Zur Problematik einer ‚systematisch-systemisch’ konzipierten Exposition von Musikinstrumenten.
(Zunächst im Jahre 2010 entstanden und später  überarbeitet; vorgesehen als Vortrag an der Musikhochschule des Saarlandes in Saarbrücken)

In meinem Vortrag zur Eröffnung der nun in Ihrem Hause befindlichen Musikinstrumentenausstellung(01) hatte ich bereits über die Konzeption meiner zuvor in Berlin unternommenen Aktivitäten zur Einrichtung einer kritisch-systematisch angelegten Musikinstrumentenexposition gesprochen. Eine Ausstellung, in welcher der Besucher anhand eines bestimmten Teilbereiches von Musikinstrumenten auch mit der Problematik  einer naturwissenschaftlich exakt zu begründenden  Systematik bestimmter  Musikinstrumente konfrontiert wurde.
Und weiterführende grundsätzliche Vorstellungen zu den Möglichkeiten einer demgemäß umfassender angelegten und entsprechend auf Systematik orientierenden Ausstellung von Musikinstrumenten hatte ich bereits zuvor, im Jahre 2005, anlässlich einer internationalen musikwissenschaftlichen Tagung, ausführlicher dargelegt.(02)
Ich hebe dies hier deswegen einleitend hervor,  weil ich (wie ich schon  zu anderen Gelegenheiten betont habe) durchaus der Meinung bin, dass wahrscheinlich beides, - also sowohl meine erste, entsprechend kritisch angelegte Expositionsinitiative in Berlin als auch die damaligen ausführlicheren konzeptionellen Darlegungen zu einer entsprechend systematisch-systemisch strukturierten Musikinstrumentenexposition - wohl weltweit die ersten Versuche waren, eine solche Konzeption vorzustellen und dann auch in ersten Ansätzen expositionell zu verwirklichen. Und insofern bin ich froh darüber, dass ich nun auch hier an Ihrer Musikhochschule wieder die Möglichkeit habe, diese mich seit langem bewegende Problematik darzulegen und mir auch die Möglichkeit gegeben ist, Ihnen hier einen detaillierten Vorschlag für eine kleine entsprechend konzipierte Teilausstellung innerhalb der von Ihnen exponierten Musikinstrumentensammlung vorzutragen und dabei meine kritische Position zu bestimmten damit zusammenhängende Problemen und entsprechenden Auffassungen zu verdeutlichen.
Ich möchte dabei aber auch noch – und dies ebenfalls wiederholend - auf eine andere Problematik hinweisen. Nämlich auf die aus meiner Sicht außerordentlich großen Schwierigkeiten, die einem begegnen können, wenn man vorschnell versuchen wollte, nun etwa entsprechend den von mir mehrfach dargelegten kritischen Einwänden zur inzwischen gewiss überholten Vierklassen-Systematik der Musikinstrumente und etwa auch orientiert an meinen neuen „Grundgerüst-Vorschlägen“  und meiner Auffassung zur Bedeutung der jeweils „Wesentlichen Elemente schallrelevanter Oszillation“ (WESO)(03) eines jeden Instrumentes, einfach eine demgemäß  neue Gesamtsystematik, etwa in tabellarischer Form oder auch – wie von Sachs und Hornbostel schließlich damals im Jahre 1914  in einer zunächst für alle Welt höchst beeindruckenden Weise vorgeführt - in einer Anordnung nach  Deweys Dezimal-System, fixieren zu wollen.
Ich meine eher, dass eine modernere Darstellung einer solchen Gesamtsystematik kaum noch in traditionell eindimensionaler bzw. ’flächig strukturierter’ Weise, sondern vielleicht eher unter sich gegenseitig bedingenden verschiedenen Aspekten, in integrativ mehrdimensional vernetzten, räumlichen Darstellungsformen, sinnvoll möglich sein könnte und denke insofern auch, dass vielleicht solche wie die hier von mir dazu dargelegten Vorstellungen, welche  ja darauf abzielen, diese Problematik nun zunächst in Form von bestimmten musikinstrumentellen Expositionsaktivitäten anzugehen, erste Schritte und entsprechende Anregungen auf  eine solche Richtung hin sein könnten. Einleitende Denkschritte und entsprechend praktische Bemühungen, um uns vielleicht auf einem solchen Wege dann doch auch allmählich aus dem musikwissenschaftlichen Dilemma herauszuwinden, mit dem wir es hier schließlich zweifellos zu tun haben. Nämlich mit der doch offensichtlichen Tatsache, dass es gegenwärtig in der Musikwissenschaft einfach keine detailliert modernisierte und  musikwissenschaftlich solide ausgearbeitete, also auch unter nunmehrigen Bedingungen wissenschaftlich zu akzeptierende Gesamtsystematik der Musikinstrumente mehr gibt. Immerhin haben wir es inzwischen auch mit einigen neueren „natürlich-akustischen“ Musikinstrumentenentwicklungen zu tun, die in der bisherigen Vierklassensystematik nicht bedacht wurden und zudem dort, auf Grund der verfehlten Konstruktion dieses Ordnungs-System, auch nicht nachträglich unterzubringen sind.
Bei dem nun von mir im Sinne einer solchen ’Überwindungsbemühung’ ausgewählten Teilbereich von Musikinstrumenten soll es zunächst um ganz bestimmte Blasinstrumente gehen, denn von meiner Erfahrung her lassen sich diese durchaus in einer besonders anschaulich-systematisierten Weise präsentieren.
Ich werde aber nun keineswegs versuchen, Ihnen etwa nahe zu legen, einfach die Anordnung von Instrumenten zu wiederholen, die ich damals in Berlin installiert hatte, denn da hatte ich es in  Hinsicht auf den mir zur Verfügung stehenden Raum, in welchem schließlich meine gesamte Sammlung ausgestellt war,  mit durchaus anderen Voraussetzungen zu tun.
Hier möchte ich eher vorschlagen, ein solches Vorhaben nur in Hinsicht auf einige wenige, eigens dafür auszuwählende besondere Blasinstrumentenrepräsentanten anzugehen.
Für eine  solche Unternehmung muss dann aber auch exakt definiert werden, um welche Blasinstrumente es hier nun genau zu  gehen hat  bzw. in welchem Sinne dieser Begriff dabei  genau zu verstehen sein soll. Denn dieser eigentlich doch sehr vage Begriff „Blasinstrument“ kann schließlich (worauf ich in meinen vorherigen Vorträgen bereits hingewiesen hatte) sehr umfassend, und insofern auch recht unterschiedlich, ausgelegt werden.
Wenn wir dabei nun – wie zumeist üblich – zunächst an Instrumente in der Art von Flöten, Trompeten, Oboen, Klarinetten, Saxophonen usw. denken, also etwa solche Instrumente im Sinn haben, wie sie in der Systematik von Sachs und Hornbostel unter der eigenwillig-seltsamen Bezeichnung „Eigentliche Blasinstrumente“ angeführt werden, dann könnte ja auch - um eben in dieser Richtung genauer zu definieren -  von ’angeblasen-schallgebenden Gefäß- und Röhrenkonstruktionen’ die Rede sein.
Dabei würden wir mit der etwas umständlichen Wortkombination ’Gefäß- und Röhrenkonstruktionen’ eben die Tatsache berücksichtigen, dass sich vor allem unter den Flöten nicht nur zylindrische und konische Röhreninstrumente, sondern eben auch bestimmte Gefäßformen finden lassen.
Freilich könnte man hier auch versuchen, nur noch von ’Gefäßkonstruktionen’ zu sprechen, indem dann vielleicht auch alle offenen Röhrenformen als besondere Gefäße definiert werden. Ich neige aber doch eher dazu, hier die bei den nun ausgewählten Blasinstrumenten akustisch so bedeutenden Unterschiedlichkeiten wie offene zylindrische und konische Formen als ’Röhrenkonstruktionen’, und dann, differenziert dazu, andere dabei akustisch relevante Hohlformen als ’Gefäßkonstruktionen’ zu definieren. Näher zu bedenken wäre dann allerdings auch, ob dabei nun einseitig geschlossene Röhren, wie wir sie etwa bei bestimmten Panflöten finden können, weiterhin als Röhren oder eben eher als Gefäße zu systematisieren wären.
Mit einer dementsprechenden, wie ich denke,  letztlich exakteren Definitions- und Begriffsmöglichkeit wären dann zwar eine ganze Reihe anzublasender Instrumente ausgeschlossen, es werden damit aber andererseits auch mehr als nur die zunächst üblicherweise genannten Blasinstrumente erfasst. Und sobald wir jetzt – mit Hilfe einer solchen mehr Exaktheit anstrebenden Begriffsfestlegung – genauer hinschauen, kann uns auch bereits auffallen, dass wir es nun also nicht nur mit mehr Blasinstrumenten zu tun haben werden als wir bei Sachs und Hornbostel unter der dortigen Rubrik „Eigentliche Blasinstrumente“ finden können, sondern wir haben es inzwischen auch mit mehr Blasinstrumenten zu tun als überhaupt bislang in der „klassischen Vierklassensystematik“ erfasst wurden und erfasst werden konnten.
So werden wir uns dann auch mit der eingehenderen Systematisierung von zunächst sechs ganz unterschiedlichen Bereichen derartiger angeblasener Instrumente beschäftigen müssen:

Eine solche Aufstellung dieser sechs hier zu unterscheidenden Blasinstrumentenbereiche kann nun allerdings wieder überaus weitschweifig verwirrend  und zunächst auch keineswegs systematisch übersichtlicher als das bislang Gewohnte anmuten, denn die Musikwissenschaft hatte sich dies bislang ja viel einfacher gemacht, indem sie kurzerhand  alle  „Eigentlichen Blasinstrumente“ in ganz undifferenzierter, und wie ich meine, eben auch in durchaus unberechtigter und systematisch verfehlter Art und Weise, also sozusagen einfach „nach Gutdünken“, zu „Aerophonen“ erklärt hatte, wogegen ich mich schließlich, wie Sie bereits wissen, schon seit vielen Jahrzehnten immer wieder aufgelehnt habe.
Ich möchte nun die genannten sechs Bereiche eingehender erläutern und dabei auch deutlich machen, inwieweit wir uns dabei im Sinne eines - wie ich meine - besseren und eben auch systematischeren Musikinstrumentenverständnisses künftig vielleicht auch umgewöhnen und dabei in ein anderes Denken eingewöhnen sollten.
Hinsichtlich der ersten beiden genannten Bereiche, also in Bezug auf Flöten und ’Bläserlippeninstrumente’, dürfte es vielleicht die wenigsten Missverständnisse darüber geben, welche Instrumente hier gemeint sind.
In Bezug auf die dabei letztgenannten, also die Bläserlippeninstrumente, möchte ich allerdings im Sinne eines besseren systemischen Verständnisses solcher Instrumente vorschlagen, hier die Lippen des Bläsers nicht wie bei Sachs und Hornbostel als „Polsterzungen“ (was zweifellos eine ganz unzutreffende, letztlich unberechtigte Bezeichnung ist), sondern diese eher als ’Polstermembranen’ aufzufassen, was ich aus verschiedenen Gründen für zutreffender halten kann.
So betrachtet, wird auch deutlich, dass diese Bläserlippeninstrumente durchaus in einer systematischen Nähe zu dem dritten hier genannten Bereich, dem Bereich von Blasinstrumenten mit Halbmembrantongeneratoren, stehen,  wozu  natürlich alle Blasinstrumente mit so genanntem „Doppelrohrblatt“, also Oboen, Fagotte, Sarrusophone, Rankette, Dolzainas, Krummhörner usw. sowie verschiedene andere Schalmeieninstrumente und bestimmte Dudelsackpfeifen usw. gehören.
Hier sollten wir uns nun unbedingt von der bei Sachs und Hornbostel festgeschriebenen (aber eben auch wiederum durchaus unzutreffenden) Vorstellung trennen, dass wir es bei dem für diese Instrumente zuständigen Tongenerator etwa  mit „Gegenschlagzungen“ zu tun hätten, und  eher akzeptieren, dass es sich dabei eben doch um gegeneinander schwingende Halbmembranen handelt.
Und diese Instrumente stehen nun wiederum im unmittelbaren, systematischen Zusammenhang zu dem vierten genannten Bereich, nämlich den Blasinstrumenten mit Ganzmembrantongenerator.
Ich möchte dazu aber nun noch einige Erklärungen zu den systemisch-systematischen Zusammenhängen von Bläserlippeninstrumenten (bzw. Polstermembran-Instrumenten) und Blasinstrumenten mit Halbmembrantongeneratoren einfügen.
Wie ich bereits betont hatte, meine ich, dass wir die beiden luftbeströmt gegeneinander schwingenden Halbteile eines normalen einfachen Doppelrohrblattes, wie wir es von entsprechenden europäischen Blasinstrumenten kennen, in legitimer und wohl auch für jedermann zu akzeptierenden Weise als Halbmembranen auffassen und bezeichnen können und denke dabei auch, dass dies um so zwingender akzeptiert werden sollte, wenn wir diese – wie ich dies ja auch im ersten Teil meines Vortrages zur Aerophon-Problematik ausdrücklich getan habe – im systematischen Zusammenhang mit dem unmittelbar am Gaumen angeblasenen Tongenerator mit einfacher, also ’nicht gedoppelter’ Halbmembrane betrachten, den ich Ihnen damals akustisch vorgeführt und zur genaueren Ansicht auch durchgereicht hatte. Ein Blasinstrument,  welches hinsichtlich seiner Klangerzeugung innerhalb unserer Mundhöhle wiederum als Gefäßkonstruktion aufzufassen ist, da hier schließlich der kleine, zwischen Halbmembran und Gaumen gebildete Hohlraum, welcher das dabei sekundär mitwirkende aerophone WESO integriert, wesentlich für das Verständnis der Funktionsweise dieses kleinen Musikinstrumentes ist.
Wenn wir nun wieder auf entsprechende Röhrenkonstruktionen schauen und dabei außer den üblichen europäischen „Doppelrohrblattinstrumenten“ auch entsprechende andere systematisch gleichsetzend-vergleichbare Schalmeieninstrumente, beispielsweise  aus Asien, ins Auge fassen, so stoßen wir dabei auf ein anderes überraschendes Phänomen:
Dort begegnen uns Instrumente bei denen die entsprechend gegeneinander schwingenden Halbmembranen ihrer Tongeneratoren jeweils noch durch weitere, beidseitig in zusätzlichen Lagen locker angebrachte Schichten aus den (soweit ich das beurteilen kann) wohl gleichen Pflanzenmaterialien ’abgepolstert’ sind. Mir persönlich sind derartige ’mehrschichtig gestaltete Tongeneratoren’ bis zu beidseitig dreifacher Schichtung begegnet.
Ich halte es dabei allerdings für einen Ausdruck fataler Gedankenlosigkeit, wenn solche Instrumente dann zuweilen von Musikwissenschaftlern in Europa neben den so genannten „Doppelrohrblattinstrumenten“ dann quasi ’systematisch erweitert’ als „Vierfach- oder  eben auch als Mehrfachrohrblattinstrumente“ eingeordnet werden.
Hier meine ich wieder, dass die weitgehend gedankenlos unangefochtene Akzeptanz der Systematik von Sachs und Hornbostel wohl auch als eine Bedingung für die dann auch mögliche Akzeptanz derartig scheinlogischer Systematisierungsbestrebungen mitbedacht werden muss.
Für das systemisch-systematische Verständnis derartiger Instrumente scheint mir hier aber eher wichtig, Folgendes zu beachten: Nur die jeweils beiden inneren, also auch die tatsächlich gegenseitig beidseitig ’luftangeströmt gegeneinanderschwingenden’ Halbmembranen solcher Tongeneratoren, sollten bei diesen als das tatsächlich primär wirkende WESO angesehen werden. Und die jeweils weiteren dortigen Anschichtungen sollten, zumal diese, wie das offenbar in der Regel der Fall ist, nur mehr oder weniger locker anliegend, aber nicht fest verbunden mit dem Material der inneren Halbmembranteile des Tongenerators, mitschwingen,  dann eher als ’instrumentale Abpolsterungen’ dieses WESOs verstanden werden. Dabei ist eben auch vergleichend zu bedenken, dass doch auch entsprechende ’nichtinstrumentale Abpolsterungen’ derartiger WESOs in vergleichbarer Weise  bei vielen der uns geläufigeren europäischen Doppelrohrblattinstrumente üblich sind, was uns sofort deutlich werden muss, sobald wir den unvermeidlichen Einfluss der Bläserlippen eines jeden Spielers einer modernen Oboe auf  die Tonbildung und die Tongestaltung seines Instrumentes bedenken. Und dabei sollten dessen Lippen, welche schließlich ebenfalls an den Halbmembranen seines „Doppelrohrblattes“ nur anliegend mitschwingen und nicht fest mit diesen verwachsen oder verbunden sind, eben auch keineswegs als WESO des Instrumentes anzusehen sein.
Ganz anders verhält sich dies aber eben in Bezug auf das Lippenpaar des Trompetenspielers, denn dessen Lippen wirken schließlich tatsächlich als primäres WESO, zu welchem ich, wie bereits gesagt, vorschlagen möchte, dafür den Begriff ’Polstermembranen’ zu verwenden.(04)
Diesen Vorschlag möchte ich jedoch keinesfalls irgendwie als Referenz gegenüber dem Sachs-Hornbostelschen Begriff der „Polsterzungen“,  den ich ja für gänzlich verfehlt halten muss und keinesfalls akzeptieren kann, verstanden wissen.
Es handelt sich hier eher um eine bestimmte Art von Akzeptanz bezüglich der fatalen Tatsache, dass die Musikwissenschaften tatsächlich bereits lange mit diesem doch so offensichtlich schiefen Begriff arbeiten und insofern zu hoffen sein kann, dass nun eine eher bescheiden zurechtrückend angelegte ’Begriffs-Reparatur’ vielleicht weniger aufwändig und vielleicht auch weniger Missbehagen stiftend ausfallen wird als eine ansonsten vielleicht eher als ’besserwisserisch’ aufgebauscht anmutende und in völliger Ungewohntheit daherkommende Begriffs-Neuschöpfung.
Und diese Reparatur begründet sich eben vor allem aus den hier dargestellten vergleichsanalytischen Überlegungen zu anderen systematisch zu bedenkenden Blasinstrumenten.
Wenn ich nun schon diese beiden, also das primäre WESO einer Trompete und einer Oboe, analogsetzend vergleiche, so möchte ich dazu sogleich auch auf eine weitere Besonderheit zu sprechen kommen.
Halbmembrantongeneratoren im Sinne der besprochenen Doppelrohrblätter sind natürlicherweise immer tendenziell symmetrisch konstruiert; - es handelt sich in der Regel um zwei gleich gestaltete, gegeneinander schwingende Halbmembranen. Es würde auch - nehmen wir wieder das Beispiel eines „Oboenrohr-Mundstücks“ - nicht viel Sinn und Zweck haben, etwa ein solches mit zwei gezielt unterschiedlich ausgeformten Halbmembranteilen herstellen zu wollen, und gerade die Oboisten, die ihre Rohre selber gestalten bzw. entsprechend nachbearbeiten, versuchen da in der Regel Unsymmetrie weitgehend zu vermeiden.
Derartige Symmetrieanforderungen werden wir nun aber bei dem ansonsten doch so analogen Bläserlippen-Tongenerator keineswegs antreffen. Man kann zwar versuchen, das Lippenpaar am Kesselmundstück exakt symmetrisch zu formen, aber in der Regel passiert dort doch etwas ganz anderes, und zumeist wird auch – so zumindest meine persönlichen  Kesselmundstückerfahrungen – ein durchaus unsymmetrischer Lippenansatz angestrebt und bevorzugt. Man kann dabei aber auch  - und das ist es, worauf ich nun hier anhand dieses Vergleichsbeispiels hinaus will – durchaus Töne erzeugen, wenn es einem  gelingt, nur noch eine Lippe am, oder eben auch im, Kesselmundstück zum schallerzeugenden Schwingen kommen zu lassen. Dies erwähne ich nun deswegen, weil sich eben von daher sofort die analoge Möglichkeit denken lässt, dass Gleiches doch auch in Hinsicht auf das Doppelrohrblatt möglich sein müsste. Und wie ich bereits verschiedentlich dargelegt habe, ist  dies auch tatsächlich der Fall, - womit sich ein weiterer Aspekt der membranophonen Verwandtschaftlichkeit dieser beiden Tongeneratoren auftut.
Um dies nun am konkreten Beispiel bzw. mittels eines exakten vergleichsanalytisch konzipierten Experimentalmodells zu verdeutlichen, habe ich hier entsprechende von mir hergestellte Exemplare derartiger nur mit einer Halbmembrane funktionierender Tongeneratoren mitgebracht, welche ich Ihnen nun akustisch vorführen und dann wiederum zur genaueren Ansicht durchreichen möchte. Nachdem Sie die damit angeblasenen Töne gehört haben, können Sie dann auch erkennen, um was es sich dabei handelt. Ein solcher Tongenerator besteht hier einfach aus einem ehemaligen Doppelrohrblatt, dessen eine Halbmembranenseite allerdings nun in eine feste Auflage für die verbleibende andere Seite umgewandelt wurde, so dass also tatsächlich nur noch diese verbleibende Halbmembrane schallrelevant oszillieren kann. Durchaus analog zur bereits erwähnten ’Halbmembran-Vogelstimme’, die freilich in anderer Weise angeblasen wird.
Was nun wiederum den vierten Bereich, also die Instrumente mit Ganzmembrantongeneratoren, anbelangt, so müssen wir uns hier nun unbedingt daran gewöhnen, dass es solche Blasinstrumente inzwischen einfach tatsächlich gibt, auch wenn sie im Sinne der bisherigen Sachs/Hornbostelschen Vierklassensystematik der Musikinstrumente doch eigentlich gar nicht existieren können und dort bislang immer schon von vornherein, quasi ’per definitionem’, als völlig undenkbar gelten mussten.
Um hier nun aber auch systematisch exakt zwischen Halbmembranen und Ganzmembranen zu unterscheiden und allerlei dabei mögliche Missverständnisse zu vermeiden, macht sich  noch eine entsprechend genauere definitorische Zwischenbemerkung erforderlich.
Ich hatte in meinen letzten Vorträgen zu der Frage „Was sind eigentlich Aerophone?“ (05) im Zusammenhang mit den von mir kritisch betrachteten so genannten „Freien Aerophonen“ aus der Systematik von Sachs und   Hornbostel, bereits zu der dort angeführten so genannten „Bandzunge“ Stellung bezogen und betont, dass dieses „ausgespannte Band“  wohl doch besser als ein ’Membransegment’ (oder vielleicht auch als eine ’Teilmembrane’), aber keinesfalls als „Zunge“ begriffen werden kann. Wenn ich nun von Ganzmembranen und Halbmembranen spreche, so könnte unklar bleiben, ob letztere nicht doch auch als Membransegment oder Teilmembranen aufgefasst werden könnten oder sollten.
Insofern muss ich diese für die hier angestrebte vergleichende Systematisierung bestimmter Blasinstrumente auch genauer definieren und differenzieren.
Das möchte ich in folgender Weise tun:
Eine Ganzmembrane muss über eine geschlossene Membranfläche und einen diese  umschließenden Rahmen verfügen.
Eine Halbmembrane besteht ebenfalls aus einer geschlossenen Membranfläche, welche sich aber dadurch ergibt, dass sie nur über einen an ihr anliegenden, nichtunterbrochenen Teilrahmen verfügt, welcher sich zu einem Ganzrahmen gestalten würde, sobald man die entsprechende Halbmembrane, an ihren Rahmenenden genommen, spiegelbildlich-symmetrisch zu einer Ganzmembrane erweitern würde. Eine Möglichkeit, die sich schließlich bei allen entsprechend ’teilgerahmten Halbmembranen’ problemlos vorstellen lässt.
Insofern unterscheidet sich diese dann von solchen Teilmembranen oder auch Membransegmenten,  welche eben nicht über einen entsprechend ’nichtunterbrochenen’ Teilrahmen - also entsprechende Halbrahmenformen bzw. darauf zurückführbare Symmetrieeigenschaften - verfügen.
Und genau dies ist ja bei dem Band der so genannten „Bandzunge“ der Fall.
Deren Membranfläche, welche im Prinzip zwischen zwei getrennten Rahmenteilen ausgespannt ist, ließe sich zwar durchaus symmetrisch verdoppeln, brächte damit aber niemals einen umfassend nichtunterbrochenen Rahmen zustande.
Wenn ich hier nun, auch mit Bezug auf die so genannte „Bandzunge“, genauer, und wie ich hoffe, auch unmissverständlich, differenziert habe, so können sich in anderer Hinsicht  wiederum  weitere Fragen ergeben.
Mir läge hier in erster Linie die Frage am Herzen, ob sich nicht auch mittels der Kombination eines solchen angeblasenen ausgespannten Bandes und einer daran anzukoppelnden Röhren- oder auch Gefäßkonstruktion wiederum ein völlig neuartiges, effektiv schallgebendes Blasinstrument im oben definierten Sinne konstruieren ließe, so dass wir es folglich nicht nur mit sechs, sondern dann letztlich gar mit sieben verschiedenen Bereichen der hier zu systematisierenden Blasinstrumente zu tun hätten.
Bei dieser Frage bin ich mir in folgender Weise unsicher:
Ich sehe mich nicht in der Lage, dies grundsätzlich zu bezweifeln, da es mir letztlich durchaus vorstellbar und auch in verschiedener Weise konstruierbar, also auch als reale Möglichkeit denkbar, erscheint. Und dies allein schon insofern, als ich natürlich daran denken kann, dass  ich bereits als Kind immer wieder mit großem Vergnügen - ebenso wie es manche Kinder sicherlich auch heute tun - ein innerhalb der Außenseiten beider Daumen anliegendes und dann (also innerhalb eines entsprechenden „Zwei-Daumen-Doppelspaltes“) straff gespanntes Grashalmblatt in Richtung der dabei  gefäßbildend geformten Handflächen angeblasen habe.
Eigentlich bereits eine reale Erscheinungsform einer entsprechend verkoppelten Instrumentalkonstruktion, von der ich denke, dass sie durchaus auch in technisch weiterentwickelter  Form möglich sein müsste. Als angeblasenes Musikinstrument in  Gefäßform liegt sie uns schließlich bereits vor, sobald wir dieses zwischen zwei Daumen eingespannte Band zusammen mit unseren hohlraumbildenden Handflächen als Instrumentalkonstruktion ansehen wollen. Und dass sich ein derartiges (dann etwa auch in quergestellt-maultrommelähnlicher Weise innerhalb eines Doppelspaltes) angeblasenes Band auch akustisch an entsprechende andere Gefäß- und auch Röhrenkonstruktionen ankoppeln lassen könnte, scheint mir durchaus möglich.
Dementsprechende musikinstrumentelle Entwicklungen erscheinen mir aber – im Unterschied zu der Sicherheit und Gewissheit, mit der ich auch schon lange vor meiner ersten tatsächlichen Bekanntschaft mit einem anzublasenden Ganzmembran-Tongenerator in der nunmehr vorliegenden Konstruktionsart, davon ausgegangen war, dass ein derartiges neuartiges ’Ganzmembran-Röhren-Blasinstrument’ sicherlich möglich sein müsste - letztlich doch weniger nahe liegend.  Insofern möchte ich einen solchen zusätzlich einzuordnenden Bereich zwar weiterhin für möglich halten, ihn aber, da wir dazu bislang noch über keine eindeutig überzeugenden Belege in Form bestimmter Musikinstrumente oder entsprechend vergleichsanalytisch konzipierter realer „Experimentalmodelle“ verfügen, auch noch nicht in das hier konzipierte Systematisierungsprojekt mit einbeziehen.
Eine andere Frage wäre dann, ob nicht noch weitere unterschiedliche Membranformen, etwa 
solche mit mehrfach unterbrochenen Rahmenformen oder auch mit durchbrochenen Membranflächen usw., zu differenzieren seien. Hier denke ich, dass dies sicherlich in Hinsicht auf  andere Erregungsarten, wie eben freies Anblasen, Anschlagen oder etwa auch Zupfen und Streichen, wichtig sein wird (06), wir es aber in Bezug auf die Blasinstrumente in den hier bislang relevanten sechs Bereichen nur mit den geschilderten Halb- und Ganz-Membranen zu tun haben, und dann in einem ’möglicherweise möglichen’, hier gegebenenfalls noch erweiternd einzufügenden Bereich, eben mit entsprechenden Teilmembranen in Form von verschiedenen Bänderformen konfrontiert wären. Bänder, die (wie bereits angemerkt) sicherlich sowohl in der soeben geschilderten ’schmalgestellten’, als eben auch in einer entsprechend ’breit- bzw. quergestellten’ Weise, innerhalb einer entsprechend effektiv gestalteten Spaltvorrichtung, angeblasen werden könnten…
Was nun aber wieder den hier als nächstes anstehenden fünften Bereich von Blasinstrumenten anbelangt, so sollten wir uns bei diesen Zungeninstrumenten vielleicht daran gewöhnen, hier von entsprechenden ’Lamellophonen’ zu sprechen, um dann auch zu akzeptieren, dass diese mit ihrer über einer entsprechend angepassten „Rahmenöffnung“ justierten Lamelle ausgerüsteten Blasinstrumente (also etwa Klarinetten, Saxophone, Tarogatos, Martinshörner und verschiedene andere entsprechend konstruierte Schalmeien und Dudelsackpfeifen usw.)  sich  insofern auch in einem systematischen Zusammenhang mit wieder solchen ’Lamellophonen“ befinden, die im sechsten der genannten Bereiche von Blasinstrumenten erfasst werden.
Denn dort sind ja nun die Instrumente einzuordnen, bei denen eine solche Lamelle nicht nur oberhalb einer entsprechend mit dieser Lamelle verschließbaren Rahmenöffnung, sondern eben wesentlich auch innerhalb einer dort dann entsprechend präzise-spaltbildend gestalteten Rahmen-Öffnung zum Schwingen gebracht werden können.
Zu diesem sechsten  Bereich aber sollten wir uns daran gewöhnen, nun die dortigen  asiatischen Röhrenblasinstrumente, die schließlich hinsichtlich ihrer musikinstrumentellen Funktionsmöglichkeiten seitens der europäischen Musikwissenschaften jahrhundertelang ganz unzutreffend interpretiert wurden und auch bis heute noch nicht  immer systematisch konsequent erfasst werden (07), nun endlich im systematischen Zusammenhang mit allen anderen angeblasen-schallgebenden Gefäß- und Röhrenkonstruktionen zu betrachten und damit nun auch in einen Blickwinkel zu stellen, den uns die bisherige Sachs-Hornbostelsche Systematik ja gerade nicht nahe legen wollte. Und dabei muss dann wiederum  berücksichtigt werden,  dass auch für diesen Bereich, außer bestimmten traditionellen asiatischen Blasinstrumenten, inzwischen ganz bestimmte moderne europäische Musikinstrumenten-Novitäten zu bedenken sind und also ebenfalls entsprechend systematisch präsentiert werden sollten.
Ich denke dabei, dass nun wiederum deutlich werden kann, dass eine solche in diese sechs Bereiche aufgegliederte systematische Zusammenstellung entsprechender Blasinstrumente innerhalb einer größeren Musikinstrumentenexposition doch ohne weiteres möglich ist und im Prinzip sogar mit einem relativ geringen Aufwand an spezifischem Instrumental-Material verwirklicht werden kann.
Dabei kann bereits eine derartig strukturierte Zusammenstellung der hier genannten Einzelinstrumente für jeden Besucher einer solchen Exposition  ein besonders intensives und letztlich auch völlig neues systematisches Verständnisangebot zu Musikinstrumenten beinhalten, welches sich mit  bisherigen Musikinstrumentenausstellungen wohl kaum realisieren ließ.
Zudem sehe ich hier die Möglichkeit, nun -  auch ohne allzu großen weiteren Instrumentalaufwand – noch  einige Schritte weiterzugehen, indem innerhalb eines jeden dieser Bereiche dann noch weitere Unterscheidungen verdeutlicht werden.
Differenzierungen, die sich dann allerdings von Bereich zu Bereich jeweils ganz unterschiedlich gestalten werden.
Dabei möchte ich jedoch zunächst von all den Differenzierungen, die sich in Hinsicht auf jeweils unterschiedlich mögliche technische Tonveränderungssysteme bei diesen Blasinstrumenten, wie eben verschiedene Grifflochanordnungen  und Klappensysteme, Umschaltventilsysteme oder verschiebbare Züge und Stempel  usw. beziehen, weitgehend absehen, wobei in dieser Hinsicht eben zu beachten ist, dass sich seit der Erfindung des von mir gerne als ’flexible Grifflochleiste’ bezeichneten Tonveränderungssystems nun ohnehin die Möglichkeiten für viele Röhrenkonstruktionen in allen diesen sechs Bereichen völlig geändert haben, da damit ohne Weiteres entsprechende weitere neuartige Instrumente denkbar sind und sich damit also auch ganz neue, bislang nicht zu erahnende Entwicklungsmöglichkeiten aufgetan haben.
Und so würde ich auch im Bereich der Flöteninstrumente hier zunächst davon absehen wollen, den Besucher nun etwa mit einer Systematik zur Vielfalt unterschiedlichster Kopfstücke und Anblaskantengestaltungen zu erstaunen oder eben auch zu verwirren.
Solche Übersichten sind schon oft, und oft auch sehr akribisch detailliert, erstellt worden, wohingegen andere, mir letztlich grundsätzlicher erscheinende Aspekte des wissenschaftlichen Systematisierens dieses aerophonen Musikinstrumentenbereiches bislang  eher vernachlässigt wurden.
Ich möchte also nun noch etwas detaillierter auf weitere systematische Differenzierungen innerhalb und zwischen diesen sechs Bereichen eingehen, wobei sich diese Differenzierungen jeweils als ganz unterschiedlich erweisen werden.
Zum ersten Bereich, also zu den Flöteninstrumenten, meine ich, dass es sich vor allem erforderlich macht, nicht nur hinsichtlich  unterschiedlicher  Gefäß- und Röhrenformen zu differenzieren, sondern, außer der notwendigen Unterscheidung hinsichtlich jeweils zylindrischer und/oder konischer Röhren, auch auf die Besonderheiten der erst in den letzten Jahrzehnten bekannt gewordenen ’zieharmonikaförmig gestalteten Röhren-Flöten-Instrumente’ näher hinzuweisen, welche innerhalb dieses Bereiches wiederum eine grundsätzlich neue  Differenzierung nach sich ziehen. Wir stoßen hier auf die im Vergleich zu  anderen bisherigen Gefäß- und Röhrenflöten eigentlich doch ganz erstaunliche, und zuvor geradezu unvorstellbare Tatsache, dass es mit diesen neuen Instrumenten nun eben auch Röhren-Flöteninstrumente gibt, die quasi  wie Windkapselinstrumente angeblasen werden können. Eine nunmehrige Flöten-Besonderheit, welche sich dann  auch zu bestimmten neuartigen Gefäßflöten -  beispielsweise bei der von mir dazu ebenfalls ausgewählten speziellen Teekesselpfeife – vermerken lässt.
Als instrumentelle Belege für einen demgemäß ausgestalteten Flöten-Bereich wären also sowohl zylindrische und konische Röhrenflöten in Längs- und Querform (und dabei möglichst eine moderne Böhm-Querflöte) sowie unterschiedliche Gefäßflöten als eben auch ein entsprechend zieharmonikaförmig  gestalteter ’Flötenschlauch’ und eine entsprechend ’windkapselfähige’ Teekesselpfeife erforderlich.
Und dann kann man (wie ich bereits angemerkt hatte) auch genau entscheiden, ob nun etwa die zweifellos zu den Flöten gehörenden Panflöten tatsächlich einfach immer zu den Röhrenflöten oder, etwa im Falle von unten geschlossenen Röhren (was ja nicht bei allen Panflöten der Fall ist), vielleicht doch eher zu den Gefäßflöten zu stellen seien.
Weitergehend wäre nun auch genauer zu erwägen, in welcher Weise der Besucher dann auch mit der systemischen Konfliktsituation konfrontiert werden sollte, die sich inzwischen  in Hinsicht  auf die möglicherweise als wiederum spezielle Gefäßflöte zu interpretierende ’angeblasene Membranflasche’ ergeben kann. Ich meine das Instrument, welches ich in meinem zweiten Vortrag zur Frage „Was sind eigentlich Aerophone?“ (08)  eingehender vorgestellt hatte.
Zweifellos gehört diese ganz neuartige audioorganologische Konstruktion zu den hier zu  systematisierenden Blasinstrumenten, und es mag nahe liegen, diese auch einfach als Gefäßflöte den Aerophonen  zuzuordnen. Sie könnte vielleicht aber auch als entsprechend angeblasener ’Ganzmembranklinger’ verstanden werden. Denn die Frage, ob etwa die in dieser Gerfäßkonstruktion zunächst angeblasene Luft oder doch eher die beiden an dieser Luft flexibel anliegenden Flaschenbreitseiten (die hier schließlich auch als ’Doppelmembranen’ verstanden werden können) für das letztlich entstehende Schallereignis primär auslösend wirksam werden, lässt sich wohl nur durch detailliertere, und in diesem Falle sicherlich auch besonders schwierige physikalische Forschungen eingehender erwägen und gegebenenfalls vielleicht auch exakt entscheiden.
Im Weiteren wird dabei aber deutlich werden können, dass sich mit derartigen Fragestellungen  und entsprechend bereichsspezifisch weiterdifferenzierenden Systematisierungsschritten nun auch ganz neuartige Sichtweisen für das Verständnis von  Flöteninstrumenten überhaupt ergeben können. Sichtweisen, die im einengenden Rahmen des bisherigen Vierklassendenkens überhaupt noch keine Rolle in den organologischen Forschungen zu Flöteninstrumenten spielen konnten. So wird sich dann wohl auch die von mir stets als fragwürdig angesehene Auffassung zu Flöten als „Schneideninstrumente“, wie sie in der Systematik von Sachs und Hornbostel festgeschrieben wurde, immer deutlicher als unpassend erweisen.
Ich wollte diese Vorstellung ohnehin nie gelten lassen, weil mir schon vor vielen Jahrzehnten, von meinen damaligen Panflötenerfahrungen her, deutlich war, dass diese Instrumente eben auch zum Klingen gebracht werden können, ohne dass ein  ’bandförmiger Luftstrom auf eine Schneide’ treffen muss. Es genügt schon, wenn da einfach nur ein Luftimpuls oder auch ein diffuser Luftstrom auf die Röhrenöffnung gerichtet wird. Und alsbald konnte ich auch erfahren, dass bestimmte Panflöten, zumal in Lateinamerika, auch genau im Sinne einer dementsprechenden Spielweise konstruiert sind. Aber es gab für mich stets auch physikalische Überlegungen im Sinne meines Verständnisses von „aerodynamischer Paradoxie“, welche mir diese „Schneideninstrumenten-Auffassung“ als einseitig erscheinen ließ, wobei dann meine spätere Bekanntschaft mit nunmehr windkapselfähigen Flöteninstrumenten meine entsprechend kritische Haltung weiter verstärken musste.
In einer wieder etwas anderen Sicht auf diesen Flötenbereich lässt sich da vielleicht auch Folgendes verdeutlichen: Unter der unvergleichlichen Vielfalt derartiger Instrumente begegnen uns dort, mit den modernen Böhm-Qerflöten, einerseits Instrumente, die nicht nur zu den weltweit bekanntesten, sondern zweifellos auch zu den bislang am besten erforschten und auch am perfektesten entwickelten und genauestens berechneten natürlich-akustischen Musikinstrumenten, die es überhaupt gibt, gehören, und andererseits - wenn wir etwa an entsprechend angeblasene Membranflaschen denken -,  werden  wir dort auch nicht über diese noch kaum bekannten und bislang so gut wie noch gar nicht erforschten neuartigen „Membran-Gefäß-Flöten“ einfach hinwegsehen können, mit denen dann eben auch nicht so einfach fertig zu werden sein wird. Sowohl derartige Extreme als auch eine derartig weltweite Vielfalt an Instrumententypen und Varianten werden wohl in keinem der weiteren fünf Bereiche wieder zu finden sein. Außerdem können wir bislang nur unter den Flöten auch Blasinstrumente finden, welche an ihrem jeweils ’dicken Röhrenende’ angeblasen werden. Und mit dem nun auch dort einzuordnenden ’zieharmonikaförmigen Flötenschlauch’ und der entsprechend systematisch dazu gehörenden Teekesselpfeife treffen wir auch in diesem ersten Blasinstrumenten-Bereich auf Instrumente bzw. Tongeneratoren, welche sowohl auf Saugen als auch auf Blasen den gleichen Ton hervorbringen können. Ein Phänomen, welches uns ansonsten (dort freilich unter physikalisch wieder ganz anderen Vorraussetzungen) erst im sechsten Bereich wieder begegnen wird.
Bei den nun im zweiten Bereich zu betrachtenden Bläserlippen- oder eben Polstermembran-Instrumenten haben wir es dann ebenfalls mit wiederum unvermeidlichen Differenzierungsfeinheiten zu tun, denn sobald wir da näher hinschauen und eingehender differenzieren wollen, kann deutlich werden, dass innerhalb deren Gesamtheit die kleinere Menge von ’Kesselmundstückinstrumenten’ abgegrenzt werden muss. Diese verdeutlichen schließlich auch eine wesentlich spätere Entwicklungsstufe von Polstermembraninstrumenten.
Zunächst kann da wohl wieder zwischen konischen und zylindrischen Röhrenformen unterschieden werden, so dass  ich  für diesen Bereich einerseits einen konischen Zinken und ein kleines „Alphorn“ – genauer gesagt das „Original-Thüringer Hirtenhorn“ dieser Sammlung - sowie andererseits das zylindrische Didjeridu, aber eben unbedingt auch ein entsprechend ’problem-verdeutlichendes’  modernes Kesselmundstück (wie es ja normalerweise nun auch am Thüringer Hirtenhorn verwendet wird) empfehle.
An diesem Mundstück kann dann auch verdeutlicht werden, dass die Schwingungen des primären WESO, also der Bläserlippen, zunächst auf eine kleine Luftmenge (also ein sekundäreres WESO), welche innerhalb des Kesselmundstücks im dortigen kleinen „Kessel“ integriert ist, übertragen werden und von dort erst durch eine verengende Öffnung auf die große Luftmenge des Instrumentenkörpers (die hier vielleicht als drittes WESO zu verstehen sein könnte?) weitergeleitet werden,  wohingegen der Spieler eines Instrumentes ohne derartigen Kesselmundstückansatz die Schwingungen seines primären WESO auf den unmittelbar sekundär angekoppelten Gesamtluftraum des Instrumentes überträgt.
Dass ich dabei  – wie Sie vielleicht schon bemerkt haben –  hier natürlich nicht zufällig, sondern durchaus vorsätzlich und absichtsvoll nur bestimmte hölzerne und eben keine metallenen bzw. blechernen Bläserlippen-Instrumente als Repräsentanten für diesen Bereich ausgewählt habe,  ist natürlich beabsichtigt und geschieht, um eben auch in dieser Weise dem ansonsten allzu üblichen Vorurteilsdenken  der klassifizierenden Unterscheidung in „Holz- und Blechblasinstrumente“ nicht nur keine weitere Nahrung zu geben, sondern eben auch expositionell-demonstrativ deutlich entgegenzutreten.
Denn schließlich gehört (neben noch einigen anderen Vorurteilen) doch  gerade diese Standardvorstellung archaisch-unwissenschaftlichen Systematisierens nicht nur zu den wohl immer noch am meisten  verbreiteten  ’Bildungsvorurteilen’ über Musikinstrumente, sondern wird hierzulande dummerweise  auch immer noch massenhaft  innerhalb von Schulen und Musikschulen von Musiklehrern an Kinder und Jugendliche weitergegeben.
Ein Umstand, der in diesem Falle allerdings nicht so einfach auf die Fehlleistungen Sachs-Hornbostelschen Systematisierens zurückzuführen ist, da gerade diese beiden doch genau eine solche  Auffassung bereits vor hundert Jahren mit eindringlichen Worten (09) als ganz unwissenschaftlich gekennzeichnet hatten.
Vielmehr offenbart sich eben auch an diesem immer noch mit größter Zähigkeit in allgemeiner ’Allgemeinbildung’ verankerten und inzwischen geradezu klassisch gewordenen Fehlverständnis-Beispiel zum Verhältnis von Musikinstrumententechnik und Wissenschaft der diesbezügliche Bildungszustand (oder vielleicht auch ’Bildungsnotstand’ oder eben auch ’Unbildungszustand’) unserer Zivilisation in Hinsicht auf Musikinstrumente  und dabei eben auch deren immer noch ausgeprägte Uninteressiertheit an der Kultivierung eines wirklich wissenschaftlichen Verständnisses dieser besonderen, letztlich doch in besonders verbindlicher Weise humanisierten und in besonderer Weise human-relevanten Form von Technik.
Und auf diesem mentalen Hintergrund voller entsprechend unsinnig tradierter, aber doch immer wieder typischer Vorurteile, sowie einer entsprechend spezifischen Uninteressiertheit, konnten wohl auch die Fehlleistungen des Sachs-Hornbostelschen Systematisierens ihren entsprechend traditionell abgesicherten ’Zähigkeitsstatus’ erlangen und bis in die Gegenwart hinein erhalten...
Wenn wir uns nun dem dritten Blasinstrumentenbereich, also den Instrumenten mit Halbmembrantongeneratoren, näher zuwenden, so werden sich wieder ganz andere Probleme der systematischen Darstellung dortiger Differenzierungen ergeben.
Dort müssen nun wiederum konische und zylindrische Formen, also eine entsprechend konische Oboe und möglichst zwei zylindrische Instrumente, also dann das Rankett und eine Dolzaina(10), der Sammlung präsentiert werden, wobei in Hinsicht auf diese beiden Konstruktionsformen wiederum bemerkenswert ist, dass die konische in den letzten Jahrhunderten eine eher kontinuierlich anmutende Entwicklung bis zur Herausbildung ganzer Instrumenten-Familien mit jeweils hoch entwickelten Klappensystemen und dementsprechenden Überblaseigenschaften durchlaufen hat, wohingegen sich die zylindrische Konstruktionsform eher verzweigend entwickelt hat und so etwa bei Rankettinstrumenten und bestimmten Dudelsackpfeifen auch zu ausgesprochen raffinierten Zwischenlösungen gelangt ist, aber letztlich weder entsprechend umfassende Instrumenten-Familien, noch entsprechende Klappensysteme hervorgebracht hat. Also ganz anders als wir das beispielsweise bei Flöten oder aber auch bei Klarinetten und Saxophonen usw. vorfinden können.
Hinsichtlich der hier zu präsentierenden Oboe sollte dann meiner Ansicht nach -  eben aus den gleichen Gründen wie bei den hier von mir bereits bevorzugten ’Holzinstrumenten’ aus dem zweiten Bereich - dort nun besser das in der Sammlung vorliegende Metall-Instrument, und eben keine Oboe aus Holz, vorgestellt werden.
In Hinsicht auf die Tongeneratoren dieses dritten Bereiches ist dabei aber noch mehr zu bedenken.
Dem Besucher kann hier auch deutlich gemacht werden, dass ganz im Gegensatz zu dem, was da immer wieder mit den bisherigen Begriffen „einfaches und doppeltes Rohrblatt“ suggeriert wird, entwicklungsgeschichtlich betrachtet, eben das „Doppelrohrblatt“ sowohl der ursprünglich einfacher herstellbare, als auch der zweifellos historisch viel ältere Tongenerator ist. Für die Herstellung der viel komplizierteren  so genannten „einfachen Rohrblätter“ waren bereits hoch entwickelte Werkzeuge zum Schneiden und Spalten erforderlich, aber die viel frühere Entstehung erster Doppelmembrantongeneratoren konnte eben auch ohne jegliches Werkzeug erfolgen. (11) Außerdem hatte ich ja bereits darauf hingewiesen, dass es durchaus möglich ist, auch einen im Prinzip in analoger Weise funktionsfähigen Tongenerator mit nur einer entsprechenden Halbmembrane (also z.B. ein entsprechend nur ’einseitig’ schwingungsfähiges, ehemaliges Doppelrohrblatt) zum Klingen zu bringen. Also müsste in diesem Bereich auch ein solcher Tongenerator präsentiert werden, denn immerhin handelt es sich dabei doch um ein real vorliegendes „Experimentalmodell“, also um eine audioorganologisch-technische Realität, - auch wenn sich dazu wohl kaum ein in musikantischem Gebrauch befindliches, spezifisches Blasinstrument anführen lässt.
Um diesen Bereich  nun wirklich systematisch vollständig zu gestalten, wäre in diesem Sinne dann auch noch an eine entsprechende „Vogelstimme“, also an die entsprechend  am Gaumen anzublasende Halbmembrane zu denken, bei welcher wiederum zu bedenken wäre, dass es sich dabei – im Unterschied zu den anderen Repräsentanten dieses Bereiches – im Prinzip eben um das WESO einer Gefäßkonstruktion handelt…
Mit wieder ganz ähnlichen, aber letztlich weitaus vielgestaltigeren  Problemen haben wir es dann innerhalb des vierten Bereiches, also bei den eingehender systematisierenden Betrachtungen  zum  angeblasenen ’Ganzmembran-Tongenerator’, zu tun. Hier liegt nun auf der Hand, dass das, was hinsichtlich einer derartigen Tonerzeugungsmöglichkeit noch vor wenigen Jahrzehnten für jeden, der über die wissenschaftlich abgesegnete „Systematik der Musikinstrumente“ informiert war, als geradezu unmöglich gelten konnte, inzwischen musikinstrumentelle Realität ist. Und zu dieser Realität gehört nun auch, dass dieser Tongenerator wiederum über musikinstrumentelle Eigenschaften verfügt, welche bislang bei keinem anderen Blasinstrument denkbar waren. Ein Tongenerator, der von zwei Seiten seines WESOs, also der dort entsprechend wirkenden Ganzmembrane her, gleichzeitig effektiv instrumental nutzbar gemacht werden kann und allein schon von daher eine Vielzahl weiterer, unterschiedlichster und auch ganz neuartiger Blasinstrumentenmöglichkeiten eröffnet.
Ob nun mit entsprechenden konischen oder zylindrischen Röhren oder auch mit anderen akustischen Hohlformen…
Dabei kann zu diesem Tongenerator auch gesagt werden, dass schon kurz nach den ersten Bestrebungen, diesen dann auch in musikinstrumentell weiterentwickelter Form kommerziell zu nutzen, dazu ein völlig neues Tonveränderungssystem für Blasinstrumente entstanden ist, so dass wir es nun neben  Klappen und Grifflöchern, Umschaltventilen oder verschiebbaren Zügen und Stempeln auch mit der von Bernhard Schimpf erfundenen ’flexiblen Grifflochleiste’(12) zu tun haben, welche (wie ich bereits betonte) wiederum die Entwicklungsmöglichkeiten von Röhrenblasinstrumenten aus allen hier zu bedenkenden  sechs Blasinstrumentenbereichen entsprechend systematisch erweitert.
Da ich leider keines der von Bernhard Schimpf mit diesem Tongenerator und seiner spezifischen „Grifflochleiste“ ausgerüsteten Instrumente erwerben konnte, (13) sollten dem Besucher als instrumentelle Belege für diesen vierten Bereich zunächst die entsprechenden, bereits vielfach im Handel befindlichen ’Party- und Fußballplatz- Krawallinstrumente’ präsentiert werden. Er sollte dann aber auch mit den entsprechenden ’Demonstrations-Experimentalmodellen’ der Sammlung bekannt gemacht werden. Und dabei möchte ich natürlich auch vorschlagen, hier eines der spezifischen Experimetalmodelle aus einfachen biotischen Materialien zu präsentieren, welche ich damals in meinem Eröffnungsvortrag zu dieser Musikinstrumentenausstellung bereits näher vorgestellt, akustisch vorgeführt und dann wiederum dieser Sammlung übergeben hatte. Damals kam es mir darauf an, mit diesen Experimentalmodellen zu belegen, dass eine solche in unserer Zivilisation erst vor wenigen  Jahrzehnten als völlig neuartige Tonerzeugungsmöglichkeit erfundene Vorrichtung doch auch schon vor vielen Jahrtausenden - etwa auf dem technischen Niveau des Neolithikums – (ganz  genau betrachtet, sogar gänzlich ohne  Hilfe von zuvor angefertigten Werkzeugen!) herstellbar gewesen wäre. Denn das, was uns dazu heute als maschinell gefertigtes Massenprodukt in Form eines völlig aus Plastewerkstoffen bestehenden Tongenerators im Handel angeboten wird, lässt sich im Prinzip eben auch als entsprechend werkzeuglos herstellbares Experimentalmodell aus Bambus, Tierhaut, Sehne und Bienenwachs, in handgemachter Form, vorlegen. Damit ergibt sich auch die Möglichkeit den Besucher auf eine solche, zweifellos besonders bedenkenswerte  Evolutionsproblematik musikinstrumenteller Technik aufmerksam zu machen. Eine Problematik, welche uns in etwas anderer Weise auch bei den Lamellophonen, insbesondere im sechsten Bereich, wieder begegnen wird. Denn, angesichts der nunmehrigen erfolgreichen Nutzung dieser Ganzmembrantongeneratoren, sollte es uns natürlich zu denken geben, dass wir da, als Menschheit, eine möglicherweise schon längst einmal gemachte Erfindung wieder verloren und vergessen oder aber eben doch schon seit Jahrtausenden als schon lange bestehende Möglichkeit entsprechend verschlafen und „verpasst“ haben, wobei insbesondere uns Europäern dabei zu denken geben sollte, dass uns offenbar auch die Erfindung bestimmter lamellophoner Musikinstrumente, die in anderen Kulturen schon sehr lange in überaus raffinierter Weise genutzt wurden, offenbar vollständig versagt blieb und uns dann, selbst  nach der späteren Begegnung mit derartigen Musikinstrumenten, noch jahrhundertelang kein wirkliches Verständnis zu deren Funktionsweise gelingen wollte.
Dabei meine ich auch, dass eben gerade eine eingehendere systemisch-systematische Betrachtung  dieser besonderen Technikbereiche sowohl hilfreich für ein besseres Verständnis der entsprechenden Besonderheiten dortiger Entwicklungswege, aber wohl auch bestimmter Besonderheiten der eigenartigen Erkenntniswege, die die Menschheit dazu bislang innerhalb unterschiedlicher Kulturen absolviert hat, sein kann. In diesem Sinne kann es dann wiederum angebracht sein, nun innerhalb dieses vierten Bereiches, insbesondere auf die ganz neuartigen organologischen Möglichkeiten einer entsprechend doppelseitig akustischen Nutzung dieses neuartigen Tongenerators eingehender hinzuweisen.
Ich habe diese Problematik in meinen Vorlesungen, aber auch in den Vorführungen zu meiner Instrumenten-Sammlung immer wieder mit Hilfe eines speziell dafür entwickelten „Experimentalmodells“ zu verdeutlichen versucht, bei welchem diese Membrane dann  an jeder ihrer Seiten von einer jeweils anderen Person „bespielt“ werden konnte. Zu diesem nun auch für diesen vierten Instrumentalbereich zur Verfügung stehenden „Zwei-Personen-Instrument“ hatte der eine Spieler die Aufgabe, die in ihrer Röhre installierte Membrane über ein an dieser Röhrenkonstruktion speziell angebrachtes Mundrohr anzublasen und dann den ebenfalls in dieser Röhre befindlichen  „Posaunen-Zug“  zu bedienen, so dass sich entsprechende Tonfolgen gestalten ließen. Der Mitspieler hingegen konnte an der anderen, also der nichtangeblasenen, noch  „offenen“ Seite der bereits zum Klingen gebrachten Membrane nun mit seiner dort entsprechend bewegten Mundhöhle und seiner Zunge diese „Posaunentöne“ zusätzlich „maultrommelartig“ gestalten und auch abstoppen, so dass sich dann auch „didjeriduartige“ Klänge erzeugen ließen. Es liegt auf der Hand , dass das in dieser Weise erzielte und zuvor eben noch nicht existente  Klangereignis, welches sich letztlich weder einfach mit dem  Klang der Posaune, der Maultrommel oder dem des  Didjeridus gleichsetzen lässt, an dem von mir hergestellten Experimentalmodell nur mit Hilfe von zwei Personen verwirklicht werden konnte. Ebenso deutlich kann aber wohl sein, dass sich derartige Klänge auch mit einem entsprechend weiterentwickeltem Instrument für nur einen Spieler (und auf dieses Weise sicherlich auch noch viel attraktiver und spielerischer - etwa in Form eines wiederum ganz neuartigen Dudelsackinstrumentes mit „Didjeridu-Sound“) -  und letztlich sogar (dann freilich wieder weniger „spielerisch“) mit einer ebenso „natürlich-akustisch“ funktionierenden automatischen Apparatur, ganz ohne Spieler, verwirklichen lassen, sobald man dafür entsprechende technische Erweiterungen in Form von Blasebälgen am Mundrohr oder eben auch entsprechenden „künstlichen Mundhöhlen“ etc. an der nichtangeblasenen Membranseite installiert.
Und wir können, spätestens nach diesem nun real vorliegenden Experimentalmodell, auch wissen, dass an diesen beiden Membranseiten dann noch ganz andere musikinstrumentelle Elemente angekoppelt werden können. Aber wir wissen deren Art und Menge nicht.           Und  soviel wir auch bereits mit Sicherheit über diese weiteren Musikinstrumentenmöglichkeiten wissen können, von uns selbst können wir - gerade auch in Anbetracht der bisherigen Musikinstrumentenentwicklungen - keineswegs sicher wissen, ob wir dies alles künftig auch tatsächlich einmal musikantisch nutzbar machen werden…
Innerhalb des nun folgenden fünften Blasinstrumentenbereiches von Lamellophonen mit ’oberhalb schwingenden’ Zungen, ergeben sich dann wieder ganz andere Probleme weiteren systematischen Differenzierens, welche wiederum  im Zusammenhang mit bemerkenswerten dortigen Entwicklungsbesonderheiten stehen.
Natürlich sind hier zunächst wieder entsprechende zylindrische und konische Lamellophone, wie etwa Klarinette, Saxophon und Tarogato sowie auch „Martinshörner“ und verschiedene Schalmeien und Dudelsackpfeifen zu unterscheiden, aber hinsichtlich des hier zu bedenkenden Tongenerators sollte noch eine ganz andere, gerade auch aus entwicklungsgeschichtlicher Sicht hoch bedeutsame Differenzierung ernst genommen werden. Eine Differenzierung, welche vor allem mit Blick auf historisch frühere Lamellophone dieser Art sowie in Hinsicht auf die Bedeutung biotischer Materialien in der Evolution dieser Instrumente  zu beachten ist. Auch -  oder  vielleicht gerade deswegen -, weil diese Differenzierung in Hinsicht auf dortige modernere Lamellophone zunächst als gar nicht vorstellbar, oder auch als abwegig und überhaupt nicht sinnvoll, erscheinen mag.
Ich meine hier die jeweilige Ausrichtung der angeblasenen Zunge innerhalb des Instrumentes, welche entweder in Richtung auf das Instrument (also mit der „Zungenwurzel“ in Richtung zum Bläser, so wie bei manchen Dudelsackpfeifen und vielen einfacheren folkloristischen Schalmeien) oder eben (wie vor allem bei den erwähnten moderneren Lamellophonen) genau umgekehrt,  in Richtung auf den Bläser, angelegt sein kann.
Wenn man davon ausgeht, dass derartige Tongeneratoren natürlich zunächst aus entsprechenden Pflanzenhalmen, so z.B. aus Schilfrohr,  hergestellt wurden, so lag es stets nahe, die entsprechenden Lamellen auch in der Nähe eines jeweiligen Wachstumsknotens aus dem Rohr herauszuspalten. Und um die Länge der herauszuspaltenden Lamelle auch sicher begrenzen zu können, lag es nahe, diese Einspaltung dann eben in Richtung auf diesen Wachstumsknoten hin vorzunehmen, da das Einspalten in umgekehrter Richtung weitaus schwieriger zu beherrschen und zu begrenzen ist.
Der Wachstumsknoten an der „Zungenwurzel“ der Lamelle diente dann als oberer Verschluss der Röhre eines solchen Tongenerators und musste, falls er doch nicht ganz luftdicht war, noch zusätzlich abgedichtet werden, um einen solcher Tongenerator dann entsprechend effektiv zur Wirkung kommen zu lassen.
Interessant ist nun, dass sich mittels einer solchen Röhren-Lamellen-Konstruktion, bei entsprechend flexibel  angelegter Lamelle, auch ein angeblasener Ton erzeugen lässt, wenn die Schilfröhre am Wachstumsknoten nicht verschlossen, sondern  völlig offen ist. Dieser Ton ist in der Regel deutlich leiser, aber immer signifikant höher als der mit verschlossener Tongenerator-Röhre erzeugte ’Normalton’. Ein entsprechender Schalmeienspieler, der ein Instrument  mit einem solchen ’oben offenen Tongenerator’ in seiner Mundhöhle anbläst, hat also die Möglichkeit, diesen Tongenerator jeweils während des Melodiespiels ’umzuschalten’, indem er diesen entweder mit seiner eigenen Zunge oben abdichtet oder eben offen lässt. Mit aufgesetzter eigener Zunge ist es ihm dabei möglich, den so konzipierten Tongenerator quasi ’im Normalzustand’ zu nutzen und entsprechende Melodien auf einer dafür entsprechend mensurierten Griffloch-Schalmei  zu spielen. Außerdem aber kann er einen so angelegten Tongenerator eben auch immer wieder zwischendurch jeweils kurz mit seiner  Zunge öffnen, wodurch sich der Effekt ergibt, dass auf diese Weise dann immer wieder bestimmte höher liegende ’Zwitschertöne’ in sein Melodiespiel eingeblendet werden können.
Dabei muss ich freilich anmerken, dass mir aus der bisherigen Geschichte der Musikinstrumentenentwicklung  (außer den von mir dazu entsprechend entwickelten „Experimentalmodellen“) zwar kein derart konzipiertes Schalmeieninstrument bekannt ist, ich mir aber auch nicht vorstellen kann, dass dieser von mir schon vor vielen Jahren ganz spielerisch und sozusagen ’nebenbei’ entdeckte Tongeneratoreneffekt nicht auch schon in der bisherigen Geschichte irgendeinem, oder auch schon vielen anderen, ähnlich experimentierfreudig agierenden Herstellern solcher Tongeneratoren begegnet ist. Und ich kann dazu nun natürlich auch das entsprechend real existierende Experimentalmodell einer solchen ’offenen’  Tongeneratorenvariante vorlegen, welchem also auch ein entsprechender Platz innerhalb des fünften Bereiches zuzuweisen sein wird.(14) Denn schließlich musste ja auch dem ’halben  Doppelrohrblatt’ im dritten Bereich ein entsprechender Platz eingeräumt werden.
In diesem Sinne könnten für diesen fünften Bereich also nun die  bereits genannten zylindrischen und konischen  Instrumente, aber eben unbedingt auch eine Schalmei mit entgegengesetzt ausgerichteter Lamelle sowie ein solcher  ’oben offener Tongenerator’  präsentiert werden. Und hinsichtlich der erstgenannten Repräsentanten denke ich nun wieder eher an eine der Metallklarinetten der Sammlung, als etwa an ein entsprechendes Instrument aus Holz, und möchte in gleichem Sinne auch gerne eines der  Tarogatos der Sammlung, also gewissermaßen  ein „Holz-Saxophon“, auswählen, um somit auch hier, ebenso wie in den Bereichen zwei und drei,  wiederum die Zähigkeit bestimmter unbegründeter Systematisierungsvorstellungen aufzuweichen und entsprechend andere, sachlicher begründete Vorstellungen, besser einfließen lassen zu können.
Auf dieses besondere ’Expositions-Problem’ instrumentenspezifischer Materialien möchte ich aber später noch einmal gesondert zurückkommen.
Nun haben wir letztlich noch den sechsten zu behandelnden Bereich vor uns.
Dieser hängt mit dem vorher geschilderten wiederum insofern systematisch zusammen, als es auch da um Lamellophone geht, deren Lamellen hier allerdings in ganz anderer Weise zur Wirkung kommen. Hier scheint mir die Ausrichtung der Lamelle innerhalb des Instrumentes weniger von Bedeutung für eine entsprechende weitere systematische Unterteilung solcher Instrumente zu sein; - eher wird da wohl deren  ’Feinpositionierung’ bzw. deren Anbringung am oder im Rahmen differenzierend zu bedenken sein. Zunächst aber wird wohl  wesentlich von der Spezifik des Anblasens und der entsprechend unterschiedlichen Funktionsweise solcher Instrumente her zu differenzieren sein.
Insofern wären also entsprechende orgelartige Röhrenkonstruktionen, bei denen mit Hilfe eines „Resonanz-Schaltloches“ an jeder der mit einem solchen Tongenerator ausgerüsteten Röhren jeweils nur ein Ton ein- und ausgeschaltet werden kann, von Tongeneratorkombinationen zu unterscheiden, bei denen mit Hilfe der Nutzung einer größeren Anzahl von Tongrifflöchern an nur einer Röhre auf dieser dann auch viele Töne bzw. ganze Tonleitern mittels wiederum nur eines entsprechenden Tongenerators erzeugt werden können. Ganz so, wie uns das ja auch ansonsten bereits von anderen Schalmeieninstrumenten bekannt ist. Zudem können  Instrumente mit entsprechenden Tongeneratoren noch hinsichtlich ihrer konstruktionsbedingten Anblasweise unterschieden werden, da die vielröhrig-orgelartig konstruierten Instrumente sowohl auf Blasen als auch auf Saugen hin die jeweils gleichen Töne erklingen lassen, wohingegen die Funktionsweise des entsprechenden einzigen Tongenerators an den melodiefähigen Einzelröhreninstrumenten, meiner Kenntnis und meiner Spielerfahrung nach, wohl eher vornehmlich auf Anblasen hin ausgelegt ist.
Und die zu präsentierenden orgelartig kombinierten „Gleichton-Instrumente“ sollten wiederum nach der jeweils unterschiedlich möglichen Position des entsprechenden ’Zungen-Rahmenspalt-Tongenerators’ differenziert werden, welcher  entweder am Fuße von unten geschlossenen Röhren (wie bei der chinesischen Mundorgel dieser Musikinstrumentensammlung) eingebaut ist, oder eher im akustisch abgestimmten ’Mittelbereich’ einer jeweils beidseitig offenen Röhrenkonstruktion, wie es bei den (ebenfalls in dieser Sammlung enthaltenen) entsprechenden philippinischen Instrumenten zu finden ist.
Dieser sechste Bereich sollte also zumindest mittels zweier unterschiedlicher asiatischer Mundorgeln und dann einem entsprechend schalmeienartigen Einzelröhren-Instrument in der geschilderten Art präsentiert werden. Also mit spezifisch asiatischen Blasinstrumenten, welche aus einer bereits jahrhundertealten Tradition stammen. Er muss nun aber auch noch durch die erst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts von Ernst Zacharias in Westdeutschland erfundenen neuartigen Orgelpfeifen ergänzt werden, welche – ebenso wie auch andere von mir bereits hervorgehobene musikinstrumentelle Neuentwicklungen – in der Sachs-Hornbostelschen Systematik ja gar nicht erfasst sind. In der vorliegenden Sammlung befindet sich dazu jeweils ein zylindrisches und ein raffiniert konisch gestaltetes Original-Exemplar aus der Werkstatt dieses Erfinders, welche ich einst von ihm im Austausch gegen bestimmte meiner Erfindungen erhalten konnte. Mit diesen neuartigen Orgelpfeifen kann dann wiederum auch die in diesem sechsten Bereich nun notwendigerweise ebenfalls zu berücksichtigende Unterscheidung von entsprechenden zylindrischen und konischen Röhrenkonstruktionen derartiger Lamellophone exemplarisch deutlich gemacht werden.
Um nun auch diese europäischen Neuentwicklungen noch eingehender zu interpretieren und  entsprechend genau zu systematisieren, könnten dann noch die prinzipiell unterschiedlichen Möglichkeiten der jeweiligen Fein-Positionierung bzw. der genauen Anbringung  (oder auch der entsprechenden  „Konstruktionsposition“) solcher an derartigen Röhrenkonstruktionen entsprechend anzublasenden Lamellen, eingehender bedacht und differenziert werden.
Also jeweils danach, ob deren Zungenwurzel sich nun eher oberhalb, unterhalb oder innerhalb der  von ihnen jeweils durchschwungenen  Rahmenkanten befinden. Und dabei kann wiederum deutlich werden, dass alle diese Positionierungen nun auch hinsichtlich ihrer möglicherweise wiederum unterschiedlichen Eigenschaften in Bezug auf Ansaugen oder Anblasen und entsprechend weiterer, dann eben ebenfalls weiter zu differenzierender Entwicklungsmöglichkeiten, bedacht und untersucht werden müssten.
Dies alles wird dann natürlich, neben der Präsentation der verschiedensten hier genannten Instrumentalexemplare, auch ein entsprechendes Angebot an dazugehörigen Kommentaren und Erklärungen für den eingehender interessierten Besucher erforderlich machen.
Im Zusammenhang mit den dazu im Expositionsraum ebenfalls vorzustellenden  schematischen Darstellungen des von mir alternativ zur bisherigen Vierklassensystematik entwickelten ’Zweiklassen-Grundgerüstes’  einer naturwissenschaftlich begründeten, musikinstrumentellen Gesamt-Systematik sowie einer Auflistung der dafür wesentlichen methodologischen Grundsätze(15), kann dem Besucher dann auch deutlich werden, dass er es hier, in Hinblick auf den ersten Bereich entsprechender Blasinstrumente, jeweils mit einem  Teilbereich der Aerophone, hinsichtlich des zweiten, dritten und vierten Bereiches jeweils mit speziellen Teilbereichen von besonderen Membranophonen und mit Blick auf den fünften und sechsten Blasinstrumentenbereich jeweils mit einem speziellen Teilbereich von Lamellophonen zu tun hat.
Ihm kann dabei aber auch noch ein anderer besonderer Zusammenhang verdeutlicht werden: Die hier vorliegende Aufstellung dieser sechs Instrumentalbereiche erfolgte offensichtlich aus dem Blickwinkel einer  funktionstechnisch und systematisch–logisch begründeten Aufstellung bzw. Anordnung dieser Bereiche im Sinne entsprechend jeweils technisch begründeter Übergänge und Zusammenhänglichkeiten. In diesem Sinne konnte also auch nicht beabsichtigt sein, damit etwa eine Übersicht zur  Entwicklungsgeschichte der hier systematisierten Blasinstrumente zu liefern. Trotzdem – und dies sicherlich keineswegs einfach zufällig – lassen sich in dieser zunächst nur unter den oben genannten Aspekten erfolgten Anordnung letztlich auch deutliche und jeweils entsprechend bedenkenswerte Merkmale der generellen Entwicklung von entsprechenden Blasinstrumenten erkennen.
Wenn diese sechs Bereiche entsprechend bedacht werden, so ergibt sich Folgendes:
Die ersten instrumentalen Flötentöne (erster Bereich) konnten bereits auf Röhren (oder auch Gefäßen) erzeugt werden, welche einfach nur der Naturumgebung des Menschen entnommen zu werden brauchten und, auch ohne jegliche weitere Bearbeitung, bereits als Musikinstrument nutzbar sein konnten.
Für die möglicherweise ersten instrumentalen Bläserlippentöne (zweiter Bereich) kann im Wesentlichen, wenn wohl auch nicht in ähnlicher Häufigkeit, das Gleiche gelten.
Etwas anders verhält es sich dann schon in Hinsicht auf mögliche erste instrumentale Doppelmembrantöne (dritter Bereich), zu denen wohl  bereits bestimmte „Zubereitungs-Griffe“ für die entsprechende Verformung eines dafür geeigneten Pflanzenstengels erforderlich waren. Denn auch wenn dieser vielleicht nicht immer zuvor erst abgepflückt zu werden brauchte, so musste er doch zumindest an einem Ende flach zusammengedrückt werden, da er nur mit dieser Verformung entsprechend tonerzeugend angeblasen werden kann. Ein Zubereitungsvorgang, der allerdings ebenfalls ganz ohne Werkzeuggebrauch ablaufen konnte, wobei schließlich selbst das Zusammendrücken einer Halmseite keineswegs gezielt mit den Fingern erfolgen musste, sondern sich die dazu erforderlichen „Griffe“ auch ganz zufällig mit den Lippen - etwa beim zuvor beabsichtigten Verzehr des entsprechenden Pflanzenmaterials – ergeben konnten.
In zunächst durchaus vergleichbarer (also ebenfalls ohne jeglichen Werkzeuggebrauch möglicher), aber doch wieder anderer Weise könnte man dann vielleicht auch – wie ich mit meinen entsprechenden Experimentalmodellen ja belegen möchte –  die mögliche Entstehung von ersten „Ganzmembrangenerator-Tönen“ (vierter Bereich) bedenken.
Aber in Anbetracht der Komplexität dieser durchaus raffinierten Tongenerator-Konstruktion, welche sich wohl auch kaum (wie etwa die Tongeneratorenmöglichkeiten in den ersten drei Bereichen) als rein zufällig entstanden vorstellen ließe,  sollten diese ’Natur-Exemplare’, - zwar kaum im Sinne einer den zuvorigen Bereichen ähnlichen Entstehungshypothese,  aber wohl doch als entsprechend relevantes Erkenntnis- und Reflexions-Angebot - wahrgenommen werden, wobei ich denke, dass die Tatsache, dass wir dazu bislang noch gar nicht näher nachdenken wollten, das doch eigentlich vorwiegend zu Bedenkende ist und uns dabei die nun anstehende Überwindung der bisherigen Vierklassensystematik sowohl mehr Freiheit als eben auch die Notwendigkeit, gerade über Derartiges in entsprechender Weise doch intensiver  nachzudenken, nahe legen und eröffnen wird.
Ganz anders verhält es sich dann wieder in Hinsicht auf mögliche erste Töne von „Lamellophonen mit oberhalb schwingender Zunge’ (fünfter Bereich), welche offensichtlich nicht ohne einen bereits deutlich qualifizierten Werkzeuggebrauch entstehen konnten und dementsprechend auch erst für historisch weit spätere Musikinstrumenten-Entwicklungen angenommen werden können.
In gleicher vergleichender Sicht kann dann zu den Tönen des sechsten Bereiches, also den angeblasenen Tönen von entsprechenden „Lamellophonen mit ’innerhalb schwingenden’ Zungen“ wohl angenommen werden, dass diese wiederum erst weitaus später möglich wurden, denn die Herstellung derartiger Tongeneratoren war wohl offensichtlich nur mit weitaus aufwändigerem und akribischerem Werkzeuggebrauch als die Herstellung ihrer Verwandten des fünften Bereiches möglich, auch wenn ihre ersten Erscheinungsformen, ebenso wie diese, wahrscheinlich noch aus den gleichen biogenen Materialien bestanden.
Dabei erweisen sich die hier kommentierten Tongeneratoren der drei ersten Bereiche als eher „natürwüchsige“ Ausgangsformen weiterer Instrumentalentwicklungen, wohingegen die anderen drei wohl viel eher als „kultürwüchsig“ aufzufassen sind, obwohl sich alle diese soeben kommentierten Tongeneratoren aus unseren sechs unterschiedlichen Bereichen einheitlich von jeweils rein biotischen Ausgangsmaterialien ableiten lassen.
Wer hier gewillt ist, weiter nachzudenken, wird schnell finden können, dass die weiteren Differenzierungen innerhalb dieser sechs Bereiche dann aber dieser Einheitlichkeit nicht mehr unterliegen, und kann dann in der genaueren Betrachtung der dortigen Differenzierungen auch erkennen, dass sich von diesen wiederum jeweils ganz unterschiedliche Entwicklungsstränge ableiten können.
Andererseits kann eine solche systematische Exposition bestimmter Blasinstrumente aber auch den weniger an spezifischen Blasinstrumentenentwicklungen interessierten Besucher anregen, nun ergänzend weiterführend darüber nachzudenken, welche ganz anderen Instrumente als nur Blasinstrumente  nun ebenfalls als Aerophone, als Membranophone und als Lamellophone definiert und bedacht werden sollten und könnten. Und er könnte des Weiteren nun auch motiviert sein, ein in dieser Weise systematisierend angeregtes ’Zusammenhangs- und Querverbindungsdenken’ ebenso beim Blick auf wieder ganz andere Musikinstrumentenbereiche, die ihm ja dann an ganz anderen Stellen der hier installierten  Gesamtexposition der von mir zusammengetragenen Musikinstrumentensammlung  begegnen werden, weiterzuführen und wiederum in neuartiger Weise im Sinn zu behalten.
Ich gehe dabei aber nicht davon aus,  dass der Besucher nun vielleicht bereits beim Betreten der Ausstellung angehalten werden sollte, sich hier etwa aufgrund „museumspädagogisch begründeter Leitlinien“ oder Ähnlichem ’vernünftigerweise’ zunächst den ausgehängten Texten und schematischen Darstellungen zu meiner Konzeption eines „Natürlichen Systems musikinstrumenteller Technik“ zuzuwenden, um dann, nach deren Studium, umso besser in der Lage zu sein, die erst danach zu betrachtende systemisch-systematische Installation einiger Blasinstrumente auch wirklich richtig in ihrer tieferen Sinnhaftigkeit zu verstehen. Eher umgekehrt, meine ich, dass er durchaus die Freiheit haben sollte, zunächst die ausgestellten Objekte zur Kenntnis zu nehmen und dabei auch stets die Freiheit behalten sollte, aufgrund selbst entwickelter Gedanken und Fragen dann vielleicht auch solche weiterführenden Texte und Strukturmodelle zur Systematik eingehender zur Kenntnis zu nehmen. Denn ich denke, dass museologisch konzipierte Expositionen keineswegs vorrangig als Orte der Lehre, sondern vielmehr als Orte der Bildung begriffen werden sollten. Orte, in denen die Freiheit des Erwerbs und die Freiheit der Form von Bildung für jeden Besucher das Wesentliche bleiben sollten und eben keine vorgegebenen Lern-Regeln oder gar verpflichtende „Lehrplankonzeptionen“ im Vordergrund zu stehen haben.
Dabei meine ich hier, dass es bei Bildungserwerb in diesem Sinne (also durchaus im Unterschied zu vorverordnetem und  per pädagogisch vorstrukturiertem Angebot angeeignetem und dann vielleicht auch gut eingeprägtem Wissen) eher darauf ankommen sollte, auf der Grundlage eines bereits erarbeiteten Fundus an Wissen, die stets weitergehende Fähigkeit zu verinnerlichen, auch selbst gezielte Fragen zur Erlangung weiteren Wissens zu entwickeln. Und an eine möglichst in diesem Sinne in entsprechender Weise strukturierte Bildungsmöglichkeit denke ich hier in erster Linie.
So besteht meiner Meinung nach eben das wesentliche Ziel und der wesentliche Wert von Bildung – ob nun etwa für Schüler und Studenten oder auch für sonstige Personen und  bildungsinteressierte Museumsbesucher  - nicht einfach in der erlernbaren Fähigkeit, über richtige Antworten auf zu erwartende Fragen verfügen zu können, sondern vielmehr darin, auf der Grundlage eines möglichst bereits wesentlich fragend angeeigneten Wissens, weiterhin die besondere Fähigkeit auszuprägen, jeweils selbst weiterführende Fragen aufzuwerfen und zu bewahren. Fragen in Richtung auf andere Wissensträger, Fragen in Richtung auf die Wirklichkeit, aber eben letztlich stets auch Fragen in Richtung auf  uns und sich selbst.
Als nunmehriger Eigentümer dieser Sammlung und als Hochschule, also als eine Lehreinrichtung, haben Sie natürlich auch die Freiheit, oder eben – so wie ich Ihre Absichten im Umgang mit diesem Ihrem nunmehrigen Eigentum verstanden habe – nun auch die dabei selbstauferlegte Verantwortung, dieses Kulturgut-Eigentum als Bildungsmöglichkeit in Ihre Lehrpläne zu integrieren sowie auch der weiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Und darüber bin ich ja auch in besonderer Weise froh und dankbar, denn meine hier dargelegte Konzeption bezieht sich schließlich  im museologischen Sinne auch auf all die möglichen Besucher aus der Öffentlichkeit und sollte insofern eben eher in bildungs-museologischer, als etwa in  hochschuldidaktischer Art zu verstehen sein. So würde ich mich in meiner Position dabei auch gegen eine  Interpretation meiner Systematisierungs-Konzeption als offiziell vorzugebenden „Lehr- und Lerngegenstand“ schon deswegen verwahren wollen, weil ich mich ja davor hüten möchte, Ihnen irgendwie in Ihre Lehraktivitäten hineinzureden. Aber ich würde es eben auch für ausgesprochen bedenklich halten, wenn meine hier dargelegten Auffassungen bereits hierzulande als ’institutionalisierter Lehrstoff’  Verwendung fänden, noch bevor sie innerhalb des dafür eigentlich ’verantwortlich zuständigen Wissenschaftsbetriebes’ einer kritisch filternden Diskussion und der vergleichenden, wissenschaftlich-kulturvollen Auseinandersetzung mit möglichst vielfältigen anderen dazu wissenschaftlich entwickelten Hypothesen ausgesetzt waren. Und dazu möchte ich betonen -  wie schließlich mein ganzer Text hier ohnehin deutlich machen soll - dass gerade dies, nämlich einen solchen wissenschaftlichen Prozess einzufordern, eines meiner wichtigsten Anliegen ist.
Die entsprechend vorschnelle Verwendung als bereits ’obligatorischer Lernstoff’  könnte diesem Anliegen durchaus im Wege stehen.(16)
Damit möchte ich keineswegs irgendwelche etwa gar ’Bescheidenheit’ suggerierende Zweifel oder etwa ’innere Unsicherheit’ über den Wahrheitsgehalt der von mir zu vertretenden Forschungsergebnisse oder zur Solidität meiner hier vorgestellten konzeptionellen Überlegungen akzentuieren, sondern vielmehr darauf aufmerksam machen, dass eben genau das, was ich soeben als Wissenschaftler von diesem  ’verantwortlich zuständigen Wissenschaftsbetrieb’  in durchaus ganz unbescheidener Art und Weise einfordern möchte, in Hinsicht auf die Systematik von Sachs und Hornbostel bislang eben gerade nicht, oder letztlich nur ganz ungenügend, stattgefunden hat
Wir haben es da mit einer besonderen  historischen Entwicklung zu tun, die natürlich in der Vergangenheit unter ganz anderen Bedingungen als den heutigen Möglichkeiten und Erfordernissen von Wissenschaftsorganisation und Wissenschaftswirken zustande gekommen ist. Und wir haben es dabei freilich auch mit zwei Wissenschaftlerpersönlichkeiten zu tun, die wohl keineswegs etwa solche Auffassungen in Bezug auf  die „Partei der Wahrheit in der Wissenschaft“ (17) hatten, wie ich sie vertrete.
Dabei muss allerdings deutlich betont werden, dass das bisherige Ausbleiben des von mir heute eingeforderten Wissenschaftsverhaltens keineswegs etwa als durch diese verschuldet,  oder dieser spezielle Fall von (wie ich aus  meiner Sicht bereits öfters formuliert habe) ’verunglückter Wissenschaftsentwicklung’ auch keineswegs einfach nur als vielleicht typische allgemeine Schuld und Schwäche bürgerlicher Wissenschaftskultur allein angesehen werden kann.
Vielmehr muss dies alles eben auch im Zusammenhang mit der Verbrechensliste des deutschen Faschismus und dessen spezifischer Schuld gegenüber der Wissenschaftsentwicklung in Deutschland gesehen werden.(18)
*

Nun muss ich mich aber noch einer Problematik stellen, auf die ich angekündigterweise zurückkommen wollte.
Ich meine die von mir hier systemisch-systematisch bevorzugte Platzierung von ’holzgewohnten’ Instrumenten, wie Klarinetten und Oboen in metallener Form, wie ebenso umgekehrt von ’metallgewohnten’ Instrumenten, also etwa Horn und Trompete  bzw. auch Saxophon usw.  in hölzerner Form. Ich möchte dies natürlich als Konsequenz verstanden wissen, von der ich allerdings weiß, dass dabei Vieles auch einfach nur als Provokation oder auch als eher unfachliche Fehlentscheidung missverstanden werden kann.
Denn entsprechend meiner diesbezüglichen Diskussionserfahrungen kann ich mir nun gut vorstellen, dass eine derartige Bevorzugung dessen, was gerade als doch eher untypisch für bestimmte Musikinstrumente und also auch nicht so recht als ’systematisch’ anmuten mag, sowohl bei den Anhängern und Vertretern bestimmter zäher Vorurteile als auch bei solider gesinnten und derartigen Vorurteilen vielleicht eher fern stehenden Instrumenten-Fachleuten und Museologen auf Bedenken und Nichtakzeptanz stoßen kann.
Bei den Ersteren vielleicht eher von  der Motivation der  ’Bescheid- und Besserwisserei’ her und bei den zuletzt Genannten vielleicht eher aus der Position der Sorge und des Bewusstseins der Verantwortung gegenüber den Besuchern, denen doch in einer Ausstellung von Kulturgütern nicht einfach das doch  zweifellos Typische und vielleicht auch das ’eigentlich Charakteristische’ bestimmter Musikinstrumente vorenthalten werden kann, sondern eher mitgeteilt und nahe gebracht werden sollte…
Mit beiden würde ich durchaus streiten und dabei auch gerne auf meiner Position beharren wollen. Denn gerade angesichts der Tatsache, dass ein solcher speziell auf Systematikverständnis abzielender Bereich der hiesigen Gesamtausstellung eben nur ein Ausschnitt, also ein  bestimmter systematisierter Teilbereich aus dem Gesamtgebiet musikinstrumenteller Technik ist, kann ich hier auch meine Position, dabei zuweilen eben gerade gezielt das ’untypisch Erscheinende’ ausgewählt zu präsentieren, um das eher Wesentliche besser zu verdeutlichen, sicherer verteidigen.
Wenn man diese Angelegenheit ganz allgemein und in gewisser Weise auch ’voraussetzungslos’ angehen möchte, so könnte man es freilich als legitim oder eben auch als erforderlich betrachten, etwa bei einer Ausstellung zu den hier behandelten Blasinstrumenten gerade deutlich zu machen, welche von diesen Instrumenten typischerweise aus bestimmten Materialien hergestellt werden. Wo es aber speziell darum geht, ein wissenschaftlich begründetes ’Systematik-Verständnis musikinstrumenteller Technik’ sowie der damit eben auch untrennbar verbundenen Entwicklungsaspekte dieser Technik zu vermitteln – und  darum geht es in diesem besonderen Teilprojekt einer letztlich doch viel umfassender angelegten Musikinstrumentenausstellung schließlich -, da würde das Beharren auf der hervorhebenden Exposition von ’in instrumententypischer Weise’ aus Holz hergestellten Klarinetten und Oboen und entsprechend blechernen Trompeten und Hörnern nicht nur zur letztlich doch unangebrachten Hervorhebung einer in diesem Zusammenhang dann doch zunächst eher als Nebensächlichkeit zu bewertenden Besonderheit geraten können, sondern eben auch in wiederum fataler Weise ein bestimmtes trivialisierendes Vorurteil wissenschaftlich eigentlich längst überholten Systematisierungsdenkens unterstützen können. Die in unserem Zusammenhang entsprechend platzierten Metallinstrumente hingegen sind (hier nun durchaus auch im Sinne einer keineswegs zu verhehlenden „Spezialität“) eben eher geeignet, sowohl jedem Besucher als auch jedem erklärenden Begleiter ein entsprechendes Aufmerken und Aufmerkenlassen nahezulegen und damit eben auch zum Weiterdenken, über die üblichen Vorurteile hinaus, anzuregen.
Da ich nun soeben von ’Nebensächlichkeit in bestimmten Zusammenhängen’ gesprochen habe, muss ich sogleich aber auch eine wichtige Zwischen- und Zusatz-Bemerkung machen.
Ich muss nun wieder verdeutlichen, dass gerade die Beachtung von Herstellungsmaterialien für bestimmte Musikinstrumente ansonsten überaus wesentlich für das Verständnis der geschichtlichen Entwicklung musikinstrumenteller Technik ist. Und die dabei unvermeidlich anzutreffende Tatsache, dass wir es hier sowohl mit biotischen Sustanzen (wie eben gerade bei den Grundformen der hier systematisierten Blasinstrumente) als auch mit eher abiotischen Herstellungsmaterialien, wie etwa Stein, Glas, Metall oder auch den wiederum spezieller zu bedenkenden moderneren  Plastewerkstoffen etc.(19), zu tun haben können, ist dabei – in wieder anderer Sicht – gerade auch für ein systematisches Verständnis der Entwicklung dieser besonderen Technik grundlegend. In Hinsicht darauf habe ich schon oft darauf hingewiesen, welche spezielle Bedeutung gerade hier dem Verständnis der Besonderheiten biogener Ausgangsmaterialien bei der Entstehung bestimmter und der Weiterentwicklung vieler anderer Musikinstrumente zukommt. Und gerade in diesem Sinne habe ich ja auch hier bereits auf bestimmte zu beachtende Besonderheiten, beispielsweise auch  innerhalb des fünften Bereiches, also der Lamellophone mit ’oberhalb’ schwingenden Zungen, aufmerksam gemacht und dabei im Sinne weitergehend systematisierender Differenzierungen gerade auch besonderen Wert auf die Beachtung bestimmter biotischer Besonderheiten gelegt.
Meine hier vorgenommene Nebensächlichkeits-Zwischenbemerkung impliziert nun aber keineswegs einfach eine Relativierung meiner hier zu verteidigenden Position zur Systematisierung und dementsprechender Expositions-Überlegungen. Viel eher fühle ich mich auch auf Grund der hier dargelegten Bedeutung von musikinstrumentellen Materialien wiederum motiviert, gerade diese ansonsten untypischen Metall- und Holz-Instrumente vorzustellen, da auf diese Weise dem Besucher schließlich wiederum mehr über die reale Entwicklung und die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten von Musikinstrumenten mitgeteilt, und so auch mehr weiterführendes Nachdenken dazu angeregt werden kann als bei der ansonsten doch recht gedankenarmen, aber vielleicht pflichtbewusst-gewissenhaft und ’verantwortungsvoll’ brav auf das bislang ’authentisch-Typische’ orientierenden Exposition entsprechend üblicher „Holz- und Metall-Blasinstrumente“.
So kann eben gerade das Exponieren von hölzernem Horn und Holztrompete sowie „hölzernem Saxophon“, neben Klarinette und Oboe aus Metall, sowohl bestimmte wichtige Besonderheiten und Wandlungen in der Entwicklung musikinstrumenteller Technik als eben auch die schon insofern völlige wissenschaftliche Ungeeignetheit bestimmter, immer wieder zäh verteidigter Systematisierungsvorurteile verdeutlichen. Gerade solche, wie die hier in spezieller Weise systematisch exponierten Instrumente, können dabei besonders aufschlussreich sein, sofern es gelingt, dies dann auch im Zusammenhang mit den anderen in dieser Sammlung ausgestellten Blasinstrumenten (aber durchaus auch in Hinsicht auf noch weitere andere Musikinstrumente) deutlich werden zu lassen.
Ich möchte dies nun noch - ausgehend zunächst von der hier vorliegenden speziellen  „Metalloboe“ – weitergehend verdeutlichen, denn da handelt es sich doch wohl um ein ganz besonderes Instrument.
Natürlich gibt es auch normale Oboen aus Metall  - also entsprechend konische Metallinstrumente mit üblicher Oboenmechanik. Aber das hier vorliegende Instrument wurde mir in einer An- und Verkauf-Abteilung des staatlichen Musikinstrumentenhandels in der DDR als „Metalloboe mit Saxophonmechanik“ verkauft.(20) Und so habe ich das Instrument auch in der Regel – einfach der besseren Verständlichkeit halber – immer bezeichnet und vorgestellt, obwohl ich natürlich weiß, dass es vielleicht eher ein „Sarusophon“ sein könnte.
Ich muss zugeben, dass ich gerade dieses Instrument immer besonders geliebt habe, denn damit konnte ich, als Saxophonist, auch sofort ein bisschen Oboe spielen, was mir ansonsten auf den üblichen Holzinstrumenten mit Oboenmechanik nie so flüssig gelingen wollte.
Aber ich liebe es natürlich noch aus anderen Gründen, die genau mit der von mir hier systematisch-systemisch beabsichtigten Exponierung und den dabei nahe liegenden weiteren Möglichkeiten, sich (ob nun mit Hilfe von weiterführenden Begleit-Erklärungen oder auch ohne diese, - also durch eigenes fragenstellendes Weiterdenken) mit bestimmten, hochbemerkenswerten Besonderheiten musikinstrumenteller Technikentwicklung zu konfrontieren und vertraut zu machen, zusammenhängen.
So könnte eine erste konfliktreiche Frage lauten: Gibt es auch (und wenn nein, warum nicht?)  Holzoboen mit Saxophonmechanik?
Ich kann diese Frage zwar  stellen, aber leider nicht beantworten, - würde sie aber sofort noch dadurch verstärken wollen, dass es doch wohl auch - obwohl offenbar sehr selten (21) - Tarogatos mit spezieller „Saxophongriffweise“ gibt, wobei ich eben auch meine, dass eine Holzoboe mit Saxophonmechanik durchaus real möglich sein kann. Und damit stehen wir bereits vor dem nächsten Instrumental-Konflikt und weiteren daraus abzuleitenden Fragen.
Das oft (so auch von mir in meinem Text hier) als „Holz-Saxophon“ bezeichnete Tarogato, also eine Erfindung des Ungaren Wenzel Schunda, hat in seiner  Originalform keineswegs ’Saxophongriffe’, sondern ein Klappensystem, welches eher von der Klarinette abgeleitet wurde, und verdient eigentlich auch keineswegs den Namen „Holzsaxophon“.
Denn schließlich hatte sowohl Wenzel Schunda als auch der Belgier Adolphe Sax – der eine in Paris und der andere später in Budapest  - die gleiche Ambition: Ein Klarinettenmundstück an einer konischen Röhre anzublasen. Und auch A. Sax  dachte dabei (schon lange vor W. Schunda) anfänglich natürlich ebenfalls an ein Instrument aus Holz.
Für Wenzel Schunda, dem es offenbar um ein Sopran-Instrument im Sinne ungarischer National-Musik ging, erwuchs daraus kein Problem, aber für Adolphe Sax,  der wohl mehr an  Freiluft- und  Militärmusik dachte, und dem es dabei doch um die Konzeption einer ganzen Instrumentenfamilie ging, die dann letztlich nur aus Metall zu verwirklichen war.
Was nun solche konischen Lamellophone betrifft, so hat es noch weitere Aktivitäten, vor allem von professionellen Klarinettenbauern, gegeben, entsprechende Instrumente aus Holz herzustellen, wobei das historisch bemerkenswerteste dabei wohl das in Sachsen entstandene Oktavin ist.
Nach der so erfolgreichen Initiative von Sax in Paris ist dann aber bei dem französischen Militär-Kapellmeister Sarrus die Idee entstanden, auch eine ganze Familie entsprechender konischer Metallinstrumente mit Doppelrohrblatt und Saxophonmechanik, also ein entsprechendes Membranophon aus Metall, zu entwickeln. Eine Idee, welche alsbald auch von einer Pariser Instrumentenfabrik aufgenommen und verwirklicht wurde. Dabei wurde nun überhaupt nicht mehr an Holz, sondern konsequent an metallene Freiluft- und Militärinstrumente gedacht. Diese eigentlich überaus bemerkenswerten Instrumente konnten sich dann aber leider nicht so durchsetzen wie das Saxophon, obwohl auch das Sarrusophon später eine gewisse Rolle im Jazz gespielt hat.
Ganz anders begegnen uns aber wieder entsprechende Entwicklungen von unterschiedlicher Materialverwendung in der Abteilung von Bläserlippeninstrumenten, bei denen wir bereits gegenwärtig, aber sicherlich auch künftig noch, zunehmend beobachten können, dass zuweilen bislang obligatorisch aus Blech gefertigte Teile nun durch moderne Plastematerialien etc. ersetzt werden. Eine Tendenz, die bislang wohl am deutlichsten hinsichtlich der riesigen Schalltrichter amerikanischer Sousaphone zu vermerken ist, sich aber auch bei anderen ’blechernen’ Blasinstrumenten – bis hin wiederum zum Saxophon - finden lässt.
Sarrusophone sind nun  – vor allem in tieferen Tonlagen - wohl auch heute noch in Frankreich, aber eigentlich kaum in Deutschland anzutreffen. Ob es sich aber bei dem von mir in Berlin erworbenen metallenen Doppelrohrblatt-Instrument tatsächlich um ein Original-Instrument aus der Tradition der französischen Produktion von Sarrusophonen handelt, kann ich selbst nicht gründlich genug beurteilen. Das wäre wieder eine musikhistorische Forschungsaufgabe ganz anderer, aber doch keineswegs unüblicher Art.
Aber auch diese Frage möchte ich nun gerne im Zusammenhang mit meinem Projekt einer
systematisch-systemisch zu konzipierenden Blasinstrumenten Exposition betrachten und in wiederum bestimmter Weise  bedenken wollen:
Eines der bereits vor der hiesigen Eröffnung Ihrer Ausstellung mehrfach besonders hervorgehobenen Instrumente dieser Sammlung ist zweifellos das darin enthaltene Exemplar eines Sopransaxophons, welches noch den Original-Stempel der Firma A. Sax in Paris trägt.
Freilich kann man – sobald man die darauf eingestanzte Jahreszahl bedenkt – wissen, dass dieses Instrument erst nach dem Tode des Erfinders in Paris entstanden ist. Aber immerhin – doch ein „Original Sax-Saxophon“ aus dieser Fabrikationsstätte . Allerdings denke ich, dass das ebenfalls in Paris hergestellte  historische Alt-Saxophon aus dieser Sammlung, welches von einer ganz anderen, damals konkurrierenden Firma hergestellt wurde und auch eine Reihe von historisch früheren Merkmalen und Besonderheiten aufweist, durchaus als seltener und insofern wohl auch als musikwissenschaftlich wertvoller gelten kann.
Aber (so meine ich) letztlich handelt es sich doch bei beiden um keine so erstaunliche Seltenheit wie bei dem hier möglicherweise vorliegenden Sarrusophon.
Und falls sich an diesem Instrument einmal erweisen würde, dass es doch nicht aus dieser Herstellungstradition stammt, so denke ich, dass es gerade dadurch vielleicht als noch seltener, als noch untersuchenswerter und als noch bedenkenswerter zu gelten hätte.
Also besteht meine Ansicht zu diesem Instrument (welche, aufgrund meiner besonderen Liebesbeziehung zu diesem, freilich nicht ganz frei von entsprechenden Vorurteilsneigungen sein wird) hier darin, dass es doch wohl auch als eine der  exquisiten Besonderheiten dieser Sammlung gelten kann.
Ein Instrument, welches – ganz unabhängig von dem profanen Geldwert, der ihm in letztlich eher entwürdigender Weise wohl irgendwann einmal als museale Besonderheit zugemessen werden mag –  doch vor allem wert ist, jedem Besucher als eine solche spezielle Besonderheit aus der Entwicklung musikinstrumenteller Technik nahe gebracht zu werden, und welches manchem Besucher – ob nun Fachspezialist oder eher Sachliebhaber -  wohl auch als entsprechende Besonderheit auffallen mag. Und es kann dabei jedem klar sein, oder auch mit wenigen Hinweisen klargemacht werden, dass es sich gerade bei diesem besonderen Instrument um genau das handelt, was für die meisten Museumsbesucher doch zunächst das eigentlich Faszinierende und Anziehende ist, was sie zu entsprechenden Ausstellungsorten führt:  Die besondere museale Attraktivität bestimmter Objekte, deren Anmutungskraft sich sowohl aus deren Seltenheitswert als auch aus der Gewissheit ihrer gegenständlichen Authentizität als Repräsentanten bestimmter uns vorhergegangener Entwicklungsprozesse ergibt. Denn in der Regel werden sich Ausstellungs- und vielmehr noch Museums-Besucher natürlich nicht in erster Linie an solche Orte begeben, um dann etwa nur wissenschaftlich und systematisch-systematisierend  belehrt zu werden, sondern sie möchten dort, neben allgemein Interessantem, eben auch die Begegnung mit ganz besonders Authentischem, speziell Seltenem und vielleicht auch Einmaligem erleben.
Und dass mit diesem Instrument nun eine solche museale Besonderheit, die genau all dem entgegenkommt, meiner Absicht nach auch genau an dem Ort und in dem Zusammenhang exponiert werden soll, der mir in besonderer Weise wissenschaftliches Anliegen ist, resultiert in gleicher Weise aus meiner Liebe zu diesem wissenschaftlichen Anliegen, wie zu den technischen Kunst- und Kulturgegenständen, die in diesem Anliegen bedacht werden sollen.  Dass ich mir dabei aber – wohl wissend, dass Liebe eben auch blind machen kann – doch recht sicher bin,  es gerade hier in einer solchen, auf Systematik abzielenden Exposition auch an der richtigen Stelle zu platzieren,  resultiert wiederum aus der oben letztlich nur grob umrissenen Vielfalt von Bedeutungen, die es aus meiner Sicht für ein wissenschaftliches Verständnis musikinstrumenteller Systematik und musikinstrumenteller Technikentwicklung grundsätzlich haben kann. Und es kann diese Bedeutungen dann eben auch aus der Seltenheits-Kraft seiner möglichen Faszinationswirkungen im Sinne ganz normaler Eingangserwartungen von ganz normalen Museums-Besuchern hinsichtlich dann eben keineswegs ’normaler’, sondern eben eher  ’ganz besonderer, exquisiter’ Ausstellungsobjekte schöpfen.
Mittels einer in dieser Weise installierten Exposition bestimmter Musikinstrumente würden sich  jedenfalls derartige ganz konkrete  Ausstellungserlebnisse sowie das Aufnehmen besonderer Denk-Angebote, welche sich ansonsten eben kaum einfach von selbst ergeben könnten, immer wieder anstoßen und auch immer wieder aufs Neue fördern lassen können.
Und insofern scheint es mir nun auch angebracht, einige weitere Überlegungen über den Sinn und den vorteilhaften Nutzen, aber auch über die möglichen Perspektiven einer in dieser Weise strukturierten  Expositionskonzeption darzulegen.
Der Besucher würde hier mit einer dezidiert kritischen Sicht gegenüber einer bislang in gedankenloser Weise allgemein anerkannten, aber inzwischen wohl kaum noch integer aufrecht zu erhaltenden Wissenschaftskonzeption konfrontiert. Er würde diese Konfrontation dabei insbesondere auch in Hinsicht auf den ohnehin überaus fragwürdigen Aerophonbegriff bisherigen Systematisierens und Betrachtens von bestimmten Blasinstrumenten  erfahren und dabei - zumal  im Falle seines eigenen Weiterdenkens - eben auch unmittelbar selbst miterleben können.
Er würde dies auch im Zusammenhang mit dem Erlebnis der Konfrontation mit völlig neuen, aktuellen musikinstrumentellen Entwicklungsprozessen wahrnehmen können, wobei ihm in dieser Wahrnehmung auch deutlich werden kann, dass er sich dabei hier, in dieser Musikinstrumentensammlung, zweifellos an einem ganz besonderen Ort und letztlich auch innerhalb eines besonderen Geschehens befindet: Denn, aus dieser Sicht betrachtet, hat ihn sein Weg in eine solche Ausstellung hier nicht nur zu dem geführt, was er dort erwartete, nämlich zur Begegnung mit bewundernswerten Objekten aus der Vergangenheit, sondern es werden ihm in einer solchen Exposition nun auch, gerade angesichts der Erhabenheit bestimmter historischer Objekte, ganz aktuelle, hochlebendige und spannende Vorgänge hinsichtlich eines notwendigen Umdenkens zu diesen Objekten in der Gegenwart begegnen. Und dabei könnte er auch erkennen, dass sich innerhalb all dieser historisch wertvollen Einzelobjekte eben  auch ein besonderes, systematisch mit Hilfe dieser Einzelobjekte zusammengesetztes ’komplexes Ausstellungsobjekt’ befindet -, nämlich das hier von mir vorgeschlagene ’Komplex-Objekt’ einer systematisch-systemisch vorgestellten Anordnung bestimmter Blasinstrumentenrepräsentanten.
Keineswegs einfach nur ein Ausstellungsobjekt zur  geschichtlichen Vergangenheit, sondern in dieser ’Ausstellungs-Aufstellung’ eher Objekt einer bestimmten, eigentlich brennend aktuellen und vielleicht auch beunruhigenden Gegenwartsproblematik.
Und mehr noch: 
Je deutlicher ihm dies zu werden vermag, umso mehr kann er auch selbst beunruhigter Teil dieser Gegenwart werden und letztlich eigentlich auch bereits Teil von Zukünftigkeit sein, denn mit dem, was er hier erfahren und erkennen konnte, kann er nun durchaus auch, wie man so schön sagt ’seiner Zeit weit voraus sein’. Zumindest aber - und dies möchte ich ganz deutlich gesagt haben – kann er mit einem solchen dann in diesen Ausstellungsräumen angeregtem Problembewusstsein dem gegenwärtigen Stand des diesbezüglichen Problembewusstseins der Musikwissenschaften weit voraus sein.
Da ich nun hier als Philosoph immer von bestimmten Objekten – sowohl in Hinsicht auf einzelne Musikinstrumente als auch in Hinsicht auf meinen Vorschlag eines solchen systematisch-systemisch konzipierten Expositionsprojektes – gesprochen habe, möchte ich sogleich auch deutlich sagen, dass mir dabei der Besucher, über den ich hier spreche, aber eben gerade nicht als ’Belehrungsobjekt’, sondern eher – so aphoristisch dieser Begriff nun auch sein mag – als ’Bildungssubjekt’ am Herzen liegt.
Weniger aphoristisch, dafür aber vielleicht prononcierter philosophisch, möchte ich eher  formulieren, dass er natürlich in einem solchen Bildungsvorgang auch zum mitverändernden Subjekt bei der Überwindung eines von mir spezifisch beklagten Missverhältnisses, eines besonderen Mankos der Wissenschaftsentwicklung unserer  Zivilisation werden kann.
Denn selbst angesichts unserer inzwischen ansonsten so überwältigenden allgemeinen Technik- und  Wissenschaftsentwicklung erhält sich in unserer Zivilisation  die offensichtlich schon sehr lange unbedacht tradierte Vernachlässigung einer wirklich wissenschaftlich konsequenten Beschäftigung mit musikinstrumenteller Technikentwicklung.
Eine in diesem Sinne offensichtlich von Grund auf  defizitäre Entwicklung unserer Wissenschaftskultur.
Ich möchte dies am Beispiel eines entsprechend vorstellbaren Sammlungs-Besuches nun auch noch in anderer Weise verdeutlichen:
Im Unterschied zu dem, was man ansonsten beim Besuch einer wissenschaftlich fundierten Ausstellung erwarten kann, wo einem die  Begegnung mit  bestimmten generell abgesicherten Ergebnissen etablierter wissenschaftlicher Forschung in ’museumspädagogisch aufbereiteter Form’ ermöglicht werden soll, erwartet den Besucher an diesem Ort letztlich doch eine Begegnung ganz anderer Art. Sowohl er selbst als auch das Stückchen Musikwissenschaft, mit dem er sich hier konfrontieren kann, befinden sich mitten in einem notwendig gewordenen Prozess des Umdenkens, also innerhalb einer entsprechenden Umwälzung, - in einem zwingend erforderlichen wissenschaftlichen Paradigmenwechsel.
Diese besondere Situation können wir uns - aber ebenso vielleicht auch jedem interessierten  Besucher -  vielleicht an folgendem Vergleichsbeispiel verdeutlichen.
Normalerweise wird jeder Besucher eines Museums oder auch einer sonstigen Ausstellung - zu der die Organisatoren und Veranstalter entsprechender Expositionen ja stets auch irgendwie  die Vermittlung bestimmter Erkenntnisse, bestimmter Wissenschaftsergebnisse sowie bestimmter Bildungswerte im Sinn  haben sollten - nach seinem Besuch die Möglichkeit haben, sich  anschließend  noch weitergehender und ausführlicher zu seinen dortigen Besuchserlebnissen zu informieren. Manche Ausstellungsinstitutionen werden dies - also die Anregung zu einem solchen ’Weitergehen’ -  sicherlich auch gerne als eines  ihrer  Anliegen, als eine der Zielstellungen ihrer Bemühungen an- oder auch ausgeben.
Und, entsprechend des dazu in Bibliotheken oder eben diesbezüglichen Wissenschaftsinstitutionen vorliegenden Fachwissens,  kann man sich dies normalerweise auch ermöglichen und sich dabei dann wohl auch einen durchaus weitergehenden Wissensstand aneignen, der dann vielleicht auch über den Stand des Wissens, welcher in der ihn zuvor anregenden Exposition repräsentiert und vermittelt werden sollte,  hinausgehen kann.
Im Unterschied dazu befände sich der Besucher einer solchen hier anzustrebenden Exposition, welcher sich dabei mit der Problematik einer eingehender bedachten Systematisierung musikinstrumenteller Technik konfrontiert sieht und dann. im oben geschilderten Sinne, vielleicht auch anhand weiterer wissenschaftlicher Literatur, weiterführend informieren und bilden möchte,  jedoch in einer ganz anderen Lage.
Alle Bibliotheken des Landes, aber auch alle Musikwissenschaft in aller Welt, würden ihn hier im Stich lassen, und mit jedem Blick in die offizielle oder auch die allerneueste und modernste musikinstrumentenkundliche Literatur, würde er unweigerlich immer wieder auf das Denk-Niveau der klassischen, aber eben inhaltlich ganz falschen Vierklassensystematik zurückgeworfen werden.
Die damit vorliegende Problemsituation lässt sich vielleicht auch mit Hilfe eines etwas anders gearteten Vergleichs verdeutlichen:
In der Regel kann jedermann das Wissen und die Erkenntnisse, welche ihm mittels einer entsprechend spezifisch strukturierten Ausstellung vermittelt und nahe gelegt werden sollen,  sich auch selbst – wenn vielleicht dann auch eher sehr mühselig – mit Hilfe der dazu vorliegenden Fachliteratur aneignen, dort alles nachlesen und/oder auch bestätigt bekommen.
In unserem Falle aber könnte der entsprechende Interessent sich letztlich eher darin bestätigt finden, dass genau das Wissen, welches er hier an diesem Ort erwerben kann, bislang in keinem einzigen der üblichen Fachbücher zu diesem Wissensgebiet nachlesbar wäre.
In dieser Erkenntnis würde sich dann gegebenenfalls nicht nur eine andere Sicht auf musikinstrumentelle Technik, sondern eben auch eine besondere Sicht und vielleicht auch eine besondere Achtung gegenüber dem besonderen Ort und der Institution, die ihm dies hier in ganz außergewöhnlicher Weise ermöglichen kann, nämlich eine ganz besondere Musikinstrumentenausstellung der saarländischen Hochschule für Musik, ergeben können.
Denn schließlich hat er sich mit seinem Besuch hier nicht nur an einen  Ort begeben, wo er die Begegnung mit seltenen und möglicherweise auch zunehmend als immer wertvoller und vielleicht dann auch als irgendwie immer ’heiliger’ anzusehenden Kunst- und Kulturgegenständen erleben und genießen konnte,  sondern er konnte hier  eben auch  einen Expositions-Ort erleben, wo in ganz besonderer Weise, und hier wohl auch erstmalig in der Welt überhaupt, ein systematisches Umdenken zu diesen Gegenständen  eingeleitet wird.
Ein Umdenken, innerhalb dessen  all diese Gegenstände in einer systematischen Weise als Technik verstanden werden, - dabei aber keineswegs einer Tendenz der Abwertung und Entheiligung ihres Status als besondere Kulturrepräsentanten und spezifische   Kunstgegenstände unterworfen sind. Vielmehr kann eben dabei auch deutlich werden, dass gerade ein gründlicheres Verständnis dieser Technik – so wir gewillt sind, dieses auch anzustreben -  uns in besonderer Weise und in besonderer Würde hilfreich zur Seite stehen wird, wo es darauf ankommt, auch ein immer notwendiger werdendes Umdenken in Richtung auf ein besseres Verständnis dessen, was letztlich doch durch uns mit Technik und durch Technik doch mit uns, eigentlich alles bewerkstelligt werden und geschehen kann, und was dabei sowohl frohen Mutes hilfreich als auch angsterzeugend bedrohlich aus- und angerichtet werden kann.
Und letztlich können wir damit -  so meine wichtigste These in all diesen Zusammenhängen – eben auch ein besseres Verständnis über uns selbst erlangen. Ein besseres Verständnis über unsere spezifischen Fähigkeiten, sowohl verheerend Falsches und unbedeutend Belang- und  Wertloses als auch in der Tat Gutes und sinnvoll Wertvolles zustande zu bringen.
Freilich kann eine solche, nun sehr allgemeine, aber eben grundsätzlich von mir als eigentlich sinngebend unverzichtbar betonte These, nun auch als krasser Gegensatz zu dem erscheinen, was ich zuvor in so spezieller Weise – bis hin etwa zu den haarspalterischsten Einzelheiten verschiedenster Membranformen oder Zungenpositionen usw. -  hinsichtlich der Unverzichtbarkeiten ganz konkreter und dann eben auch penibel-detailorientierter Systematisierungsbemühungen betont habe. Ich möchte dazu nun nicht nur anmerken, dass
doch beides irgendwie zusammengehört und dabei die akribischen Mühen systematisch vorgehender Detailuntersuchungen zu Dingen, die wir hervorgebracht haben, letztlich  zu den wissenschaftlichen Voraussetzungen für ein tieferes Verständnis von uns selbst gehören, sondern auch, dass sich unsere Zivilisation in diesem Spannungsfeld von vergleichsanalytisch akribisch erforderlichen Detailuntersuchungen und eher allgemeineren Bedeutungs-Statements sowie  philosophischen Thesen und Ansichten in Bezug auf Musik und wiederum auch die Technik, mittels derer wir diese hervorzubringen vermögen, eben doch irgendwie seltsam und fragwürdig verhält:
Den allgemeinen Thesen zur fundamentalen Bedeutung von  Musik und insbesondere zu deren besonderem Kultur- und Bildungswert wird wohl kaum ernstlich widersprochen, aber die im Sinne dieser Bedeutung konkret und eben auch systematisch ’bis ins Detail’ erforderlichen Wissenschaftsanstrengungen werden doch nicht ernsthaft unternommen.
Ich kann mir kaum einen Menschen mit einigermaßen vernunft- und kultur-geleiteter Biographie vorstellen, der ernsthaft die These vertreten könnte, dass zum besseren Verständnis unseres Wesens, also auch dessen, woher wir kommen, was wir sind und was mit uns und aus uns noch werden kann, das Verständnis des Zustandekommens und der Bedeutung von Musik und musikinstrumenteller Technik letztlich doch ziemlich unwichtig sei.
Aber ich lebe in einer Zivilisation, innerhalb der zwar durchaus vielgestaltige Verständnisdemonstrationen  in Richtung solcher soeben genannter Fragestellungen zu vermerken sind und auch immer wieder intellektuell akzentuiert werden, in deren Wirklichkeit aber letztlich keine wesentlichen wissenschaftlichen Ansätze zum Verständnis der diesbezüglichen Bedeutung musikinstrumenteller Technik zu erkennen sind.
Die Problemlage um die „Systematik der Musikinstrumente“ ist nur ein Symptom für diesen grundsätzlich mangelhaften Zustand.
Das alles erscheint mir nicht nur bedenkenswert, sondern höchst bedenklich, und das Insistieren auf der Kritik an diesem Mangel gehört zu meinen grundsätzlichen Kritikansätzen gegenüber dieser Wirklichkeit.
Ich kann mir aber mit meinem in der DDR entstandenem Grundverständnis von Wissenschaftsentwicklung wiederum kaum vorstellen, dass ein solcher Wissenschaftszustand noch auf lange Dauer unverändert aufrechterhalten werden kann, - auch wenn wir uns diesem schon so lange und bislang so offensichtlich unbedacht ausgeliefert haben.
Hier sind aus meiner Sicht unvermeidliche und grundlegend proportionsverändernde Umwälzungen erforderlich, welche keineswegs nur die Musikwissenschaften betreffen, und von denen ich außerdem meine,  dass diese hoffentlich nicht erst nach den sozialen Revolutionen, denen unsere Zivilisation in künftig wohl unvermeidlicher Weise gegenüberstehen wird, eingeleitet werden.
Denn die inzwischen immer unübersehbareren und künftig wohl auch immer unerträglicher werdenden  Zuspitzungen der sozialen Gegensätze innerhalb gegenwärtiger Gesellschaftsentwicklungen können entsprechende Revolutionsunvermeidlichkeiten wiederum in eine geschichtsnotorisch blutige, aber eben auch in eine dabei kultur- und zivilisationszerstörerische Richtung geraten lassen.
Dazu denke ich, dass entsprechende, aus meiner Sicht eben aktuell erforderliche Wissenschaftsveränderungen schließlich auch zu einer politischen und zivilisatorischen Kultivierung künftiger sozialer Revolutionen beitragen können.
In diesem Sinne möchte ich - wie ich das bereits in meinem Vortrag zur Eröffnung Ihrer Musikinstrumentenausstellung im Jahre 2008 getan habe – nochmals darauf zu sprechen kommen, dass wir es in diesem Zusammenhang demnächst mit einem wohl weltweit zu bedenkenden Wissenschaftsjubiläum zu tun haben werden, welches genutzt werden sollte, um gerade auch die damit verbundenen Wissenschaftschancen nicht wieder zu verpassen.
Aus Sicht meiner Erfahrungen als Wissenschaftler gehört das feierliche Begehen solcher Jubiläumsgelegenheiten zu den fest eingespielten und abgesicherten Ritualen des Wissenschaftsbetriebes. Anstandsregeln und Regelmäßigkeiten, die kaum durchbrochen werden, und Rituale, die gesichert ablaufen und so eben auch kaum versäumt werden.
Innerhalb deutscher Wissenschaftsgeschichte ist versäumendes Durchbrechen dieser Regelmäßigkeiten, dass also bestimmte Jubiläen gerade nicht (oder dann nur in oberflächlicher und deutlich problemvermeidender Weise) bedacht wurden, wohl am ehesten im Zusammenhang mit dezidiert politischen oder eben auch entsprechend antisemitischen Motivationen zu sehen.
In  Hinsicht auf die weltweit verbreitete und bislang so oft gerühmte Systematik von Sachs und Hornbostel sind nun aber eigentlich eher genau gegenteilige Motivationen in Richtung der  keinesfalls zu vergessenden Würdigung eines solchen zweifellos wichtigen Jubiläums zu erwarten, zumal diese beiden bedeutenden Wissenschaftler ja als Juden von den deutschen Faschisten aus Deutschland vertrieben wurden.
Im Zusammenhang mit dem 100sten Jahrestag des Erscheinens dieser doch von der Musikwissenschaft immer noch weitgehend unangetasteten Sachs-Hornbostelschen Systematik meine ich, dass dabei - gerade auch im diesbezüglichen Rückblick auf die entsprechenden Besonderheiten der  deutschen Wissenschaftsgeschichte – die Gelegenheit  besteht, nun auch entsprechende Fragen in Richtung ernsthaft anzustrebender Wissenschaftskonsequenzen schärfer zu bedenken.
Dabei denke ich, dass wir es in diesem Zusammenhang inzwischen doch auch mit einer bestimmten, letztlich entlarvenden, Entwicklungsumkehrung zu tun haben.
1914 schrieben Sachs und Hornbostel zur Begründung der Bedeutung ihrer audioorganologischen Systematisierungsbemühungen noch, dass „…eine systematische Ordnung und Nomenklatur ein dringendes Erfordernis …“ sei, und fahren dann wie folgt fort:
„Denn wer ein Musikinstrument bloß nach Gutdünken benennt, oder es beschreibt, ohne zu wissen, worauf es ankommt, wird mehr Verwirrung stiften, als wenn er es ganz unbeachtet gelassen hätte.“(22)
Ich möchte betonen, dass ich diese Formulierung für deutlich überzeichnet halte, da keineswegs einfach alles, was bei Musikinstrumenten bislang, auch ’ohne dass gewusst wurde, worauf es ankommt’,  beschrieben wurde, nur zu „mehr Verwirrung“ führen musste, - und werde darauf noch zurückkommen müssen.
Bei aller prinzipiellen Kritik, die ich zu dieser Systematik schon seit mehreren Jahrzehnten vorzubringen habe - und dabei auch stets bedenken kann, dass einiges, oder auch vieles von dieser Kritik bereits ebenso im Jahre 1914 möglich und eigentlich auch notwendig gewesen wäre -, kann ich vielleicht doch wenigstens einen kleinen Teil des großen Lobes, welches die Musikwissenschaften seither dazu  immer wieder vorgetragen haben, akzeptieren und diese Systematik insofern vielleicht doch irgendwie auch als einen damalig nützlichen (wenn auch aus meiner Sicht durchaus ambivalenten und dann eben auch durchaus wieder verheerend fehlorientierend wirkenden) Wissenschaftsimpuls im Zusammenhang mit der Entwicklung anderer Wissenschaftsdisziplinen ansehen.
Nun meine ich aber, dass von wirklich fruchtbarer wissenschaftlicher Nützlichkeit dieser Systematik schon lange keine Rede mehr sein kann und – wie ich bereits vielfach dargelegt habe - gerade diese Systematik auf Grund ihrer Struktur, aber eben auch ihrer Nomenklatur, durchaus Verwirrung stiftend wirkt und es sich beispielsweise auch bei solchen, gerade zu Blasinstrumenten genauer zu bedenkenden Begriffsbildungen wie „Polsterzunge“,  „Bandzunge“ oder auch  „Gegenschlagzungen“ u.v.a.m. zwar um inzwischen im Wissenschaftsbetrieb mehr oder weniger etablierte Begriffsfestlegungen handelt, derartige Benennungen aber damals letztlich doch auch nur nach einem ebenfalls zu kritisierenden „Gutdünken“, ohne wirkliches Verständnis  für das worauf es wirklich ankommt, erfolgt sind.
Keinesfalls jedoch sollte die Vielzahl von amateurisch-dilletantischen oder sonstigen unprofessionellen  Beschreibungen von bestimmten Musikinstrumenten allzu voreilig  als gefährlich ’Verwirrung stiftend’ angesehen werden.
Weitaus gefährlicher und nicht nur verwirrend, sondern eben eher schwerwiegend fehlorientierend,  scheinen mir hingegen oftmals eher bestimmte ’professionell und  institutionell autorisiert-abgesicherte akademische’  Musikinstrumentenbeschreibungen zu wirken, bei denen letztlich auch nicht wirklich gewusst wurde, worauf es ankommt.
Dass Derartiges auch bei C. Sachs selbst immer wieder  anzutreffen ist, habe ich ja verschiedentlich, in jeweils durchaus mühsamer Weise – so insbesondere auch am Beispiel der Maultrommel  oder des Schwirrholzes (aber eben auch gelegentlich vieler anderer, von mir kritisierter Musikinstrumenteninterpretationen aus seiner ’Systematik’ und anderen seiner Arbeiten) -  bei meinen entsprechenden Untersuchungen zu all solchen Instrumenten deutlich machen müssen. Und gerade seine Beschreibungen zur Maultrommel haben nicht nur zu entsprechender Verwirrung, sondern eben auch zu demonstrativ autoritär-dogmatischen Positionierungen im Wissenschaftsbetrieb geführt, - was ich ebenfalls mehrfach erlebt habe und verschiedentlich deutlich machen musste.
Ich denke also – und möchte dies hier nochmals unterstreichen – , dass das Jahr 2014 hoffentlich genutzt werden kann, um auf dem Wege der Besinnung zur Wissenschaftsgeschichte dann doch zu beginnen, ein anderes Verhältnis der Wissenschaften zu den inzwischen anstehenden Problemen der Bearbeitung musikinstrumenteller Technikentwicklung einzuleiten.
Den hier von mir gemachten Vorschlag zur Einrichtung einer entsprechend systematisch-systemisch konzipierten Teil-Exposition ausgewählter Blasinstrumente innerhalb Ihrer Musikinstrumentenausstellung möchte ich insofern als eine besondere Initiative in diesem Sinne verstanden wissen.


*
Anmerkungen/Quellen:
(01)
Siehe dazu: Vortrag zur Eröffnung der Musikinstrumentenausstellung an der Hochschule für Musik Saar.
(02)
Siehe dazu:
Bernd H. J. Eichler, Statement zur Podiumsdiskussion "Sammlungen im Kontext gesellschaftlichen und machtpolitischen Wandels" in : Musik- Sammlungen- Speicher interkultureller Prozesse, Erik Fischer (Hrsg.) Stuttgart 2oo7, Teilband B S.614-616 , sowie
Bernd H. J. Eichler, „Museologische Erwägungen zur Systematisierung und Präsentation einer Privatsammlung“. in: ebenda, Teilband B S.641-649); siehe auch Persönliches und Unpersönliches über eine Privatsammlung in Ostdeutschland
(03)
Siehe dazu: Bernd H. J. Eichler: Zur Position der sogenannten ‘durchschlagenden Zunge’ im ‘natürlichen System der Musikinstrumente’ (Vortrag vom 20.11.1999 zum 20. internationalen Musikinstrumentenbau-Symposium vom 19.- 21.11.1999 im Kloster Michaelstein) sowie:
Bernd H. J. Eichler: Zur systematischen Position der sogenannten ‘durchschlagenden Zunge’ (Abstract zum Vortrag auf dem 20 internationalen  Musikinstrumentenbau-Symposium vom 19.- 21.11.1999 im Kloster Michaelstein)
(04)
Diesen aus meiner Sicht eben unzweifelhaft  wesentlichen  Unterschied habe ich hier auch deswegen nochmals hervorgehoben, weil ich aus meinen diesbezüglichen Diskussionserfahrungen mit entsprechenden Musikinstrumenten-Fachleuten und Musikethnologen, eben auch über viele Erinnerungen zu teils sehr ermüdenden Diskussionen darüber verfüge, dass angeblich „angesichts der Komplexität und Kompliziertheit von entsprechenden Tonerzeugungsvorgängen  bei Blasinstrumenten,  letztlich  die Lippen des Oboen- oder auch des Klarinettenspielers  in gleicher Weise als wesentlich für den Tonerzeugungsvorgang zu betrachten seien, wie die des Trompetenspielers – von  wesentlichen Unterschieden könne da nur in Hinsicht auf die entsprechend unterschiedliche Konstruktion diesbezüglicher  Blasinstrumente gesprochen werden…“. Von einem derartigen Musikinstrumentenverständnis her kann dann auch nahe liegen, entsprechende „Vierfach- und Sechsfach-Rohrblatt-Instrumente“  jeweils neu einzurichtenden  Blasinstrumentenabteilungen zuzuordnen…
(05)
Siehe dazu:
Bernd H.J.Eichler: „Was sind eigentlich Aerophone?“(Teil I und Teil II); in: www.bhje.de
(06)
In meinen Vorlesungen zur Systematik und Physik der Musikinstrumente wurden natürlich auch weitere - dann eben eher für Anzupfen, Anschlagen sowie Reiben bzw. Streichen usw. - speziell geeignete Membranformen eingehender systematisch differenziert.
(07)
Siehe dazu wiederum die entsprechenden Ausführungen in meinem Vortrag vom 22.10.2008 (Anmerkung Nr.1) an der Musikhochschule in Saarbrücken sowie den dort kommentierten Artikel von J. P. Fricke („Systematik der Klangerzeugung mit Zungen“) aus der Publikation zu den Vorträgen vom 20. internationalen  Musikinstrumentenbau-Symposium vom 19.- 21.11.1999 im Kloster Michaelstein.
(08)
siehe dazu auch Anmerkung Nr.5
(09)
Siehe dazu  die entsprechenden Ausführungen von C. Sachs  und E. M. von Hornbostel in ihrem Vorwort zu ihrer Systematik, in:
Erich M. von Hornbostel / Curt Sachs. „Systematik der Musikinstrumente: Ein Versuch“. Zeitschrift für Ethnologie 46 (1914). S.533-590
(10)
Siehe dazu auch:
Bernd H.J.Eichler: „Allgemeine ’Hintergrund-Anmerkungen’ zu den Dudelsackpfeifen aus meiner Werkstatt“
Siehe dazu insbesondere auch:
Bernd H.J.Eichler: “Zu den Besonderheiten einiger zylindrischer Schalmeien der Musikinstrumentensammlung der Hochschule für Musik des Saarlandes“. In diesem Beitrag bin ich insbesondere auch auf bestimmte aktuelle Weiterentwicklungsmöglichkeiten dieser Instrumente eingegangen.
(11)
Siehe dazu auch:
Bernd H.J.Eichler: „Dudelsäcke im europäischen Spannungsfeld zwischen Ost und West“
(12)
Diese bemerkenswerte Erfindung habe ich immer in der Weise beschrieben, dass man sich ein an einer Längsseite mit einem etwa ’grifflochbreiten’ Schlitz versehenes Rohr vorstellen möge, welches wiederum mit einer diesen Schlitz luftdicht verschließenden, aber an einer Längsseite wiederum  flexibel zu öffnenden Gummileiste versehen ist. Die Flexibilität dieser Leiste ermöglicht dabei unseren Fingern ein quasi ’grifflochbildendes’  Anheben dieser Gummileiste  an jeder Stelle des Schlitzbereiches, so dass ein solches durch Anheben gebildetes ’Tongriffloch’ an einer derart geschlitzten Röhre sowohl mit einer Fingerkuppe jeweils glissandoartig rauf und runter bewegen lässt, aber eben auch - ohne Glissando - an jeder beliebigen Stelle dieses Tonschlitzes entsprechend geöffnet und wieder verschlossen werden kann..
(13)
Natürlich hatte ich, bereits unmittelbar nachdem ich ihn persönlich kennen lernte, bei B. Schimpf sofort ein derartiges, entsprechend einfaches Instrument für meine Sammlung bestellt, aber dann doch leider nie erhalten; - wobei seine Instrumente alsbald auch unbezahlbar teuer für mich wurden. Ich habe B. Schimpf damals immer wieder zu meinen Vorlesungsveranstaltungen zum Thema „Membranophone“ eingeladen, um den Vorlesungsbesuchern Gelegenheit zu geben, sein Instrument kennen zu lernen, und also auch ihm Gelegenheit zu geben, es vorzustellen, und er hat dies auch mehrfach wahrgenommen, wofür ich ihm zu Dank verpflichtetet bin. Es konnte allerdings schwierig werden, wenn es dabei um die Erklärung der ganz neuartigen Eigenschaften des von ihm nur in ganz bestimmter Weise verwendeten Tongenerators ging, da er dabei immer wieder dazu neigte – eben aus der Position des bewunderten Erfinders und entsprechend ’unanfechtbaren Spezialisten’ und mit dem Gestus demonstrativer ’Bescheidwisserei’ - einfach bestimmte akustische Möglichkeiten dieses Tongenerators (die ich dann später wiederholend erklären und vorführen musste) zu leugnen…
Ein ganz ähnliches Spannungsverhältnis zu dem, was ich in Bezug auf  bestimmte musikinstrumentelle Möglichkeiten und besondere Eigenschaften von Dudelsack-Tongeneratoren deutlich machen und auch bestimmten Interessenten immer wieder nahe legen wollte, hatte ich bereits zuvor in Bezug auf Klaus Stecker, dem ersten quasi professionell agierenden Schäferpfeifen- und Schalmeienhersteller in der DDR, erlebt. Nach einer - von mir an anderer Stelle beschriebenen - plötzlichen Änderung seines Auftretens begann er sich in ähnlicher Weise distanziert bescheidwisserisch, aber dabei eben auch demonstrativ geringschätzig-abwertend gegenüber den zuvor eher vom Geist kollektiver Kameradschaftlichkeit und der gegenseitigen bastlerischen Hilfe getragenen Neo-Folklore- und Dudelsackselbstbau-Initiativen, die in der DDR zunächst recht ausgeprägt und verbreitet  waren,  zu verhalten…
(14)
Das hier beschriebene ’Umschalten’ eines solchen Tongenerators mag für jeden, der dies erstmals probiert, alsbald als unrealistisch erscheinen, denn die hohe Empfindlichkeit unserer Zungenspitze lässt sich wohl nur schwerlich ’abtrainieren’. Die Sache sieht aber schon anders aus, sobald man diese abzudeckende Tongeneratorenöffnung in Form eines deutlichen ’Schrägschnittes’, und also entsprechend  oval, gestaltet, und damit auch unserer Zunge ein freieres ’Abdeckverhalten’ ermöglicht. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf meine grundsätzliche Auffassung zur Bedeutung unterschiedlicher Tongeneratoren von Schalmeien und Dudelsackmelodiepfeifen verweisen.
Siehe dazu auch:
Bernd H.J.Eichler; „Dudelsäcke im europäischen Spannungsfeld zwischen Ost und West“ (Vortrag vom 4.12.2004 zur Internationalen Arbeitstagung „Musikinstrumentenbau im interkulturellen Diskurs“ des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Bonn)
(15)
Siehe dazu wiederum den in Anmerkung Nr.3 genannten Vortrag; - insbesondere das dabei vorgestellte ’Grundgerüst’.
(16)
Diese hier von mir bezogene Haltung mag vielleicht als eine allzu idealisierende Vorstellung oder auch als eine Position von letztlich ungerechtfertigter Zurückhaltung empfunden werden, welche so auch als Widerspruch zu den Gegebenheiten tatsächlicher Wissenschaftsgeschichte und den entsprechenden Möglichkeiten oder auch Gepflogenheiten des wirklichen akademischen Lehrbetriebes empfunden werden mag. Denn gerade auch innerhalb der deutschen Wissenschaftsgeschichte lassen sich genügend Beispiele dafür finden, dass sich Wissenschaftsfortschritt gerade auch dadurch durchsetzen konnte, dass bestimmte Wissenschaftlerpersönlichkeiten ihre Erkenntnisse und Auffassungen auch durchaus im Widerspruch der dazu innerhalb ihres Fachgebietes offiziell bestehenden ’Lehrmeinungen’ in ihre Lehrtätigkeit einbezogen. Mit meiner zu diesem vorgeschlagenen ’Systematik-Projekt’ erläuterten Haltung möchte ich derartige Möglichkeiten entsprechend parteiergreifender Initiativen, Aktivitäten und Freiheiten innerhalb des normalen Wissenschaftsbetriebes keineswegs ablehnen oder etwa diskreditieren. Was ich allerdings hier in Bezug auf meine Systematisierungskonzeption formuliert habe, resultiert eben auch aus der besonderen politischen Situation, in welcher ich mich als ein seit der deutschen Wiedervereinigung aus dem „verantwortlich zuständigen Wissenschaftsbetrieb“ ausgeschlossener Wissenschaftler befinde, und innerhalb derer mir die ansonsten möglichen Freiheiten entsprechender Lehr-Initiativen ohnehin genommen worden sind.
Innerhalb des Wissenschaftsbetriebes an der Akademie der Wissenschaften der DDR befand sich mein diesbezügliches Wissenschaftskonzept zwar in einem unübersehbaren Konflikt mit bestimmten, quasi ’offiziell festgelegten’ Systematisierungsauffassungen der Musikethnologie, welche mir damals  (zumal unter den diesbezüglichen Macht- und Manipulationsmöglichkeiten von Erich Stockmann) hinsichtlich dieser Problematik auch als völlig unbeweglich-dogmatisierter Wissenschaftsbereich begegnete.
Dies konnte aber weder meine Freiheit zu anderssinniger Forschung noch meine Freiheiten im Sinne entsprechender akademischer Lehraktivitäten einschränken, - zumal ich gerade als DDR-Philosoph der systemspezifisch-permanent bestehenden Verpflichtung gegenüberstand, eben auch aus politisch-propagandistischen Gründen immer wieder über den Stand und die Fortschritte philosophischer Wissenschaftsentwicklungen in der DDR aufzuklären und also auch entsprechend zu ’lehren’. Als ein damals in dieser Weise mitwirkender Teil des   ’verantwortlichen Wissenschaftsbetriebes’ konnte ich insofern auch der diesbezüglich von mir empfundenen Wissenschaftsverantwortung stets konfliktlos entsprechen, wohingegen ich unter den jetzigen Bedingungen mir entsprechend genommener Freiheiten eben darauf  bestehen möchte, gerade dort Verantwortlichkeiten einzufordern, wo sie mir nicht mehr zugestanden werden. Ich muss also nun - durchaus in anderer Weise als es etwa gegenwärtig von einem (gerade auch im anstehenden „Verantwortungszusammenhang“ durchaus als symbolisch und symptomatisch zu nehmenden) deutschen Staatsoberhaupt so gerne ins Gespräch gebracht wird – den mir politisch zugeordneten Mangel an Freiheit (welcher freilich wiederum selbst eine bestimmte Erscheinungsform von  besonderer  Freiheit ist) auch als Grund für ein diesbezüglich unbescheidenes Einfordern von konkreten Veränderungen und Weiterentwicklungen innerhalb tatsächlich verantwortlicher Wissenschaftsbereiche nehmen. Etwas, worauf ich bestehen möchte, auch wenn es hier eher als philosophisch-abstrakte  Forderung eines Außenstehenden erscheinen mag,  der ja in den betreffenden Bereichen tatsächlich keine Verantwortung zu tragen hat…
Die innerhalb dieser Zusammenhänge anstehende Problematik wissenschaftlicher Verantwortung erfordert aus meiner Sicht aber noch weitere Überlegungen.
Wer sich – so er die Möglichkeit dazu hat - die entsprechende Freiheit des Lehrens neuer  Erkenntnisse und Auffassungen auch im Gegensatz und Konflikt zu andersartigen  Lehrmeinungen nimmt, und dies nicht nur aus autoritärer Geltungssucht oder etwa karriereorientiertem (oder vielleicht auch nur leichtfertigem) Wissenschaftsabenteurertum tut, sondern in dem Bestreben handelt, damit in besonderer Weise Partei für die Wahrheit und den Wissenschaftsfortschritt zu ergreifen, der sollte sich, meiner Auffassung nach, dabei einer dann unvermeidlich erweiterten Dimension von Verantwortlichkeit bewusst sein, welche jeweils auch bestimmte Verpflichtungen nach sich ziehen kann.
Ich meine, dass er sowohl der Verpflichtung zur weiteren Kultivierung einer konstruktiv-kritischen Position gegenüber dem von ihm nicht zu akzeptierenden Wissenschaftszustand als auch gegenüber den nun von ihm selbst dazu entgegen gestellten Erkenntnissen und Auffassungen übernehmen sollte. Außerdem aber sollte er weiterhin die dabei objektiv bestehende Alternativ-Situation auch im Sinne diesbezüglicher Entwicklungsmöglichkeiten der speziellen Parteiung, innerhalb derer er nun in einer wieder besonderen Weise Partei ergriffen hat, bedenken. Denn schließlich positioniert  er sich mit seiner Entscheidung zu entsprechend vorpreschenden Lehr-Initiativen nun auch gegenüber den ihm vielleicht bislang als eher hinderlich erscheinenden Diskursmöglichkeiten mit anderen Auffassungen, in einer entsprechend weitergehenden Weise. Er hat mit seiner Lehr-Initiative schließlich einen weiteren Schritt im Sinne seines bisherig parteiergreifenden Erkenntnisengagements getan. .
Ich meine, dass sich ein ’Partei-Nehmen’, welches derartige Verantwortlichkeiten und entsprechend mögliches Verpflichtetsein nicht bedenken möchte, letztlich doch allzu leicht der Gefahr aussetzen kann,  zu einer wiederum eher parteiischen Form von Parteilichkeit zu geraten, wohingegen die konzeptionellen Mühen des immer wieder zu erwägenden Einbeziehens auch entsprechend anderssinniger  Forschungsergebnisse und Auffassungen sowie anderer Denkwege in den nun offerierten „Lernstoff“ und ein auch in dieser Weise angestrebtes Aufrechterhalten der Möglichkeiten diesbezüglicher  Diskurse mit anderen Auffassungen einer eher würdigen Form des Prinzips der Parteilichkeit in der Wissenschaft entspricht, dessen Verwirklichung  im Grunde schließlich in der jeweils bewusst gemeinsamen, wenn auch unvermeidlich nur in Form von Gegensätzlichkeiten zustande kommenden Gestaltung  von Parteiungen mit letztlich hoher Erkenntnisproduktivität besteht.(Siehe dazu auch den Literaturhinweis in Anmerkung  Nr.17)
Parteinahmen, die Derartiges nicht mit bedenken, setzen sich der Gefahr, letztlich doch eher parteiisch, und so auch weniger genuin parteilich, zu geraten, weit eher aus, als die parteilich bewusste Teilnahme an gemeinschaftlich erkenntnisorientiert zu gestaltenden Parteiungen. 
Parteinahmen für sich genommen können auch schon von vornherein „parteiisch“ sein, oder eben auch immer wieder in eine entsprechend vereinseitigende Richtung geraten; - die parteilich bewusste Teilnahme an entsprechend gemeinschaftlich erkenntnisorientiert zu gestaltenden Parteiungen wird hingegen der Gefahr eines Abgleitens ins „Nur-Parteiische“ viel eher entgehen können.
In diesem Sinne würde ich, in Bezug auf meine im vorliegenden Text formulierte Haltung. auch unter Absehung von meiner politisch verordneten ’Außerhalb-Positition’ im Wissenschaftsbetrieb, doch gerne eine dem Wesen nach gleiche Position hinsichtlich diesbezüglich  möglicher Lehr-Initiativen  beziehen wollen: Initiativen zur Forcierung einer  gründlichen Diskussion im Sinne einer dringend erforderlichen Klärung der audioorganologischen Systematisierungs-Problematik innerhalb des dazu verantwortlich zuständigen Wissenschaftsbetriebes sind aus meiner Sicht  möglichen vorschnellen Initiativen zur Lehr-Einführung des vorliegend alternativen Systematisierungskonzeptes vorzuziehen.
Denn ich möchte dazu auch bedenken, dass es sich hinsichtlich einer nun exakter zu begründenden und dann auch tatsächlich umfassend zu konzipierenden ’Systematisierung musikinstrumenteller Technik’ nicht einfach um ein bislang vielleicht noch nicht ganz glücklich gelöstes Spezial-Problem der Musikwissenschaften, sondern um ein konzeptionell grundlegendes Anliegen handelt, welches jeweils auch mit Konsequenzen für weitere audioorganologische Forschungen verbunden ist. Aus meiner Sicht: um ein bislang sträflich vernachlässigtes Problem musikwissenschaftlicher Grundlagenforschung und keineswegs etwa nur um ’angewandte Forschung im Sinnen einer zu verbessernden „Museums-Padagogik“ ’ oder Ähnliches…
Dass sich die in diesem Sinne anstehenden  Klärungen innerhalb des ’verantwortlich zuständigen Wissenschaftsbetriebes’ dabei meiner Auffassung nach eben auch in der Form entsprechend zu gestaltender wissenschaftlicher  Parteiungen entwickeln können,  scheint mir in Hinsicht auf einen in dieser Angelegenheit hoffentlich erkenntnisoffenen und nicht bereits völlig unbeweglich-dogmatisierten Wissenschaftsbetrieb nahe liegend, wobei mir innerhalb einer entsprechend erkenntnisoffen-lebendigen Wissenschaftskultur ohnehin die Entstehung immer neuer Parteiungen als unausweichlich erscheint.
Insofern gehe ich davon aus, dass ein entsprechend verantwortungsbewusst agierender Wissenschaftsbetrieb schließlich auch Bezug auf meine dazu schon seit längerem vorliegende Konzeption nehmen sollte. Die von mir dabei im, Sinne einer entsprechend mitwirkenden Gestaltung an einer solchen Parteiung, persönlich angestrebte Wissenschafts-Parteilichkeit wurde dabei  – wiederum gemäß meiner Auffassung von entsprechend produktiv zu gestaltender  Wissenschafts-Parteilichkeit -  in bewusster Weise auf verschiedenen Ebenen entwickelt. Das bezieht sich dabei sowohl auf die offensive Offenlegung der methodologischen Grundsätze meines audioorganologischen Systematisierungsdenkens als auch auf die verschiedenen Darstellungsformen eines entsprechenden Grundgerüstes des zu systematisierenden Gesamtbereiches, aber eben auch auf eine Vielzahl von verschiedenen vergleichsanalytischen Einzeluntersuchungen entsprechend meiner Konzeption von „Vergleichsanalytischer Audio-Organologie (VAO)“ (siehe dazu auch meinen Beitrag „Ausgewählte Thesen und Anmerkungen zur ’Vergleichsanalytischen Musikinstrumentenforschung’ (VAO)“ und den sich dann auch von daher insgesamt ergebenden systemisch orientierten Expositionsaktivitäten.
Ich meine zudem, dass sich im Sinne des Beachtens und Bedenkens der Wirkmöglichkeiten eines derartigen, eben gerade als „nicht-parteiisch“ zu verstehenden Prinzips von „Parteilichkeit in der Wissenschaft“, auch die Gefahr der Wiederholung solch „verunglückter Wissenschaftsentwicklungen“ wie die, mit welcher wir es doch hier angesichts der nun nahezu hundertjährigen Akzeptanz  (sowie eben auch entsprechender akademischer „Lehr-Wirklichkeiten“) zur Sachs-Hornbostelschen Vierklassensystematik zu tun haben, durchaus verringern lässt; - meine damit aber keineswegs, dass sich auf diese Weise etwa Wissenschaftsirrtümer prinzipiell vermeiden lassen könnten. Vielmehr denke ich, dass diese eher mit zu den stets realen Bedingungen des Entstehens von nicht nur unvermeidbaren, sondern eben auch möglichst nutzvoll zu gestaltenden Parteiungen in der Wissenschaftsentwicklung gehören, welche in diesem Sinne eben mit der jeweils zu gestaltenden Möglichkeit, sich  erkenntnisorientiert zu entwickeln, sich gegebenenfalls  selbstüberwindend  aufzulösen und sich wiederum in erkenntnisfördernder Weise neu zu konstituieren, verbunden werden sollten.
Diese von mir prinzipiell vertretene Sicht zu den entsprechend parteilich zu gestaltenden Möglichkeiten von Wissenschaftsentwicklung, welche sich wohl zweifellos aufgrund meines innerhalb von DDR-Wirklichkeiten entstandenen und innerhalb des dortigen Wissenschaftsbetriebes ausgeformten philosophischen Denkens, dann gerade auch dort, in dieser Weise, herausbilden konnte, erweist sich freilich selbst wiederum als Element einer prinzipiellen Parteiung innerhalb gegenwärtiger Wissenschaftswirklichkeit.
Insofern kann auch nicht davon abgesehen werden, dass im Zusammenhang mit dem Untergang der DDR und der alsbald  entsprechend politisch organisierten Destruktion ihrer Wissenschaftslandschaft, zu dieser spezifisch philosophischen Wissenschafts-Parteiung keineswegs etwa wissenschaftsadäquat-anderssinnige Parteinahmen und entsprechend  kultivierte Parteilichkeit seitens diesbezüglich relevanter Wissenschaftsbereiche, sondern dann eben einfach machtpolitische Parteimäßigkeiten und antikommunistisch orientiertes  Polit-Management zum Zuge kamen, wobei sowohl ganze Wissenschaftsinstitutionen, innerhalb derer eben gerade auch ein solches ’Wissenschafts-Denken’ kultiviert werden konnte, vernichtet wurden als auch eine Vielzahl von innerhalb dortiger  Wissenschaftsgepflogenheiten bislang wirkender Wissenschaftler, nach Maßstäben siegesbewusster Partei-Politik, aus dem Wissenschaftsbetrieb entfernt wurden.
Und so betrachtet -  also wiederum politisch-parteilich bedacht – kann ich wiederum nicht davon absehen, dass sich eben auch die Wissenschaftsentwicklung um die Problematik der  Systematisierung  musikinstrumenteller Technik sowohl im Spannungsfeld von  grundsätzlich-philosophischen, fachspezifisch-spezialwissenschaftlichen, aber eben auch spezifisch machtpolitisch  geformten Parteiungen bewegt, wobei ich die hier möglicherweise als separat oder gar trennend mißzuverstehenden allgemein philosophischen, spezifisch  fachwissenschaftlichen und politisch-konkreten Aspekte, im Sinne meiner grundsätzlichen  Hoffnungsvorstellungen zu entsprechend grundsätzlich erforderlichen Wissenschaftsveränderungen, doch eher als perspektivisch wiederum in anderer Qualität zusammenfließend verstehen möchte.
Damit kann ich mich nun freilich wiederum dem Vorwurf einer vielleicht doch allzu „idealisierenden“ Betrachtung aussetzen, denn vom Ausgangspunkt meiner Betrachtung her wäre ja auch die Frage zu stellen, ob meine Hoffnungen auf nun anstehende Klärungen innerhalb des ’verantwortlich zuständigen Wissenschaftsbetriebes’ auch tatsächlich genügend realistisch sind.
Ich selbst vermag dort schließlich schon seit Jahrzehnten keine wesentlichen Erkenntnis-Bewegungen oder etwa entsprechend fruchtbare Hypothesenbildungen zu erkennen, was inzwischen freilich auch mit meiner „Außerhalb-Position“ zu tun haben kann… Vielleicht aber hat sich  inzwischen hinsichtlich der ’Systematisierungs-Problematik zu musikinstrumenteller Technik’ bereits in ganz Deutschland ein ähnlich unbeweglich-dogmatisierender  Wissenschaftszustand durchgesetzt, wie er etwa in der DDR innerhalb des Macht- und Einflussbereiches von Erich Stockmann charakteristisch war. Wäre meine entsprechende ’Hoffnungs-Haltung’ auf Klärung innerhalb des dafür „verantwortlichen Wissenschaftsbereiches“ dann noch aufrecht zu erhalten?
Zu der auf eine solche Weise zugespitzten Frage kann ich nun zwei Antworten geben:
  1. Wie ich in den abschließenden Worten meines hier vorliegenden Beitrages betont habe, soll dieser auch als eine entsprechende Initiative in Vorbereitung auf das im Jahre 2014 anstehende Wissenschaftsjubiläum zur Sachs-Hornbostelschen Systematik zu verstehen sein. Ich denke, dass sich im Zusammenhang mit den entsprechend dazu erfolgenden (oder vielleicht auch ausbleibenden?) Würdigungen und Wissenschaftsaktivitäten auch der diesbezügliche Erkenntniszustand bzw. die entsprechenden  „Klärungswilligkeiten“ des „verantwortlich zuständigen  Wissenschaftsbetriebes“ in Deutschland, genauer einschätzen lassen werden.
  2. Falls sich damit im Zusammenhang  ergeben sollte, dass die deutsche Musikinstrumentenwissenschaft weiterhin auf solchen Positionen beharren möchte, wie sie dereinst von Erich Stockmann und anderen unter DDR-Verhältnissen propagiert werden konnten, so würde ich dann wünschen, dass sich als bald Wissenschaftler mit entsprechend anderer Gesinnung und anderer Mentalität (ob nun etwa Philosophen, Musikethnologen oder auch Technikwissenschaftler usw.) finden, die dann auch den Mut und die Energie zu entsprechend anders orientierten Lehr-Initiativen und diesbezüglich weiteren Forschungen aufbringen können. Hinsichtlich solcher Forschungen, bestünde dann meine weitere Hoffnung wiederum darin, dass sich diese künftig innerhalb fruchtbarer Parteiungen vollziehen mögen, um so auch dem weiteren parteiischen Beharren auf der klassischen Vierklassensystematik, in parteilich-erkenntnisorientierter Weise, entgegen treten zu können.
(17)
Ich beziehe mich hier auf eine Formulierung, die mir während meiner Studentenzeit in den Schriften von J. G. Fichte begegnet ist und mir, gerade im Zusammenhang mit meinem bereits damals ausgeprägten philosophischen Grundinteresse an der Problematik der ’Parteilichkeit in der Wissenschaft’,  als bemerkenswert erschien; -  zu der ich aber nun, nach Jahrzehnten voller mit vielen Wirrnissen und schwierigsten Veränderungen meiner Lebensverhältnisse befrachteter politischer Veränderungen sowie auch (zweifellos damit zusammenhängender) mehrfacher Einbrüche in meiner ’Forschungsstelle für Vergleichsanalytische Organologie’ und entsprechender Zerstörungen meiner Arbeitsunterlagen und meiner mir vormals so hilfreichen technischen Einrichtungen zur Herstellung audioorganologischer Experimentalmodelle, nicht mehr in der Lage bin, auf ein entsprechend genaues Zitat dieses Denkers zurückzugreifen und in bibliographisch exakter Form darauf zu verweisen.
Ich meine aber, dass doch wohl jedem Spezialisten zu Werk und Leben dieses so bemerkenswerten deutschen Wissenschaftstheoretikers und  oftmals leidenschaftlich argumentierenden Philosophen die entsprechende Formulierung geläufig oder doch zumindest auffindbar sein müsste.
Ich selbst kann dazu nun nur noch aus meiner Erinnerung zitieren, dass Fichte  (dabei auf sich selbst bezogen) „…die Zugehörigkeit zur Partei der Wahrheit in der Wissenschaft als das stete Bestreben des Autors…“ hervorgehoben hatte.
Als schon eher im Sinne einer wissenschaftsmethodologisch relevanten philosophischen Kategorie zu interpretieren, findet sich das Wort ’Parteilichkeit’ dann in den Arbeiten Hegels, später aber keineswegs bei Marx und Engels (so jedenfalls meine Erfahrung bei meinen dabei auch auf Gesamtübersicht abzielenden Studien zu deren Schriften),  was ich als Tatsachenhintergrund bei dieser philosophischen Problematik freilich stets mitbedacht haben möchte.
Siehe dazu auch:
Bernd H. J. Eichler, „Parteilichkeit - Zur Entwicklung des Wortgebrauchs und des Prinzips“. In: DZfPh 31 (1983) 1, S. 72-80).
(18)
Wenn ich hier, angesichts dieser so offensichtlich in spezifisch deutscher Weise ’verunglückten Wissenschaftsentwicklung’, davon spreche, dass  wir es dabei auch mit einer „spezifischen Schuld des deutschen Faschismus“ zu tun haben (was - wie ich denke - wohl unbestreitbar ist), so muss ich auch auf eine Bemerkung aus meinem Vortrag zur Eröffnung dieser Instrumentenausstellung (siehe Anmerkung Nr.1) zurückkommen, mit der ich wiederum damals auf die Tatsache der deutlichen Beschädigung der bereits existierenden Möglichkeiten zur Überwindung dieses ’Verunglückungszustandes’ innerhalb der nach 1989 erfolgenden politischen Entwicklungen in Deutschland hingewiesen hatte.
Um es innerhalb des nunmehr nahe liegenden Vergleichszusammenhanges deutlich zu sagen, kann ich auch betonen, dass insofern auch innerhalb dieses Prozesses nun ganz fraglos von einer spezifischen Schuld innerhalb der notorisch deutschen Traditionen von Antikommunismus - insbesondere dann spezifisch westdeutscher Prägung – die Rede sein muss.
Dass ich damit nun aber auch Gefahr laufe, in die Nähe eines ganz bestimmten, groß und einladend aufgemachten Fettnapfes der Verdächtigung des ’illegitimen Vergleichens’ oder gar noch des ungehörig-ungeziemten Gleichsetzens von bundes-westdeutscher Rechtsstaatlichkeit und unrechtsstaatlicher Hitlerdiktatur, und möglicherweise auch noch der unverschämt-anmaßenden, geradezu ’Gleichsetzung’ suggerierenden Vergleichung meiner Person mit solchen Heroen der Wissenschaftsgeschichte wie C.Sachs und E.M.v.Hornbostel,  zu geraten drohe, sollte mir dabei natürlich klar sein und mich hier vielleicht lieber ’politisch korrekter’ und auch bedenklicher zurückhaltend gesinnt sein lassen.
In Sinne der Wahrheit  und der also aus meiner Sicht auch hier angebrachten Beibehaltung eines bestimmten vergleichsanalytischen Denkens muss ich aber darauf bestehen, Folgendes zu betonen:
Da ich nicht zu denen gehöre, die so gerne, und oft auch so demonstrativ vorschnell, ablehnen wollen, etwa „Äpfel mit Birnen“ zu vergleichen, sondern eher meine, dass man gerade auch die Unterschiede solcher Früchte, und dann eben auch deren wesentlichen Besonderheiten, eben nur mittels vieler analytischer Vergleichungen systematisch gründlicher  zu erkennen vermag, kann ich auch souverän darauf bestehen, was ich bereits deutlich zu machen versucht habe: Dass nämlich sowohl meine Wissenschaftskonzeption, als auch meine Methoden und letztlich gewiss auch meine Person innerhalb der Wissenschaftsgeschichte, ganz fraglos gänzlich anderer Natur sind als die, welche hier zur möglichen Vergleichung  anstehen könnten.  Die eingehendere Ermittlung der jeweiligen Eigenarten und unterschiedlichen Qualitäten sowie auch die möglichen Bewertungen all dieser ’Früchte’ sollten aber letztlich der weiteren Entwicklung, und also auch den künftigen Bewertungen der Wissenschaftsgeschichte, überlassen bleiben. Aber die reale Wissenschaftsentwicklung zu den im Zusammenhang mit der Sachs-Hornbostelschen Systematik anstehenden Fragen und Problemkonstellationen ist eben gerade auch innerhalb des deutschen Vereinigungsprozesses in einer fraglos sündhaften Dimension und auf eine spezifisch durch Antikommunismus motivierte Art und Weise beschädigt worden. Das ist eben der Kern meiner Aussage, auf dem ich hier bestehen möchte. Und wenn ich die dazu bereits aufgemachte Vergleichsoptik jetzt auch weiterführend ausleuchte, so kann ich nicht anders, als eben auch darauf hinzuweisen, dass sich damit innerhalb der deutschen Wissenschaftsgeschichte des vergangenen
Jahrhunderts ein derartiger Beschädigungsvorgang in bemerkenswerter Weise wiederholt hat.
Dies nicht entsprechend zu bemerken, setzt natürlich voraus, diese doch ohnehin ’ganz und gar politikfern’ anmutende Wissenschaftsproblematik audioorganologischen Systematisierens, nun auch keinesfalls im Zusammenhang mit der wissenschaftspolitischen Praxis des in Deutschland jeweils machtpolitisch konkret wirkenden Antikommunismus bedenken zu wollen, was sicherlich so manchem Musikwissenschaftler, aber wohl doch nicht allen Wissenschaftshistorikern, leicht fallen wird. Und unter den Historikern die es sich dabei wiederum doch entsprechend leicht machen wollen, mag dann auch wieder das dazugehörige Spezialwissen darüber, dass doch aber Sachs und Hornbostel 1933 nicht vorgeworfen werden konnte etwa Kommunisten zu sein, und wiederum mir 1990 nicht vorgehalten wurde etwa Jude zu sein…, eine entsprechend fachspezifische Rolle spielen.
Dabei geht es aber, was nun 1990 und die damit zusammenhängenden Wissenschaftsbeschädigungen betrifft, letztlich keinesfalls etwa einfach  um meine Person.
Da ich, sowohl mit meiner besonderen Biographie als auch mit meiner besonderen Lebenskonzeption sowie meiner speziellen Wissenschaftskonzeption (die sich freilich alle unvermeidbar gegenseitig bedingt und beeinflusst haben werden und eben letztlich doch wesentlich ’ostdeutsch’ geraten sind), unverkennbar in einer prokommunistischen Tradition und auf prokommunistischer Seite stehend, ab 1990 geradezu unvermeidlich in politisch und geschichtlich letztlich durchaus ’verständlicher’ Weise, bestimmten traditionell-antikommunistischen Tendenzen deutscher Politik in besonders stringenter Weise, und gewisslich auch mehr als manch anderer meiner ostdeutschen Kollegen, ausgeliefert war und dann auch den entsprechenden Bestrebungen der beabsichtigten de-facto-Eliminierung meiner Wissenschaftskonzeption und meiner Person aus dem deutschen Wissenschaftsbetrieb nicht  entkommen konnte,  könnte es sich in meinem Falle von Selektion bestenfalls um einen gewissen ’symbolischen’, aber wohl keineswegs einfach allgemein typischen Fall handeln. Wobei dann – was die vielleicht näher zu betrachtenden Details dieses ’Einzelfalles’ betrifft – auch alles wiederum in einem  geradezu irrationalen Wust von Imponderabilien verwirbelt vorzufinden sein wird, innerhalb dessen letztlich doch wohl einige damals besonders heftig denunziatorisch-verleumderisch eifernde ostdeutsche ’Philosophen-Kollegen’, welche innerhalb der damaligen ’Wendeverhältnisse’ (ob nun mit solchen Mitteln oder eben auch ansonsten irgendwie) doch eher auf persönlichen Karriereerhalt aus waren, hier sicherlich eine aktivere und treibendere Rolle gespielt haben als die dann lediglich mit wenigen, letztlich einfach gewissenlos-kaltblütig festlegenden Amtshandlungen agierenden politisch beauftragten westdeutschen Vollzugsbeamten mich betreffender Eliminierungsentscheidungen. Und insofern würde man sich, im Versuch des Auftröselns derartiger wohl nicht nur zufällig schwerlich entwirrbarer Verknotungen, ja gerade nicht dem Kern des Problems von  Schuldhaftigkeit, über welchen hier zu reden ist, nähern.
Denn dieser Kern besteht letztlich doch vielmehr darin, dass die Größe und Schwere dieser Schuld gegenüber der Wissenschaft eben auch daran zu ermessen sein wird, in welcher Weise und in welchem Maße sich die politische Administration damals, in ihrem spezifisch antikommunistischen Sieges-Eifer, von Fall zu Fall unter das Niveau ihrer eigentlich selbstverpflichtenden eigenen Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit begeben hat. Dabei zeichnete sich, meinem Eindruck nach,  in damaligen und weiteren Eliminierungs- und Vertreibungsvorgängen wohl auch die generelle Verletzung und Missachtung von grundsätzlichen bürgerlichen Rechtsnormen ab. So denke ich, dass es hinsichtlich der von mir in diesem Zusammenhang ab 1990 zu konstatierenden spezifischen Beschädigungen von bestimmten, damals bereits angelegten und durchaus möglichen weiteren Wissenschaftsentwicklungen wohl kaum Zweifel geben kann.
Künftige Wissenschaftsgeschichte wird dazu wohl im Grunde das Gleiche zu konstatieren haben, was ich dazu in meinem Vortrag zur Ausstellungseröffnung (siehe Anmerkung Nr.1) im Jahre 2008 gesagt habe.
Für das eingehendere Verständnis  entsprechender Beschädigungen und der konkreten Verständnisvertiefungen hinsichtlich ihres Zustandekommens sollten dann aber wohl auch  bestimmte weitergehende Fragestellungen bedacht werden. Und da denke ich, dass dabei sowohl das spezifische Maß des Kerns dieser Schuld, aber eben auch die Tatsache des Herkommens der dabei von mir eingebrachten Wissenschaftskonzeption aus einer eben offensichtlich spezifisch prokommunistischen Denktradition bedacht und vielleicht auch entsprechend analytisch bewertet werden könnte. Vielleicht auch unter gelegentlicher Absehung von der dabei zwar stets  möglichen, aber eben doch nur oberflächlich bleibenden Streitfrage, ob diese Konzeption nun etwa als ganz spezifisch ’DDR-konform’ oder  ’DDR-typisch’ (und  also damals gewissermaßen auch als ’ganz unerträglich und unentschuldbar’ und also auch ’in naheliegend unvermeidlicher Weise’ zur Abwicklung anstehend interpretierbar) oder doch als eher ’DDR-untypisch’ (und insofern vielleicht auch als damals eher ’entschuldbar’ und etwa auch als ’nachsichtiger zu bewertend’) einzuschätzen gewesen sei…
Ich traue ehrbarer bürgerlicher Wissenschaftsgeschichte durchaus eine künftige solide wissenschaftliche Antwort auf die hier aufgeworfene Fragestellung zum Kern dieser Schuldhaftigkeit zu, - ohne freilich sicher sein zu können, dass sie sich um eine solche auch tatsächlich intensiv bemühen wird.
Weitaus geringer ist hingegen mein Vertrauen hinsichtlich der anderen von mir hier aufgeworfenen Fragestellungen zum tieferen Verständnis des Entstehens von Wissenschaftskonzeptionen im Zusammenhang mit sozialen Bewegungen und ihrer eben auch von daher erfolgenden Herleitung aus dementsprechenden Tendenzen bestimmter progressiver Wissenschaftsentwicklungen, denen hier der bürgerliche Wissenschaftsbetrieb meiner Erfahrung nach, entsprechend seiner Prinzipien eher gewillt ist, gezielt (also eben scheinbar ’nicht Partei-nehmend’) auszuweichen und sich dabei eher demonstrativ-genügsam, nichtbedenkend und entsprechend deutlich zurückhaltend zu verhalten geneigt sein wird.
Ich meine jedoch, dass im Verlaufe weiterer Wissenschaftsentwicklungen sicherlich auch bestimmte Tendenzen einer entsprechenden Zurkenntnisnahme der bereits objektiv bestehenden ’prinzipiellen Parteiung innerhalb gegenwärtiger Wissenschaftswirklichkeit’, wie ich sie in meiner Anmerkung Nr.16 vermerken musste, zunehmen werden.
Tendenzen, welche sich dann auch innerhalb dieser Parteiung in Richtung auf  Toleranz, wissenschaftsadäquaten Diskurs, und vielleicht auch in Richtung auf entsprechend zu entwickelnde Akzeptanzen, weiter entfalten können.
(19)
Bei dieser Gegenüberstellung verschiedener Materialien, mag manchem Spezialisten auch in den Sinn kommen, dass wir es bei den z.B. aus Erdöl hergestellten Plastewerkstoffen, doch ebenfalls mit Materialien letztlich biotischen Ursprungs zu tun haben. Allerdings spielt bei diesen, der Aspekt einer ’spezifisch biotisch entstandenen  Material-Konfiguration’, der doch bei sonstigen biotischen Materialien mit-grundlegend für ihre Geeignetheit als ’musikinstrumentelle Ausgangsmaterialien’ ist, keine Rolle mehr. Bestenfalls könnte da entsprechend mitbedacht werden, dass sich Plastewerkstoffe wiederum als besonders geeignet erweisen können, um die entsprechenden Materialstrukturen von biotischen  Ausgangs- oder auch Vorzugs-Materialien organologischer Technikentwicklungen in wiederum technischer Weise „nachzubauen“, oder eben auch entsprechend zu verbessern.
Das könnte für mein Verständnis aber höchsten als „bio-analog“, aber keinesfalls mehr als eigentlich „biotisch“ oder etwa „biogen“ bezeichnet werden.
Ganz anders verhält es sich wiederum, wenn wir audioorganologisch relevante Stein-Materialien bedenken wollen.
Da können wir es eben auch mit biogenen Konfigurationen in Form von entsprechenden Versteinerungen zu tun haben. Und dementsprechend müsste dieser biotische Hintergrund jeweils zu entsprechenden Konfigurationen bei „Lithophonen“ (also Solidophonen aus Steinmaterialien), aber  beispielsweise auch bei entsprechend aus Versteinerungen herstellbaren Aerophonen usw., jeweils mitbedacht werden.
In systemisch wieder ganz anderer Hinsicht wären aber auch Glasmaterialien eingehender zu bedenken, da zu diesen schließlich die Frage gestellt werden kann, inwieweit sie aufgrund ihrer physikalischen „Fließeigenschaften“ nicht auch im Zusammenhang mit der audioorganologisch grundsätzlichen Frage nach „Flüssigkeitsklingern“ bedacht werden müssen.
(20)
Beim Erwerb dieses Instrumentes wurde mir vom Verkäufer versichert, dass es sich um ein Musikinstrument aus deutscher Produktion handelt, welches im Auftrage der deutschen Wehrmacht eigens für das Spiel von Militärmusik unter den Kältebedingungen Sibiriens hergestellt worden sei...
Eine meiner Meinung nach in mehrfacher Hinsicht irgendwie typisch deutsche Musikinstrumenten-Legende.
Ebenso begegnete mir auch angesichts der aus Kautschuk hergestellten sowjetischen Oboe dieser Sammlung einmal die Meinung, dass dieses Material doch wohl wegen der russischen Kälte, zur Vermeidung  von Rissen gewählt worden sei…
(21)
Der Hinweis, dass es auch (ebenfalls aus Holz hergestellte) Tarogatos mit ’Saxophongriffweise’ gibt, ist mir mehrfach in Rumänien begegnet; - freilich ohne dass mir jemals ein solches Instrument begegnete.
Dabei kann vielleicht auch bedacht werden, das zuweilen – bis hin zu bestimmten Firmenkatalogen – auch von Klarinetten mit besonderen „Saxophongriffen“ die Rede ist.
(22)
Siehe dazu wiederum C. Sachs  und E. M. von Hornbostel in ihrem Vorwort zu ihrer Systematik, in:
Erich M. von Hornbostel / Curt Sachs: „Systematik der Musikinstrumente: Ein Versuch“. Zeitschrift für Ethnologie 46 (1914).


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