenschaftler tätig zu sein, verwirkt hätte…
Durchaus im Unterschied zu derartig ’zusammenfassenden’ Argumentations-Niveaulosigkeiten, war diese Überprüfung von ihrer Gesprächsform und dem Zeitaufwand her, ansonsten durchaus gründlich nachfragend und überaus zeitaufwändig angelegt.
Ich stand dabei wieder einmal der Situation gegenüber nun intensiv ’ausgehorcht’ zu werden, sah allerdings meinerseits wiederum keinerlei Grund mich nun etwa hier, zumal gegenüber meinen offensichtlichen politischen Gegnern, hinsichtlich meiner Gesinnung und meinen entsprechenden Denkungsarten, irgendwie zurückhaltend oder etwa ’verheimlichend’ zu verhalten.
Und so beantwortete ich auch die immer wieder zweifelnd gestellte Frage zu meinen damaligen Kündigungsbestrebungen beim MfS, in der gleichen Weise, wie ich dies nun auch hier wieder darlegen werde:
Innerhalb des letztlich umfangreicheren Komplexes meiner damaligen Kündigungsmotivationen, ergaben sich für mich damals vor allem zu zwei, von mir stets als besonders wesentlich angesehenen Aspekten, entsprechende Konflikte und von daher dann auch immer wieder aufbrechende Diskussionen und Meinungsunterschiede. Aspekte, die freilich wiederum Fragen von grundsätzlicher philosophischer Bedeutung beinhalten:
Die Frage nach der Wahrheit und die Frage nach der eigentlichen Qualität von spezifisch dialektisch-materialistisch orientierten Erkenntnisbestrebungen.
Ich war während meiner damaligen Geheimdienst-Tätigkeit natürlich der Auffassung, dass gerade diese grundsätzlichen Fragen nun von mir, als einem bei einem sozialistischen Geheimdienst entsprechend beauftragten Philosophen, auch grundsätzlich konzeptionell, hinsichtlich der Besonderheiten von sozialistisch/kommunistischen Geheimdienstaktivitäten zu bedenken seien und entwickelte dabei unter anderem die dazu auch detaillierter ausgearbeitete Auffassung, dass auch bei allen praktisch-operativen Unternehmungen in Verbindung mit der Erarbeitung entsprechend wahrheitsumgehender bzw. wahrheitswidersprechender Legendenkonstruktionen, alle diese Aktivitäten stets dem eigentlichen Ziel der Enthüllung bzw. Klärung von historischen Wahrheiten, untergeordnet bzw. in dieses Ziel entsprechend strategisch ein-geordnet werden müssen.
Mit diesem Denken stieß ich nun immer wieder auf besondere Widerstände, welche einerseits darauf hinausliefen, dies einfach als „philosophische Spinnerei, fern von jeder praktischen Erfahrung“ abzutun, mir aber andererseits auch vorgehalten wurde, dass ich offensichtlich die ’Wahrheitskonzeption des dialektischen Materialismus und insbesondere die Wahrheitsauffassung von Lenin“ noch nicht gründlich genug verstanden hätte und doch akzeptieren müsse, dass es letztlich keine absolute Wahrheit geben könne usw.…
Und im Weiteren wurde ich dann auch immer wieder mit der Auffassung konfrontiert, dass es oftmals auch überhaupt nicht auf Wahrheit, sondern eben auf die Beschaffung von politisch relevanten Informationen ankäme, bei denen dann deren praktikables Verwendungs- und Manipulations-Potential im Sinne von wiederum erweitertem und effektiv verschleierndem Eingreifen, auch im Zusammenhang mit entsprechend dazu wiederum zu entwickelnden Fehlinformationen bzw. entsprechend erweiternden Legendenkonstruktionen, als weitaus wesentlicher für effektive geheimdienstliche Unternehmungen angesehen und auch entsprechend gründlicher bedacht werden muss als deren möglicher (aber letztlich doch auch nie genau zu ermittelnder) Wahrheitsgehalt…
Und im Zusammenhang mit derartigen Diskussionen wurde ich dann auch mit der Auffassung konfrontiert, dass doch gerade ein so komplex und weltumspannend denkender Politik-Wissenschaftler wie eben Z. Brzezinski „mit seinem Denken ganz dicht an unsere dialektische Weltanschauung heran komme“, - was ich offenbar ebenfalls noch nicht richtig begriffen hätte…
Derartige, von mir eben niemals zu akzeptierende Auffassungen, wurden für mich dann aber auch in der Auseinandersetzung mit diesen beiden westdeutschen Juristen wieder in besonderer Weise reflexionswürdig, denn seitens dieser, die ich dabei ja auch als entsprechend gegnerische ’Geheimdienstseite’ ansehen konnte, begegneten mir dann eben durchaus deckungsgleiche Auffassungen, wie vor zwanzig Jahren bei meinen damaligen Geheimdienst-Vorgesetzten. Nach den zunächst immer wieder vorgebrachten Argumentationen zur generellen Unglaubwürdigkeit meiner Kündigungsmotivations-Darlegungen und der damit verbundenen Aufforderung nun doch lieber eine ’IM-Tätigkeit am ZIfPh einzugestehen und dazu meinen dortigen Führungsoffizier zu benennen’ (denn nur auf diese Weise könne ich nun glaubwürdig sein), wurde mir dann auch (nun insbesondere von dem zweiten ’Integritäts-Juristen’ in unverhüllt verhöhnender Weise) vorgehalten, dass in Hinsicht auf das mir damals vorgeworfene „praxisferne Theoretisieren“ und „philosophischer Wahrheits-Spinnereien “, meine damaligen MfS-Vorgesetzten wohl doch zweifellos Recht hatten…
Eine für mich freilich keineswegs überraschende Reaktionsweise, welche mir auch meine ohnehin bislang bestehenden Ansichten zu den ’Selbstverständlichkeiten spezifisch bürgerlichen Geheimdienst-Denkens’ bestätigte.
Durchaus überraschend war für mich dann aber die Art und Weise, der im Anschluss an diese Verhör-Auseinandersetzungen erfolgende Anfertigung eines diesbezüglichen „Protokolls“. Dieses wurde nun in meinem Beisein vom Vorsitzenden, Herrn Schaible, in einer auf mich bezogenen ’Ich-Form’, auf Tonband gesprochen. Meine dabei erfolgenden Einsprüche zur offensichtlich wahrheitswidrigen Art seiner Darstellung und mein Hinweis, dass ich Derartiges niemals unterschreiben werde, waren bei dieser Verfahrensweise allerdings wohl ohne Bedeutung, denn mir wurde dann ja auch niemals ein entsprechendes Dokument zur Unterschrift vorgelegt.
Auch dies muss ich nun als eine bemerkenswerte Besonderheit im Vorgang meiner Entfernung aus dem Wissenschaftsbetrieb anmerken, welche mir umso bemerkenswerter erscheinen muss, wenn ich sie wiederum mit meinen vorherigen ’Verhörserfahrungen’ aus DDR-Zeiten vergleiche.
Dazu kann ich dann auf die entsprechend von mir unterschriebenen MfS-Verhör-Protokolle verweisen, welche mir später, sowohl in meiner MfS-Akte als auch in der entsprechenden Akte meines Freundes Helmuth Eggebrecht, wieder begegnet sind. Dokumente, welche damals im Zusammenhang mit seinem gescheiterten Versuch des ’illegalen Verlassens der DDR’, entstanden waren. Diese Unterlagen werden wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit noch viele Jahrzehnte erhalten bleiben und jeweils leicht zugänglich sein, wozu sich für mich die Frage ergibt, ob dies etwa mit gleicher Sicherheit und Gründlichkeit auch hinsichtlich der Unterlagen und des diesbezüglichen „Protokolls“ zu den damaligen Vorgehensweisen dieser beiden westdeutschen ’Integritätsjuristen’ anzunehmen sein wird?
Wenn ich ein diesbezügliches Vergleichen dann noch weitergehend und detaillierter betreibe, so können in diesem konkreten Falle dazu dann auch jeweils sehr deutliche ‘Formunterschiede‘ festgehalten werden.
Zur ’Integritäts-Vernehmung’ wurde ich zunächst in einer durchaus formfreundlichen und entsprechend vor-informierenden Weise vorgeladen, welche allerdings während der Vernehmung selbst (bis hin zur abschließenden ’Protokollaufnahme’) immer wieder in Richtung auf unverhülltes Verächtlichkeitsgebaren und entsprechende Demonstration von Missachtungen umschlug.
Meine zu DDR-Zeiten erfolgende Vernehmung zu Helmuth Eggebrecht wurde hingegen (in fraglos durchaus ’diktaturspezifischer’ Weise) mit einer plötzlich in aller Frühe und ohne jegliche Erklärung, vor meiner Wohnungstür erfolgenden Festnahme und der sofortigen Überführung in die Keibelstraße am Alexanderplatz, eingeleitet, wo ich zunächst - immer noch ohne jegliche Erklärung – in einen (von mir damals als ’Stehzelle’ empfundenen) winzigen Raum mit abgepolsterter Tür ohne Innentürgriff und ohne Tageslicht, gesperrt wurde. Die Gründe für meine Festnahme wurden mir dann auch erst im Verlaufe der später erfolgenden Vernehmung mitgeteilt.
Allerdings konnte ich dann zu allen von mir als nicht exakt empfundenen Formulierungen des mir abschließend vorgelegten Vernehmungsprotokolls, stets entsprechende Korrekturen durchsetzen, wozu dann auch ganze Abschnitte entsprechend neu formuliert werden mussten…
Dazu liegt wohl auf der Hand, dass angesichts dieser konkreten Tatsachenvergleichung nun (zumal in Hinsicht auf diesen, dann zu einer ’DDR-spezifischen’ Gefängnisverurteilung meines Freundes führenden Fall) keineswegs Schlüsse in Richtung auf eine diesbezügliche Höherbewertung von entsprechend zu vergleichenden ’DDR-Rechtsgepflogenheiten’ nahe liegen können. Vielmehr verdeutlicht mir diese Vergleichung, die damals, nach dem Sieg über die DDR, so überdeutlichen Tendenzen von Willkürlichkeit und Missachtung einfachster Rechtsgepflogenheiten, seitens nun siegesbewusst-antikommunistisch gesinnt agierender westdeutscher Juristen.
Meine dann folgenden „Rechtsstaaterfahrungen“ im Zusammenhang mit meiner Klage gegen die von diesen Juristen empfohlene Kündigung, sind dann von wieder anderen Bedenklichkeiten zu westdeutschem Juristenverhalten begleitet.
Der mir über meine Gewerkschaft vermittelte Westberliner Rechtsanwalt, legte mir zunächst nahe, nochmals genauestens zu überdenken, ob ich das mich betreffende Kündigungsschreiben, welches mir am 30.06.92 zugestellt worden war, tatsächlich noch an diesem Tage erhalten hatte. Denn falls ich mich erinnern könne es (etwa auf Grund von vortägiger Abwesenheit in meiner Wohnung etc.) erst einen Tag später erhalten zu haben, so könne meine Klage sicherlich erfolgreich sein, da mir die Kündigung somit nicht mehr termingerecht innerhalb des ersten Halbjahres meines damaligen Arbeitsverhältnisses mitgeteilt worden war…
Demgegenüber wollte ich nun nicht nur meinerseits auf der Wahrheit bestehen bleiben, sondern vor allem darauf bestehen, dass die mir vorgehaltene Kündigungsbegründung in einer offensichtlich willkürlich-subjektiv motivierten Weise an der Wahrheit vorbei geht.
Eine auf einer die Wahrheit nicht entsprechend berücksichtigenden Empfehlung beruhende Kündigung, könne meiner Auffassung nach nicht rechtsgültig sein. Dies hatte ich auch in meinem Kündigungs-Widerspruchsschreiben vom 2.7.92 dargelegt und eingehender begründet, welches nun, - ebenso wie bereits meine damalige ’persönliche MfS-Erklärung’ -, meinen entsprechenden Personalunterlagen beizufügen war, und beides von mir dann auch meinem Rechtsanwalt übergeben wurde.
In den entsprechenden Beratungen mit ihm ergab sich dann Folgendes:
Eine Argumentation in der von mir angestrebten Art, könne vor Gericht nur als zutreffend anerkannt werden, wenn in meiner Kündigung offensichtlich „sittenwidrige“ Begründungen enthalten wären. Wenn dort etwa formuliert worden wäre, dass ich auf Grund von näheren Bekanntschaften mit „Zigeunern, Juden, Negern oder Homosexuellen“ usw. gekündigt worden sei, so wäre eine Klage gegen eine solche Kündigung, auf Grund einer damit zu belegenden „Sittenwidrigkeit“ (zu welcher sowohl auf diesbezügliche Paragraphen als auch auf entsprechende Präzedenzfälle verwiesen werden kann) sicherlich erfolgreich, auch wenn die Kündigung ansonsten temingerecht-exakt erfolgt war. Demgegenüber wäre
aber eine Berufung auf Sittenwidrigkeit im Zusammenhang mit MfS-Verbindungen, völlig aussichtslos, da derartige Sachverhalte gegenwärtig eben politisch „außerordentlich hoch angebunden seien“…
Dazu vertrat ich wiederum den Standpunkt, dass eine auf Grund einer wahrheitswidersprechenden Empfehlung ausgesprochene Kündigung, keinesfalls zu rechtfertigen sei und letztlich doch ebenfalls als ’sittenwidrig’ beurteilt werden muss, wobei in Bezug auf meine Person, eine wie die zuvor von ihm hypothetisch genannte und als offensichtlich sittenwidrig einzuschätzende Begründung, im Unterschied zu der mir nun vorgehaltenen Begründung, der Wahrheit keineswegs widersprechen würde. Ich möchte diese Klage gegen meine Kündigung also auf Grund einer dabei offensichtlich unangemessenen und wahrheitswidrigen „Unrechtsverstrickungsbehauptung“, welche meiner Auffassung nach eben auch als demgemäß unhaltbar und auch als entsprechend „sittenwidrig“, zu beurteilen ist, begründet wissen.
Und obwohl mir hinsichtlich meiner Auffassung zu Unwahrheit, Lüge und Sittenwidrigkeit letztlich nicht widersprochen werden konnte, wollte (oder konnte?) sich mein Rechtsanwalt darauf (immer wieder unter Berufung auf die „politische Hochangebundenheit aller Stasi-Sachverhalte“) nicht einlassen.
Um mein Rechtsverständnis in dieser Angelegenheit nun wiederum zu verdeutlichen, möchte ich auf meine dazu bereits akzentuierte Haltung hinsichtlich meines unzweifelhaft gesetzeswidrigen ’Geheimdiensts-Verhaltens’ in Hinsicht auf illegale Grenzübertritte und den entsprechenden Gebrauch falscher Personal-Dokumente, zurückkommen.
So hätte ich beispielsweise eine dazu erfolgende strafrechtliche Verfolgung bzw. eine entsprechende gerichtliche Verurteilung, sowohl in der DDR (was ja etwa innerhalb der letzten Monaten ihrer Existenz durchaus denkbar gewesen sein könnte) als auch dann, in der nunmehrigen BRD, nicht a priori als ’nachträglich-ungerecht’ oder etwa einfach nur als „Siegerjustiz“, sondern als durchaus ’rechtsmäßig-berechtigt’ und sachlich begründbar, auffassen können.
Die damals erfolgenden Vorgänge um meine dann durchgesetzte Kündigung, kann ich hingegen nur als einen offenbar nicht einfach nur zufälligen Komplex von Verletzungen und entsprechender Missachtung von eigentlich zu beachtenden Rechtsgepflogenheiten und sachlich bestehenden Rechtsansprüchen auffassen.
Vorgänge, die letztlich wohl nur mit aktiver Beteiligung von entsprechend antikommunistisch aufgeladenen und damals in entsprechend siegesgewiss-verkommener Weise wirkenden ’West-Fachkräften’, möglich waren. Speziell berufene Berufsbeamte, die das Pflichterfüllungs-Werk der entsprechenden Aussortierung von Menschen, die damals auf die Rampen des politischen Selektionsgeschehens gestellt werden konnten, mit entsprechend subjektiv–willkürlichem Eifer betrieben.
Aus meiner diesbezüglichen Erfahrung mit dieser Art von „Integritätskommission“ ergibt sich jedenfalls, dass da offenbar Juristen am Werke waren, zu denen neben ihrer präjudizierenden politischen Gesinnung, wohl auch vermerkt werden kann, dass sie in diesem Fahrwasser dann offenbar auch in einen Strudel von politisch-moralischer Verkommenheit und Gewissenlosigkeit gerieten, innerhalb dessen sie ihr Selektionswerk auch in einer Weise betreiben konnten, die dann auch grundlegenden und ansonsten üblichen Rechtsgrundsätzen des politischen Systems, in welchem sie ihre juristische Ausbildung und Qualifikation erhalten hatten, widersprachen.
Und insofern wurde dortigerseits wohl auch nicht etwa an juristisch sauber zu vertretende Begründungen und/oder Anklagen zu tatsächlichen „Unrechtsverstrickungen“, sondern wohl eher an politisch zu manipulierende Selektions-Verfahren gegen politische Gegner, unter möglichster Umgehung von ansonsten erforderlichen Rechtsgepflogenheiten, gedacht.
Und mit einer solchen Gesinnung lag dann wohl auch nahe, dabei immer wieder mit dazu entsprechend eingepassten, unwahren Behauptungen zu agieren.
Das war zunächst in Bezug auf das Wirken dieser beiden ’Integritäts-Juristen’, insbesondere auch in Hinsicht auf deren ’Vernehmungs-Argumentationen’, den Besonderheiten ihrer ’Protokollführung’ und dann auch hinsichtlich ihrer entsprechenden Kündigungsempfehlung, unverkennbar, setzte sich dann aber auch in einer für mich wiederum verblüffenden und nun auch verstärkten Weise, während der Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht fort:
Der von dem mich damals kündigenden ‘Arbeitgeber‘ beauftragte Anwalt behauptete nun zur weiteren Begründung der vorliegenden Kündigung plötzlich vor Gericht, dass ’der Kläger auch nach seiner Kündigung beim MfS, von dort noch weitere Aufträge entgegengenommen und ausgeführt habe…’.
Diese nunmehrige Situation vor Gericht war nun freilich wiederum von besonderer Qualität.
Der mir von meiner Gewerkschaft vermittelte Rechtsanwalt, welcher ja auch bis zuletzt abgelehnt hatte, entsprechend meiner Auffassung, in prinzipieller Weise, im Sinne der mir als gegeben erscheinenden ’Wahrheits- und Sittenwidrigkeit’ der vorliegenden Kündigungsbegründung zu klagen, hatte mich dann vor dieser Verhandlung ausdrücklich aufgefordert, mich da keinesfalls einzumischen, möglichst überhaupt nichts zu sagen, und eben ihn ’machen zu lassen’...
Nun aber sah ich keine andere Möglichkeit, als mich doch zu Wort zu melden, zumal da auch weiteren, ganz offensichtlich unwahren Darlegungen der ’antrags-gegnerischen Seite’, einfach nicht widersprochen wurde.
Und die dann dazu wieder deutlich werdende Sachlage, war für mich wiederum noch verblüffender.
Auf meine Frage, wie er seine Behauptung über meine angeblich auch nach meiner MfS-Kündigung weitergeführten MfS-Aktivitäten begründen wolle, erklärte er, dass dies doch aus meinen eigenen Erklärungen dazu, entnommen werden müsse…
Eine Behauptung welche in dieser monströsen Wahrheitswidrigkeit noch nicht einmal von den beiden ’Integritäts-Juristen’ gewagt worden war.
Als ich dazu dann vor Gericht verdeutlichte, dass ich in dieser, doch schon lange auch in meiner Personalakte (so nun auch zusammen mit meinem jetzigen Widerspruchsschreiben zur nunmehrigen Kündigung) eindeutig nachlesbaren Erklärung, aber doch das genaue Gegenteil seiner nunmehrigen Behauptung dargelegt hatte, musste ich den Eindruck gewinnen, dass diese beiden Dokumente offenbar weder von dem vorsitzenden Richter, noch von seinen Beisitzern, zur Kenntnis genommen worden waren.
Mein späterer Eindruck zu all diesen (nun eben auch vor einem ordentlichen ’Rechtsstaat-Gericht’ ablaufenden) Vorgängen, verdeutlichte mir dann, dass wohl auch dies alles – ganz ähnlich wie bei meinen vorherigen Einsprüchen zur ’Protokollführung der Integritäts-Juristen’ - letztlich ebenfalls wieder ’ohne Bedeutung’ war, denn die Entscheidung des Gerichtes bezog sich dann (wie mir dazu nochmals erklärt wurde) eben einfach nur darauf, dass diese Kündigung letztlich doch termingerecht innerhalb des ersten Halbjahres meines Arbeitsverhältnisses, und insofern eben auch völlig korrekt, erfolgt sei. Und da innerhalb eines solchen Zeitraumes ohnehin keine Kündigungsbegründungen erforderlich sind, müssen diese auch kein Gegenstand weiterer juristischer Abwägungen sein…
Wenn ich zu dieser damaligen Entwicklung nun sowohl das Verhalten der sich auf mich konzentrierenden „Integritätskommission“ als auch des mir damals zugeordneten Rechtsanwaltes überdenke, so begegnen mir bei beiden, spezifisch wahrheitsmissachtende Denkungsarten.
Mein Rechtsanwalt, welcher natürlich ungehalten darüber war, dass ich mich damals doch während der Gerichtsverhandlung zu Wort gemeldet hatte, hielt mir abschließend vor, dass ich offenbar zu den Leuten gehöre, die nicht davon abzuhalten seien, sich mit ihrem Bestehen auf Wahrheit ’um Kopf und Kragen zu reden’ und es wohl auch nie lassen können, ihre ’Wahrheits-Spitzfindigkeiten’ gerade da vorzutragen, wo diese nicht angebracht sein können... Und auch der mich bereits zuvor entsprechend verhöhnende ’Integritäts-Mitarbeiter’ von Herrn Schaible, hatte ja gerade zu der von mir damals dargestellten Problematik von ’geheimdienstlichen Verhaltensweisen zur Wahrheit’, ebenfalls eine unverhohlen wahrheitsmissachtende Position bezogen.
Aus meiner Sicht jeweils völlig unakzeptierbare Denkungsarten.
Wenn man aber diese, doch gerade auch seitens der Integritätskommission so deutlich demonstrierte Haltung näher bedenkt, so müssen (wie ich ja bereits angemerkt hatte) innerhalb von entsprechenden „Verzwicktheitszusammenhängen“ unweigerlich auch weitere und entsprechend weiterführende ’Verkettungsmöglichkeiten’ bedacht werden.
Darauf hatte ich insbesondere im Zusammenhang mit den mir nach Einsicht in meine ’Opferakte’ wiederum als problematisch erscheinenden Formulierungen aus meiner zuvorigen ’MfS-Erklärung’ bereits hingewiesen. Und in einer solchen, nun wiederum spezifisch ’nachfragenden’ Weise bedacht, wäre etwa auch vorstellbar, dass die mir in der DDR damals begegnende MfS-Anwerbung, innerhalb entsprechend geschichtsverzwickt-geheimdienstlicher Realitäten, auch durch in der DDR entsprechend wirkende Mitarbeiter des BND oder eines anderen ’DDR-observierenden’ Geheimdienstes, erfolgt sein könnte, welcher auf eine solche Weise, dann durch mich, auch an zweifellos authentische und möglicherweise auch entsprechend wertvolle Informationen zur ’politisch-ideologischen Situation’ und zu entsprechenden Diskussionen unter Philosophen und Studenten in der DDR und eben auch unserem und meinem detaillierterem ’DDR-Denken’ (so etwa auch zu den in der DDR damals doch ganz unterschiedlichen Auffassungen zu Z. Brzezinski etc.) gelangt wären, und – wenn man eine solche Vorstellung weiter ausbaut - dann auch über die exzellente Möglichkeit hätte verfügen können, bestimmte, von ihm in Westdeutschland bereits verdächtigte Personen, durch mich, mittels meines entsprechend ’MfS gestalteten’ Legendenverhaltens, in entsprechende politische Fallen zu leiten…
Eine zwar keineswegs ’nahe liegend-wahrscheinliche’, aber eben auch keineswegs als völlig unvorstellbar auszuschließende, Möglichkeit.
Einen derartigen ’Denk-Faden’ möchte ich nun aber auch deswegen nicht noch weiter ausspinnen, weil eben auch andererseits, eben in der mir damals ’real begegnenden’ Geheimdienst-Wirklichkeit, gerade angesichts der von mir damals dort entsprechend monierten Haltungen und Denkungsarten, ebenfalls derartige ’Umkehrungs-Strategien’(auch bis hin zu entsprechenden ’Selbst-Umkehrungen’ in ganz verschiedene Richtungen), vorstellbar wären. Im extremsten ’MfS Falle’ etwa auf dem Wege einer entsprechend –wahrheitsmissachtend-intellektuell-entfaltet weitergeführten Annäherung an die dabei doch ohnehin schon als ’weltanschaulich-dialektisch-nahestehend’ angesehenen ’Konvergenz-Theorie-Konzepte’ bestimmter bürgerlicher Strategie-Denker. Ein (zumal unter den sich dazu dann politisch entsprechend ändernden Verhältnissen zu Beginn der neunziger Jahre) keineswegs völlig undenkbarer ’Seitenwechsel’, welcher dabei dann aber nicht einmal als eigentliche ’Wandlung’, sondern (auf Grund bereits zuvor entsprechend bestehender Denk- und Verhaltensweisen, und dann vielleicht auch angesichts diesbezüglich jeweils ’entgegenkommender Verhältnisse’) doch eher als ’Fortsetzungs-Verhalten’, auf der Basis einer dabei auch kaum wesentlich zu verändernden Denkungsart, empfunden werden könnte.
Bei den dann gemäß solcher Denkungsarten auch entsprechend wahrheitsmissachtend und wahrheitsumgehend gestalteten Aktivitäten, wird es den so orientierten Akteuren dann auch (ganz unabhängig davon auf ’welcher Seite’ sie sich selbst dabei dann, oder ’noch’, empfinden mögen) oftmals eher auf die Installierung immer neuer ’Polit-Imponderabilitäten’, als etwa auf die jeweils genauere Klärung von realen Zusammenhängen und die Enthüllung entsprechender historischer Wahrheiten ankommen. Und dies eben gerade auch dann, wenn sich dabei – wiederum ganz entsprechend der zuvor bereits entwickelten Denkungsart - eine politisch für ’effektiv’ (oder entsprechend ’nötig’ bzw. ’angebracht’) angesehene weitere ’Imponderabilisierung der Wirklichkeit’ (also die entsprechend gezielte Gestaltung immer weitergehender ’Verwirrspiele’ und Verunklarungen) eher anbietet als ein eher aufwändigeres und mühseligeres Bemühung um enthüllende Wahrheit…
Man mag all solche Bedenklichkeits-Überlegungen als vollkommen spekulativ und vielleicht auch als völlig unreal abtun, wird aber im hier konkret vorliegenden Falle nicht daran vorbeikommen können, dass wir es doch genau hier, bereits mit diesbezüglich kaum überwindbaren ’Interpretationsschwierigkeiten’ (oder eben auch der gänzlichen Unmöglichkeit von wirklich klar zutreffenden Interpretationen) auf Grund von entsprechend ’imponderabel’ bzw. gezielt ’verunklarend-schwerlich enthüllbar‘ gestalteten Formen und Informationen von/zu bestimmten Sachverhalten und Vorgängen zu tun haben.
So eben im hier anstehenden Beispiel in Bezug auf meine ja ’schnellgriffig-vorliegend-einsehbare MfS-Opferakte’, aber eben auch im diesbezüglichen Gesamtvorgang des tatsächlichen Wirkens der mich damals aus dem Wissenschaftsbetrieb selektierenden Integritätskommission.
Dass zu diesem Vorgang wiederum wohl kaum jemals ein vergleichbar ’schnellgriffig vorliegend-einsehbarer’ Akten-Status zu erwarten sein wird, hängt hier wiederum mit den dabei jeweils spezifisch imponderabilisierend-verunklarenden Entwicklungen (bzw. entsprechend möglichen ’Verfahrensweisen’) zusammen, innerhalb derer einerseits spezifisch ’realitäts-verdunkelnde Real-Akten’ (welche dabei auch durchaus authentische ’Real-Protokolle’ enthalten können) hervorgebracht werden, und sich andererseits (wohl gerade auch angesichts des offensichtlichen Mangels an entsprechend ’authentischen Real-Dokumenten’) die diesbezügliche ’Realitäts-Verdunklung’ eher im Verlaufe einer Vermeidung des Zustandekommens ’schnellgriffig-vorliegend-einsehbarer Akten’ realisiert.
Beiden Vorgängen stehen in der Realität aber einerseits meine tatsächlichen damaligen Geheimdienstaktivitäten (zu welchen vielleicht tatsächlich keine genauer aufklärenden Dokumente mehr zu erwarten sind) und andererseits die Realität des damaligen ’Integritätskommissions-Wirkens’ und der dann dazu involvierten westdeutscher Juristen gegenüber, wobei zu diesen wohl ebenfalls keine später genauer aufklärenden Dokumente, zu deren Aktivitäten und Verhaltensweisen zu erwarten sein werden.
Im weiteren Überdenken all dieser damaligen Entwicklungen, meine ich aber nach wie vor, dass es wohl doch möglich gewesen wäre, dass etwa der mir damals zugeordnete Rechtsanwalt, aber vielleicht auch einer der Direktoren der damals zur Abwicklung anstehenden Einrichtungen und Institute der AdW, ein diesen damaligen Entwicklungen entgegenstehendes ’Zeichen’ hätte setzen können. Beispielsweise einfach in Form einer Weigerung sich zum mitwirkenden Helfer bei einer derartig rechts-fragwürdig-demoralisierend angelegten Unterschrifteneinforderung machen zu lassen.
Natürlich wäre Derartiges sicher nicht zu Peter Ruben, aber vielleicht doch zu einem damals doch entsprechend anders gesinnten Positionsinhaber (freilich unter Gefahr des alsbaldigen Verlustes seiner Position) vorstellbar.
Ich gehe dabei nicht von der sicherlich völlig unrealen Vorstellung aus, dass damit etwa der damalige Gang der deutschen Geschichte hätte deutlich beeinflusst werden können, sondern vielmehr von der Frage, ob derartig widerstrebende Zeichensetzungen innerhalb dieses Abschnittes deutscherr Geschichte damals überhaupt erfolgt sind?
Denn gerade in Anbetracht der bisherigen Kalamitäten deutscher Geschichte, erscheint mir genau eine solche Frage zu entsprechend widerstrebenden ’Zeichensetzungen’ (auch weitgehend unabhängig von der dazu freilich auch zu stellenden Frage nach deren jeweils tatsächlicher Wirksamkeit) wichtig, da ich denke, dass es eben manchmal (oder letztlich doch stets?) nicht nur um aktuell effektiv erlebbare Wirksamkeit, sondern letztlich auch um geschichtlich längerwirkende Sinnhaftigkeit und die dabei entsprechend zu bewahrenden Sinngehalte, gehen sollte.
Wenn ich meine diesbezügliche ’Zeichensetzungs-Frage’ nun wieder in Richtung auf mein damals doch deutlich akzentuiertes Bestreben, die Klage gegen meine Kündigung im Sinne einer diesbezüglichen Wahrheits- und Sittenwidrigkeit zu erheben und entsprechend genau formuliert zu begründen, bedenke, so scheint mir auch da, dass eine entsprechend deutliche ’Zeichensetzung’ wohl durchaus möglich gewesen wäre.
Im Sinne einer, dementsprechend auch hier zu erwägenden ’Real-Utopie’ kann dazu etwa Folgendes bedacht werden:
Ein entsprechend juristisch klug und konsequent eingebrachter Antrag, hätte selbst im Vorgange seiner wiederholten Abweisung seitens verschiedener Instanzen, bereits dadurch schon als eine nun entsprechend juristisch exakt festzuhaltende ’Zeichensetzung’ in das entsprechende Rechtsgeschehen einfließen können. Und im Verlaufe derartiger – letztlich doch stets auch zeitaufwändiger – Vorgänge, hätte dann auch alsbald, und wohl unweigerlich, meine dabei so überaus ominöse ’MfS-Opferakte’, und wiederum damit im Zusammenhang, dann wohl auch das entsprechend umso fragwürdigere Agieren dieser damals ohnehin selbst so fragwürdigen ’Zwei-Personen-Integritätskommission’, Gegenstand entsprechender juristischer Erwägungen werden können – bis hin zu der desweiteren zu erwägenden Möglichkeit, auch eine gerichtliche Klage gegen diese „Kommission“ selbst, bzw., die damals dort entsprechend wirkenden Personen zu erheben.
Alles Sachverhalte und Erwägungen, denen angesichts der zunächst „politisch hoch angebunden“ vorgebrachten ’Unrechtsverstrickungs-Behauptung’, ja gerade keine Beachtung zukam und wohl auch nicht zukommen sollte.
So gehe ich natürlich auch davon aus, dass es einer entsprechend korrekt vorgehenden Integritätskommission innerhalb des ihr damals zur Verfügung stehenden Zeitraumes, wohl auch möglich gewesen wäre, eine entsprechende Einsicht in meine diesbezüglichen MfS-Akten zu veranlassen - wozu ich selbst damals ja zunächst keine Veranlassung haben musste.
Und selbst wenn eine solche Überlegung, dazu nicht als Argument gelten könnte, so hätte ein in meinem Falle dann wohl unvermeidliches späteres Vorlegen (bzw. ’Einbringen’) dieser Akte, innerhalb eines dann bereits angestoßenen juristischen Vorganges bzw. des entsprechenden „Instanzenweges“, wohl kaum völlig unberücksichtigt bleiben können.
Und auch – was ich angesichts eines zweifellos in spezifisch westdeutscher Weise antikommunistisch geprägten Rechtswesens (und dementsprechend zu erwartender Richter-Mentalitäten) keineswegs für unwahrscheinlich halten würde – wenn dann wiederum im Sinne einer entsprechenden Rechtmäßigkeit meiner Kündigung bzw. der entsprechenden Abweisung einer solche Klage, entschieden würde, so wäre dazu eben doch eine deutlich widerstrebende und dann eben auch entsprechend aktenkundig fixierte ’Zeichensetzung’ erfolgt, welche dann eben auch entsprechend ’geschichts-real’ rekapitulierbar wäre.
Eine Zeichensetzung im Sinne meiner damaligen Versuche mich beispielsweise gegen bestimmte Zumutungen hinsichtlich geforderter Unterschriftsleistungen, hinsichtlich perfider und wahrheitswidrig angelegter ’Protokollführungen’, hinsichtlich der von Juristen gegen mich (dann sogar vor Gericht!) unverfroren und auch wider besserer, gerade doch ihnen nahe liegend–zugänglicher Wissensmöglichkeiten, bzw. auch wider ihres unleugbar tatsächlich besseren eigenen Wissens, vorgetragene unwahre Behauptungen usw., zu wehren, und im Zusammenhang damit eben auch als ein deutliches Zeichen gegen die damals offenbar verbreitete Akzeptanz einer „politischen Hochangebundenheit von MfS-Sachverhalten“ ohne Erwägung von dabei eben doch zu bedenkender Rechtsmöglichkeiten.
Alles Versuche eines entsprechenden ’Sich Zur Wehr Setzens’, welche ohne die zusätzliche Initiative einer diesbezüglich auch juristisch klaren ’Zeichensetzung’, innerhalb damaliger ’Rechtskonstellationen’ weiterhin einer entsprechend abwiegelnden Beurteilung als ’rechtliche Bedeutungslosigkeiten’ ausgeliefert bleiben können.
*
Selbstverständlich kann auch die nun hier in so übermäßig ausgeweiteter Form vorliegende „Anmerkung Nr.1“ - wie eben überhaupt meine hier vorliegende Darstellung zum „Archaeopteryx der Audioorganologie“ - als Versuch einer derartigen Zeichensetzung außerhalb ansonstiger Üblichkeiten wissenschaftlicher Abhandlungen, verstanden werden.
Ein hinsichtlich der dabei vorliegenden Vielzahl von ’Detail-Ausschweifungen’ und verschiedenartig disproportioniert ausgeweiteten ’Sub-Anmerkungen’, eben auch in seiner Form zweifellos eigenartiger, aber eben doch auch entsprechend bedachter Versuch, innerhalb dessen ich mir die Möglichkeit öffnen wollte, mich eben auch neben den allgemein wissenschaftsüblich entsprechend einschränkenden Form-Gepflogenheiten, sowohl zur Entwicklung als auch zu bestimmten Entwicklungsbedingungen meines Nachdenkens über die spezifischen Besonderheiten musikinstrumenteller Technikentwicklung und die generellen Besonderheiten meines diesbezüglichen Philosophierens, zu äußern, wobei die Formbesonderheiten dieses Versuchs wohl aus meinem Bestreben resultieren, mich hier auch mit einem entsprechend unverhohlen-zeitzeugenschaftlichen Blick, zu bestimmten, mich in besonderer Weise berührenden bzw. mir persönlich entsprechend bedenkenswert-relevant erscheinenden Ereignissen und Relationen zu äußern.
Relationen, die eben auch mein Denken immer wieder mitbeeinflusst haben.
Und dieses Denken hat und hatte, eben auch stets mit Zusammenhängen zu tun, zu denen ansonsten wohl eher Wert darauf gelegt wird, zu behaupten, dass diese doch aber mit Wissenschaft eigentlich „nichts zu tun haben“.
Eine solche Haltung des jeweiligen ’Auseinander-Haltens’ könnte ich nun gerade auch bezüglich meiner damals letztlich doch nur einige wenige Monate währenden Aktivitäten bei einem Geheimdienst, sicherlich auch ’vertreten’ und dazu wohl auch mit entsprechenden Zustimmungsgeneigtheiten rechnen.
Es wäre aber doch ganz offensichtlich verlogen.
Denn sowohl mein damals bereits spezifisch politisch-philosophisch vorgeprägtes Denken während dieser Monate als auch mein späteres Denken und Forschen unter entsprechend ’geheimdienstlich-observierten’ Bedingungen, und auch mein dann wiederum weiterführendes Denken und Wissenschaftswirken unter ebenfalls davon in signifikanter (wenn dann auch wieder ganz anderer) Weise betroffenen und entsprechend beschädigend und behindernd wirkenden Bedingungen, sind letztlich wohl kaum scharf voneinander zu trennen.
Und gerade in Hinsicht auf die Entwicklung meiner Auffassungen zu bestimmten philosophischen Grundproblemen – gerade wohl auch in Hinsicht auf meine Auffassungen zum ’Prinzip der Parteilichkeit’ – (welche wiederum auch von meinen Intentionen und Intensionen zu all meinen Maultrommel- und Systematik-Forschungen usw. usf., nicht zu trennen sind) wäre es mir ganz unmöglich, dabei meine entsprechend damaligen (aber dann auch späteren) real-relevanten Geheimdiensterfahrungen, einfach ’weg zu denken’.
Da wo auf dem Hintergrund entsprechend politisch induzierter Vorurteilsbildungen, die diesbezüglich gängigen Behauptungen, dass etwa Politik und Wissenschaftsgeschehen nötigenfalls möglichst sauber getrennt werden sollten, vertreten werden, handelt es sich aus meiner Sicht, um jeweils vernunftwidrig zustande gebrachte ’intellektuelle Gewaltakte’.
Vernunftvergewaltigende Produkte eines letztlich auch wissenschaftsbeschädigenden Denkens.
Die in diesen Zusammenhängen zu bedenkenden Hoffnungen auf ‘Sauberkeit‘, wären letztlich nur mit einem jeweils möglichst genauen Blick auf den jeweiligen Charakter diesbezüglicher Politik abzuwägen. Aber gerade die da doch stets bestehende Möglichkeit (oder eben zuweilen auch dringende Notwendigkeit) eines näheren Hinsehens, kann innerhalb entsprechend konstruierter Trennungsvorstellungen, in einer dann bequem-naheliegenden Weise, schon von vorneherein, leichtfertig ’weggedacht’ werden.
Dem gegenüber wollte ich mir hier, eben auch auf dem Wege einer entsprechend widersprechenden ’Zeichensetzung’, die Möglichkeit offen halten, auch auf Sachverhalte hinzuweisen, welche etwa in einer eher wissenschaftsüblicher angelegten Darstellung zu audioorganologisch-philosophischen Problemkonstellationen, nicht nur als grundsätzlich ’deplatziert’ erscheinen müssten, sondern dort zunächst auch überhaupt nicht sachgerecht kommunizierbar wären.
Wenn ich mich dabei nun aus Sicht meiner persönlichen Erfahrungen und meiner Wissenschaftsauffassung, auch zu vielfach verwobenen und dann auch weitgehend unentwirrbar gestalteten Legendenbildungen als einer Realität von Geheimdienstaktivitäten äußere und dabei auch auf die damit unverkennbar verbundenen Tendenzen zu diesbezüglich dann auch ungehemmt eskalierenden ’Imponderabilisierungen’ hinweise, so kann ich zu den von mir im Weiteren bedachten Sachverhalten auch anmerken, dass vergleichbare Tendenzen natürlich auch in entsprechend ’unsauberen’ Politikbereichen (ob nun in jeweils unmittelbarer, oder doch eher weiterverzweigender Verbindung mit entsprechend dabei nutzbaren Geheimdienstaktivitäten) unübersehbar sind und letztlich auch innerhalb der Wissenschaftsgeschichte, insbesondere auch innerhalb des aktuellen Wissenschaftsgeschehens (ob da nun unmittelbar ’politikvermittelt’, oder doch eher ’politisch-selbstorganisiert’ und erst später auch in zunehmend ’real-politisch’ eingreifenderer Weise) zu vermerken sind.
Und darüber hinaus kann ich dazu dann noch anmerken, dass wohl gerade auch die gegenwärtigen Entwicklungen sich selbst steigernder Informationsfluten, ebenfalls diesbezüglich möglichen Prozessen von gewollten (aber vielleicht auch ganz ’ungewollten’?) ’Imponderabilisierungen’ entgegen kommen können.
Dazu kann ich dann – zumal wenn ich dabei ’im Bild’ entsprechend bedachter ’Überflutungen’ bleiben möchte - wiederum anmerken, dass die in dieser Weise zu bedenkenden Erkenntnisgefährdungen, sowohl als gelegentliche und vielleicht jeweils schwierig genau voraussehbare Tsunamis als auch in der Form eines längst allbekannten und eigentlich ständig zu bedenkenden ’Ansteigen des Meerespiegels’ vorstellbar sind, wobei innerhalb eines solchen Bildes dann wiederum deutlich gemacht werden kann, dass das Problem dabei wohl weniger in Hinsicht auf die anwachsende Menge von Informationen, sondern wohl eher in deren erkenntnisfördernder Bewältigung und Nutzung besteht, und die von mir als entsprechend erkenntnisgefährdend bedachten Imponderabilisierungstendenzen sich doch weitaus eher durch gezielte Methoden der Vernichtung bzw. eines dem gemäßen ’Untergehenlassens’ von bestimmten Informationen, realisieren. Was freilich auch wieder, sowohl gewollt-gezielte als auch ungewollt-spontan-chaotische ’Informationsselbstüberflutungen’ nicht ausschließen muss.
Was den von mir erlebten Wissenschaftsbetrieb in der DDR betrifft, so war für mich beispielsweise im Zusammenhang mit dem Wissenschaftsverhalten solcher Wissenschaftspersönlichkeiten wie Herrmann Ley (aber eben auch wie Erich Stockmann etc., zu welchem ich mich ja an verschiedenen anderen Stellen weitaus eingehender geäußert habe - siehe dazu beispielsweise wieder: „Über bestimmte Eigentümlichkeiten im Umgang mit der deutschen Cister…“ in: www.bhje.de), damals ein entsprechendes ’Imponderabilisierungswirken’ unverkennbar, auch wenn diese dabei keineswegs über entsprechend vergleichbar effektiv-befehlsgeleitete ’Hintergrund-Organisationen’ verfügen konnten.
Vielleicht sind sie aber auch gerade in diesem Sinne, als entsprechend bemerkenswert-einflussreiche ’Wissenschaftspersönlichkeiten’ zu beachten, einzuordnen und zu bedenken?
*
Mein hiermit vorliegender ’Zeichensetzungs-Versuch’, welcher ja jenseits der Hoffnung eines sich etwa aktuell verändernd auswirkenden ’Zur Kenntnis genommen Werdens’, oder etwa mit Blick auf einen dabei vielleicht vorstellbaren ’Internet-Quoten-Erfolg’ bzw. einer vielleicht ähnlich spektakulär zu vermerkenden Wirksamkeit in Form eines später auf viele Literaturzitate verweisenden ’Wissenschaftsechos’, unternommen wurde, erfolgte in dem von mir dazu bereits akzentuierten Sinne, zunächst in lediglich diesbezüglich ’festhaltender Absicht’.
Allerdings in der entsprechend weiterreichenden Hoffnung, dass dieser letztlich doch auch später noch zur Kenntnis zu nehmen sein wird.
In früheren, also diesem nunmehrigen Text vorhergehenden, Darstellungen meines philosophisch-politischen Anliegens, hatte ich immer wieder (in einer damals offensichtlich eher optimistisch-wissenschaftsvertrauenden Weise) darauf hingewiesen, dass wir es im Jahre 2014 mit dem hundertjährigen Bestehen und Wirken der Sachs-Hornbostelschen „Systematik der Musikinstrumente“ zu tun haben werden und in diesem Jubiläums-Zusammenhang dann wohl auch manche der von mir bereits seit Jahrzehnten verdeutlichten Problemkonstellationen genauer zur Kenntnis, und so vielleicht auch entsprechend ’ernst’, zu nehmen sein werden.
Inzwischen habe ich jedoch verschiedene Gründe, dies wiederum weniger optimistisch zu betrachten, wobei ich auch denke, dass sich im Zusammenhang mit einem ohnehin allgemeiner zu vermerkenden ’Sittenverfall’ hinsichtlich bisheriger akademisch-wissenschaftsbetrieblicher Üblichkeiten, auch als möglich abzeichnet, dass zu einem solchen Wissenschaftsjubiläum, dann weder entsprechend angemessen-gebührliche Wissenschaftsveranstaltungen, noch die schon so lange ausstehende kritisch-überwindende Sicht auf dieses, bereits zum Zeitpunkt seiner Entstehung gänzlich verfehlte Dogma der Musikwissenschaften und weiterer damit verbundener Disproportioniertheiten gegenwärtiger Wissenschaftskultur, zu erwarten sein werden.
Ein entsprechendes Ausbleiben wird dann aber auch die Gefahr eines weiteren Ansteigens bestimmter bereits bestehender Verunklarungstendenzen innerhalb des diesbezüglichen Wissenschaftsgeschehens nach sich ziehen…
(02)
Dies habe ich in verschiedenen anderen Arbeiten eingehender geschildert. Siehe dazu z. B. auch: „Über bestimmte Eigentümlichkeiten im Umgang mit der deutschen Cister…“, aber auch: „Vortrag zur Eröffnung der Musikinstrumentenausstellung an der Hochschule für Musik Saar“, jeweils in: www.bhje.de.
(03)
Schon vor Beendigung meiner Facharbeiterlehre wurde mir, obwohl ich, außer im Fach Physik, ansonsten keineswegs brillante Zensurenleistungen zustande gebracht hatte, immer wieder nahe gelegt, mich später unbedingt um ein Maschinenbau-Ingenieurstudium zu bewerben. Ich war aber schon seit Langem eher ’philosophisch interessiert’ und konnte mir damals nur Philosophie als eine für mich mögliche Studienrichtung vorstellen.
Allerdings wurden damals (meiner Erinnerung nach über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren?) an den Universitäten der DDR keine Studenten für Philosophie immatrikuliert, so dass ich zunächst (was ich ohnehin vor hatte) in meinem erlernten Beruf zu arbeiten begann und dann meinen Militärdienst ableistete. Unter DDR-Verhältnissen war dies dann freilich auch eine gute Voraussetzung, um so auch mit all meinen weniger brillanten Zensuren und auch als ein von seiner sozialen Herkunft her doch eigentlich keineswegs als ’Arbeiterkind’ geltender Studienbewerber, entsprechend angenommen zu werden. Ich habe es dann bereits während meines Studiums stets als einen gewissen ’glücklichen Zufall’ angesehen, dass ich innerhalb des DDR-Philosophiegeschehens, gerade mit Herbert Hörz, also einem Philosophen der stets betonte, dass er eben auch Physiker sei, näheren Kontakt haben konnte. Später wurde mir aber auch eine ganz andere Zufälligkeit, mit wieder ganz anderen, auch wieder mich in besonderer Weise betreffenden Bedeutungsbezüglichkeiten, bewusst: In dem von ihm alsbald aufgebauten und dann langjährig geleiteten Forschungsbereich am ZIfPh der AdW der DDR, musste mir zunächst (in ebenfalls angenehmer Weise) eine besondere Häufung von qualifizierten Physikern auffallen, was dort dann aber wohl als weniger ’zufällig’ zu bewerten war. Mir musste später aber auch auffallen, dass sich gerade unter den innerhalb dieses Institutsbereiches physikinteressiert wirkenden Wissenschaftlern, wiederum eine erstaunliche Häufung von DDR-Philosophen mit schwäbischen Vorfahren vermerken ließ: Der ohnehin aus Schwaben stammende Leiter des Bereiches, mit seinen heuten noch dort lebenden Verwandten, ich als stets physikinteressiertes Mitglied der dortigen Arbeitsgruppe Biologie, mit ebensolchen, und in einer wieder anderen Arbeitsgruppe eben auch die Physikerin Nina Hager mit ihrem schwäbischen Vater. Ich kann mir jedenfalls einen solchen, wenn vielleicht auch nur in vage-hypothetischer Weise als relevant anzusehenden ’Schwabenbezug’, hier, im Zusammenhang mit meinen diesbezüglichen ’Archaeopteryx-Reflexionen’, nicht verkneifen. Und so mag auch die Frage anstehen, um welche Art von Zufälligkeit es sich wohl handeln möge, wenn ich bedenken kann, dass mir doch gerade innerhalb all solcher ’Zufalls-Konstellationen’ auch möglich war, eine für sonstiges Philosophieren in diesem Lande keineswegs einfach ’DDR-übliche’ Wissenschaftsinitiative zu entwickeln, welche - und dies nun wohl keineswegs mehr ’nur zufällig’ – demgegenüber in Westdeutschland (trotz des dabei letztlich doch bestehenden spezifisch ’gesamtdeutschen’ Wissenschafts-Verantwortungs-Hintergrundes) eben nicht stattgefunden hat und so eben auch im Schwabenlande, mit all seinen bisherigen Physikern und Philosophen usw., offenbar auch nicht entstehen konnte…
Es handelt sich eben auch hier wieder um einen speziellen Fall von objektiv zufallsverwoben-verzwickter Geschichtlichkeit, die letztlich aber doch nicht einfach nur als zufällige, oder etwa nur ’irrationale’ Geschichte, zustande kommt.
(04)
Siehe dazu wiederum Anmerkung Nr. 2
(05)
Zur spezifischen Bedeutung von Experimentalmodellen siehe auch meinen Beitrag: „Ausgewählte Thesen und Anmerkungen zur ’Vergleichsanalytischen Musikinstrumentenforschung’ (VAO)“, in der vorliegenden Publikation und in: www.bhje.de.
(06)
Diesen krankheitsbegründeten Hintergrund habe ich hier auch erwähnt, um diesbezüglich anderen Interpretationen hinsichtlich meines damals nicht erfolgten Beitrages, entsprechend deutlich entgegenzutreten.
(07)
Was allerdings Curt Sachs offenbar nicht akzeptieren wollte.
Siehe dazu: seine Arbeit: „Die Maultrommel. Eine typologische Vorstudie“. In: Zeitschrift für Ethnologie, 1917, sowie meine Arbeiten „Über die Wechselseitigkeiten von Instrumentalkonstruktion
und Klangmöglichkeiten bei Maultrommeln“ und „Die Maultrommel als Gegenstand des Musikunterrichts“, in der vorliegenden Publikation und in: www.bhje.de.
(08)
Freilich gibt es bei manchen ’Maultrommelspezialisten’ auch ganz andere Vorstellungen zu bestimmten, besonders grob und eben nicht ’spaltpräzise’ gestalteten ’Original-Instrumenten’, deren dann dumpfer und unklarer Klang wiederum als ’besonders authentisch’ interpretiert wird. Das mag so betrachtet zwar zuweilen ethnologische Berechtigung haben, geht aber am Verständnis der eigentlich physikalisch-akustisch effektiven Funktionsweise dieses Musikinstrumentes vorbei. Ganz im Unterschied zu bestimmten Diskussionen die ich dazu mit eher musikethnologisch (oder eben auch einfach nur ’mystisch-esotherisch’) orientierten Liebhabern und ’Spezialisten’ zu diesem Instrument hatte, konnte ich mich wiederum gerade mit Herbert Hörz , ohne dass dieser etwa als ’Maultrommelspezialist’ gelten könnte, ganz sachlich-physikalisch zu diesem Instrument austauschen. Er stimmte mir auch hinsichtlich der von mir zunächst nur zögernd gewagten Formulierung zu einer doppelspalt-bezüglichen „Fundamentalanalogie zur theoretischen Physik“ im Zusammenhang mit „Heisenbergschen Unbestimmtheitsrelationen“ zu und vermittelte mir im weiteren Gespräch dazu auch Überlegungen, die ich zunächst bei dieser Betrachtungsweise noch keineswegs im Sinn hatte.
Siehe dazu wieder die unter Anmerkung Nr.7 genannten Arbeiten.
(09)
Die so genannte „Aura“, d.h. ein Kombinationsinstrument zu welchem mehrere verschieden gestimmte Einzelzungenmaultrommeln in zumeist kreisförmiger Anordnung (mit jeweils nach außen gerichteten Zungenhaken) zusammen montiert sind, belegt vor allem das Bedürfnis nach schnellem Wechsel und dem Spiel in verschiedenen Tonarten, wobei dazu in der Regel immer noch das jeweilige Anlegen jeder Einzelmaultrommel an die Zähne des Spielers angestrebt wird. Ein solistisches Spiel mit gleichzeitigem Anreißen zweier Maultrommelzungen ermöglicht sich indessen an Kombinationsinstrumenten bei denen jeweils zwei Einzelinstrumente mit ihren dann mittig-gegenüberstehend zu bedienenden ’Zungenhaken’ montiert sind und dann also etwa mit Daumen und Zeigefinger vor der Mundhöhle angerissen werden können, wobei diese Spielart eher ohne Kontakt mit den Zähnen erfolgt.
(10)
Siehe dazu wieder „Über die Wechselseitigkeiten…“ , bzw. Anmerkungen Nr. 7 und 8.
(11)
In diesem Bereich wäre meiner Empfehlung nach für ein wirklich akribisch-präzises Einrichten von Spaltpräzision, dann auch jeweils an die weitere Montage von diesbezüglich ’einstellbar-nachzuregulierenden’ Zusatz-Elementen zu denken, zu deren konstruktionstechnischer Besonderheit und akustischer Wirksamkeit, ich mich im Zusammenhang mit bestimmten asiatischen Maultrommeln, bereits in meiner Arbeit „Die Maultrommel als Gegenstand des Musikunterrichts“ (Siehe dazu wiederum Anmerkung Nr. 8) geäußert hatte.
(12)
Siehe dazu wieder Anmerkung Nr. 8
(13)
Zur Realisierung auch anders angeordneter Tonartkombinationen, bei denen etwa die jeweils längste Zunge für den Dominant-Akkord vorgesehen werden soll, kann auch bedacht werden, dass für die genauere Intonation weiterer Zungen, nicht nur deren Länge, sondern eben auch deren Form, deren Material und wesentlich die Stärke des verwendeten Materials ausschlaggebend sein können, wobei sich entsprechende Unterschiedlichkeiten freilich auch wieder auf deren jeweiligen Klang auswirken.
(14)
Dieser, alle anderen ’Teil-Elemente’ zusammenfassend-aufnehmende ’Grundkörper’ sollte dabei, meiner Vorstellung nach, in Form einer fest zu sichernden, aber eben auch wieder lösbaren und entsprechend wieder neu- bzw. auch um- zu montierenden, Schraubenverbindung konzipiert werden.
(15)
Dass Derartiges im nun zu erwartenden Verlaufe weiterer Entwicklungen auch weiterhin völlig unbeachtet und auch künftig gänzlich unverwirklicht bleiben kann, ist natürlich ebenfalls denkbar, wenn auch keineswegs einfach in gleicher Weise als wahrscheinlich zu bewerten. Die Berechtigung einer solchen Denkbarkeit und entsprechender Denkungsarten, ist aber – in einem durchaus wieder ganz anderen Sinne - von geradezu ’nichtutopischer’ Art, wobei sie in diesem Sinne aber keineswegs einfach nur als ’fatalistisch-pessimistisch’ oder etwa ’phantasielos’ denunziert werden sollte. Schließlich kann sie sich ja von Fall zu Fall auch auf jeweils durchaus realistische Wahrscheinlichkeiten, oder einfach nur auf entsprechend kulturlose oder auch in anderer Weise verkommene Realitäten berufen. Sie repräsentiert allerdings – auch wenn ich mich ihr keineswegs immer verweigern möchte – doch eher das Gegenteil dessen, was ich hier darzulegen versuche, und ich bin insofern vielmehr gewillt mich weiterhin, mittels Denken und Tun, im Sinne entsprechender ’Real-Utopie-Darlegungen’ zu engagieren und ihr also keineswegs leichtfertig zu folgen. Denn vielmehr noch als die mögliche Tendenz zum ’Pessimismus’, scheint mir da vornehmlich die ’Leichtfertigkeit’ als grundlegender Wesenszug vorzuliegen.
Dazu kann ich auch anmerken, dass ich mich eh schon immer, gegen die aus meiner Sicht heillos vereinfachende Vorstellung gewehrt habe, dass doch wohl alles was erfunden werden kann, letztlich auch einmal erfunden werden wird. Gerade eine eingehendere Betrachtung der Geschichte musikinstrumenteller Technik kann uns da durchaus auf ganz andere Gedanken bringen und einem solchen, doch letztlich trivialem Verständnis von Technikentwicklung (welches mir allerdings mehrfach begegnet ist) heilsam gegenüberstehen. Denn zunächst kann festgehalten werden, dass keineswegs alles was bislang klug und sachgerecht erfunden wurde, dann auch entsprechend verwirklicht werden konnte. Und keineswegs wird etwa alles, was erfunden werden kann, auch tatsächlich immer erfunden werden. Denn auch die Technikgeschichte ist – wie wohl Geschichte überhaupt – nicht nur voll von verhinderten, sondern eben auch voller verpasster, wieder vergessener und eben auch einfach immer wieder nicht genutzter Gelegenheiten.
(16)
Siehe dazu meinen Vortrag: „Zur Position der sogenannten ’durchschlagenden Zunge’ im ’natürlichen System der Musikinstrumente’“, in: www.bhje.de.
(17)
Ebenda
(18)
Ebenda
(19)
Siehe dazu beispielsweise meinen Vortrag: „Kurze Anmerkungen zu einigen ausgewählten Konfliktfällen aus dem Wirkungsumfeld der Vierklassensystematik von Sachs und Hornbostel“,in der vorliegenden Publikation und in: www.bhje.de.
(20)
Eingehendere Darstellungen und Bewertungen dieses Zustandes sowie auch seiner Besonderheiten innerhalb spezifisch deutscher Wissenschaftsentwicklungen finden sich in vielen meiner Arbeiten. Siehe dazu wieder in: www.bhje.de
*